Abschluss
Schritte kamen auf die Tür zu. „Wer ist da?", hörte ich Remus Stimme. „H-Holly. Ich bin's Remus.", stotterte ich. Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein Zauberstab deutete auf mich: „Sicher? Wenn du es wirklich bist, dann sag mir doch, welches Lied am Weihnachtsball lief." „Es liefen viele, Remus. Aber... Wenn du das letzte Lied meinst. Magic works. Ich bin es wirklich. Kein Vielsafttrank. Die echt Holly Angeline Seek."
Langsam, ganz langsam öffnete sich die Tür und ich sah in die vertrauten grünen Augen, die mich zum Lächeln brachten. „Holly?", fragte er etwas verblüfft und ich nickte. Meine Augen brannten. Bloß nicht weinen, sagte ich mir. Doch als Remus auf mich zu kam und mich fest an sich drückte, konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.
Remus zog mich nach drinnen und verriegelte die Tür. „Was machst du hier?", fragte Remus und ich hörte auf zu weinen. Kein Schön dich zu sehen? „Ich wollte mit dir reden, nachdem du mir nie geantwortet hast. Ich habe dich vermisst!", mein Ton war etwas schärfer, aber immerhin hatte er mir gerade quasi gesagt, ich solle nicht hier sein. „Ich habe dich doch auch vermisst. Aber hier ist es zu gefährlich für dich. Ich bin zu gefährlich. Ich will dich doch nur schützen, Holly!", rechtfertigte er sich. „Was läuft zwischen dir und Fernanda?" „Bist du deshalb gekommen? Um mit mir über meine Beziehungen zu reden? Warte... woher weißt du das überhaupt?" „Ihr seid also zusammen?" „Ja, aber Holy, sag doch, woher weißt du das?" „Ich habe Augen im Kopf, Remus. Ich habe euch rumknutschen sehen. Auf Hákons Party. John!" Er schwieg. „Ich wusste nicht, dass du Hákon kennst. Sonst wäre ich vielleicht vorbereitet gewesen, dich dort zu sehen. Aber bitte, erkläre mir doch, wieso hast du mir nichts davon erzählt? Kein Wort, keinen Brief habe ich von dir bekommen. Ich verstehe einfach nicht, wieso nach allem, was zwischen uns war, warum du dich nicht gemeldet hast. Verstehe mich nicht falsch. Mit den anderen habe ich auch nur noch begrenzt Kontakt. Vielleicht ist es zu gefährlich, aber Remus. Nur einen Brief. Nur einen. Doch es kam nicht ein einziger. Kannst du dir nicht vorstellen, wie das sein muss. Erst nichts zu hören und dich dann mit Fernanda zu sehen?" Immer noch sagte er kein Wort. „Ich verstehe es nicht.", meine Stimme war ganz leise geworden und ich sah ihn an. Langsam hob er den Blick und sah mich an. Grün traf Blau.
„Ich wollte dich nie verletzten Holly. Ich wollte dich nicht auf irgendeine Weise in diesen Krieg verwickeln. Hätte ich gewusst, dass du Hákon kennst, dann... Du hast Recht, vielleicht hätte ich es dir schreiben sollen, aber ich wollte dich weg von all dem halten. Weg vom Krieg. Weg von mir." „Wann, Remus, sag mir wann wirst du endlich verstehen, dass es mir egal ist, dass du ein Werwolf bist. Hast du vergessen, wie ich in den Vollmondnächten bei dir in der Heulenden Hütte war? Du hast mir nie etwas getan. In all den Jahren und trotzdem denkst du jetzt, dass du zu gefährlich für mich bist. Kamst du nie auch nur auf die Idee, dass mir das egal sein könnte? Aus dem einfachen Grund, dass ich dich liebe?" „Ich... Holly... Es tut mir Leid... Hast du wirklich gerade gesagt, dass... dass du mich liebst?" Ich seufzte: „Ja, das habe ich. Doch wenn du nicht das gleiche fühlst, dann tut es mir leid. Ich werde schon irgendwie damit klar kommen. Versprichst du mir wenigstens, dass du Fernanda nicht so verletzen wirst?" „Ich... ich verspreche es. Holly, ich...", Remus fasst mich sanft an den Händen und sah mir in die Augen, doch ich wich seinem Blick aus. Ich konnte ihn nicht ansehen. „Bitte, sie mich an, Holly Angeline Seek. Bitte."
Ich tat ihm den Gefallen, auch wenn es mir schwer fiel. Seine Stimme war nur ein Flüstern, als er anfing zu sprechen: „Ich verstehe es ja auch nicht, aber es ist besser für dich. Und ich will, dass es dir gut geht." „Aber, ohne dich –", ich konnte nicht weiter protestieren, denn Remus hatte seine Lippen auf die meinen gelegt. Es war ein zögerlicher, ängstlicher, aber doch liebevoller Kuss. Sanft. Weich. Schön. Es kribbelte in meinem Bauch und ich erwiderte den Kuss genauso zögerlich, ängstlich und liebevoll. Ich vergaß alles um mich herum. Ich vergaß den Krieg in England, die Aufgaben, die in Island auf mich warteten, ja selbst die Sache mit Tim und mir. Einfach alles. In diesem Moment gab es nichts anderes als Remus, mich und den Kuss.
Irgendwann unterbrach Remus den Kuss, aber ich wollte nicht, dass es aufhörte. „Ich liebe dich doch auch.", hörte ich ihn murmeln, da hatte ich meine Lippen schon wieder auf seine gedrückt. Als wir uns wieder lösten fragte ich: „Wieso können wir dann nicht zusammen glücklich werden?" Remus schwieg. Sein Schweigen machte mich beinahe wahnsinnig. „Sag mir bitte, was du willst. Bitte. Ich respektiere es dann auch. Nur bitte sag mir, was du willst.", bat ich ihn aus tiefstem Herzen.
Er wählte seine Worte mit Bedacht aus, dass wusste ich schon in dem Moment, als er zu sprechen begann: „Ich will, dass es dir so gut geht, wie nur möglich, aus dem Grund, wie viel du mir bedeutest. Ich weiß, was du immer sagst, aber ich glaube, dass ich dir dieses Glück nicht geben kann." „Das ist also ein nein.", murmelte ich. „Ja.", Remus sah zu Boden, „es ist besser." Ein Seufzen entwich mir. „Ich habe nur noch eine Bitte." „Welche, Holly?", Remus Stimme war sanft. „Küss mich. Ein letztes Mal."
Er tat es. Ein letzter Kuss. Ein letzter Kuss, in den ich all meine Liebe zu ihm legte. Ein letztes Mal sollte er spüren, was er mir bedeutete. Er sollte wissen, dass ich ihn niemals – niemals vergessen würde.
Ich spürte noch seine Lippen auf meinen, sah den Ausdruck seiner Augen noch vor mir und hörte noch sein leises Flüstern Ich liebe doch auch, als ich sein Haus verließ und teleportierte. Wir würden uns schreiben. Vielleicht nicht jetzt sofort, aber irgendwann. Wenn es hoffentlich etwas ruhiger in der Welt der Hexen und Zauberer geworden wäre. Er würde für immer in meinem Herzen bleiben, egal was passieren würde und egal wen ich heiraten würde.
Einige Regenwolken zogen über den Himmel. Das Schlossragte majestätisch über das Tal und spiegelte sich im Loch. Der Schwarze See, voller magischer Wesen. Der Anblick wecke eine Sehnsucht in mir und ich genoss es, durch die leeren Sträßchen von Hogsmeade zu schlendern. Kurzerhand beschloss ich, im Honigtopf einzukaufen und nahm mir die Zeit, für ein Butterbier in den Drei Besen. Wie gut, dass ich Galeonen mitgenommen hatte. In Island bezahlte ich immer mit Isländischen Kronen. Meine Urgroßmutter, Königin Luba I. hatte eingeführt, dass die Engel mit der nichtmagischen Währung bezahlten. Es vereinfachte vieles.
„Guten Tag, Rosmerta.", begrüßte ich die Wirtin des Lokals. „Holly Seek.", es hatte ein wenig gedauert, bis sie mich erkannt hatte, „Lange nicht gesehen, aber sie sehen ihrer Schwester wirklich ähnlich!" Ich lächelte: „Können sie mir ein Butterbier machen?" „Natürlich, Miss Seek.", erwiderte sie und ich nahm an der Bar Platz. „Was treibt sie hierher?", fragte sie neugierig. Ich konnte es ihr nicht verübeln. „Ich will nachher Ellie besuchen.", erklärte ich, „Ich habe sie lange nicht mehr gesehen." „Oh, verständlich. Ihre Schwester wohnt doch bei den Prewetts, nicht wahr?" „Ja, genau. Ich habe beruflich im Ausland zu tun und kann mich deshalb in den Ferien nicht wirklich um sie kümmern. Außerdem versteht sie sich mit Toby gut." „Jaja, der junge Prewett. Gerade erst 16 geworden. Es war Hogsmeadewochenende an dem Tag und sie haben hier bei mir etwas gefeiert. Aber ich glaube, im Schloss gab es noch eine größere Party." „Kann ich mir gut vorstellen. Obwohl die Rumtreiber nicht mehr da sind, gibt es bestimmt immer noch die Partys.", meinte ich. „Zweifellos.", Rosmerta trocknete ein gespültes Glas ab.
Wir unterhielten uns noch eine Weile, dass verabschiedete ich mich und verließ das Dorf. Auf dem Weg zum Schloss begegnete mir niemand. Das Tor war verschlossen, weshalb ich einen Patronus an Professor Dumbledore schickte.
Fünf Minuten später rannte eine Katze auf das Tor zu. Sie setzte sich hin. Das Tor öffnete sich, ich schritt hindurch und blieb neben der Katze stehen. „Schön Sie zu sehen, Professor!", begrüßte dich sie. Mein Blick wanderte zum Schloss und als ich wieder meinen Kopf wandte, stand meine ehemalige Verwandlungslehrerin neben mir. „Das kann ich nur zurückgeben, Miss Seek. Schön sie zu sehen. Ich nehme an, sie wollen Ihre Schwester besuchen?", fragte sie und ich stimmte zu. Wir liefen zum Schloss hinauf, durch die Eingangshalle die Stufen hinauf zum Portrait der fetten Dame.
„Warten Sie hier, ich werde Ihre Schwester holen.", meinte Professor McGonagall.
„Holly!", Ellie umarmte mich freudig, „Wie geht es dir?" Wir gingen an den See, um uns zu unterhalten. „Gut.", antwortete ich, „Und dir? Wie läuft es in der Schule?" „Mit geht es auch gut! Und die Schule läuft auch gut! Die ZAGs können kommen, aber lass uns nicht mehr über Schule reden, es gibt wichtigeres!" „Und zwar?", ich legte den Kopf schief. „Alice ist schwanger! Das Kind soll im Sommer kommen, genau wie das Kind von Lily und James!", erzählte sie grinsend. „Das freut mich für Alice und Frank!", sagte ich, „Und auch für Lily und James! Vor fünf Jahren hätte Lily jedem den Kopf umgedreht, der darauf wetten wollte. Naja, ich glaube James hatte schon eine ganze Horde an Kindern mit Lily geplant!" „Echt komisch, wenn man die Erzählungen von früher kennt und die beiden jetzt sieht... Ist bei euch was passiert?" „Sophia wohnt jetzt mit ihrem Freund Liam zusammen. Ansonsten.... Laut Sophia wird unser Großvater schwächer. Sie meint, er wird wohl nur noch ein paar Jahre regieren." „Und dann... wirst du...", es war mehr eine Frage, die Ellie da stellte. Ich wiegte meinen Kopf hin und her: „Wenn Großvater mich offiziell anerkennt, ja. Ejana will das unbedingt, aber ich glaube, es kann schwer werden. Ich meine, wer gibt schon nach 50 Jahren zu, dass er einen unehelichen Sohn hat, der noch dazu der Erstgeborene ist. Gerade, wenn man die Position unseres Großvaters innehat." „Und wenn er dich nicht anerkennt?" „Dann wird Marja Königin. Ejana meint jedoch, dass das wegen der uralten Magie nicht gut gehen wird... Ich weiß nicht wieso. Ejana hat das Fach studiert, nicht ich. Aber sie ist klug und weiß was sie tut." Ellie nickte, dann fragte sie: „Was ist mit Dan?" „Der freut sich schon wahnsinnig darauf, ab August auf die Academy of Angels zu gehen! Asti meinte, sie will bald mit ihm seine Uniform und die anderen Schulsachen kaufen." „Ich würde ihn gerne mal in seiner Uniform sehen.", Ellie seufzte, „Ihr seid beide dort und ich bin hier... Alleine..."
Ich nahm meine Schwester in den Arm-. „Du bist nicht alleine. Hier hast du Toby und deine anderen Freunde! Und du kannst uns jederzeit besuchen kommen! Wirklich!" Erst jetzt fiel mir auf, dass ich kaum einen von ihren anderen Freunden kannte. „Mit wem bist du eigentlich sonst noch befreundet?", fragte ich deshalb. Ellie lächelte mich an: „Danke. Ich komme euch besuchen! Naja, Toby ist wie ein Bruder für mich. Nicht verwunderlich, oder? Dann sind dann noch die Abbott-Zwillinge, Judy und Bill. Buja Patil, David Carter und Queenie Kent. Also Gryffindor, Ravenclaw und Hufflepuff. Judy und David sind unsere Hufflepuffs und Toby und ich die einzigen Gryffindors. Aber keine Sorge, mit den anderen aus dem Haus verstehe ich mich auch gut. Nur zählen sie nicht unbedingt zu meinen besten Freunden." Ich nickte: „Es ist schön, dass du in unterschiedlichen Häusern Freunde hast."
Am späten Nachmittag verabschiedete ich mich von Ellie und bat sie, meine alten Freunde bei nächster Gelegenheit herzlich von mir zu grüßen. Sie versprach es und unsere Wege trennten sich. Sie lief hinauf zum Schloss, ich hinunter in Richtung Hogsmeade, zur Schulgrenze.
Wieder in Island schaute ich zuerst bei Jo vorbei. Sie hatte bereits Feierabend und kochte sich gerade etwas in ihrer Dachwohnung. „Hallo Holly!", begrüßte sie mich, „Willst du gleich mitessen? Ist genug für zwei da!" Ich lachte: „Sicher? Ich meine, du kannst viel essen, schon vergessen? Aber ja, gerne doch." Auch meine beste Freundin lachte. „Ich hab dir was mitgebracht!", ich zwinkerte und hielt ihr eine Tüte vom Honigtopf hin. Ich hatte ihr extra eine bunte Mischung ihrer Lieblingssüßigkeiten mitgebracht. „Du warst in Hogsmeade?", fragte sie verblüfft. „Ich hab Ellie besucht.", erklärte ich und beobachtete, wie sie einem Schokofrosch den Kopf abbiss. „Ich habe die Dinger echt vermisst!", seufzte sie, „Meine Kartensammlung muss immer noch im Grimmauldplace liegen..." „Dann kannst du jetzt ja wieder anfangen! Ich kann Ellie schreiben, dass sie welche mitbringen soll, wenn sie mich irgendwann besuchen kommt!" „Mach das!", Jos Augen leuchteten.
Gemeinsam aßen wir den Beafpie, den Jo zubereitet hatte. Er war wirklich lecken und ein kleines Stück England hier in Island. Nach dem Essen verabschiedete ich mich. Immerhin hatte ich Tim gebeten, heute Abend noch bei mir vorbei zu kommen und ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte, wenn ich nicht da war.
Meine Sorge war unbegründet. Tim kam erst eine Stunde, nachdem ich zu Hause war. „Wie war es?", fragte er. Ich biss mir auf die Lippe. Solle ich ihm von dem Kuss, nein, den Küssen erzählen? „Gut.", meinte ich schließlich, „Wir haben miteinander geredet. Und... Wir haben beschlossen, dass jeder von uns seinen Weg gehen soll." „Das heißt, dass wir es jetzt versuchen? Du und ich?", fragte Tim leise. Er sah mich nicht an. „Ja.", ich schluckte, „Ja, das werden wir wohl. Wie wir es besprochen haben..." Es kostete mich Überwindung, aber ich würde keinen Rückzieher machen. Wie Sophia gesagt hatte, ich musste mutig sein, denn der Hut lag niemals falsch.
„Ich weiß, dass du für ihn immer noch viel empfindest. Keine Sorge, ich weiß, dass niemand bei dir das auslösen kann, was er auslöst, aber ich werde es respektieren. Du musst gar nichts. Wenn du das nicht willst, dass wir zusammen sind, dann müssen wir das auch nicht, okay?", Tims Stimme war sanft. „Danke, Tim. Danke!", ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und er nahm mich in den Arm. Ich war mir ziemlich sicher, dass er wusste, dass mir die ganze Situation nicht leicht fiel und ich war ihm mehr als nur dankbar, dass er so auf mich Rücksicht nahm. Er drückte mir einen sanften Kuss auf den Kopf und ich lächelte. Ich war froh, mit ihm befreundet zu sein.
„Du solltest schlafen gehen, Holl. Du hattest einen anstrengenden Tag. Leg dich hin und schlafe, ja?", bat er mich. Ich nickte: „Gehst du heim oder bleibst du hier?" „Wie du willst." „Dann bleib doch bitte. Ich will nicht allein sein... Heute war einfach zu... keine Ahnung... ich will einfach nicht allein sein... Ist das okay?" Tim nickte und wir machten und fertig. Mein Bett war breit genug für zwei, folglich stellte es auch kein Problem dar.
„Danke, dass du das machst.", murmelte ich noch, da war ich auch schon eingeschlafen.
Eine Frau stand vor mir. Sie hatte schulterlange, weißgraue Haare und hellgrüne Augen, die so viel aussagten. Sie wirkte so lebendig, dass ich sie für lebendig halten würde, wenn ich nicht wüsste, dass sie schon seit 20 Jahren tot war.
„Großmutter?", fragte ich vorsichtig. Sie nickte. „Ja, mein Kind. Ich bin es.", ihre Stimme war zwar klar, jedoch klang es, als ob sie von weit weg sprach. „Darf ich fragen, was dein Anlass ist? Ich meine, es ist überaus unüblich, dass man einen Traum von einem Ahnen hat – ausgenommen den Tauftraum.", ich lächelte sie an. Cicilia Seek nickte: „Das darfst du. Aber ich bin nicht die Erste, die dir begegnet, nicht wahr? Luba kam dich auch schon besuchen." Ich nickte, schwieg aber. „Nun, meine Liebe Hollusta", sie benutzte meinen vollen Namen, den nur noch Ejana kannte, „Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass du eine wunderbare junge Frau geworden bist. Ich konnte dich leider nie persönlich kennenlernen, aber du machst uns alle stolz." „Vielen Dank, Großmutter. Ich tue mein bestes.", erwiderte ich. Sie nickte.
Ich sah mich schnell um. Wir standen auf der Lichtung, auf der meine Großmutter begraben lag. „Ejana hat dir diesen Ort schon gezeigt.", es war eine Feststellung, keine Frage. „Sie hat auch von Katin, Dir und sich erzählt." „Ja, ich weiß. Wir waren unzertrennlich. Bis zum Ende. Ejana hat gezeigt, wie selbstlos sie ist, als Michael geboren wurde. Und sie zeigt es immer noch: indem sie dich so unterstützt. Und Katin machte uns zu den Patinnen ihrer beiden Kinder. Aus drei Mädchen aus dem Volk wurden drei Frauen im Adel." „Katin hat einen General geheiratet, nicht?", fragte ich. Meine Großmutter nickte. Dann sagte sie etwas Merkwürdiges: „Du wirst verstehen, warum ich hier bin. Du wirst verstehen, was an uns besonders ist. Habe nur noch etwas Geduld. Ich werde wiederkommen, Hollusta Casement."
Dann wurde ihre Gestalt durchsichtiger, als verschwimme sie mit ihrer Umgebung bis ich allein auf der Lichtung stand. Ich fröstelte, als die Temperatur sank und schlang schützend die Arme um mich.
„Holly.", hörte ich eine leise Stimme, „Holl?" Ich kannte diese Stimme irgendwo her und schlug die Augen auf.
Tim sah mich besorgt an. „Du hast gezittert wie eine Feder im Orkan.", sagte er und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Was ist los? Hast du etwas geträumt? Willst du es mir erzählen?"
Ich schwieg eine Weile. Hinter Tim konnte ich aus dem Fenster nach draußen sehen. Hinter den Hügeln konnte ich schon erahnen, dass der Morgen bald grauen würde. Es war vielleicht 6 Uhr morgens.
„Holl?", fragte Tim, als ich nicht antwortete. „Entschuldigung...", murmelte ich, „Ich... es war nichts. Du musst dir keine Sorgen machen... Ich habe nur geträumt, dass ich friere... Nichts Schlimmes.", das war die reine Wahrheit, doch an Tims Blick sah ich, dass ich wohl ziemlich gezittert haben musste. „Können wir nicht noch weiter schlafen? Es ist wirklich nichts Tim. Wirklich.", ich lächelte ihn an. Er seufzte, lies sich dann aber wieder zurück auf die Matratze fallen. „Dann komm her... dann halte ich dich wenigstens warm..." Damit gab ich mich zufrieden und schloss wieder dir Augen, als er mich in seine Arme zog. Es wurde gleich etwas wärmer.
Mein Kopf ruhte auf Tims Oberkörper, als ich wieder aufwachte. Vorsichtig richtete ich mich auf und gähnte. „Einen wunderschönen guten Morgen, Holl.", begrüßte Tim mich. Er war anscheinend schon eine Weile auf, war aber liegen geblieben, um mich nicht zu wecken. Süß von ihm.
„Morgen Tim. Gut geschlafen?", meinte ich und fuhr mir durch die Haare. „Sehr gut.", er setzte sich nun auch auf, „Du hoffentlich auch?" Ich nickte und stand auf. Ich hatte Hunger. „Rührei, Porridge oder Skyr?", fragte ich ihn deshalb. „Skyr."
Ein Blick in den Kühlschrank verriet mir, dass ich bald mal wieder einkaufen musste. Ich holte mein vorletztes Glas Skyr heraus und teilte ihn in zwei Schalen auf. Ich hörte, wie Tim in die Küche trat. „Blaubeeren oder Brombeere?", fragte ich ihn, ohne mich umzudrehen. „Blaubeeren", flüsterte er und schlang seine Arme von hinten um meine Taille. Ich drehte den Kopf zu ihm: „Wenn du Blaubeeren willst, musst du mich aber loslassen, sonst komme ich leider nicht an sie dran." Tim verzog den Mund, was mich zum Lachen brachte, ließ mich dann aber los.
Nach dem Frühstück gingen wir spazieren, blieben aber in der Nähe des Cottages. Tim hatte meine Hand genommen und ich hatte sie nicht zurückgezogen. Ich war bereit, mich mit ihm einzulassen. „Hat Ellie eigentlich etwas über Dorcas gesagt?", fragte Tim nach einer Weile. Ich schüttelte den Kopf: „Nein... Sie hat nur erzählt das Alice und Lily schwanger sind... tut mir leid." „Du kannst ja nichts dafür... Ich will nicht, dass sie auch noch... Marlene hätte auch nicht..." Seine Stimme versagte. Marlene McKinnon war jetzt bald ein Jahr tot. Sie und Dorcas waren Tims beste und längste Freunde auf Hogwarts gewesen. Es war nur selbstverständlich, dass er sich Sorgen um Dorcas Meadows machte, die auch eine gute Freundin von mir war. „Dorcas ist klug und talentiert", versuchte ich ihn, aber auch mich zu beruhigen, „Ihr kann nichts so leicht anhaben..." „Hoffen wir es.", murmelte Tim.
„Alles wird gut. Irgendwann wird das alles vorbei sein...", murmelte ich und legte meine Arme um ihn, „Und dann werden wir sie alle wiedersehen..." Hoffentlich fügte ich in Gedanken hinzu, aber das wollte ich nicht laut sagen. Tim erschien immer so stark, aber er machte sich ständig Sorgen um unsere Freunde in unserem alten Zuhause.
Er vergrub seinen Kopf in meinen Haaren und ich strich ihm sanft darüber. So hatte ich ihn wirklich noch nie gesehen. Bisher hatte ich nur einen anderen Tim gekannt, aber irgendwie fühlte ich mich geehrt, auch diesen Tim kennen lernen zu dürfen. Denn ich war mir sicher, dass nicht viele diese Seite an ihm kannten.
„Bitte, Tim, sieh mich an.", bat ich ihn. Als er den Blick hob waren glänzten seine Augen ein wenig. „Wir schaffen das alles. Wir werden gemeinsam zu unseren Freunden halten. Wir werden das ganze hier überstehen. Zusammen. Versprochen, Tim, versprochen.", meinte ich und versuchte zu lächeln. Der Krieg in England schaffte uns auch hier. Mein bester Freund versuchte zu lächeln. Es gelang ihm mehr schlecht als recht, aber das war mir egal. „Zusammen?", fragte er leise. Ich nickte. „Zusammen." Und dann legte ich meine Lippen auf seine.
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So.. ich melde mich auch mal wieder...
Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber erst hatte ich Fahrschultheorieprüfung und dann war ich auf Kursfahrt und bin erst in de Nacht von Samstag auf Sonntag zurückgekommen.
Heute habe ich euch ein Lied angefügt. Wieso dieses? Hört es euch an, dann werdet ihr verstehen, dass es (meiner Meinung nach) sehr gut passt.
Was meint ihr zu dem Kapitel. Ein Abschluss?
Ich weiß noch nicht, wann das nächste Kapitel kommt. Mein Abi rückt immer näher und ich glaube, ich sollte bald mal anfangen etwas dafür zu tun. Aber keine Sorge, es geht weiter.
Hab euch alle lieb, Danke für alles!
Bis dann
eure Niki
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