Julian Brandt x Bella (Deutsch, Drama)
⬛Der Anfang spielt Ende 2013, als Julian noch für Wolfsburg gespielt hat⬛
"Hey Bella, ich muss mit dir reden. Bitte komm zum See.", lese ich, als ich den Chat mit Julian öffne. Ein übles Gefühl macht sich in mir breit. So ein Satz bedeutet, wie man aus Filmen und Büchern weiß, nichts Gutes. Und dass er, anders als sonst, keine Emojis benutzt und mich bei meinem richtigen Namen genannt hat, verstärkt das Gefühl nur noch weiter.
Trotzdem ziehe ich mir meine Winterjacke und meine Stiefel ans und verlasse das Haus meiner Eltern. Ich hole mein Fahrrad aus dem Schuppen, steige auf und mache mich dann auf den Weg zu unserem Platz am See. Während der Fahrt, die etwa 20 Minuten dauert, male ich mir die verschiedensten Szenarien aus, keines davon ist jedoch gut. Dann komme ich endlich am See an. Schon von weitem sehe ich meinen Freund am Ufer stehen. Er schaut aufs Wasser und sieht ziemlich nachdenklich aus. Ich steige von meinem Fahrrad ab und gehe dann auf ihn zu. Als er das Geräusch meiner Schritte bemerkt, dreht er sich um und lächelt mich gequält an. "Hey.", flüstert er. Als ich ihn zur Begrüßung umarmen und küssen möchte, tritt er zurück und dreht sich weg. Das versetzt meinem Herzen einen Stich, aber ich muss es nunmal akzeptieren. "Hey. Worüber willst du reden?", sage ich, während ich meine Arme vor der Brust verschränke. Er dreht sich wieder von mir weg und dem See zu. Er seufzt einmal und sagt dann: "Ich werde nach Leverkusen wechseln." Okay, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Trotzdem fällt mir ein Stein vom Herzen, dass wir ab jetzt eine Fernbeziehung führen werden ist immer noch besser als dass wir uns trennen. Ich umarme ihn von hinten und sage dann: "Das ist doch toll! Da kannst du dich bestimmt total gut weiter entwickeln. Und ich werde dich immer, wenn du Heimspiele hast, besuchen, versprochen. Ich bin so stolz auf dich, Skipper!" Julian atmet laut aus, dreht sich um und nimmt dann meine Hände von seinen Armen. Okay, es ist also nicht nur der Wechsel. Er seufzt noch mal und sagt dann: "Darüber wollte ich mit dir sprechen. Unsere Beziehung wird die Entfernung nicht unbeschadet überstehen. Da bin ich mir sicher. Ich will dir nicht monatelang jeden Tag weh tun, deshalb tue ich es lieber jetzt einmal kurz. Ich mache Schluss. Du bist ein wundervolles Mädchen Bella und du wirst immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Aber du verdienst etwas Besseres als eine Fernbeziehung mit jemandem, der eh nie Zeit hat. Du wirst irgendwann den Mann, den du verdienst, finden. Aber das bin nicht ich." Mein Herz bleibt stehen und Tränen sammeln sich in meinen Augen. Julian bemerkt das und flüstert: "Es tut mir leid." "Es tut dir Leid? Dann beende es nicht! Ich habe doch gesagt, dass ich dich besuchen kommen werde und in anderthalb Jahren bin ich fertig mit der Schule und dann kann ich zu dir ziehen. Wir können das schaffen!", sage ich und gehe wieder auf ihn zu dich erneut wendet er sich einfach nur ab. "Nein, das können wir nicht. Meine Entscheidung ist endgültig. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und glaub mir, du wirst deine wahre Liebe irgendwann finden.", antwortet Julian. Dann verabschiedet er sich knapp, steigt auf sein Fahrrad und fährt weg. Ich Blicke ihm hinterher und fange währenddessen so richtig zu weinen an. Jemand anderen finden? Meine wahre Liebe? Nein, das geht nicht. Julian ist keine wahre Liebe. Das habe ich bereitsgewusst, als wir vor zwei Jahren zusammen gekommen sind, ich weiß es jetzt und ich werde es auch immer wissen.
⬛Zeitsprung Ende 2019⬛
Ich bin unfassbar nervös. Heute schmeißt Jannis, Julians Bruder, eine Silvesterparty. Jannis hat Julians Entscheidung nie verstanden und wir sind gute Freunde geblieben, deshalb hat er mich auch nach Köln eingeladen. Was er mir erst heute morgen gesagt hat: auch Julian wird da sein. Wir haben uns nicht mehr gesehen, seit er mit mir Schluss gemacht hat. Und heute sehe ich ihn wieder. Wie ich es vor sechs Jahren schon wusste, habe ich nie aufgehört, ihn zu lieben, trotz allem, was passiert ist. Deswegen bin ich auch so nervös, ihn heute zu sehen. Ob er wohl mit seiner Freundin kommt? Hat er überhaupt eine? Wie wird er reagieren, wenn er mich sieht?
Jannis, mit dem ich gerade für nachher koche, scheint meine Nervosität zu bemerken. Er lacht leise und sagt dann: "Du musst nicht nervös sein. Er wird sich freuen, dich zu sehen. Eigentlich dürfte ich dir das hier gar nicht sagen... Aber... Manchmal reden wir über dich und dann leuchten seine Augen noch genauso wie damals, als ihr zusammen wart. Ich glaube, ihm geht's genau so wie dir und ich finde, dass ihr über eure Gefühle sprechen solltet. Euch beide so traurig zu sehen, obwohl es anders sein könnte, ist nämlich wirklich blöd." Das überrascht mich jetzt wirklich. Julian soll noch immer Gefühle für mich haben? "Meinst du wirklich? Irgendwie kann ich das nicht glauben. Ich meine... Er kann jede haben. Warum sollte er da seiner gewöhnlichen Ex nachtrauern?", flüstere ich. Jannis kommt zu mir rüber, nimmt mich in den Arm und schaut mir in die Augen, während er sagt: "Bella. Julian will diese ganzen Mädels, die ihm nachlaufen, nicht. Er möchte und liebt dich, weil du im Gegensatz zu ihnen nicht gewöhnlich bist. Bitte, tu mir den Gefallen und rede mit ihm, wenn er nachher hier ist." Ich seufze und nicke, dann wende ich mich wieder der Guacamole, die ich mache, zu.
Als wir mit dem Kochen fertig sind, begebe ich mich ins Bad, um eine Dusche zu nehmen. Als ich meine Haare einshampoonieren will, bemerke ich, dass ich mein Shampoo im Gästezimmer vergessen habe. Ich inspiziere die Flaschen, die in der Dusche stehen und sehe etwas, was mein Herz etwas schneller schlagen lässt. Ich sehe das Shampoo, das Julian früher immer benutzt hat. Er benutzt es wohl auch heute noch. Head and Shoulders mit Apfelduft. Traurig lächelnd greife ich danach. Während ich das Shampoo in meine Haare einmassieren, genieße ich den Duft, der so viele gute Erinnerungen erweckt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit steige ich aus der Dusche. Ich föhne meine Haare und gehe dann ins Gästezimmer, um mich fertig zu machen. Ich habe vor einigen Wochen das perfekte Kleid entdeckt. Es ist schwarz mit silbernem Glitzer, langärmlig und geht nicht ganz bis zu meinem Knie. Am Rücken ist ein dreieckige Ausschnitt, was ich einfach nur liebe. Ich ziehe das Kleid an, genauso wie schwarze Glitzerschuhe mit Absatz. Dann kümmere ich mich um mein Gesicht und meine Haare. Ich mache mir leichte Wellen und flechte die jeweils vorderste Strähne. Die beiden Strähnen stecke ich dann an meinem Hinterkopf fest. Anschließend schminke ich mich. Ich mache meine Base so wie immer, trage einen Nude-Lippenstift auf und kümmere mich dann um meine Augen. Ich schminke einen ganz soften Look mit braun und grau und ziehe mir dann einen silbernen Eyeliner und trage dann auch noch etwas Mascara auf. Ich will jetzt nicht arrogant klingen, aber ich sehe ziemlich gut aus. Als Abschluss trage noch etwas Parfüm auf und lege etwas Schmuck an. Ein bestimmtes Schmuckstück trage ich sowieso immer. Es ist eine Halskette. Julian hat sie mir damals zu unseren Einjährigen geschenkt und auch nach der Trennung habe ich es nicht übers Herz gebracht, sie abzunehmen.
Eine knappe Stunde später sind schon ziemlich viele Freunde von Jannis da. Ich kenne einige von ihnen, länger als drei Minuten unterhalte ich mich jedoch mit jemandem, dafür kenne ich sie nicht gut genug. Plötzlich sehe ich einen mir sehr vertrauten, hellblonden Haarschopf im der Menschenmasse. Mein Herzschlag setzt kurz aus und ich halte die Luft an, als Julian zum Vorschein kommt. Einen Moment lang starren wir beide einander mit offenem Mund an, dann kommt er langsam auf mich zu. Als er bei mir ankommt, sagt er mit zitternder Stimme: "Hey." Ich brauche einen Moment, um meine Worte wieder zu finden, dann sage ich ebenfalls: "Hey." Nervös kratzt Julian seine Hand, dann fragt er: "Können wir kurz rausgehen? Ich muss mit dir reden." "Als du das das letzte Mal gesagt hast, war das nicht besonders schön für mich.", antworte ich leise, bevor ich einen Schluck von meinem Cocktail nehme. Julian schaut kurz auf den Boden, dann sagt er: "Diesmal ist es anders. Bitte, Bella." Ich seufze und nicke und zusammen gehen wir auf den Balkon. Dort angekommen lege ich meine Arme auf dem Geländer ab und schaue auf die dunkle Stadt hinab. "Also, warum willst du mit mir reden?", frage ich, bevor ich mich zu ihm umdrehe. Julian schluckt einmal und sagt dann: "Es tut mir leid, Bella. Es tut mir leid, dass ich so ein Arschloch war und nicht an uns geglaubt habe. Ich habe dich wie ein Stück Dreck weggeworfen und das war der größte Fehler meines Lebens. Du bist ein wundervoller Mensch und du verdienst etwas so viel besseres als das. Du hast mich immer unterstützt und mich geliebt, wenn ich selber das nicht konnte, und ohne dich wäre ich nie so weit gekommen. Das ist mir schon kurz nach unserer Trennung, oder viel mehr nach meiner Scheißaktion, bewusst geworden, aber ich habe dir damals so unfassbar doll weh getan und wollte es nicht noch schlimmer machen. Doch jetzt, wo ich dich sehe, kann ich es nicht mehr ertragen. Bella, was ich damals getan habe war der größte Fehler meines Lebens und es tut mir jede einzelne Sekunde meines Lebens Leid. Ich will, dass du weißt, wie großartig du bist und dass ich dich immer noch liebe und das auch immer tun werde. Es tut mir unglaublich leid und ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst. Ich verstehe es, wenn du das nicht kannst, aber ich wünsche es mir." Als Julian fertig ist, blickt er wieder auf und ich sehe Tränen in seinen Augen. Ich löse mich vom Geländer und gehe zu ihm hinüber. Ich ziehe ihn in meine Arme und er beginnt sogleich, gegen meine Schulter zu weinen. "Du hast mir unglaublich doll weh getan. Es tut auch jetzt noch weh. Aber... Auch ich liebe dich noch immer, Julian. Und ja, ich verzeihe dir. Auch wenn es noch etwas dauern wird, bis der Riss in meinem Herzen verheilt ist.", flüstere ich, während ich ihm beruhigend über den Rücken streiche. Er dreht seinen Kopf ein Stück, sodass er mir in die Augen sehen kann. "Danke.", haucht er und nach einem Moment des Überlegens fragt er: "Bella... Willst.... Willst du wieder mit mir zusammen sein?" Ich nicke und antworte: "Ja, Julian, das wäre sehr schön. Aber lass es uns ein wenig langsam angehen, okay?" Julian nickt ebenfalls und dann explodieren die Gefühle in meiner Brust, als ich das erste Mal seit sechs Jahren seine warmen, weichen Lippen auf meinen spüre.
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