16. Kapitel
Verwirrt und entsetzt sahen wir uns um. Ich war mir so sicher gewesen, dass wir aus dem Wald entkommen würden. Offenbar hatte ich mich da aber doch ein wenig geirrt. Zögernd griff ich nach Aviras Hand.
Die Bäume um und herum ragten meterhoch auf und es schien, wenn möglich, noch dunkle geworden zu sein. Wenigstens waren die Rufe der Schattenwesen verstummt. Offenbar schienen sie tatsächlich davongeflogen zu sein. Oder... War es möglich, dass sie wirklich verschwunden waren? Und niemals wiederkommen würden?
Der Wald hatte sich verändert. Tatsächlich sahen nicht nur die Bäume anders aus, sondern der gesamte Wald. Er schien nun ein völlig anderer Ort zu sein. Es gab nur noch Bäume und keine Sträucher und der Boden war nicht länger sumpfig, sondern von Moos überzogen.
Und überall war Nebel. Er war allerdings nicht so dicht, sodass Avira und ich keine Probleme hatten, uns gegenseitig und unsere Umgebung zu erkennen.
Von den Schattenwesen waren keine Anzeichen zu sehen, keine Federn oder Gerippe, die irgendwo lagen. Sie waren einfach weg. Was natürlich nicht unbedingt schlecht war.
Aber stattdessen schien hier nun eine andere Macht aufzuhalten. Erst war es mir nicht aufgefallen, aber nun konnte ich es nicht länger leugnen. Überall um uns herum waren wispernde Stimmen zu hören, aber sie waren zu leise, um zu verstehen, was sie sagten.
"Avira...hörst du das auch?", fragte ich. "Ja", erwiderte sie verunsichert. "Karyan, was ist das?" "Ich weiß nicht...", sagte ich und machte einen Schritt in die Richtung, aus der mir das Wispern besonders laut erschien. Avira folgte mir langsam.
Ich bahnte mir einen Weg durch die Baumstämme, die enger aneinander zu stehen schienen als in dem Wald, in dem wir vor einigen Sekunden noch gewesen waren. Schließlich erreichten wir eine Lichtung. Und was ich dort sah, verschlug mir den Atem.
Es waren Geister, hunderte, tausende, die alle längst vergessene Worte vor sich hin murmelten, ein einziges Stimmengewirr.
"Avira...", sagte ich und drehte mich zu ihr um. Aber auch die Geister schienen uns nun bemerkt zu haben, denn sämtliche Köpfe drehten sich plötzlich in unsere Richtung.
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