Kapitel 23
"Ich würde es tun."
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
Natürlich. Was hatte Jin auch anderes erwartet?
"Was besseres kann dir doch gar nicht passieren.", unterstrich Hoseok seine Worte nochmals. "Der Typ hat wochenlang ständig hier Kohle verbraten, nur um dich anglotzen zu können."
"Weil er Fotograf ist.", murmelte Jin.
Herrgott, warum versuchte er gerade ernsthaft das Stalking von Namjoon zu rechtfertigen?
"Selbst wenn er Pornoproduzent wäre.", zuckte sein Freund mit den Schultern. "Er will dich. Und zwar nur dich."
Wie das klang.
Allmählich bereute es Jin, dass er ausgerechnet Hoseok in die Geschichte eingeweiht hatte. Zwar nicht im Detail, die ganzen Küsse hatte er diskret verschwiegen, aber dennoch änderte es nichts an der Tatsache, dass die eigentlich hilfreich gemeinten Kommentare ihn nur noch unsicherer werden ließen.
Wahrscheinlich, weil er irgendwo doch recht hatte.
Namjoon wollte ihn. Unbedingt.
Dennoch war Jin sich nicht sicher, ob wirklich nur aus beruflichen Gründen.
Wären sie sich nicht so nahe gekommen, hätte er bei der Anfrage vielleicht sofort zugesagt. So hatte er den Fotografen einfach sitzen gelassen.
Nachdem er ihn als ekelhaftes Arschloch bezeichnet hatte.
Und warum dachte er dann trotzdem über dieses verdammte Angebot nach anstatt es einfach auf sich beruhen zu lassen?
"Du brauchst das Geld, das weißt du selber ganz genau.", half ihm Hoseok mehr oder weniger auf die Sprünge. "Entweder du springst über deinen Schatten und bist ein bisschen zutraulicher zu den Gästen oder du melkst diesen Modeknipser."
Manchmal ging Jin die direkte Art seines Freundes schon ziemlich gegen den Strich.
Aber bedauerlicherweise stimmten dessen Aussagen. Besonders der Bezug auf ihren allabendlichen Job.
Scheinbar hatte sich mitlerweile rumgesprochen, dass man hier nicht nur gute Drinks bekommen könnte, sondern auch den ein oder anderen Zusatz.
Einen Zusatz, den Jin nicht zu leisten bereit war. Und aus diesem Grund nahezu nichts mehr verdiente.
Wahrscheinlich würde er im Vergleich sogar mehr an der Kasse eines Schnellimbiss verdienen. Was aber trotzdem nicht einmal annähernd seine monatlich laufenden Kosten deckte und allmählich sein Erspartes auffraß.
"Ich an deiner Stelle würde ihm eine utopische Summe nennen. Entweder er handelt dich runter.", Hoseok machte eine Pause, um die Spannung künstlich in die Länge zu ziehen. "Oder du musst anfangen, frustrierten Geschäftsfrauen deine Zunge in den Hals zu stecken."
Angewidert verzog Jin das Gesicht bei der Vorstellung.
"Du bist mein bester Freund, also sage ich dir das im Vertrauen.", entgegnete Hoseok stirnrunzelnd. "Es spricht sich allmählich rum, dass du dich partout nicht auf mehr einlässt. Kein Wunder, dass dir allmählich die Stammkundschaft abhanden kommt. Du lässt ja nicht mal knutschen zu."
Mit großen Augen blickte Jin seinen Freund an: "Ist das denn so schlimm?"
Sein Gegenüber rollte mit den Augen: "Es ist nur ein Kuss, du sollst sie ja nicht gleich auf dem Barhocker vögeln."
Nachdenklich kaute Jin auf der Unterlippe herum. In Gedanken ging er nochmal Hoseoks Worte durch.
Vielleicht hatte er ja doch recht.
Sicher würde wesentlich mehr Geld rausspringen, wenn doch ein bisschen mehr Nähe zu den Clubbesucherinnen aufgebaut wurde.
Zwar war es nicht die Erfüllung, aber es war ein Job. Und genaugenommen war wahrscheinlich alles besser, als sich einen Monat lang irgendeinem Fremden zu verkaufen.
Hier wusste Jin, worauf er sich einließ. Bei Namjoon war er sich nicht so sicher.
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