Kapitel 8
"Ich weiß es nicht.", sagte ich mit gebrochener Stimme.
"Egal was jetzt noch kommt - ich werde dich immer lieben."
Ich sah ihn an und lächelte. Das Gleiche konnte ich ihm sagen.
"Ich dich auch.", hauchte ich und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen.
"Louis?", fragte ich, als wir auf dem Weg zu seinem Haus waren.
"Harry?", stellte er die Gegenfrage. Ich lächelte, doch es verrutschte, als ich an unsere momentane Situation dachte.
"Das mit uns ... die Leute werden nicht begeistert davon sein."
Traurig blickte ich auf den Boden. Schwul zu sein bedeutete so viel wie Gotteslästerung - darauf stand die Todesstrafe.
"Harry, sieh mich an!"
Ich blieb stehen und sah hoch in seine wunderschönen blauen Augen.
"Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich immer lieben werde. Und auch wenn die Leute das nicht gut finden - es kann uns doch egal sein! Das Wichtigste ist doch, dass wir uns lieben, oder nicht?"
Nicht ganz überzeugt sah ich wieder nach unten und nahm seine Hand.
"Louis, es ... es ist nicht so einfach. Du weißt nicht, wie sich Menschen vom Land verhalten und kennst die Bräuche nicht, wie ich sie kenne. Und schwul zu sein ist eine Sünde, die man nicht verleugnen kann."
Verwirrt zog er die Augenbrauen hoch und sah mich fragend an.
"Ich verstehe nicht." Ich seufzte und fuhr durch meine Locken.
"Für die Dorfbewohner steht auf Homosexualität die Todesstrafe. Genau wie Gotteslästerung - nur, dass man das verstehen kann. Verstehst du?"
Er schüttelte - immer noch verwirrt - den Kopf.
"Louis, wenn ... wenn das rauskommen würde, müsste ich sterben."
Sein Mund und seine Augen wurden riesig und man konnte Tränen in dem Blau erkennen. Eine kullerte seine Wange hinab, doch schnell küsste ich sie weg und hob die Hand am seine Wange.
"Es ist nicht schlimm, Lou, okay? Ich -"
Plötzlich stieß er sich von mir weg und schrie mich wütend an:
"NICHT SCHLIMM?! DU KÖNNTEST STERBEN!"
Traurig sah ich zu Boden. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.
"Louis - ich kann doch nichts dafür ... "
Seine Augen funkelten wütend, doch die Wut bröckelte und langsam kam die Traurigkeit darin zum Vorschein. Mit leiser, fast lautloser Stimme, hauchte er mir ein paar Sätze ins Gesicht, welche mich erschaudern ließen.
"Dann machen wir es nicht öffentlich. Okay?"
Ich schluckte. Nicht öffentlich? Aber ...
"Dann kann ich dich aber nicht küssen, wenn's mir beliebt ... "
Ich presste die Lippen aufeinander.
"Und nicht deine Hand halten ... "
Schloss meine Augen.
"Dich nicht ansehen ... "
Eine Träne bahnte sich zu meinem Kinn und blieb dort hängen.
"Nicht mit dir zusammen sein."
Ich atmete abgehackt, meine Stimme zitterte. Ich spürte eine Hand am meiner Wange, doch der Schmerz in meinem Herzen überdeckte die Berührung.
"Harry. Sieh mich an!"
Ich sah hoch und blickte in zwei ozeanblaue Augen, vor Leid verzerrt. Seine Mundwinkel waren nach unten gezogen und seine Stirn in Falten gelegt.
"Harry, natürlich kannst du das! Du bist der Einzige, der mich berühren, küssen - mit mir Händchen halten darf! Wenn wir es nicht öffentlich machen, werden wir auch nicht sterben! Ich werde dich immer lieben, egal was kommen mag!"
Seine Worte rührten mich. Tränen bildeten sich erneut in meinen Augen - aber es waren Freudentränen. Er macht mich glücklich.
"D - Danke!", flüsterte ich und schluckte.
Seine Hand fuhr an meine Wange und wischte die Tränen weg. Seine Finger wanderten von meiner Backe zu meinem Hals und stoppte an dem Bund meines Gewandes. Sanft schob ich seine Hand weg, ich war noch nicht bereit.
"Louis, ich kann noch nicht, es tut mir leid."
Sein Gesicht war verzerrt, seine Augen sprachen Enttäuschung aus. Dann drehte er sich um und rannte weg.
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