27.Kapitel
Die Vögel begrüßten die Morgensonne mit ihrem fröhlichen Gezwitscher. Die Regentropfen hingen an den Gräsern und Ästen und glitzerten im Sonnenlicht. Der Wind strich sanft über die grünen Wiesen und Felder. Der Himmel leuchtete am östlichen Horizont in allen möglichen Rot-, Gelb- und Blautönen. Der Halbmond verblasste, je heller der Himmel in seinem typischen hellblauen Himmelblau wurde. Immer mehr wurde die dunkle Regennacht zurückgedrängt von Sonnenschein und Tag. Nur die Regentropfen erinnerten an den heftigen Sturm während der kalten Stunden. Lisa wachte auf, obwohl sie gestern noch mit Anna, Steffi und den anderen Reitern den Sieg bis spät in die Nacht gefeiert hatte. Sie streckte sich, dann stand sie auf und zog sich an. Sie schrieb einen kleinen Zettel für Marie oder Kena, damit sich keiner Sorgen um sie machte. Gut gelaunt lief sie zum Stall und bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen, als sie daran dachte, dass sie seit gestern früh nicht mehr mit Anna geredet hatte. Und am Abend war diese auch ziemlich angepisst. Aber Esperanzas fröhliches Wiehern holte sie aus den Gedanken und Lisa öffnete die Box. Die Stute trat heraus und blies Lisa ihren Atem ins Gesicht. Lisa musste lachen. Sie holte den Putzkasten und begann, das weiße Fell des Pferdes zu bürsten. Esperanza blieb, obwohl sie nicht angebunden war, wie ein Bilderbuchpferd brav stehen. Ein Außenstehender hätte vielleicht behauptet, dass läge an dem Heunetz, an dem der Schimmel genüsslich knabberte, aber es war ein tiefes Band von Vertrauen. Vertrauen des Pferdes in den Reiter, Vertrauen des Reiters in das Pferd. Lisa holte die Trense, zäumte ihre Stute auf und führte sie aus dem Stall. Esperanza spitzte die Ohren. Auch das Pferd schien diese Natur besser zu gefallen als die schmutzigen Straßen Berlins. Lisa wartete einen Moment, bis der Schimmel seine ganze Aufmerksamkeit seiner Besitzerin schenkte, dann schwang sie sich auf den Rücken. Der Andalusier setzte sich in Bewegung. Lisa spürte jeden einzelnen Muskel dieses Tieres. In fleißigen Schritt ging Esperanza durch das noch feuchte Gras. Es ging ihr bis zu den Fesseln. Die lange Mähne mit den leichten Locken hing offen am runden Hals der Stute. Lisa brauchte ihr Pferd gar nicht lenken, es schien, als wüsste es, wohin es ginge, als würde ein und der selbe Gedanke Pferd und Reiter verbinden. Lisa ritt durch den friedvollen Wald und lauschte dem Gesang der Vögel. Lächelnd dachte sie an den gestrigen Ausritt zurück, der schönste Ausritt ihres Lebens! Sie bog in einen schmalen Feldweg, dann kam sie zur Straße und ritt ins Dorf. Auch das lag friedlich und verschlafen im geschützten Tal. Ein Pferd wieherte in der Ferne. Esperanza wieherte zurück. Lisa lachte und ritt in den Hof des Gestüts Bergbrück. Die Hufe ihrer Stute klapperten auf den Pflastersteinen. Im Stall herrschte bereits Vollbetrieb. Schließlich mussten alle Pferde gefüttert werden und wegen der Hitze während des Mittags wurden die Kandidaten für diese Saison schon früh am Morgen trainiert. Lisa ließ Esperanza an Dukes Box stehen und huschte ins Wohnhaus. In der Küche begrüßte Cam sie.
„Hey."
„Hey."
„Gab's drüben schon Frühstück?"
„Nee."
„Hast du Hunger?"
„Ja."
„Müsli?"
Lisa nickte und Cam brachte ihr eine Schüssel, Löffel und Cornflakes. Lisa setzte sich neben ihn an den Tisch und aß das Müsli.
„Reiten wir aus?", fragte sie.
„Ja. Aber um elf muss ich Dad im Stall helfen.", antwortete Cam.
Titelbild ist so ungefähr meine Vorstellung von Cam.
Viel Spaß beim Lesen. :)
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