Iowa
"Oh Gott! Es ist so heiß!", stöhne ich, als wir aus dem Flieger steigen. Wanda kommt nach mir raus. Ein zustimmendes Brummen verlässt ihre wunderschönen Lippen. Die Straßen sind wie leergefegt, niemand ist zu sehen. "Und was soll hier nun sein?", frage ich Natasha, Steve und Sam, die den Flieger mittlerweile auch verlassen haben. "Einige Morde. Das selbe Muster, immer und immer wieder", erklärt Steve knapp. "Sonst wäre es hier wahrscheinlich belebter", nuschelt Wanda neben mir. Sofort legt sich eine bedrückende Stille über uns. "Was für ein Muster?", wage ich zu fragen. Steve seufzt. "Einige Tage vorher werden sie entführt. Kinder zwischen 13 und 17 Jahren. Ihre Leichen findet man eine Woche später an öffentlichen Plätzen. Ihre Körper sind verunstaltet, zerschnitten, doch die eigentliche Todesursache ist das Ersticken. In jedem Mund findet man Fasern eines Stoffes, immer der selbe." Während Steve davon erzählt, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. "Wie viele Tote?", schaltet sich nun auch Wanda ein. "Sieben." Mit jeder Sekunde wird die Stimmung bedrückender und schnell hat sie ihren Tiefpunkt erreicht. Verbissen suche ich nach etwas, was uns weiterhilft, doch nichts weist auf einen Verdächtigen hin. Zu meinem Glück löst Steve meine Denkblockade. "Nat und ich haben uns bereits Gedanken gemacht und ein wenig nachgeforscht. In dieser Gegend gibt es unheimlich viele Menschen, die Kinder hassen. Einige von denen haben sich zusammengeschlossen. Es ist eine verhältnismäßig kleine Gruppe, die sich die Erlöser nennen. Es sind zwanzig Frauen und Männer, die allesamt schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht haben. Wanda, Natasha und Paula, ihr werdet zu zehn Mitgliedern gehen, Sam und ich übernehmen die anderen zehn." Wanda neben mir nickt, nach kurzem Zögern stimme auch ich zu. Steve gibt uns eine Liste mit zehn Namen drauf. Dann verabschieden Sam und Steve sich. Während ich mir die Karte ansehe, fällt mir auf, dass bloß drei Frauen in unserer Hälfte sind. Natasha reißt mich aus meinen Gedanken: "Kommt ihr? Je schneller wir durch sind, desto schneller wissen wir, wer solch einen Graus anstellen kann." Zustimmend nicken die junge Hexe und ich, bevor wir durch die leeren und heißen Straßen gehen.
Nach einiger Zeit kommen wir bei der ersten Person an. "Mr. Davis", lese ich vor. Natasha nickt, bevor sie klingelt. Kurze Zeit später öffnet ein Mann, so um die sechzig, die Tür. "Was wollen Sie?", krächzt der alte Mann unhöflich. "Nur reden. Allerdings bin ich mir sicher, dass Sie dieses Gespräch lieber drinnen führen möchten. Immerhin geht es niemanden an, dass sie im Club der Erlöser sind, nicht wahr?", erklärt Tasha. Mr. Davis Augen werden für ein oder zwei Sekunden größer und er lässt uns schnell rein. "Setzen Sie sich", meint er, während er auf die Couch weist. "Sie wissen also von unserem kleinen Club. Wollen Sie eintreten? Hassen Sie Kinder auch so sehr wie ich?", fragt der ältere Herr verachtend. "Nein, Mr. Davis. Wir verachten keine Kinder. Und selbst wenn wir sie nicht leiden könnten, es wäre kein Grund, sie umzubringen", erklärt Nat gefährlich ruhig. Wanda und ich sitzen bloß stumm neben der Rothaarigen. "Pah, ist doch gut, dass sie irgendjemand da draußen endlich unter Kontrolle bekommt. Lange hätte ich es auch nicht mehr ausgehalten, bevor ich selbst damit angefangen hätte!", erklärt Mr. Davis laut. Wanda ballt ihre Hände zu Fäusten. "Mr. Davis, ich kann verstehen, dass Sie die Kinder nicht mögen, aber Sie müssen doch nicht alle umbringen", schalte ich mich nun auch ein. "Ich töte die Kinder nicht. Aber ich wünschte, ich würde es tun. In unserer Gruppe ist der geheimnisvolle Erlöser sehr gefeiert." Natasha seufzt. "Okay, wir glauben Ihnen. Entschuldigen Sie, könnte ich Ihre Toilette benutzen?", fragt Nat nun scheinheilig. Der Ältere sieht sie misstrauisch an. "Damit Sie in meinen Sachen rumstöbern? Nein Miss, sie können bei jemand anderem auf Toilette gehen! Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus!" Überrascht stehen wir auf. Der Mann scheucht uns förmlich raus.
Kaum sind wir raus, knallt er die Tür mit enormer Kraft zu. "Was für ein Grinch!", fluche ich leise. Wanda kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Natasha sieht sich währenddessen suchend um. "Kommt mit. Ich habe eine Idee." Neugierig folgen wir ihr, während sie um das Haus schleicht. An der Rückseite bleibt sie stehen. Ihr Blick fällt auf das offene Küchenfenster im Erdgeschoss. "Du willst doch nicht...", fängt Wanda an. Natasha nickt bloß. "Oh doch." Damit macht sie sich daran, durch das Fenster zu klettern. Wanda als nächstes und zu guter letzt ich.
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