Triggerwarnung: in diesem Oneshot wird das Thema häusliche Gewalt kurz angeschnitten. Bitte lest den Oneshot nicht, wenn das Thema für euch problematisch ist.
Auch wenn es schwierig ist, sucht euch bitte Hilfe, solltet ihr oder jemand in eurem Umfeld in einer solchen Situation sein.
Unter folgenden Links bekommt ihr Beratung zu dem Thema:

Österreich und Schweiz:
https://www.big-berlin.info/node/159

Deutschland:
https://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/haeusliche-gewalt/

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Rechnung. Krankenkasse. Noch eine Rechnung. Und dann ist da der Brief, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Diese Handschrift. Ich kenne sie zu gut. Mit zittrigen Händen öffne ich den Brief, welchen mein Exfreund Tim hier vorbei gebracht hat. Darin sind Bilder. Bilder von mir und Max. Bilder von uns im Bett, unter der Dusche und in der Küche. Und das sind nicht nur normalen Bilder, auf einigen Bildern sind wir bei DER Sache. Oh Gott, was diese Bilder alles anrichten könnten! Vor allem, da wir unser Coming Out noch nicht hatten.

Den Bildern liegt außerdem ein Zettel bei. "Du dachtest wohl, du wirst mich los, du kleiner Wichser. Und dass du einfach so irgendeinen dahergelaufenen Typen vögeln kannst. Aber da hast du dich geirrt. Wenn du nicht willst, dass ich die Bilder veröffentliche, halt' dich ab jetzt von diesem Hurensohn fern. Wenn ich euch noch ein einziges Mal zusammen sehe, bringe ich ihn um.", steht darauf geschrieben. Scheiße. Er hat mich gefunden. Und er will Max etwas antun. Scheiße. Ich muss Max beschützen. So weh es mir tun wird, vorerst nichts mehr mit ihm zu tun haben zu können, ich muss ihn beschützen. Ich darf nicht zulassen, dass Tim ihm etwas tut.

Maximilians POV

Traurig sehe ich zu meinem Freund- ist er noch mein Freund? - hinüber. Seit mittlerweile fünf Wochen ignoriert er mich komplett. Und ich weiß einfach nicht wieso. Aber ich mache mir unglaublich große Sorgen um ihn. Er sieht irgendwie verängstigt aus. Vor allem, wenn ich mit ihm zu reden versuche. Dann schaut er sich immer panisch um und versucht, mich abzuwimmeln.

"Alles gut?", fragt mein bester Freund Marvin mich. Ich seufze, schüttel den Kopf und flüstere dann traurig: "Niklas distanziert sich von mir. Immer mehr. Und ich weiß nicht, wieso. Und ich weiß nicht, was ich machen soll." Marvin nickt verständnisvoll und sagt dann: "Das darf ich dir jetzt eigentlich nicht sagen, aber... Es hat irgendwas mit seinem Ex zu tun, der ihm vor ein paar Wochen irgendwelche Bilder und einen Brief in den Briefkasten geworfen hat. Ich weiß nicht, was genau es damit auf sich hat, ich habe nur ein paar Wortfetzen bei einem seiner Telefonate mitbekommen. Aber es klang, als würde er Angst haben und er hat gefleht, dass dir nichts angetan wird. Ich hätte das gar nicht mitbekommen sollen, und ich darf es dir schon gar nicht sagen, aber ich weiß, wie schlecht es dir aktuell geht und ich kann das nicht mehr ertragen."

Das schockt mich nun wirklich. Er will mich beschützen und hat deshalb den Kontakt abgebrochen? Das ist... Furchtbar. Und süß. Aber vor allem ist es furchtbar. Ich muss dringend mit ihm reden. Ich brauche ihn. Ich liebe ihn und ich kann nicht ohne ihn. Und genau deshalb gehe ich in der Kabine zu ihm rüber. Ich bin mir sicher, dass wir hier unbeobachtet sind. "Niklas? Können wir reden?", frage ich ihn und als er abblocken will, füge ich hinzu: "Ich weiß, dass dein Ex dich bedroht oder sowas. Bitte Niklas, sprich mit mir, ich liebe dich und ich vermisse dich. Und egal, was dieser Typ gesagt hat, es wird nicht wahr werden. Er wird nicht gewinnen. Bitte Niklas."

Die Unterlippe meines Freundes beginnt nun zu zittern, so wie auch der Rest seines Körpers kurze Zeit später ebenfalls. Dann bricht er zusammen und beginnt, laut zu schluchzen, bevor er mir mit zittriger Stimme alles erzählt. Als er damit fertig ist, bin ich nur noch geschockter. Zu hören, daß jemand meinen Freund verprügelt hat, ihn missbraucht hat, ihn gestalkt hat und noch immer stalkt, tut unfassbar weh. Niklas ist einfach nur perfekt und hat sowas nicht verdient. Und jetzt ist dieses Arschloch auch noch wieder da un bedroht meinen Engel! Aber damit wird er nicht durchkommen!

Ich halte meinen Freund fest im Arm und streiche ihm langsam und zärtlich über den Rücken. "Danke , dass du mir das anvertraut hast, Niklas. Ich weiß, dass das sehr schwer ist. Und es bedeutet mir viel, dass du mich beschützen wolltest, aber das ist nicht nötig. Alles, was ich will, bist du. Und dieses Arschloch wird es nicht schaffen, uns auseinander zu bringen. Er wird mir nichts tun. Und ich werde auch nicht zulassen, dass er dir jemals wieder weh tut. Er wird dich nie wieder anfassen, schlagen, mit dir reden oder irgendwas anderes in diese Richtung tun. Das lasse ich nicht zu, Baby. Du bist sicher. Und ich auch. Wir fahren jetzt zur Polizei und zeigen ihn an. Dieser Typ gehört hinter Gitter. Und du gehörst in meine Arme, für immer. Ich liebe dich, Niklas.", flüstere ich ihm ins Ohr. "Nein, keine Polizei!", ruft Niklas verschreckt. Als ich erwidere, dass es doch nur so besser werden kann und warum er sich so sträubt, seufzt er und zieht den Rollkragen seines Unterziehshirts herunter sowie den Rest des Shirts nach oben. Was ich da sehe, lässt mir erneut das Blut in den Adern gefrieren. Blaue Flecken und Striemen zieren seinen Körper, seinen Hals sogar Würgemale. "Ich habe es vor ein paar Tagen schon versucht. Aber er hat mich abgefangen. Er bringt mich um, wenn ich es noch einmal probiere.", schluchzt Niklas gegen meine Schulter. Ich ziehe ihn ganz nah an meine Brust und hauche dann: "Niklas, das ist grauenvoll, aber er wird dir das nicht noch einmal antun. Er wird dir nie wieder etwas tun. Ich passe auf dich auf, Niklas. Und wenn er einmal hinter Gittern ist, kann er dir erst recht nichts mehr tun. Bitte Niklas, ich will, dass du nie wieder Angst haben musst. Ich liebe dich."

Mein Schatz kämpft sichtlich mit sich selber, während er in meinen Hoodie weint. Nach einigen Minuten presst er aber heraus: "Okay. Lass uns zur Polizei gehen."
Und genau das tun wir auch.