Kapitel 49
Jins Finger krampften sich in in das Ploster der Ledersitze.
Die Augen zusammengekniffen versuchte er, irgendwie Halt zu finden, immer dann, wenn der Sportwagen sich erneut in eine enge Kurve legte. Der Motor laut aufheulte bei jeder neuerlichen Beschleunigung und auf der regennassen Straße gefährlich nah Richtung Leitplanke rutschte.
"Könntest du vielleicht ein bisschen langsamer fahren?", jammerte er schließlich, als sein Magen sich zum gefühlt zwanzigsten Mal überschlagen hatte.
"Könnte ich.", entgegnete Namjoon knapp, schaltete erneut höher, dass Jin in den Sitz gedrückt wurde.
Himmel, wie konnte er bei so einem Wetter so rasen?
Die Scheibenwischer arbeiteten auf Hochtouren und trotzdem konnte man kaum einen klaren Umriss erkennen.
"Warum tust du es dann nicht?", schnappte er nach Atem. Allmählich wurde ihm wirklich Angst und Bange. Was bitte war sein Problem? Wollte der Fotograf sie beide umbringen?
Vielleicht klang Jins Stimme diesmal weitaus weinerlicher und eindeutig verzweifelter, weshalb Namjoon sich schlussendlich doch dazu herabließ, den Wagen abzubremsen.
Erleichtert bließ Jin die Luft aus.
Hoffentlich hatte dieser kurze extrema Gefühlsausbruch gereicht, um den Blonden wieder einigermaßen zu beruhigen.
Auch wenn der kurze Seitenblick zu ihm schwer darauf schließen ließ, waren dessen Augenbrauen doch noch immer so zusammengezogen, dass sich eine tiefe Furche gebildet hatte.
Er war sauer. Eindeutig.
Nur warum?
Jin wusste eigentlich, dass es dumm war zu fragen, aber er konnte sich einfach nicht zurückhalten, brannten die Worte doch förmlich auf seiner Zunge.
"Geht es dir gut?", erkundigte er sich vorsichtig.
"Natürlich.", presste Namjoon aus zusammengebissenen Zähnen hervor. "Alles ist wunderbar."
Jin hob die Augenbrauen: "Okay."
Eigentlich klang es mehr nach einer Frage als einer Feststellung.
Weshalb er automatisch zusammenzuckte, als Namjoon nun doch die Berherrschung verlor: "Außer der Tatsache, dass mich dieser verfluchte Wichser wie einen Idioten dastehen lassen hat. Und du auch noch darauf reingefallen bist."
"Meinst du Jackson?", hakte Jin vorsichtig nach.
Der blonde Fotograf bremste den Wagen so hart ab, dass die Köpfe der beiden nach vorn geschleudert wurden.
"Ich will seinen Namen nicht hören. Und ganz besonders nicht aus deinem Mund.", zischte er bedrohlich, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
Schockiert starrte Jin ihn an, kaum fähig, sich zu bewegen, untermal von der Geräuschkulisse vom Rauschen des Starkregens
"Bist du eifersüchtig?", fragte er so leise, dass er nicht einmal sicher war, überhaupt einen Ton von sich gegeben zu haben.
Namjoon verengte die Augen zu Schlitzen, fixierte sein Gegenüber damit: "Mach dich nicht lächerlich.", blaffte er, ehe er wütend die Autotür aufriss und ausstieg.
Jin verfolgte ihn mit fragendem Blick. Beobachtete, wie der Blonde sich mit beiden Händen durch das Gesicht und die Haare fuhr und einen animalischen Schrei von sich ließ.
Alles klar.
Ungläubig betrachtete Jin das Schauspiel genau vor sich.
Innerhalb weniger Sekunden war Namjoon komplett durchgeweicht, sein weißes Shirt klebte eng am Oberkörper und gab die darunterliegenden Muskeln preis.
War es verwerflich, dass er einfach nicht den Blick davon abwenden konnte und erst nach wenigen Sekunden seine Augen zwang, doch lieber etwas höher zu wandern. Zu Namjoons nass glänzendem Gesicht, das er emporstreckte, dem Regen entgegen.
Unbewusst biss Jin sich auf die Unterlippe.
Dieses Motiv war so klischeehaft, aber trotzdem einfach nur anziehend.
So sehr, dass sein Körper wie automatisch darauf reagierte. Den Blick nicht abwendend tastete er blind nach dem Hebel der Beifahrertür, öffnete diese.
Überraschenderweise war der Regen ziemlich warm. Im ersten Moment blinzelte Jin dennoch, als die großen Tropfen auf sein Gesicht trafen.
Zumindest bis er dieses in Namjoons Richtung drehte. Und plötzlich alles egal zu sein schien.
Der Regen. Seine Klamotten. Die vielen Fragen in seinem Kopf.
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