
Kapitel 27
Wie ich einigen Tagen später den News entnehmen konnte, waren zuerst Zayn Malik (tja, mich konnte man eben nicht lange gefangenhalten) aus dem Krankenhaus und wenige Stunden später sein Komplize Louis Tomlinson aus der Haft ausgebrochen und hatten spurlos verschwinden können. Die Beamten waren ratlos, wie das passieren hatte können, und auch die Suche nach ihnen war bis jetzt erfolglos geblieben.
Ich schluckte das Grinsen hinunter, während ich den Artikel zu Ende überflog. Doch als gegen Ende von Niall Horan die Rede war, erstarb meine gute Laune und wurde von Sehnsucht ersetzt. Seit einer Woche hatte ich meinen wunderbaren Freund schon nicht mehr gesehen. Ich hatte keine Ahnung wie es ihm ging, ob er mit meiner Flucht in Verbindung gebracht wurde oder ob Liam geplaudert hatte – nichts. Ich musste eine Möglichkeit finden, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Offenbar war er nun aus dem Krankenhaus entlassen worden und durfte nun wieder zu Hause wohnen, wenn auch vorerst unter Polizeischutz, den vermutlich sein Vater organisiert hatte, der ja immer noch glaubte, ich wollte seinen Sohn umbringen oder Sonstiges mit ihm anstellen.
Unser neues Hauptquartier war in einer stillgelegten Fabrik nahe an der Zentrale des Horan-Teams. Waghalsig, ich weiß, aber sehr wirksam. Keiner der ach so gebildeten Bullen kam auf die Idee, gleich um die Ecke nach uns zu suchen – stattdessen durchkämmten sie tausendmal den Wald plus die Umgebung und eine Menge anderer dunkler Löcher, in denen wir uns mit Verlaub never ever versteckt hätten, immerhin waren wir ja doch noch Menschen, und keine Höhlenbewohner aus der Steinzeit. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ihm kurzerhand nachts einen Besuch abzustatten, doch die Tatsache, dass ohne Unterbrechung ein ziviler Wagen der Polizei vor dem Grundstück stand, hatte diesen Plan geradewegs in die Tonne wandern lassen. Ich war nur ungefähr achthundert Meter von ihm entfernt und doch unendlich weit weg ... Und in dem Kaufhaus, in dem sich die Zentrale befand, Shoppen gehen konnte ich ja wohl auch schlecht, zumal ich Shoppen verabscheute.
Doch irgendwie schien zum ersten Mal der Zufall auf unserer Seite zu stehen: Als ich an einem Nachmittag am ehemaligen Zulieferhof der Fabrik an Louis' altem Motorrad herumschraubte, lief niemand anderes als mein kleiner Blondschopf an der Einfahrt vorbei in Richtung Zentrale. Mit offenem Mund und in jeder Hand ein Werkzeug starrte ich ihm erst mal fassungslos hinterher, bevor ich begriff, dass ich keinen Geist gesehen hatte. Sofort ließ ich alles fallen und sprintete ihm hinterher. Zeit, den Spieß umzudrehen und ihm mal wieder einen schönen Schreck zu verpassen.
Niall war so auf sein Handy konzentriert, dass er meine zugegebenermaßen ziemlich geräuschvollen Schritte völlig überhörte – bis ich die Arme um ihn schlang, ihm wie bei einer perfekten Entführung eine Hand auf den Mund drückte und ihn die wenigen Meter, die er in der Zeit, in der ich gepennt hatte, weitergegangen war, zurückzerrte und mit zwei Tritten das Tor der Einfahrt zuzuschlug.
„Hey! Lass mich los!", nuschelte er wütend in meine Hand und trat nach mir, doch da wir in der Zeit im Krankenhaus so oft miteinander gerangelt hatten, kannte ich seine Techniken mittlerweile schon zur Genüge, sodass ich mit Leichtigkeit ausweichen und mich um ein paar blaue Flecken drücken konnte.
„Z?" Louis stand in der Tür zum Fabrikgebäude und starrte mich verblüfft an. „Was soll das denn werden? Ist das nicht ..." Mit einem heftigen Kopfschütteln brachte ich ihn zum Schweigen, doch Niall hatte seine Stimme offenbar schon erkannt, denn er entspannte sich deutlich und ließ sich mitziehen, bis Louis, der mittlerweile ebenfalls grinste, die Tür zugemacht hatte und uns hinterherdackelte. An einem der Stühle, die wir aus dem alten Hauptquartier retten konnten, angelangt, drückte ich Niall hinein und begann dann, seine Hosentaschen abzusuchen.
„Zayn, du Idiot!", motzte er. „Was zur Hölle soll das? Und was suchst du eigentlich?"
„Gefunden." Lächelnd hielt ich die Handschellen hoch, die Niall, wie ich vermutet hatte, immer mit sich herumtrug. Sofort sprang er auf, wurde jedoch von Louis zurückgehalten. „Was soll das werden? Wollt ihr mich etwa wieder kidnappen?" In seiner Stimme schwang ein leicht amüsierter Unterton mit, als ich die Schellen um sein Handgelenk zuschnappen ließ und die zweite an meiner eigenen Hand festmachte. „Ich will nur, dass du nicht gleich wieder gehst." Bevor er etwas entgegnen konnte, hatte ich ihm schon einen Kuss auf die Lippen gedrückt, den er ohne zu zögern erwiderte und mich am Kragen meines T-Shirts noch weiter zu ihm hinunterzog. „Hatte ich nicht vor", flüsterte er lächelnd. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass dieser Schrottkoloss hier euer neues Quartier ist."
„Wie denn?" Ich zog mir einen weiteren Stuhl heran und setzte mich ihm gegenüber, so nah, dass sich unsere Knie berührten. „Was hattest du hier eigentlich zu suchen? Ich wusste gar nicht, dass dein Vater dich wieder unbeaufsichtigt herumlaufen lässt."
„Ähem." Seine Wangen überzogen sich mit einem leichten Rot. „Tut er auch nicht. Ich war auf dem Weg zu Harry, als dieser Bodyguard-Typ kurz abgelenkt war."
„Und die Gelegenheit hast du natürlich beim Schopf gepackt und bist abgehauen", vollendete ich seinen Satz belustigt. Das sah ihm ähnlich.
„Hättest du was anderes gemacht? Langsam geht es mir furchtbar auf den Senkel. Ernsthaft, nicht eine einzige Sekunde kann ich allein sein! Fehlt gerade noch, dass ich mit den Sicherheitsleuten in einem Bett schlafen muss!" Aufgebracht warf er die Arme in die Luft, wobei mein eigener natürlich mitgerissen wurde, was ihm zum Glück wieder sein strahlendes Lachen aufs Gesicht zauberte. „Ich wusste, dass das mit den Handschellen eine schlechte Idee war."
„Bevor irgendjemand mit dir in einem Bett – oder in einem Zimmer – schläft, muss er an mir vorbei", grollte ich. „Nicht, dass er sich noch an dich heranmacht. Verübeln könnte man es ja niemandem."
Wieder wurden seine Wangen flammend rot und er versetzte mir einen Knuff gegen die Schulter. „Ha ha."
„Leute, ich will eure traute Zweisamkeit ja nicht zerstören, aber auf der Straße laufen Polizisten herum, die ganz offensichtlich nach einem gewissen Iren suchen", meldete Louis von der Tür her.
Seufzend sahen wir einander an. Und schon wieder mussten wir uns aufteilen, wo wir uns gerade erst wieder gefunden hatten. Dann fiel mir noch etwas ein. „Liam! Hat er ... geplaudert?"
Niall schüttelte langsam den Kopf. „Bis jetzt noch nicht ... wenn ich also plötzlich mit einem Koffer vor deiner Tür stehe, weißt du, dass er es geran hat." Mit diesen Worten erhob er sich, gab mir einen letzten Kuss und wollte sich entfernen, doch die Handschellen verhinderten einen schnellen Abschied. „Zayn!" Fluchend riss Niall daran herum. „Sperr sofort auf!"
Verständnislos schaute ich ihn an und erwiderte wahrheitsgemäß: „Ich hab keinen Schlüssel."
Sofort verschwand die Röte aus seinem Gesicht und wurde von einem ungesunden, blassen Ton ersetzt, als er hektisch seine Hosentaschen durchsuchte. „Scheiße. Er ist weg! Louis!"
„Hm?"
„Hast du irgendwo eine Zange?"
NIALL
Somit kam ich also erst um sechs Uhr abends nach Hause, sehr zum Ärger meines Vaters, der mich gnadenlos herunterputzte, weil ich den Aufpasser (ich nannte es „Babysitter") verlassen hatte und auf eigene Faust in der Stadt herumgestromert war. Noch dazu hatte ich mir schleunigst etwas Langärmliges überwerfen müssen, da zu meinem großen Wehleid noch immer die eine Hälfte der Handschellen an meinem Handgelenk befestigt war und einfach nicht abgehen wollte. Wenigstens konnte ich in diesem einen Punkt zufrieden sein, dass es Zayn genauso ging – naja, mit dem Unterschied, dass es bei ihm scheißegal war, wenn es auffiel, während bei mir die Hölle los sein würde. Jedoch zu wissen, wo ich Zayn jetzt jederzeit finden konnte, war es allemal wert gewesen. Inzwischen wusste ich auch schon einen Weg, mich unbemerkt aus dem Haus zu schleichen, sodass ich ihn meistens nachts besuchen kam und wir zusammen ein wenig durch die Straßen der Stadt zogen.
Als Zayns Verschwinden damals bemerkt worden war, hatte Liam mir einen vielsagenden Blick zugeworfen und mir damit überdeutlich klargemacht, dass er sehr wohl wusste, wie die Sache abgelaufen war, hatte aber hinterher kein Wort mehr darüber verloren. Ich war mittlerweile positiv gesinnt, dass er uns nicht mehr verraten würde. Unser einziges, großes Problem war also nur noch die Tatsache, dass auch Adam von uns wusste – und er hatte mit Sicherheit keine Hemmungen, uns auffliegen zu lassen. Mich wunderte es sowieso, dass er es noch nicht getan hatte; wahrscheinlich wartete er auf „den richtigen Augenblick".
Ich gab es nur ungern zu, aber langsam hatte ich die Arbeit so satt – gegen die Polizeiarbeit an sich hatte nichts, es ging mir nur so dermaßen auf den Geist, dass sich mein Vater nun seit zwei Monaten nur noch auf den Malik-Fall konzentrierte (in dem sowieso nichts voranging) – als Begründung nannte er „persönliche Rache" dafür, dass sie mich entführt hatten. Naja, ich konnte ihm ja wohl schlecht sagen, dass mir diese Entführung einen Dreck ausgemacht hatte ...
Als er jedoch eines Nachmittags voller Elan in die Zentrale gestürmt kam und lauthals „MAN HAT MALIK GESICHTET!" schrie, war ich sofort auf den Beinen, um mein Handy zu suchen. Ich musste ihn warnen, doch jemand hielt mich am Arm fest und nahm mir das Handy aus der Hand – Liam. Fassungslos starrte ich ihn an. „Lass den Scheiß, Liam."
„Und ich sag, lass den Scheiß, Niall", entgegnete er eindringlich. „Lass es einfach. Irgendwann käme es raus. Dein Vater würde dir den Hals umdrehen."
„Von mir aus." Ich langte nach meinem Handy, aber da Liam größer war als ich, konnte er es zu meinem Ärger weit genug außerhalb meiner Reichweite halten. „Liam!"
„Ich kann's nicht mehr länger mitansehen." Er warf mir einen letzten (entschuldigenden?) Blick zu, ließ mein Handy in seine Hosentasche gleiten und entfernte sich dann zu seinem Schreibtisch, um die Sachen für den Einsatz zusammenzusuchen. Gut, dann wollte ich wenigstens mitkommen, um Schlimmeres zu vermeiden – mein Vater jedoch hatte andere Pläne. „Niall, was zur Hölle! Du bleibst natürlich hier!"
Wollte der mich verarschen? Niemals! „Wieso sollte ich?", antwortete ich störrisch.
„Malik hat es bestimmt immer noch auf dich abgesehen, ich will nicht, dass sich der Schrecken wiederholt." Er warf mir ein Handy zu. „Ruf uns an, wenn eine neue Meldung reinkommt. Liams Augen weiteten sich, als er das Handy sah. „Chef, vielleicht sollte Niall wirklich mitkommen." Seine Stimme klang säuerlich, aber die Tatsache, dass ich gerade eben ein neues Handy erhalten hatte, ließ ihm keine andere Möglichkeit. „Wenn er dabei ist, können wir sie vielleicht anlocken und fassen." Haha, wie cool. Ich hätte nie gedacht, dass mein bester Kumpel mich irgendwann als Köder einsetzen wollen würde ...
Dad sah aus, als hätte er am liebsten widersprochen und Liam hochkant rausfliegen lassen, begriff jedoch, dass der Vorschlag bedauerlicherweise sehr logisch war, sodass er nach einigigem Mit-sich-Ringen nickend zustimmte und mir bedeutete, bei ihm im Wagen mitzufahren. Kaum hatten wir beide die Türen zugschlagen, begann er zu reden. „Niall, tu bloß nichts, was dich in Gefahr bringen könnte. Wenn er immer noch auf dich lauert, würde er alles tun, um dich nochmal zu erwischen."
Ich nickte nur und tat so, als wäre ich zu blöd zum anschnallen, damit ich ihm nicht in die besorgten Augen sehen musste. Seufzend wandte er sich ab, ließ den Motor an und fuhr los – zu meiner Überraschung ging es genau wieder zu dem Café, bei dem Harry und ich Zayn und Louis das erste Mal begegnet waren – wie eine Art Flashback.
Mal sehen, wie die Geschichte diesmal ihren Lauf nahm.
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VORLETZTES KAPITEL! ;) Ich warne euch schon mal vor: Der Schluss ist richtig mies.
Lasst mir doch trotzdem ein VOTE und ein KOMMI da! <3
Irgendwie bin ich schon traurig, dass die Story nun schon zu Ende geht ... aber naja, ich hab ja noch zwei andere, an denen ich noch feilen kann xD
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