Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 1

Es ist verrückt wie gradlinig das Leben manchmal verläuft und das es dennoch nur eine einzige Begegnung benötigt, damit alles aus den Fugen gerät und nichts mehr ist, wie es mal war. Und das Unfaire daran ist die Tatsache, dass wir noch nicht einmal gefragt werden, ob wir dazu bereit sind. Wir haben keine Wahl. Und mit einem Mal erscheint jeder noch so schöne Ort verdorben und mit jedem Moment fällt das Atmen schwerer.

Sie atmet seufzend aus, legt den Stift zur Seite und betrachtet die geschriebenen Worte. Und obwohl es ganz sicher nicht der schlechteste Textanfang der letzten Wochen ist, reist sie dennoch den Zettel aus ihrem Notizblock und wirft ihn in den nächsten Mülleimer. Zielsicher versenkt sie ihn in dem grauen Behälter. Kein Wunder, immerhin haben es schon dutzende Zettel hinein geschafft. Vielleicht ist sie zu kritisch mit sich selbst oder womöglich fehlt ihr einfach nur die Begabung, denn keiner ihrer Entwürfe hat sie je zufrieden gestellt. Wie viele Seiten wird es noch dauern, bis sie eines Tages die eine Idee hat, die Worte welche wie von selbst auf das Papier niedergeschrieben werden und ihr Traum wahr wird. Sie ihren ersten Roman veröffentlicht.

Doch wie soll sie eine Geschichte über etwas schreiben, dass sie selbst noch nicht erlebt hat? Natürlich war sie mit ihren zweiundzwanzig Jahren schon einmal verliebt. Sie weiß wie sich das Gefühl der Schmetterlinge im Bauch anfühlt, das Kribbeln, die Neugierde, die Nervosität. Und dennoch waren keine ihrer Begegnungen auch nur ansatzweise dazu bestimmt gewesen, Grundlage für einen ihrer Romane zu werden. Und so denkt sie sich Geschichten aus. Stellt sich vor wie es wäre den Traumprinzen zu finden und am Ende verliert sie sich in dieser Welt, bis sie aufwacht und die Anfänge jeder Geschichte den Weg in den Müll finden und keine davon die Chance auf ein Happy End bekommt.

Sie packt ihren Notizblock und die Stifte zusammen, schiebt leise den Stuhl zurück und sieht sich dann unauffällig in der Bibliothek um. Hier fällt es ihr am einfachsten ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und konzentriert zu arbeiten. Und trotzdem ist sie heute genau so weit wie gestern, vorgestern, die Woche oder den Monat zuvor. Bei null.

Sie geht zu den Schließfächern, schnappt sich ihre Tasche und räumt ihre Sachen ein. Es ist ein Sonntag und bereits 18 Uhr. Kein Wunder, dass sie beinahe allein hier ist. Als sie das moderne Gebäude verlässt empfängt sie eine Wonne viel zu warmer, schwüler Luft. Sie setzt sich die Sonnenbrille auf die Nase und bahnt sich dann den Weg durch die Gasse zur Haltestelle der Straßenbahn. Sie spaziert an dem kleinen Café vorbei, in welchem sie und Tessa, ihre beste Freundin, oftmals in ihren Vorlesungspausen sitzen. Schon bald sitzt sie in der Bahn und lehnt erschöpft ihren Kopf gegen die Scheibe. Doch auch diese hat den kühlenden Effekt schon längst verloren und ist heiß aufgeladen. Die Brünette zuckt zurück und kramt in ihrer Tasche nach den Kopfhörern. Wie gern hätte sie jetzt anstelle des heißen, erdrückend Sommers einen angenehmen Herbst oder einen weißen Winter. Seufzend blickt sie sich in der Bahn um, bevor sie sich die Kopfhörer in die Ohren steckt und ihre neuste Eroberung aus der Tasche zieht.

Sanft fährt sie über den schwarzen Einband und öffnet es. Sie hasst die Tatsache, dass ihr während des Studiums keinerlei Zeit für ihr Hobby bleibt. Weder zum Schreiben noch zum Lesen. Warum nochmal musste sie sich für Jura entscheiden? Viel zu oft hat sie sich diese Frage im letzten Jahr gestellt und viel zu selten konnte sie sich diese wirklich beantworten. Zumindest nicht so, dass sie ihrer eigenen Antwort Glauben schenken konnte.

Aber genau deshalb ist es wichtig solche Momente zu nutzen. Sie blättert in Thomas Hardy's Meisterwerk Tess auf die letzte von ihr gelesene Seite.

„Ihre Liebe zu ihm war jetzt Atem und Leben ihres Seins, sie umfing sie wie ein Lichtkreis, verklärte sie bis zum Vergessen ihres früheren Leids und hielt die düsteren Geister zurück, die hartnäckig weiter versuchten, sich ihrer zu bemächtigen – Zweifel, Furcht, Niedergeschlagenheit, Unruhe, Besorgnis, Scham." – Kapitel 31, Tess, Thomas Hardy

Wie gern würden ihr solche Worte einfallen. Worte welche in anderen Emotionen hervorrufen – Sehnsucht, Verlangen, Trauer, Wut – eigentlich egal welche. Doch am Ende ist es unmöglich einen Liebesroman zu schreiben, ohne jemals wirklich geliebt zu haben. Und es ist auf der gleichen Ebene unmögliche Liebesromane zu lesen, ohne die eigenen Ansprüche für die eigene Liebesgeschichte viel zu hoch zu stecken.

Es ist die Endhaltestelle an welcher sie aussteigt und die fünf Minuten zu ihrer Wohnung läuft, welche sie sich mit ihrer Schwester Maddy teilt. Vor drei Jahren sind sie gemeinsam ausgezogen und es war beinahe selbstverständlich, dass sie zusammenziehen würden. Miri und Maddy – als Geschwister waren sie unzertrennlich. Es gab die eine nicht ohne die andere. Und das obwohl sie beide wahrscheinlich unterschiedlicher nicht hätten sein können. Sie betrachtet das Gebäude, in welches sie damals eingezogen waren. Es ist ein Altbau, welcher mühevoll renoviert wurde und jetzt Platz für acht Wohnungen bietet. Gedankenverloren geht sie zu den Briefkästen, leert die Post und betritt dann das Treppenhaus. Erst beim Hochgehen fällt ihr auf was für einen Brief sie da überhaupt in den Händen hält.

Absender: Schwarz & Schwarz

Mit zittrigen Händen reist sie den Brief auf.

Sehr geehrte Frau Graf,

hiermit freuen wir uns Ihnen mitteilen zu können, dass sie ihr Praktikum ab dem 30.07. in unserer Firma absolvieren können.

Wir erwarten Sie am vereinbarten Tag um 08.00Uhr.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Schwarz

Geschäftsführer Schwarz & Schwarz

Sie bleibt stehen, ihr Atem stockt und nur ein Gedanke schwebt in ihrem Kopf herum: Sie hatte es geschafft! Vor genau sechs Monaten hatte sie sich beworben, um eines ihrer Pflichtpraktika in der Rechtsabteilung dieses Wirtschaftsunternehmens absolvieren zu können. Nie hätte sie dran geglaubt, dass die Wahl der Praktikantin genau auf sie fallen würde. Nach dem Bewerbungsgespräch mit dem anwesenden Personalchef hatte sie zwar ein gutes Gefühl, wollte sich aber dennoch nicht zu viele Hoffnungen machen. Doch dieser Brief war echt. Sie hatte es wirklich geschafft! Mit einem riesigen Grinsen im Gesicht joggt sie die restlichen Treppen hinauf, bis sie eilig und mit zittrigen Fingern aufschließt, um die Tür aufzureißen.

„Maddy ich habe es geschafft!", ruft sie aufgeregt und merkt dabei zu spät, in welche Situation sie dabei hinein geplatzt war. Erschrocken hält sie sich die Hand vor die Augen. „Maddy wie oft noch: Nicht auf unserem Sofa", stellt sie genervt fest und hört das Lachen ihrer Schwester als Antwort darauf. Es kann doch nicht sein, dass sie schon wieder ihre Schwester dabei erwischt irgendeinen Typen in ihrem gemeinsamen Wohnzimmer flachzulegen. Die Hand immer noch schützend vor die Augen gelegt tastet sie sich langsam an der Wand entlang und gelangt letztendlich in die Küche. Seufzend lässt sie sich auf den Barhocker der Küchenzeile nieder und packt ihre Unisachen aus. Sie hat mit diesem Praktikum eine einmalige Chance bekommen und so würden ihr womöglich später viele Türen offenstehen. Dennoch wäre all das vollkommen umsonst, wenn sie ihr Examen nicht mit Bravour bestehen würde. Daher schnappt sie sich ihr Lehrbuch und versucht sich auf die Worte zu konzentrieren.

Sie hört noch wie Maddy und ihre männliche Bekanntschaft sich auf den Weg in ihr Zimmer machen. Seufzend lehnt sie ihre Stirn auf ihren Händen ab. Ihr ist jetzt im Moment nicht bewohnbar, zu dünn sind die Wände der Altbauwohnung.

Sie ist gerade dabei den letzten Inhalt der Vorlesung, als sie hinter sich ein räuspern vernimmt. Erschrocken zuckt sie zusammen und kann nicht verhindern, dass sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitet. Seine Präsenz lässt in ihr Unbehagen aufsteigen. Zu oft hatte Maddy die falsche Männerwahl getroffen und einmal musste sie selbst es für ihre Schwester ausbügeln.

„Habt ihr Gläser?", fragt er sie kurz angebunden, dennoch fällt ihr das leichte Kratzen in seiner Stimme auf und der leichte Akzent. Hat er britische Wurzeln? Einen Moment dreht sie sich um und blick ihn über ihre Schulter hinweg an. Sie ist überrumpelt, als sie bemerkt, dass er kein Shirt trägt. Ihr Blick schweift von seinem definierten Bauch zu seiner V-Linie und erst als er sich erneut räuspert wendet sie sich mit hochroten Gesicht ab. Er geht zwei Schritte auf sie zu und steht wieder in ihrem Sichtfeld, den Blick am Boden geheftet betrachtet sie seine nackten Füße. Gott seit wann waren Füße sexy? Zwei Finger legen sich unter ihr Kinn und mit einem festen und trotzdem vorsichtigen, vor allem jedoch bestimmten Blick drücken sie ihr Kinn hoch und zwingen sie dadurch ihn anzublicken.

Grau – es ist faszinierend wie sehr er ihren Blick festhält. „Gläser?", fragt er erneut.

Sie deutet auf einen Schrank oberhalb der Spüle. Mit langsamen Schritten schreitet er darauf zu und ist sich mehr als bewusst, dass sie jeden seiner Schritte beobachtet. Sie fragt sich, ob sie jemals etwas Attraktiveres gesehen hat, als das Muskelspiel seines Rückens, als er ein Glas aus dem oberen Regal nimmt. Wahrscheinlich nicht, doch das kann einfach daran liegen, dass sie bisher eher zurückhaltenden Kontakt mit Männern gepflegt hatte. Vor allem mit Männern wie ihm.

Er füllt sein Glas mit Leitungswasser, ohne sie auch nur ansatzweise zu beachten. Umso überraschter ist sie, als er sich plötzlich wieder an sie wendet. „Möchtest du auch?", fragt er und deutet dabei auf ihr leeres Glas. Obwohl ihr Mund staubtrocken ist, schüttelt sie den Kopf. Nervös leckt sie sich mit der Zunge leicht über die Unterlippe. Sie denkt sich nichts dabei, möchte sich nur wieder auf ihren Text konzentrieren, doch sein Blick bleibt an ihren Lippen hängen.

Er lehnt sich an die Küchenzeile und betrachtet sie. Einnehmend – so würde sie ihn beschreiben, wenn sie jemals danach gefragt werden würde.

„Ich bin übrigens Alex.", ein leichtes Schmunzeln umspielt seine Lippen, als sie beim Klang seiner Stimme erneut zusammenzuckt und nur zögerlich den Blick hebt. „Miri", antwortet sie ihm, klappt das Lehrbuch zu und räumt die Stifte, Klebezettel und Textmarker zusammen in ihr kleines Federmäppchen.

„Es ist spät.", stellt er fest und mustert sie dabei nicht weniger intensiv. „Ist das eine Feststellung oder kommt da noch was?", fragt sie ihn spöttisch, schnappt sich ihre Zettelmappe und fegt dabei ausversehen verschiedenste Zettel vom Tisch. Er zieht skeptisch eine Augenbraue hoch. Fuck, warum sieht selbst diese Geste bei ihm gut aus?

„Du solltest schon längst im Bett liegen.", erklärt er, geht in die Hocke und hebt einige der Zettel auf. Er mustert diese neugierig, bevor Miri ihm diese grob aus der Hand nimmt. Als sich ihre Finger berühren sind es Stromschläge die durch ihren Körper wandern. Sie ist müde, gestresst und braucht dringend Ruhe. Das ist die einzig logische Erklärung, warum ihr Körper gerade in dieser Art und Weise und diesen fremden Mann reagiert.

„Und solltest du nicht gerade bei meiner Schwester im Bett liegen?", fragt sie ihn eine Spur verachtend. Er erhebt sich blitzschnell auf seiner Hocke, sodass sie jetzt vor ihm kniend den letzten Rest einsammelt.

„Ich schlafe mit niemanden in einem Bett.", gibt er monoton von sich, leert sein Glas in einem Schluck und geht dann auf sie zu. Er schüttelt unmerklich den Kopf, fast glaubt sie das er genervt ist. Warum? Er reicht ihr seine Hand und hilft ihr auf. Mit einem Mal ist er ihr so nah, dass sie sich selbst ermahnen muss zu atmen. Scheiß Schlafmangel.

„Ich werde jetzt gehen und du wirst deinen hübschen Hintern jetzt auch ins Bett verschieben.", befiehlt er ihr eine Spur zu streng. Einnehmend, Kontrollierend.

„Was gibt dir den Eindruck, dass du mir auch nur irgendwelche Anweisungen geben kannst?", fragt sie ihn spöttisch und weicht einen Schritt von ihm zurück. Umso mehr Raum zwischen ihnen ist, desto leichter fällt es ihr zu atmen.

Es ist, als würde er gerade antworten wollen, als Maddy die Küche betritt. Mit ihren Blonden offenen Haaren schwebt sie beinahe wie ein Engel an ihr vorbei, geht überschwänglich auf Alex zu und küsst ihn innig. So muss es sich anfühlen, wenn man einen eiskalten Waschlappen ins Gesicht bekommt und aufwacht. Sie ist festgefroren, sieht sich an wie die beiden eins werden. Eine Stimme in ihr schreit sich umzudrehen und zu gehen, doch ihre heimliche masochistische Ader hindert sie daran.

Dann endlich erlöst er sie, drückt Maddy leicht von sich und sieht Miri aus einem lodernden Blick an. „Ich muss los.", erklärt er, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. „Miriam", verabschiedet er sich und wieder blinkt in ihrem Kopf mit roten Buchstaben dieser Begriff auf.

Einnehmend.

„Miri, einfach nur Miri.", flüstert die Brünette, doch ist sie sich sicher, dass er diese Worte schon nicht mehr gehört hat. „Und du willst wirklich nicht über Nacht bleiben?", hört Miri ihre Schwester fragen.

„Tut mir leid Darling, ich muss morgen früh raus.", antwortet er ihr. „Sehen wir uns wieder?", fragt sie beinahe flehend, auch wenn Maddy das niemals zugeben würde. „Ich rufe dich an.", antwortet er, dann hört sie das Zufallen der Wohnungstür. Er ist weg, doch sein Geruch bleibt, ebenso wie die Anspannung in ihrem Körper, das Flattern in ihrem Bauch und die Leere in ihrem Kopf. Immer noch lediglich in ihrem Morgenmantel bekleidet, kehrt Maddy in die Küche zurück. „Wo hast du ihn denn schon wieder aufgegabelt?", fragt sie ihre Schwester misstrauisch. „In dem Club ganz um die Ecke. Eifersüchtig?"

„Nein Madeleine, ich mache mir nur Sorgen. Er wird dir das Herz brechen.", stellt sie fest und blickt dabei ihre Schwester an. „Aber doch nur wenn ich es zulasse.", antwortet diese lächelnd. „Er wird dich nicht anrufen, Maddy."

„Ich weiß und das gehört in der Welt der One-Night-Stands einfach dazu. Nicht jeder kann so sein wie du und ewig auf seinen Traumprinzen warten, welcher dann am Ende doch nicht kommt."

„Danke, Schwesterherz. Das hätte ich ja fast vergessen.", antwortet sie genervt und eine Spur zu bitter. Gedankenverloren verlässt sie die Küche und hört noch wie ihre Schwester ihr etwas hinterherruft: „Miri es war nicht so gemeint."

Gedankenverloren stellt sie sich ans Fenster, gerade noch rechtzeitig um zu beobachten wie Alex das Gebäude verlässt und über die Straße geht. Er sieht gut aus, es ist unmöglich das zu leugnen. Dennoch wünschte sie sich, ihre Schwester würde besseren Umgang pflegen. Männer wie Alex waren nichts für sie. Doch im gleichem Atemzug ist ihr bewusst, dass Männer wie er vor allem nichts für sie selbst waren. Er kann unmöglich ihr Prinz sein. Tief in ihrem inneren weiß sie es, dass er nicht der Ritter auf dem weißen Pferd sein wird. Und vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben stellt sie sich vor nicht auf der guten Seite zu stehen. Was wenn sie auf den Ritter, das Pferd und den Prinzen verzichtet? Was wenn sie sich auf den Bösewicht der Story einlässt? Was würde dann von ihr bleiben?

Er öffnet die Autotür, doch kurz bevor er einsteigt schaut er an dem Gebäude hoch. Schnellstmöglich wendet sich Miri von dem Fenster ab und dennoch weiß sie, dass er sie gesehen haben muss.

Und aus irgendeinem ihr unerklärlichen Grund verfolgen sie graue Augen bis in ihre Träume.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro