Kapitel 24
"Du bist wirklich ein süßes Kerlchen.", die Frau mit dem aufdringlichen süßen Parfüm strich aufreizend kichernd mit ihrem Zeigefinger über Jins Wange.
Dieser versuchte angestrengt, sein charmantes Lächeln einigermaßen aufrecht zu erhalten. Was gar nicht so einfach war bei dem Anblick, der sich ihm bot.
Von schlecht geschminkten Lippen, viel zu viel Puder und grellem blauen Lidschatten über mit Tusche verklumpten Wimpern war alles zu haben. Alles, was man eigentlich nicht wollte.
Und Jin jetzt auch wusste, warum ihm Hoseok ausgerechnet diesen Gast überlassen hatte.
"Du siehst auch gut aus.", gab Jin kurzatmig zurück, in der Hoffnung, nicht gleich das Bewusstsein zu verlieren aufgrund des wirklich intensiven Geruchs, der ihm die Sinne zu benebeln schien.
Das sollte sie also sein?
Die Frau, bei der er seine kompletten Prinzipien über den Haufen werfen sollte, um ein bisschen mehr zu verdienen? War es das wirklich wert?
"Möchtest du vielleicht noch etwas trinken?", fragte er freundlich, schob so den Gedanken und besonders seine Bedenken zur Seite.
Die schlecht geschminkte Frau hielt ihn am Unterarm zurück, als er aufstehen wollte, hob auffordernd die Augenbrauen.
"Mir wäre etwas anderes lieber.", säuselte sie verführerisch, zog ihn zu sich rüber und presste ihre dünnen grellroten Lippen auf seine.
Jin war wie erstarrt.
Im ersten Reflex wollte er die Frau von sich stoßen. Doch im Augenwinkel erkannte er Hoseoks mahnenden Blick, weshalb er die plötzliche Nähe über sich ergehen ließ. Die Augen geschlossen bewegte er allmählich den Mund, versuchte den Kuss irgendwie zu erwiedern.
Er dachte an das Geld. Und an seine Mutter, für die es bestimmt war.
Die Augen zusammengeniffen drehten sich seine Gedanken ausschließlich um die Summe, die er hierfür bekommen würde.
Und Namjoon.
Verdammt, er dachte ernsthaft an Namjoon. Ausgerechnet jetzt.
Eigentlich kein Wunder, war der Kuss mit ihm doch wesentlich angenehmer gewesen. Und hatte deutlich schönere Gefühle in ihm ausgelöst.
Was zur Hölle dachte er da eigentlich?
Schockiert, mehr über sich selbst, stieß Jin die Frau von sich.
"Es tut mir leid.", stotterte er, sprang auf, wich vor ihr zurück. "Es geht nicht. Ich kann das nicht."
Unverhohlen angewidert striff er mit dem Unterarm über seinen Mund, drehte sich auf dem Absatz herum und rannte beinahe aus dem Club.
Er ignorierte die Schimpftirade der Frau. Ebenso das Rufen von Hoseok. Und ganz besonders das Fluchen seines Chefs.
Ihm war alles egal.
Er wollte einfach nur noch weg. Die Tür des Clubs aufreissend stürzte er förmlich hinaus auf die Straße.
Es regnete in Strömen. Auch das war ihm egal.
Das Gesicht in den Himmel gereckt, die Augen geschlossen, stand er einfach nur da. Der kühle Regen auf seiner Haut half ihm dabei, allmählich wieder ruhiger zu werden und sich schließlich nach einigen Minuten zu fragen, was eigentlich in ihn gefahren war?
Wie blöd war er eigentlich?
Wahrscheinlich hatte er gerade seinen Job verloren. Was sollte er jetzt tun?
Unsicher blickte er sich um.
Ein Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite erregte seine Aufmerksamkeit.
Schwarz glänzend. Teuer.
Jin wusste sofort, wer in dem Wagen sitzen würde.
Was für ein merkwürdiger Zufall, dachte er noch, lachte dabei trocken auf.
Und doch ging er wie automatisch auf den Sportwagen zu.
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