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Der Fund

»Herr Professor! Herr Professor! Ich habe etwas entdeckt!«

Mit rudernden Armen schlitterte Tom in die Schreibstube der altehrwürdigen Abtei, die seinem Mentor als Büro diente. Im letzten Moment fand er Halt an der hohen Lehne eines schweren antiken Holzstuhles, der sich mit einem protestierenden Knarzen in eine bedrohliche Schieflage neigte. So gut er es in seinen rutschenden Filzüberschuhen vermochte, stemmte sich Tom gegen das monströse Möbelstück und hievte es zurück in die Senkrechte.

»Entschuldigung, Entschuldigung! Nichts passiert. Alles okay.« Erleichtert stieß Tom die Luft aus. Seine Ohren brannten. Was für ein peinlicher Auftritt! Dabei hatte er sich fest vorgenommen, nur den allerbesten Eindruck bei Professor Brockhorst zu hinterlassen.

»Hier ist frisch gebohnert. Das müssen Sie doch gerochen haben, Herr ...?« Ephraim Brockhorst schob sich die randlose Lesebrille auf den schwindenden Haaransatz und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand in die Nasenwurzel. Seinem tadelnden Tonfall war die Verärgerung über die Störung deutlich anzumerken.

»Stresemann, Herr Professor. Tom Stresemann. Und ja. Nein. Also, ich bin mir nicht sicher?« Tom rieb sich die schwitzenden Hände. Gleichzeitig verfluchte er seine Ungeschicklichkeit. Er wollte durch Professionalität und Können überzeugen, den Praktikumsplatz bei Brockhorst verdient zu haben und jetzt stammelte er hier herum wie ein übereifriger Erstsemester.

»Bohnern ist ein Verfahren zur Pflege und Versiegelung von Holzfußböden. Ihre Generation dürfte damit nur noch wenige Berührungspunkte haben.« Der Professor lehnte sich zurück und musterte Tom wie ein lästiges Insekt. »Doch da Ihr Studiengang sich mit weiter zurück liegender Altertumsforschung beschäftigt, werde ich diese Wissenslücke Ihrerseits tolerieren.«

»Danke«, murmelte Tom kleinlaut und schob sich nervös eine staubgraue Strähne seines eigentlich dunklen Haares hinters Ohr. Zweifel befielen ihn. Der durchdringende Blick aus Brockhorsts blassblauen Augen tat sein Übriges, um Toms Unbehagen zu verstärken. Was, wenn ihm der Professor seine Theorie gleich als haltloses Hirngespinst um die Ohren schlug? Er hätte seinen Verdacht besser überprüft bevor ...

»Jetzt rücken Sie schon raus mit der Sprache, Stresemann! Wenn Sie hereingestürmt kommen als wäre Ihnen der Heilige Gral auf den Fuß gefallen, erwarte ich etwas mehr als ein paar rostige Nägel oder verwitterte Tonscherben.« Brockhorst trommelte ungeduldig auf den vor ihm liegenden Stapel vergilbter Pergamente. Dass dies, durch seine in weißen Schutzhandschuhen steckenden Finger, nur ein gedämpftes Geräusch erzeugte, minderte keineswegs die missbilligende Botschaft.

Tom räusperte sich. Für einen Rückzieher war es zu spät. Also Augen zu und durch!

»Wir sind dabei die Inschriften und Reliefs der Steinsärge in der Gruft unter dem Kirchenschiff zu erfassen und mit den bereits katalogisierten Unterlagen abzugleichen und dabei ist mir etwas aufgefallen.« Vorsichtig wagte Tom, seinen Blick zu heben. Die Miene des Professors blieb verschlossen und ausdruckslos.

»Aus den Aufzeichnungen des Klosters geht hervor, dass Kirche und Sakristei genau auf den Fundamenten der abgebrannten Vorgängerbauten aus dem 11. Jahrhundert errichtet wurden.« Tom geriet ins Stocken. Er spürte förmlich, wie ihn sein Mut verließ. Mit einem heiseren Krächzen verkündete er seine Erkenntnis, die ihn vor zehn Minuten noch in regelrechte Euphorie versetzt hatte.

»... die Gruft ist zu klein. Hinter der rückwärtigen Wand muss es noch einen weiteren Raum geben.«

Tom schluckte. Das Schweigen des Professors zerrte an seinen Nerven. Dann hoben sich Brockhorsts Mundwinkel eine winzige Spur.

»Bravo, Stresemann. Dem werden wir nachgehen. Zumindest ihr Spürnäschen scheint zu funktionieren.«

***

»... und dann war dahinter tatsächlich eine völlig in Vergessenheit geratene Grabstätte! Von einem Kreuzfahrer aus dem 12. Jahrhundert! Und ich habe sie entdeckt!«

»Ja, ja. Und drin waren alte Knochen und noch ältere Schriftrollen. Das hast du jetzt schon zig Mal erzählt!« Wiebke Stresemann rollte mit den Augen und widmete sich weiter dem Portionieren der Eiskugeln. Sie gönnte ihrem Zwillingsbruder den Erfolg und mit dem Zweitstudium schien er nun endlich seine Berufung gefunden zu haben. Doch diese Wichtigtuerei wegen einem Haufen vergammelter Überbleibsel wurde langsam unerträglich.

»Dir vielleicht. Aber Stella noch nicht. Außerdem muss ich euch unbedingt noch was zeigen.« Tom wartete bis Wiebke die Sprühsahne verteilt hatte und balancierte zwei der turmhohen Schleckerkreationen zu der zierlichen Blondine am Küchentisch.

»Hast du den ganzen Sand hier reingeschleppt?«, rief ihm seine Schwester schimpfend hinterher, während sie die Reste wieder im Tiefkühlschrank verstaute. »Tritt dir gefälligst die Schuhe draußen ab!«

»Das sind großartige Neuigkeiten. Ich freu' mich für dich, Tom, wirklich.« Mit einem abgrundtiefen Seufzer zog Stella den Eisbecher zu sich heran und versenkte ihren Löffel in der cremigen Masse.

Wiebkes beste Freundin wohnte nur drei Häuser weiter und gehörte seit Tom denken konnte praktisch zur Familie. Inzwischen war aus dem unscheinbaren Mädchen aus der Nachbarschaft eine echt heiße Schnecke geworden. Kein Wunder, dass seine Gedanken bei ihrem Anblick die geschwisterlichen Bahnen verließen und in gänzlich andere Gefilde abdrifteten. Es war schon erstaunlich, was ein Ortswechsel bewirken konnte. Während seine Schwester auf ihrem elterlichen Hof geblieben war und ewig ein unsensibles Trampeltier bleiben würde, hatte sich Stella in ihrer Zeit in Hamburg und Frankreich zu einer eleganten, stilvollen jungen Frau entwickelt.

Es wurmte ihn mächtig, dass sie seinen sensationellen Nachrichten nur mäßige Begeisterung entgegen brachte.

»Lass Stella in Ruhe, sie hat jetzt ganz andere Sorgen!« Wiebke drängte sich zu Toms Leidwesen zwischen sie und dekorierte Stellas kalte Köstlichkeit mit einer Herzwaffel und einer Handvoll Schokostreusel. »Ole ist verhaftet worden«, flüsterte sie ihm über die Schulter zu und malte verstohlen ein Herzchen in die Luft.

»Ach nee.« Tom wurde hellhörig. Sein Kumpel aus dem Segelverein und Stella, so so. Da war Ole ihm mal wieder eine Buglänge voraus. »Was hat er denn diesmal angestellt? Rosen aus dem Pfarrgarten geklaut?« 

Grinsend erinnerte sich Tom an ihre gemeinsamen Jugendstreiche. Die Bilder von der Hafennixe, welche sie mit der Unterwäsche der Frau Bürgermeisterin eingekleidet hatten, waren noch immer die Fotos mit den meisten Klicks, wenn man ihren Heimatort bei Google eingab. Die Bronzestatue war damals über Wochen der angesagteste Selfie-Treffpunkt sämtlicher Influencer der Umgebung.

»Der Idiot hat den alten Kutter von Hinnerk mitten in der Fahrrinne versenkt! Die Fischer hätten ihn beinahe gelyncht. Fast eine Woche lang ging überhaupt nichts! Kein Schiff rein in den Hafen und keines raus. Jetzt hat er zig Klagen am Hals. Von der Fischereigenossenschaft, von diversen Hoteliers und Gastronomen, vom Seefahrtsamt ganz zu schweigen.« Wiebke warf entrüstet ihre Arme in die Höhe. Stella seufzte wieder.

Tom lauschte mit offenem Mund und traute seinen Ohren nicht. »Hinnerks alten Kutter? Die schrottreife Schaluppe, für die wir jede freie Minute geopfert haben, um sie wieder seetüchtig zu machen? Ist Ole völlig durchgeknallt?«

Stella zuckte mit den Schultern, eine einzelne Träne kullerte über ihre blasse Wange. Halt suchend glitten ihre Finger zu dem Schutzanhänger aus Engelsflügel, Stern und Anker, den sie stets an einer zarten Silberkette um den Hals trug.

Tom langte über den Tisch und ergriff ihre schlanke Hand. »Hey, das wird schon wieder. Vielleicht war es nur ein Unfall?«

»Pfff...« Mit einem abwertenden Schnauben zerstörte Wiebke seinen Beruhigungsversuch. Stella hingegen begann zu schluchzen und schüttelte vehement den Kopf.

»Ich habe ihm mehr als einmal gesagt, dass die Ideen dieser radikalen Ökos, mit denen er neuerdings abhängt, niemandem helfen. Am allerwenigsten unserer Umwelt oder dem Verständnis der Menschen dafür. Schon diese Aktion mit den toten Vögeln auf der Wäscheleine des Landtagsabgeordneten war grenzwertig. Aber jetzt ist er zu weit gegangen. Mit einem Straftäter will ich nichts zu tun haben.«

Tom klingelten die Ohren und er schielte verstohlen zur Decke. Genau über ihnen befand sich sein Zimmer und sein Rucksack, in der Ecke hinter dem Wäscheschrank ...

»Ha! Wusste ich doch, dass Ole dahinter gesteckt hat!« Wiebke schnippte mit den Fingern und Tom zuckte erschrocken zusammen.

»Halt' die Klappe!« Knurrend stieß er seiner Schwester den Ellbogen in die Rippen. Stella weinte inzwischen hemmungslos. Mit einem vernichtenden Blick in Richtung Wiebke erhob er sich und nahm an Stellas freier Seite Platz. Tröstend legte er ihr den Arm um die Schulter.

»Was sagt denn dein Vater dazu?«

»Das willst du nicht wissen«, schniefte Stella. Dass Marinekapitän Hansen nicht gerade begeistert war, konnte sich Tom gut vorstellen. Wiebke musste natürlich prompt ihren Senf dazugeben.

»Das Gebrüll hat die ganze Straße gehört! Ich schwöre, bei uns haben die Fensterscheiben gewackelt.«

Genau das hatte er erwartet. Mit einem verständnisvollen Nicken rückte er enger an Stella heran.

»Ich bin für dich da, wenn du jemanden brauchst. Ich habe die Assistenzstelle bei meinem Professor bekommen und bin jetzt wieder öfter zu Hause. Du kannst dich jederzeit bei mir ... bei uns melden«, ergänzte Tom, als er Wiebkes hochgezogene Augenbrauen bemerkte.

»Was wolltest du uns eigentlich so Wichtiges zeigen?«, fragte seine Schwester mit einem süffisanten Unterton, den Tom auf den Tod nicht ausstehen konnte. Trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln und log mit überzeugender Unschuldsmiene.

»Ach, nichts von Belang.«

Wiebke war nicht seine Mutter. Von ihr würde er sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Seinen Schatz brauchte vorerst keiner zu sehen.

Der gehörte nur ihm ganz allein.

***

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