⬛Spielt vor einigen Jahren, als Kylian noch zur Schule ging und für Monaco spielte⬛

Kylians Sicht

Als das Training vorbei ist, hetze ich in die Kabine. Während die anderen die Kabine betreten, komme ich schon aus der Dusche raus. Ich ziehe mich schnell and und verabschiede mich, dann schnappe ich mir mein Fahrrad und fahre los. Bei einem kleinen Blumenladen halte ich kurz an und kaufe einen Strauß voller rosa und Lila Blumen. Das sind nämlich die Lieblingsblumen meiner besten Freundin Mia. Und zu ihr, beziehungsweise zu dem Krankenhaus, wo sie ist, werde ich jetzt fahren. Ja, ihr habt richtig gelesen, sie ist im Krankenhaus. Vor einigen Monaten wurde bei ihr ein Hirntumor gefunden und seitdem muss sie ziemlich viel durchmachen. Erst die Chemotherapie und vor ein paar Tagen dann eine OP. Es ist für sie total hart, aber ich gebe jeden Tag mein Bestes, um sie glücklich zu machen. Mit Schule und Training ist das zwar anstrengend, aber ich würde wirklich alles für sie tun.
Ich brauche nur wenige Minuten zum Krankenhaus und stürme sofort die Treppen hoch. Auf ihrer Station angekommen gebe ich kurz den Pflegerin Bescheid, dass ich zu ihr möchte, dann betrete ich ihr Zimmer. Ihr Anblick versetzt mir einen Stich im Herzen. Sie sieht so klein und verletzlich aus, so ganz allein in diesem Krankenhausbett. An der Seite ihres Kopfes ist die frische OP-Wunde, die von einem Pflaster verdeckt wird. Trotz alledem sieht sie einfach nur wunderschön aus.
Als ich weiter in das Zimmer gehe, bemerkt Mia mich. Sie dreht ihren Kopf und blinzelt mich an. Sie ist so fertig, dass sie ihre Augen kaum offen halten kann, trotzdem sehe ich darin nichts als Liebe und ein wunderschönes Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht. "Hey Ky. Du hättest nicht hierher kommen müssen, es ist doch schon voll spät und du hast morgen Schule.", flüstert sie, während ich weiter auf sie zu gehe. Ich setze mich auf die Bettkante und nehme ihre Hand, die ich sanft küsse. Dann zeige ich ihr die Blumen. Sie lächelt breit und sagt leise: "Danke, Ky, die sind einfach nur perfekt. So wie du." Ich lächle nicht weniger breit, lege die Blumen auf ihrem Nachttisch ab und beuge mich dann zu ihr runter, um sie zärtlich zu küssen. Dabei lege ich ganz vorsichtig meine Arme um sie, um ihr nicht weh zu tun. Unsere Lippen bewegen sich synchron und ich genieße das Gefühl in vollen Zügen. Ich liebe dieses Mädchen wirklich von ganzem Herzen. Als wir uns von einander lösen, lächelt sie noch immer breit. Dann hebt sie ihre Decke ein Stück an und ich krieche direkt darunter. Wir kuscheln uns ganz nah aneinander und ich hauche einen Kuss auf ihren Scheitel. "Wie waren Schule und Training heute?", fragt sie leise, während sie mit ihrem Zeigefinger Kreise auf meine Brust malt. Ich streiche mit sanftem Druck über ihren Rücken und erzähle dann: "Es war ganz gut. Geschichte ist ausgefallen und so konnte ich da Hausaufgaben machen und jetzt hierher kommen. Und beim Training habe ich fünfzehn Tore gemacht und drei Leute getunnelt. Das hat echt Spaß gemacht und der Trainer hat gesagt, dass ich, wenn ich so weiter mache, nächstes Jahr bei den Profis spielen werde. Kannst du dir das vorstellen? Ich, bei den Profis? Nächstes Jahr?" Meine Freundin haucht einen Kuss auf meine Wange und streicht über meine Brust, bevor sie sagt: "Das ist fantastisch, Ky! Ich bin so unfassbar stolz auf dich! Und ich verspreche dir, dass ich auf der Tribüne sitzen und dich anfeuern werde, wenn du dein Debüt gibst! Und nach dem Spiel werden wir dann gebührend feiern. Das wird der schönste Tag unseres Lebens!" Das macht mich wirklich glücklich und ich kann mir auch nichts Schöneres vorstellen, als diesen Moment mit ihr zu verbringen. "Ich kann es kaum erwarten!", sage ich, bevor ich ihr noch einen Kuss auf den Scheitel hauche. Dann füge ich hinzu: "Und wie war dein Tag so?" Sie seufzt und antwortet: "Ziemlich langweilig. Meine Eltern waren vor der Arbeit ein paar Minuten hier, danach war ich die ganze Zeit allein. Ich habe versucht, etwas zu lesen, aber ich kann meinen Blick noch nicht wieder lang genug und stark genug fokussieren, um mehr als eine Seite zu lesen. Insofern habe ich nichts gemacht, außer etwas Musik zu hören und zu schlafen. Und an dich zu denken natürlich, das tu ich noch immer am liebsten."
Dabei wird sie leicht rot und drückt sich noch näher an mich heran. Ich federe einige zärtliche Küsse auf ihr Gesicht und sage dann: "Du bist so süß, Chérie. Und wie wäre es, wenn ich dir aus deinem Buch vorlese? Ich weiß, wie sehr du das Buch liebst und wissen willst, wie es weiter geht." "Wirklich?", fragt sie mit strahlenden Augen und als ich nicke, nimmt sie ihr Buch vom Nachttisch und reicht es mir. Dann kuschelt sie sich wieder an und ich schlage das Buch auf. Während ich lese, entspannt Mia sich sichtlich, das erste Mal seit der Diagnose. Ich ziehe sie noch ein Stück näher und genieße, wie glücklich sie ist, denn das macht auch mich glücklich. So liegen wir da noch eine ganze Zeit lang und mein ganzer Körper ist erfüllt von Liebe und Wärme.