Kapitel 77
Jakob POV
Es war interessant zu beobachten, dass in den nächsten Tagen, bis zu unserem verabredeten Wochenende Harry wirklich immer öfter über die Session mit Blake und Filou sinnierte, statt über seine Einzelsession mit Tim.
Ich nahm das tatsächlich eher amüsiert zur Kenntnis, sah aber bei Lou, dass ihn das zunehmend zu stören schien. Gespannt wartete ich darauf, dass der erste spitze Kommentar kam, doch ich wurde wirklich, bis zum Donnerstag vor dem Wochenende warten gelassen.
"Sag mal, was hat Filou dir heimlich versprochen?", kam es, als wir abends beim Fernsehen saßen und Harry mich einmal mehr über die mir wissentlichen Erfahrungen von Filou ausfragte.
"Wieso?", Harry sah seinen Mann und dieser schüttelte nur den Kopf.
"Man hat ja das Gefühl, der zieht dich plötzlich an, wie Motten das Licht. Du bist ja aufgeregt wie eine 13 Jährige vor ihrem ersten Date, dabei hast du morgen eine viel wichtigere, viel aufregendere Aufgabe vor dir, mit Tim. Wage es dich, das mit Filou in deinem Kopf zu versauen!", Lous Stimme war angeschwollen und nichts davon war Spaß, sondern jedes Wort sauer und bitter ernst gesprochen.
"Ich, was...", Harry sah hilflos zu mir, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Das war jetzt ein Ding, was er mit Lou auszutragen hatte. Ich würde mich raushalten. Wir hatten alle dieser Session in den Rahmenbedingungen zugestimmt und wenn Lou nun ein Problem hatte, musste er das erstens sagen und wenn es nur Harry betraf, mit ihm klären.
"Du sprichst seit zwei Wochen von kaum etwas anderem mehr.", Lou warf die Hände in die Luft, traf dabei aus Versehen fast Luca, der sich zum Glück ein Stück zur Seite geworfen hatte. "Filou hier, mit dem mach das und das... und ja, der kann ja mehr vertragen und ja... "
Selten war Lou so aufgebracht und ich war mir nicht mal sicher, ob das wirklich Eifersucht war, oder ob er einfach nur absolut genervt von Harrys Verhalten war.
"Na ja, ich... Ich muss mich ja da seelisch drauf vorbereiten.", kam es kleinlaut von ihm zurück und ich seufzte innerlich auf. Welch eine dumme Ausrede.
"Ach ja, und auf Tim nicht oder was? Der der eine tolle Session haben soll, damit er vielleicht auch die Genüsse Sub zu sein toll findet? Komm mal wieder auf den Boden, sonst war es das mit Samstag.", Lou stand auf, stemmte die Hände in die Hüften.
"Man könnte ja meinen, du hast dich in Lucas besten Freund verguckt, plötzlich.", damit rauschte er aus dem Zimmer und ich sah zu meinem Mann, der sich die Decke ein Stück höher vors Gesicht zog, scheinbar am liebsten verschwinden würde.
"Was hat er denn für ein Problem? Er übertreibt masslos!", nun polterte Harry zurück, sah mich nach Beifall heischend an, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Wenn du meine Meinung hören willst, ich finde dich auch äusserst auffällig, seit dem letzten Treffen mit Blake und Filou.", nun schluckte Harry und sah zu Luca an, der ebenfalls nickte.
"Aber... aber...", er fuhr sich mit der Hand in den Nacken, stand auf und lief hin und her.
"Nichts aber. Es ist wie es ist, Sunny. Geh zu Lou, sprich mit ihm. Ich persönlich glaube, dass du nicht in Adam verguckt bist, sondern lediglich eine massive sexuelle Anziehung spürst. Das ging vielen Doms die letzten Jahre so, mit ihm. Aber genau das musst du Lou sagen, sonst denkt er noch was Falsches."
Harry seufzte und verschwand kurze Zeit später vermutlich nach oben zu Lou.
"Oh je. Hoffentlich streiten sie sich nicht. Das das passiert habe ich schon die ganzen Tage befürchtet.", Luca befreite sich wieder ein Stück von der Decke und ich nickte zustimmend.
"Ich habe mich auch gewundert, dass sich Lou das so lange anschaut. Mal gucken, was der Konsens sein wird. Vielleicht sagt er, wir spielen gar nicht, oder Harry darf Filou nicht anrühren..."
XXX
Harry POV
"Lou, mach die Tür auf.", ich klopfte gegen die Bürotür, hinter der er sich verschanzt hatte und erst mit einem wütenden Schnauben hörte ich kurze Zeit später das Klicken des Schlüssels und die Tür öffnete sich.
"Sag mal, was sollte denn bitte der Dramaabgang?", fragte ich und trat in den Raum, sah wie Lou sich wieder auf seine Couch setzte, die Gitarre, die er scheinbar gerade vorher spielen wollte wieder auf den Ständer stellte.
"Dramaabgang? Hast du dir die letzten zwei Wochen mal zugehört?", ich wusste das mein Mann ernsthaft sauer war. Nicht ein bisschen, nein, richtig!
"Ich, Lou.", ich fuhr mir durch die Haare. "Ich liebe dich, ich liebe Jakob und Luca, aber ich empfinde nichts als sexuelle Anziehung für Filou.", versuchte ich es über den Weg, der mir am sinnvollsten erschien, doch leider hatten die Worte nicht die Wirkung, die ich mir in dem Moment erhofft hatte.
"Ja ja ja... Du liebst uns... aber denkst nur an einen anderen? Ich weiss echt nicht was ich noch denken soll. Ehrlich. Ich bin extrem enttäuscht, auch in Bezug auf die Vorbereitungen für Tim. Ich bin...", er stand auf, schüttelte den Kopf. "Fasst du Filou am Samstag einmal an, sind wir geschiedene Leute, Harry.", er stand vor mir, sah mir direkt in die Augen. "Und das meine ich verdammt ernst.", damit ließ er mich stehen und verließ den Raum.
Vollkommen verdatterte sah ich ihm hinterher. Konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. Er hatte unsere Beziehung, unsere Ehe, alles in Frage gestellt? War er wirklich so eifersüchtig, dass er meinte mir das Spiel mit Filou verbieten zu müssen? Vertraute er mir wieder so wenig?
"Darf ich?", Jakob klopfte und betrat das Zimmer. "Lou schickt mich hoch.", sagte er nun und ich zuckte mit den Schultern, stolperte rückwärts zur Couch und sah auf die gegenüberliegende Wand, bevor ich erzählte, was Lou mir gerade an den Kopf geworfen hatte.
"Und jetzt bist du was? Sauer, enttäuscht, wütend?", fragte der Ältere und sah mich mit gerunzelter Stirn an.
"Von allem etwas. Sauer, weil er mich unter Druck setzt, enttäuscht, weil er mir nicht vertraut und wütend, weil, weil...", ich zuckte mit den Schultern und griff nach dem Kissen, drückte es vor meinen Bauch.
"Kannst du ihn nicht ein bisschen verstehen?", die Stimme klang recht neutral und doch wusste ich, dass Jakob vermutlich gerade mehr auf Lous Seite stand.
"Nein!", ich stemmte meine Hände in die Hüften. "Nein, kann ich nicht! Das ist doch ein Spiel, ich will nichts von Filou. Ich will seinen Körper besitzen, ich will ihn haben, ja aber doch nicht den Menschen dahinter?"
Jakob runzelte die Stirn. "Aber es ist doch der Mensch hinter dem Körper, der dich reizt. Das Freche, das Blitzen in seinen Augen, die Provokationen, die er sucht."
Ich seufzte, nickte leicht. "Schon, aber das hat doch nichts mit Liebe zu tun."
"Im ersten Step vielleicht nicht.", Jakob ließ sich neben mich fallen. "Aber ich kann dir sagen, dass ich ein ähnlich schlechtes Gefühl habe, wie Lou, wenn ich an dich und Filou denke."
Vollkommen geschockt sah ich den Mann neben mir an. "Was?", kam es nicht ganz intelligent und er nickte.
"Ja, du schwärmst von ihm. Du siehst ihm nach, wenn er im Raum ist oder diesen verlässt. Du hängst regelrecht an seinen Lippen. Möglicherweise ist das wirklich alles weg, wenn du ihn einmal gehabt hast. Aber was wenn nicht?", die dunklen Augen fixierten mich und plötzlich fühlte ich mich elend. Ich war mir tausendprozentig sicher, dass nichts ausser körperliche Anziehung da war. Warum verstand das nur keiner hier?
"Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun, Jakob.", sagte ich verzweifelt, merkte wie mir die Tränen in die Augen schossen. "Meinetwegen brauchen wir Blake und Filou auch gar nicht mehr treffen, das ist mir egal. Ich liebe euch verdammt, euch. Niemanden sonst. Ich will auch niemanden sonst da haben.", ich warf die Hände nach oben.
"Jetzt lasse ich mich gehen, lasse den Prozess über mich laufen, lasse mich fallen in die Szene und dann... dann...", ich sprang auf, fühlte wie Trotz in mir aufstieg.
"Das war es jetzt für mich. Endgültig. Spielt ihr, wenn ihr das wollt. Macht was ihr wollt, aber haltet mich da raus. Der Club ist für mich gestorben, BDSM ist für mich gestorben. Ihr wollt mich falsch verstehen. Gut. Dazu habe ich aber keine Lust mehr. Macht euren Mist allein!", ich sprang auf, sah Jakob an.
"Ich fahre zu den Jungs, schlafe da. Wartet nicht auf mich!"
XXX
Jakob POV
Langsam ging ich die Treppe runter und sah in geschockte Gesichter von Luca und Lou, die nur auf die Haustür starrten.
"Was war denn da los?", fragte Luca und ich seufzte nur.
"Er ist komplett ausgeflippt. Will alles hinwerfen, was das Spielen angeht. Er sagt, wir verstehen ihn falsch, wollen ihn nicht verstehen. Jetzt wo er sich endlich komplett öffnet, genießt und auch anderen Zugang gewehrt... Er wollte zu den Jungs, hat er gesagt."
In Lous Augen konnte ich direkt Erleichterung sehen, sah wie er eine WhatsApp an seinen Sohn schickte.
"Er soll Bescheid geben, wenn Harry da ist.", erklärte er und ich lächelte, nickte.
"Es ist nicht ganz einfach mit ihm.", Luca schien sich für die Worte schon wieder zu schämen, doch letztlich war es ja nicht falsch.
"Nein, das ist es nicht. Aber wir alle haben unsere Fehler und Macken und damit müssen wir leben. Ich denke er bekommt sich wieder ein. Dennoch werde ich die Session mit Blake und Filou absagen. Das wäre unter den gegebenen Umständen eine absolute Schnapsidee. Ausserdem stelle ich mich vorsichtshalber darauf ein, Tim morgen Abend eine schöne Session zu bereiten. Harry würde ich aktuell nicht an ihn heranlassen wollen."
Lou nickte, senkte nun langsam den Kopf und ich wusste, dass er mit den Tränen kämpfte. Überhaupt fand ich ihn enorm stark, in dieser Situation.
"Hey.", ich setzte mich neben ihn, zog ihn an mich. "Das wird wieder. Ich bin sicher, dass Harry die Wahrheit sagt und da wirklich nicht mehr für Filou ist. Aber er muss eben auch lernen, dass es Grenzen gibt, die seine Partner setzen, die man nicht überschreiten sollte. Hättest du dich so benommen... Wir erinnern uns an das DomTrainingscamp und wie er da ausgeflippt ist."
Luca sah mich an, nickte. "Ja, er misst da unter Umständen mit zweierlei Maß. Ich denke die Auszeit bei den Jungs wird ihm gut tun. Und dann können wir hoffentlich morgen, bevor Tom und Tim kommen nochmal reden.
"Ja. Ich denke das wird so kommen. Ich rufe kurz nochmal Tom an, schildere ihm was los ist und ob Tim auch mit mir einverstanden wäre."
"Ist er garantiert.", Lou zog einmal die Nase hoch, sah mich dann schief lächelnd an. "Ich denke eh, dass du die bessere Wahl bist, für gute erste Suberfahrungen."
Erstaunt sah ich Lou an, doch der winkte nur ab und ich ließ den letzten Satz so stehen, wie er ihn gesagt hatte.
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