
Kapitel 13
"Schön, dass du gekommen bist.", begrüßte Namjoon ihn freundlich, deute eine leichte Verbeugung an.
Mit aller Kraft versuchte Jin die Hitze, die ihm ins Gesicht stieg, zu unterdrücken. Mit eher mäßigem Erfolg.
Er wollte doch ungesehen alles auskundschaften, sich nur mal umsehen. Interessehalber.
Hätte er geahnt, dass die Fassade des Hauses komplett verglast ist und man somit zumindest von innen den kompletten Straßenzug überblicken konnte, wäre er wohl nicht hergekommen.
Wahrscheinlich hatte Namjoon ihn bereits minutenlang hinter den verspiegelten Scheiben beobachtet und nur den passenden Moment abgewartet, um die Eingangstür aufzureißen und ihn willkommen zu heißen.
Erst als Jin sich im Inneren des Studios befand wurde ihm das klar. Weswegen er wohl auch das beinahe schadenfrohen Grinsen des Fotografen zur Kenntnis nahm, aber nicht darauf eingehen wollte.
Stattdessen schaute er sich lieber neugierig um.
Der Raum war riesig. So weitläufig, als würde er fast kein Ende nehmen.
In regelmäßigen Abständen wurde der dunkel gefließte Boden unterbrochen von Säulen, die die obere Etage trugen, zu welcher sich eine stählerne Wendeltreppe wand.
Nur eine Ecke mit einer weißen Leinwand und den üblichen Fotoutensilien wie Lampen und Lichtsegeln deuteten darauf hin, dass hier fotografiert wurde.
Theoretisch hätte dieser Ort auch eine hippe Werbeagentur sein können.
"Hier arbeitest du?", fragte Jin leise. Er hatte Sorge, dass seine Stimme in dem offenen und sehr minimalistisch eingerichtetem Raum ein Echo verursachen könnte.
"Und wohne ich.", ergänzte Namjoon nickend. "Unten Studio, oben mein Schlafzimmer."
Sollte Jin es nicht merkwürdig finden, dass sein Gegenüber ausgerechnet den Raum erwähnt hatte, in dem sein Bett steht? Immerhin hätte er ja stattdessen auch die Küche nennen können.
Obwohl Namjoon nicht unbedingt wie ein begnadeter Koch wirkte. Nicht in diesem Outfit.
Unauffällig musterte Jin den Blonden.
Dieser trug ein weißes enges Shirt, dass sich um seine Oberarme spannte. Er sah gut aus.
Für einen Mann.
Nicht, dass Jin da großartig Ahnung hätte. Im Allgemeinen schaute er sich keine Kerle an. Zumindest nicht so genau wie jetzt Namjoon.
Herrje, was war eigentlich los mit ihm? Ständig kamen ihm solche Gedankenblitze, wenn sich dieser Typ in seiner unmittelbaren Umgebung befand.
Das musste die Aufregung sein.
Nicht, dass er aufgeregt wäre wegen Namjoon oder so.
Schwer seufzend zwang Jin sich zur Ruhe.
"Möchtest du etwas trinken? Zur Entspannung?", fragte der Blonde, eine Flasche Sekt in der Hand haltend. Augenscheinlich hatte er die Unsicherheit bemerkt.
Oder die Gesichtsentgleisungen, wenn Jin sein Gedankenkarussell zum Stoppen bringen wollte. Was überhaupt gar nicht peinlich war.
"Ich trinke keinen Alkohol.", lehnte er dankend ab, versuchte sich zu einem Lächeln. Welches wahrscheinlich eher einer Grimasse ähnelte. Ein Beispiel mehr, dass Namjoon ihn ganz bestimmt nicht mehr als hübsch betiteln würde.
Dieser legte den Kopf schief: "Nie?", hakte er nach, wackelte nochmals mit der Flasche.
Erneut schüttelte Jin den Kopf: "Ich vertrag ihn nicht gut. Ausserdem behalte ich gerne die Kontrolle."
Er hatte oft genug bei den Besucherinnen des Clubs erlebt, was ein Glas zuviel ausrichten konnte und wie sich Menschen dadurch veränderten. In den meisten Fällen nicht wirklich zum Vorteil.
"Das ist ein positiver Vorsatz.", stimmte ihm Namjoon zu. Er lächelte. Aber irgendwas in seinem Blick riet zur Vorsicht, als er hinzufügte: "Aber manchmal kann es auch interessant sein, sich vollkommen gehen zu lassen."
Jins Herz schlug schneller. Ihm wurde heiß, als hätte sich die Temperatur im Raum schlagartig erhöht.
"Können wir anfangen?", krächzte er, räusperte sich daraufhin schnell. "Ich will es hinter mich bringen."
Sein Gegenüber schmunzelte. Als ob er es genießen würde, wie Jin sich unsicher unter dem direkten Blick wand.
"Na dann...", zwinkerte er ihm zu. "Zieh dich aus."
Jin erstarrte: "Was?"
"Deine Jacke. Ich will als erstes ein paar Probeaufnahmen in normaler Alltagskleidung machen.", erklärte Namjoon vollkommen ernst.
"Ja. Sicher.", kam die peinlich berührte Antwort. Was denn auch sonst?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro