Kapitel 16
Kapitel 16
Julian
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Wir warten und warten auf Mats. Selbst Iva ist mittlerweile wieder in der Wohnung und sitzt im Schneidersitz neben mir auf der Couch. Sie riecht schon wieder nach ihrem süß-fruchtigen Parfüm, was mich ein bisschen schwindelig werden lässt. Ich sitze auf der Couch und versuche nicht aus den Latschen zu kippen. »Lässt der Herr immer auf sich warten?«, fragt Iva und bindet sich den zweiten geflochtenen Zopf mit einem Haargummi zusammen.
»Pünktlichkeit ist noch nie seine Stärke gewesen. Das kotzt mich an«, bemerkt Cal und geht im Wohnzimmer auf und ab.
»Sehe ich nichts von«, kommentiere ich trocken und schau von meinem Handy auf. Ich schreibe nach fast zwei Wochen mal wieder mit Kai. Wer weiß, wann er mir schreiben würde, wenn ich mich nicht bei ihm melden würde.
»Was meinst du?«, fragt Cal verwirrt.
»Das du dich vollgekotzt hast. Das sehe ich nicht«, antworte ich und tippe Kai eine Antwort, auf die Frage, wie es meiner Familie so geht. Ich schreibe ihm, dass was ich als letztes in Erfahrung von meiner Oma bringen konnte.
»Julian, niemand mag Klugscheißer. Also halt einfach deinen Mund.«
Kai ist online, liest die Nachricht und geht wieder offline. Eine Antwort bekomme ich nicht. Vermutlich ist der Kerl auch einfach nur wieder beschäftigt. Meisterschaftsrennen in der britischen Fußballliga. Da kann man schon mal einen engen Terminkalender haben.
Ich gehe aus dem Chat mit Kai raus, schließe die App und aktiviere die Tastensperre. Dann lege ich das Handy vor mir auf den Tisch und lehne mich auf der U-förmigen-Couch in eines der Rückenkissen. »Weißt du, was ich mich frage«, fängt Cal an. »Über deinen... euren Unfall wurde berichtet und es gibt Fotos davon auf sämtlichen Plattformen von Presse und Co... Also von den Autowracks, aber keine Fotos, auf deren eure Visagen zu sehen sind. Weder von dir Jule, noch von Iva, oder diesem Burak das Börek.«
Iva schnaubt auf. »Stimmt ja, du hast den Kerl Burak, dass Börek genannt.«
Ich grinse. »Das war schon ein guter Konter«, lobe ich mich selbst. »Und Cal, dass liegt daran, dass mein Anwalt dafür gesorgt hat, dass unsere Visagen nicht in der Öffentlichkeit landen.«
»Um Gottes Willen, du lobst dich selbst? Ist das dein Ernst?« Iva verzieht gespielt angewidert das mit Sommersprossen überzogene Gesicht. »Du bist doch sicherlich einer, der sich nach der Selbstbefriedigung auf die Schulter klopft und sich als Hengst hochlobt.«
Cal ist der erste der lauthals los lacht, während ich Iva verstört anblicke, einige Zeit brauche, um ihr Gesagtes zu verarbeiten. Als es in meiner Birne klick macht, fange auch ich lauthals an zu lachen. »Könnte vielleicht auf Mats zutreffen, aber nicht bei mir.« Ich schüttle meinen Kopf. »Iva, Mensch.«
Auch Iva lacht leise und lehnt sich gegen die weichen Couchkissen. »Ich gebe darauf keine Antwort, wie Mats so in gewissen Dingen tickt. Soweit kommt's noch«, murmelt Cal.
Ich blicke zu Iva, die Cal skeptisch beäugt.
»Es hat auch niemand gefragt, Cal. Echt nicht.« Sie schaudert sich. Mein Blick huscht dabei auf ihrem ansehnlichen Ausschnitt. Verflucht.
Es klingelt und das reißt mich aus meinen Gedanken - merke, dass Cal mich die ganze Zeit im Blick hat. »Mats hat doch einen Schlüssel für deine Wohnung, oder nicht?«, frage ich und weiche Cals vielsagenden Blick schnell aus. Er hat's 100% mitbekommen, wie ich Iva anstarre.
»Hat er hier vergessen«, antwortet Cal und eilt in den Flur, um Mats die Tür zu öffnen. Dabei betont er das Wort vergessen komisch. Vermutlich hat das Kleinkind Mats in seinem Trotzanfalls den Schlüssel vor Cals Füße geworfen.
»Musst du morgen wieder arbeiten?«, frage ich Iva.
Schwitzige Hände, als sich unsere Blicke treffen.
Sie nickt. »Fünf Tage die Woche und morgen muss ja erst Mittwoch sein, oder so.« Sie schneidet eine kleine Grimasse. Morgen ist definitiv Mittwoch, oder so. Und das heißt wieder Training. Ugh.
»Leider«, stimme ich nickend zu. »Halb acht geht deine Schicht los?«
Wieder ein Nicken.
»Dann bin ich um sieben da und fahre dich. Wir wohnen nicht weit auseinander.«
»Das brauchst du nicht. Ich verpasse morgen schon nicht den Bus, oder stehe später auf.«
»Klar. Wann musst du generell immer mit dem Bus fahren?«
»Ich fahre eine halbe Stunde mit dem Bus. Fahre zehn vor sieben los.«
»Alter Schwede. Ich bin damals immer eine Dreiviertelstunde zu meiner Schule gefahren und das auch mit dem Bus. Ruhe hat man da eh nie.«
»Stimmt. Voll ist es auch. Ist halt schon ein Unterschied, ob ein kleiner Drecksbus fährt, oder eine U-Bahn mit mehreren Anhängern und genügend Plätzen. Vor allen Dingen, weil ich noch durch die Innenstadt muss. Reinoldikirche muss ich von der U42 in die U43 steigen. Die fährt zum Institut und der Knappschaft. Der Bus ersetzt die komplette U42. Ich schließe irgendwann noch eine Karre am Straßenrand kurz.«
»Als ob du das kannst«, bemerke ich belustigt.
»Ich bin in Mexiko aufgewachsen«, bemerkt sie trotzig und verschränkt kurz ihre Arme vor der Brust. Meine Güte... »Natürlich kann ich das. Dort werden mit elf keine Straßenlaternen ausgetreten, sondern Autos geklaut.« Sie mustert mich. Gott, diese Brü... Augen. »Ich meine das ernst. Ich hab mit acht Jahren mein erstes Auto kurzgeschlossen.«
»Alter Schwede.«
»Was haben die Schweden damit zu tun?«, fragt sie verwirrt.
Ich seufze. »Ist eine Verbesserung genehmigt?«
Iva nickt. »Ausnahmsweise.«
»Ist ein Ausdruck. Bedeutet so viel wie, heilige Scheiße.«
»Achso, okay.«
Mein Blick gleitet von Iva zu Mats, der langsam in das Wohnzimmer tritt und dabei argwöhnisch Iva anglotzt. Sofort fällt er mit der Tür ins Haus. »Bist du diese Iva?« Mats trotzt nur so von guter Laune. Nicht.
»Pff. Offensichtlich und du diese Dramaqueen?«, stellt Iva die Gegenfrage und verschränkt abermals die Arme vor ihrer Brust.
»Ich heiße Mats, aber gut«, murrt er und setzt sich auf die Couch. Dabei lässt er eine Mappe auf den Couchtisch fallen. Cal steht an der Wohnzimmertür und presst die Lippen aufeinander. »Unterschreib das und dann sind wir auch schon fertig.«
»Wenn du dann den Stock aus deinem Arsch nimmst«, bemerkt Iva. »Du sollst nur wissen, dass ich diesen Scheiß, den du mir unterstellst, nicht eine Sekunde im Kopf hatte. Was hätte ich davon?«
»Für diese Information würdest du gut bezahlt werden. Das hättest du davon.«
»Aha, wenn du meinst. Aber sonst geht's dir da oben soweit gut?« Iva kniet sich auf die Couch und lehnt sich nach vorne, um nach der Mappe zu greifen. Dabei rutscht ihr Top an der Hüfte nach oben und gibt mir die Sicht auf Grübchen am Rücken frei, sowie einen dunkelroten Spitzenstring. Fuck. Wie ein Vollidiot starte ich darauf und speichere mir das Bild in meinem Gedächtnis ab. Als Iva sich wieder zurück auf die Couch fallen lässt, blinzle ich verwirrt und versuche diese plötzlichen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen.
Was ist denn jetzt los!?
Funktioniert eher mittelmäßig. Scheiße. Hektisch setze ich mich gerade hin, lockere mein T-Shirt und lehne meinen Oberkörper ein Stückchen nach vorne. Bringt nur nichts. Iva trägt doch dieses blöde Top und das hat diesen fiesen Ausschnitt. Einen wirklich fiesen, ansehnlichen Ausschnitt.
Kai würde sagen, dass es die perfekten Utensilien fürs Motorboten sind. Ob ihre Haut sich genauso weich anfühlt, wie sie aussieht? Diese bescheuerten Gedanken!
Geht weg!
Die harte Beule drückt von innen mehr als unangenehm gegen den Jeansstoff. Ich muss dringend an etwas anderes denken, sonst platze ich hier noch. Hoffentlich muss ich nicht aufstehen – das wäre eine komplette Katastrophe.
Während Iva in der Mappe rumblättert und sich immer wieder mit Mats einen Schlagabtausch leistet, versuche ich meine Gedanken wo anders hinzulenken.
Es funktioniert nicht. Mats labert irgendwas. Iva blickt zu mir und zieht die linke Augenbraue hoch. »Warum bist du so bleich?«, fragt sie mich.
»Ich bin immer bleich«, entgegne ich. Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass mein ganzes Blut in meine Leistengegend eine feuchtfröhliche Sause feiert – und das wegen ihr.
»Okay.« Ihre Augen ruhen noch etwas auf meinem Gesicht. Ich ziehe ein kleines Schmunzeln auf. Dann schaut sie wieder auf die zusammengetackerten Zettel und redet mit Mats. Keine Ahnung was. In meinen Ohren rauscht es nur, in meiner Hose pocht und drückt es. Schmerzen tut es auch. Wie lange ist es her gewesen? Sex mit einer Frau - Monate. Vor zwei oder drei Wochen hab ich das letzte Mal... oh Gott.
Das mir meine Eier noch nicht geplatzt sind, gleicht an ein Wunder.
Ich habe den Rest nicht mitbekommen, aber Iva hat einfach den Wisch von Mats unterschrieben. Wenn Iva sich nicht an den Vertrag hält und privates gegenüber Presse ausplaudert, muss sie eine Strafe von 5.000-10.000 Euro bezahlen und eine Anzeige gibt's oben drauf.
»Du wirst nie auch nur einen Cent von mir sehen, weil ich kein Wort über alles verlieren werde«, sagt sie an Mats gewandt und hält ihm genervt die verschlossene Mappe hin. Mats nimmt diese schweigend und mit einer komischen Grimasse entgegen. Noch bevor er sagen kann, dass Iva gehen soll, ist diese bereits aufgestanden und verabschiedet sich von uns. »Man sieht sich«, krächze ich.
»Nicht, wenn ich das verhindern kann«, entgegnet Iva. Dann fällt Cals Wohnungstür zu.
Dieser seufzt. »Hoffentlich nimmt Iva mir das nicht übel. Oder Jule.«
»Quatsch. Sie hat Verständnis für eure Situation«, sage ich leise.
Mats gibt ein komisches Schnauben von sich. »Hab ich nichts von bemerkt, Jule.«
»Wundert dich das? Lass mal deine Art gegenüber ihr Revue passieren, dann merkste hoffentlich etwas.«
Mats funkelt mich böse an und schüttelt seinen Kopf.
Sobald mein Blut wieder im Kopf ist, mach ich mich auf den Weg nach Hause.
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Eine halbe Stunde, nachdem Iva abgehauen und wieder normal denken konnte, fahre ich auch nach Hause. Ich muss noch mit Nala raus, dann will ich duschen und einfach nur ins Bett.
Die Runde mit Nala geht schnell. Währenddessen bekomme ich eine Nachricht von Mats, dass ich diesem ein neues Kopfkissen schulde, da Nala bei ihren Besuch auf seines Geschissen hat. Ein Link, wo ich sein Allergen-Kissen für einige hundert Euro bekomme, schickt er mir ebenfalls hinterher.
Reicht ja, wenn ich's morgen bestelle. Oder irgendwann. Oder nie.
Zuhause, aktiviere ich sofort die Alarmanlage, lasse alle Rollläden runter und verschwinde unter der Dusche. Während leise die House-Play-List von 2022 über mein Handy und der JBL-Box läuft, stehe ich unter dem Wasserstrahl und wasche meine Haare vom Shampoo aus.
Meine Augen geschlossen, Wasser rauscht über meine Ohren. Ich muss schlucken, als Iva plötzlich vor meinem geistigen Auge auftaucht. Nackt. Mit mir unter der Dusche.
Ihre Haut glänzend vor Nässe.
Wie es sich wohl anfühlen mag, wenn ihre Hände über meinen Körper fahren? Ihre Hand um meine harte Mitte? Auf und ab. Mit mal weniger Druck – mal mit mehr. Wie sich meine Hände über ihren Körper anfühlen, über die Rundungen. Hüfte, Hintern, Brüste. Wie sie wohl schmecken wird?
Mein Herz, welches aufgeregt schlägt, setzt ein paar Mal bei dem Gedanken aus. Ich weiche mit meinem Kopf unter dem Wasserstrahl aus und wische mir mit der Hand das Wasser aus dem Gesicht. Der Wasserstrahl trifft meine Brust. Wasser läuft meinen Körper hinunter. Mein Blick verfolgt das Wasser, bleibt an meiner Erektion hängen.
Ohne zu zögern greife ich danach, schließlich habe genug gewartet, und fange an meine Hand auf und ab zu bewegen. Wieder schließe ich die Augen, hole mir Iva zurück in meine Gedanken. Die nackte Iva, die mich küsst, mir einen runterholt. Die Iva, an der meine Hände an ihrer Oberweite kleben, wie die Klimakleber auf den Straßen. Wieso ist es nicht ihre Hand, sondern nur meine, die mich berührt?
Ein Stöhnen entfährt meinen Lippen. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, beschleunige meine Bewegung. Schneller auf und ab. Vor und zurück. Spanne mich an, lass locker. Immer weiter und weiter, bis ich kurz davor bin, über die Klippe zuspringen und zufallen. Mein Herz rast immer schneller, mein Atem beschleunigt sich. Ich kann mir das Stöhnen nicht verkneifen. Meine Hoden ziehen sich bittersüß zusammen, dass Gefühl der Freiheit kommt immer näher und näher. »Fuck! Iva!«, bringe ich wimmernd über meine Lippen, als ich über die Klippe falle und falle und falle. Mit jeder Handbewegung nach vorne, zucke ich, spritze das weiße Zeug an die anthrazitfarbenen Fliesen.
So schnell dieses unbeschreibliche Gefühl gekommen ist, geht es auch wieder. Ich atme mehrmals tief durch, versuche mein eskalierendes Herz zu beruhigen und lehne mich mit meiner Stirn an die kalte Fliesenwand.
»Fuck«, seufze ich und dusche mich zu Ende.
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