Kapitel 11
Jakob POV
Harry saß auf seinem Stuhl, kreideweiß. Seine Hand war um die Tasse gekrampft und ich merkte, dass er regelrecht um Luft rang.
"Hey, hey.", lief ich auf direktem Weg auf ihn zu, legte meine Hand auf seinen Rücken, drückte sein Kinn zu mir hoch. "Was ist los?", fragte ich aufgebracht und sah Lou an, der leicht peinlich berührt nach unten sah, sich auf die Lippe biss.
"Na ja, ich... also... Ich hatte nur eine Idee vorgetragen, nichts sonst. Scheinbar war Haz da ein wenig schockiert.", kam es leicht verunsichert und ich sah zu dem Mann vor mir, der langsam wieder mehr Farbe bekam.
"Was genau hast du vorgeschlagen?", hakte ich nach, hörte Luca die Sachen auf die Spüle stellen und zog mir den Stuhl neben Harry zurecht, ließ mich darauf sinken.
"Timmy und Liam, also die beiden, die wünschen sich nochmal eine Session mit uns Vieren.", ich runzelte die Stirn. Das war sicher noch nicht das, was Harry so schockiert haben könnte. Das war ja noch ein recht legitimer Wunsch, nach dem letzten Mal.
"Aber das wird Sunny sicher nicht so aus dem Tritt gebracht haben.", brachte ich an und Lou nickte, fuhr sich durch die Haare und sah zu Luca, der sich nun neben ihn fallen ließ, ihm einen Kuss auf die Wange drückte.
"Nein. Das, also... Es wäre nicht Luca, Timmy oder ich, mit dem Liam spielen wollte, sondern er wollte gern mit Harry spielen. Er wollte mit ihm unter deiner Aufsicht das mit der Atemkontrolle machen.", brachte er hervor und ich hob die Augenbrauen, merkte wie mein Mund sich öffnete und wieder schloss.
Das Liam sich für das Thema schon länger interessierte, wusste ich tatsächlich. Er hatte schon häufiger darüber mit mir gesprochen, aber da Timmy so absolut gar nicht dafür zu haben war, noch keinerlei Gelegenheit gehabt, überhaupt annähernd in die Richtung zu gehen.
"Und weil Harry das bei mir zulässt habt ihr gedacht, er würde das auch mit Liam machen?", fragte ich nun und Lou schluckte, nickte dann langsam.
"Es war ja auch nur eine Idee, ein Vorschlag. Liam hat es sich nur so sehr gewünscht und ich hatte gesagt, dass ich ja mal fragen könnte. Mehr als nein sagen, war ja nicht drin.", noch immer etwas zerknirscht sah Louis zu Harry rüber, der nun einen Schluck vom Kaffee nahm, sich wieder gänzlich gefangen hatte.
"Ich weiß nicht, ob ich das kann.", kam es von ihm neben mir. "Dir vertraue ich mein Leben an, Jakob. Aber Liam?", er schüttelte langsam den Kopf, sah mich ein Stück weit nach Hilfe suchen an.
"Sunny, das ist wenn absolut ganz allein deine eigene Entscheidung, ob du dich darauf einlassen kannst und möchtest. Rein theoretisch gesehen, muss Atemreduktion ja nicht im ersten Step bereits heißen, dass er dir am Hals oder mit Händen über Mund und Nase komplett die Luft nimmt. Er könnte unter meiner Aufsicht ja auch erstmal nur mit Knebel arbeiten, sodass man sieht, wie er auf das alles reagiert und dann schauen, ob man ihm zutrauen kann, auch weiterzugehen.", schlug ich vor.
Er nickte langsam, schien darüber nachzudenken. "Die Frage ist jedoch erstmal grundsätzlich, ob du überhaupt mit Liam noch einmal spielen möchtest. Ob du es ertragen könntest, dass er die Entscheidungsgewalt dir gegenüber ausübt und du quasi sein Sub wärst in der Situation. Erst musst du das für dich selbst klären. Dann kann man ggf. über die Ausgestaltung der Session nachdenken. Ich finde es nur ungünstig, dass er nur mit dir darüber geredet hat und nicht zum Beispiel auch mit mir.", ich schüttelte innerlich den Kopf. Liam wusste ganz genau, dass er an mir und meiner Zusage eh nicht vorbei kommen würde und ich fragte mich gerade, ob vielleicht Lou der war, der das Ganze eher forciert hatte, als Liam selbst.
"Na ja...", kam es dann auch. "Ich, also...", wand er sich ein weiteres Mal. "Vielleicht hab ich ihn da auch ein wenig reingequatscht."
Nun fiel nicht nur mir, sondern auch Luca und vor allem Harry die Kinnlade runter.
"Du hast was?", fragte dieser nun auch direkt und Louis wurde rot um die Nase.
"Es ist, wir haben uns halt unterhalten und ich fand die Idee eben spannend. Das ihr drei, also...", Luca sah zu mir, grinste inzwischen während ich noch immer leicht fassungslos die ganze Situation auf mich wirken ließ.
"Du hattest die Fantasie, dass Liam mich bewusstlos würgt?", fragte Harry nun vollkommen entrüstet und da ich Angst hatte, dass das ganze hier gleich unschön eskalieren würde, an unserem ersten Tag des Zusammenwohnens, stand ich auf und sagte laut: "Stop".
Ich hatte einen Moment gebraucht, um alle wieder zu erden und zu beruhigen. Louis hatte nochmal ganz genau erklärt, was er an der Idee reizvoll fand und Harry hatte sich seine Erklärung angehört und war daraufhin auch langsam wieder runtergekommen.
"Na gut, ich verstehe.", sagte er irgendwann und Luca und ich atmeten gleichzeitig erleichtert aus.
"Schön. Also, ich denke jeder denkt über diese Art der Konstellation für sich selbst nach. Kann und will er so etwas erleben. Das gilt für Harry, genau wie für dich Luca, denn auch du müsstest für dich entscheiden, ob dir danach wäre, ein Spiel mit Timmy zu haben.", ich sah in die grauen Augen, kannte natürlich die Antwort schon, aber dennoch wollte ich, dass auch er für sich die Entscheidung noch einmal überdachte.
"Wir sprechen uns zu dem Thema heute beim Abendessen noch einmal. Dann kann jeder seine Entscheidung mitteilen und dann, wenn sie einstimmig als ein Ja ausfallen sollte, spreche ich mit Liam. In Ordnung?", ich sah in die Runde, alle nickten und somit war der erste kleine Konflikt, das erste kleine Problem in unserer neuen Wohngemeinschaft hoffentlich vom Eis.
XXX
Den gesamten Tag über verbrachten wir erneut damit, die Kartons auszupacken, Dinge einzuräumen und sauber zu machen. Vollkommen kaputt ließ ich mich gegen Abend aufs Bett sinken. Ich war eben auch keine 20 mehr und das schien mir mein Körper jetzt zu sagen.
"Du musst mal wieder mehr trainieren, glaube ich.", Luca, der gerade geduscht hatte, stand nur in Briefs vor mir und schlüpfte gerade in seine Trainingshose.
"Werd mal nicht frech.", sagte ich, wusste aber, dass er mit dem was er sagte leider absolut richtig lag.
"Es ist ja nur, dass du doch selbst merkst, wie kaputt du bist, oder?", fragte er und ich schmunzelte, als er zu mir aufs Bett krabbelte, sich hinter mich kniete und begann meinen Nacken zu massieren
"Du hast schon Recht.", gab ich leise zu und ich wusste, dass er gerade feixte, aber auf der einen Seite freute ich mich auch darüber.
Seit April da war, wir 24/7 aufgegeben hatten, war er in der Persönlichkeit noch weiter gewachsen. Er traute sich mehr, lehnte sich auch mal auf oder stand mir gegenüber mehr für seine Meinung ein.
Natürlich reichte ein scharf gesprochenes Wort von mir immer noch aus, um ihn wieder einzunorden, doch das wollte ich eigentlich gar nicht. Mir gefiel es, wie er jetzt war und außerdem boten sich mir dann immer wieder Bestrafungsanlässe, die ich bei Sessions nutzen konnte, um Szenen zu kreieren.
"Wir können ja dann, sobald wir fertig sind wirklich eine Stunde zusammen in unser Hausgym gehen. Harry zieht das ja auch durch und das können wir auch. Die letzten Monate waren einfach zu ereignisreich, zu viel zu tun, um da auf den Körper entsprechend zu achten, aber ja, wir werden das ändern.", sagte ich ihm energisch zu und ließ mich dann in seine erfahrenen Finger fallen, die mir mit gezielten Handgriffen die verkrampfte Muskulatur zu lockern vermochten.
XXX
"Und?", fragte ich, nachdem wir alle aufgegessen hatten, einen Schluck vom Rotwein nahmen, den Harry zu dem Essen das er gekocht hatte, servierte.
"Also von meiner Seite spricht nichts dagegen, aber das ist denke ich auch kein Wunder.", sprach Lou als erster und ich nickte ihm zu. Sah dann zu Luca, der sich direkt anschloss, sogar sagte, dass er selbst schon einmal wieder die Idee gehabt hatte, die anderen beiden mit zum Spielen zu nehmen, solange ich Liam im Griff behalten würde.
Meine Meinung hielt ich zurück und sah nun Harry an, der sich durch sein Haar fuhr. "Also gut. Wir können das machen. Aber...", er holte tief Luft und sah mich intensiv an. "Ich will, dass du die gesamte Zeit an meiner Seite bist. Du wirst mich mit Liam nicht eine Sekunde allein lassen, wenn ich in seiner Gewalt bin. Ich will keine Angst bekommen müssen, keine Retraumatisierung, weil er sich nicht im Griff hat. Das musst du mir versprechen, Jakob."
Ich lächelte, spürte wieder diese tiefe Liebe und Zuneigung, die er mir mit dieser bitte zeigte. Er vertraute mir so sehr und natürlich würde ich dieses Vertrauen nicht brechen.
"Natürlich verspreche ich es dir, Sunny. Dir wird kein Leid geschehen, was du nicht vertragen kannst. Ich bin immer da, werde Liam beaufsichtigen, anleiten und zur Not auch aus dem Verkehr ziehen. Du hast mein Wort.", ich stand auf, packte sein Kinn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, um meinen Worten noch einmal Nachdruck zu verleihen.
"Gut. Dann soll es so sein.", ich sah noch einmal in die Runde und da keine Einwände kamen sagte ich ruhig. "Dann werde ich nachher mit Liam telefonieren und einen Termin absprechen. Vielleicht...", ich überlegte, runzelte die Stirn. "Die Mädels kommen doch erst übermorgen wieder. Was haltet ihr von morgen Abend?", fragte ich und bekam eine eindeutige Zustimmung.
"Aber wir spielen im Club.", kam es dann plötzlich sehr bestimmt von Harry. "Ich will auf neutralem Boden spielen, nicht hier.", ich schmunzelte über den Wunsch, nickte dann aber.
"In Ordnung. Ich kann das verstehen. Dann werden wir es bei Tom im Club machen. Sonst noch irgendwelche Restriktionen, die ich ihm direkt im Vorfeld mitteilen soll?"
Ich wartete einen Moment und da meldete sich Louis zu Wort. "Ja, ich bin tabu was Schläge von ihm angeht. Keine Bestrafungen seinerseits bei mir. Ich bin einfach nicht dafür gemacht, die Härte einzustecken und von daher, wenn eine Bestrafung fällig wird, dann nur von dir."
Die Bedienung konnte ich absolut verstehen und da hob auch Harry die Hand. "Dem schließe ich mich für mich an. Keine Schläge!"
"Verstanden. Du Sweatheart?", ich sah meinen Mann an, der seinen Kopf zur Seite legte.
"Wenn dann in Maßen, aber ich bin mir sicher, dass du früh genug einschreiten würdest, wenn er es übertreibt. Von daher, nein, für mich kein No Go, ausser den Dingen auf den Listen.", stimmte er als Letzter zu.
"Sehr gut. Dann würde ich sagen, räumt ihr hier auf, ich gehe telefonieren und dann treffen wir uns auf der Couch wieder?", zustimmendes Gemurmel und nach einem Kuss für jeden verschwand ich in unseren eigenen Hausteil und wählte Liams Nummer.
XXX
Na, gute Idee oder wird das eher eine Katastrophe?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro