Kapitel 6
Ich musste nicht einmal lange suchen, um einen Postkasten zu finden. Zuhause waren die nur an Bahnhöfen, hier standen die an fast jeder Ecke. Hier haben sie anscheinend noch nichts von einer E-Mail gehört. Nachdem ich den Brief eingeworfen habe, drehte ich mich um und blieb ruckartig wieder stehen, denn vor mir stand...David. „ich habe dich schon gesucht. Hier, das wollte ich dir noch geben." Sagte er und drückte mir ein Buch in die Hand. „Ich verstehe nicht ganz..." „Es tut mir leid, dass ich dein Notizbuch kaputt gemacht habe. Und ich wollte das wieder gut machen." Erklärte er. Ich betrachtete das Notizbuch in meiner Hand. Es war wunderschön bestickt und hatte tolle Muster auf den Seiten. Es war viel schöner als das, das ich davor hatte.
„Das kann ich nicht annehmen. Mein altes war nur ein Billigteil, und das sieht richtig edel aus. Ich habe einfach überreagiert." Meinte ich versöhnlich und wollte es ihm wieder zurückgeben, aber er nahm es nicht wieder an. „So teuer war das auch nicht. Und ich war es dir schuldig. Also nimm es einfach an." „Okay. Danke." Bedankte ich mich lächelnd und er nickte. „Gern geschehen." Erwiderte er ebenfalls lächelnd und ging wieder. Jetzt wusste ich, was die anderen alle meinten. Er war wirklich nicht so schlimm, wie ich dachte. Er konnte sogar richtig lieb sein.
Auf dem Weg nach Hause sprach mich ein Typ an, nicht unbedingt alt, aber mindestens 10 Jahre älter als ich. „Kennst du zufällig David Hall?" fragte er mich und ich nickte. „Also ich weiß nicht genau, ob er Hall heißt, aber ich kenne einen David. Vielleicht ist er das." „Sehr gut. Weißt du, wo er wohnt?" Wusste denn keiner, wo David wohnt? Jedenfalls war ich mir jetzt sicher, dass er den David meinte, den ich kannte. „Nein, tut mir leid." „Hm, schade. Aber weißt du, wo ich ihn finden kann?" wollte er wissen.
„JA, klar. Er ist die Straße da runter gegangen. Er müsste zu J&Js gehen. Er arbeitet dort als Kellner." „Vielen Dank. Ich bin hier zu Besuch und konnte ihn nirgends auffinden, niemand hat ihn bisher gekannt." Seltsam. Jeder liebte ihn doch im ganzen Ort. „Klar, kein Problem. Ich helfe gerne."
Seine Worte gingen mir noch im Kopf herum, als er bereits längst weg war und ich wieder zurückging. „Niemand hat ihn bisher gekannt." Er musste ja deutlich mehrere gefragt haben als eine Hand voll. Aber niemand kannte ihn. Das war echt seltsam.
Als ich wieder zurückkam, fiel mein Blick auf den Mann, der nach David gefragt hat. Er hat ihn offenbar gefunden. Aber ich konnte auch Tommy sehen, der ahnungslos mit den Schultern zuckte und den Kopf schüttelte. Hä? Tommy und David waren gute Kumpels und jetzt kannte er ihn nicht? Hier war doch irgendetwas faul.
Ich schüttelte verwundert den Kopf und ging in Richtung nach Hause. „He!" meinte eine Stimme und ich sah mich um. Da erkannte ich David, der sich hinter einem Baum versteckte. „Was machst denn du da? Und wieso kennt dich hier plötzlich keiner?" „Aha, also habe ich dir das zu verdanken." „Wie? Was hast du mir zu verdanken?" wollte ich wissen. Ich wollte endlich wissen, was hier los war.
„Was hast du dem Mann erzählt?" fragte er hektisch. „Er wollte wissen ob ich dich kenne und wo du wohnst." David schlug sich die Hand vors Gesicht. „Und, was hast du ihm erzählt?" „Ja, wo du wohnst weiß ich ja nicht, deswegen konnte ich nur sagen, wo ich vermutet habe, wo du gerade bist." Er schien etwas erleichtert.
„Kannst du mir jetzt endlich erklären, was hier los ist?" rief ich und hielt mir den Mund zu, damit ich leiser sprach. „Das kann ich nicht. Ich muss hier weg." Sagte er nur und ging schnell weg. Ich lief ihm hinterher. „Ich weiche dir nicht von der Seite, bis du, mir alles erklärt hast." „Und deine Eltern? Ich bleibe nämlich hartnäckig." „Denen schreib ich einen Zettel, wenn es länger dauern sollte." Meinte ich und er stöhnte genervt auf. „Ich bin auf der Flucht, Mädchen! Also lass mich zufrieden." Was? Auf der Flucht? „Bist du ein Verbrecher? Ein Mörder?" Er schüttelte den Kopf.
„Unsinn." „Dann sag es mir. Wieso bist du auf der Flucht. Und vor wem?" Er blieb kurz stehen. „Weißt du was, vielleicht ist es gut, dass du mitkommst. So kannst du nicht noch mehr Schaden anrichten." Meinte er und zog mich an der Hand hinter sich her. Er stolperte hinter ihm her. „Wo mitkommen? Zu mir nach Hause. Der einzige Ort hier, wo ich hundertprozentig sicher bin."
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