Der Wahnsinn geht weiter
Beide schrien auf als sie nach hinten geschleudert wurden, die Detonationswelle so heftig, dass Detlef sich fühlte, als ob er in eine Konservendose nach irdischem Standard gepresst werden würde.
Er merkte vor Schmerz gar nicht, dass er auf den Boden lag, bis Whiskey ihn auflas und losrannte.
„Okay, verstehe, dass ist mehr sowas Scharfes", keuchte sie und rannte über Stock und Stein, wedelte mit ihrer Hand vorm Gesicht, um den toxischen, orangen Nebel zu vertreiben.
Detlef wurde so heftig durchgeschüttelt, dass er glaubte sein Gehirn würde gerade püriert werden.
Schließlich stoppte Whiskey angeschlagen und blickte mit stählerner Miene das Schloss an, dass sich wie aus dem Nichts materialisierte. Schwarz, tödlich, und ihre Freunde waren darin gefangen. Zudem, das einzige Gebäude, dass auf dem einst edlen Planeten Snickers stand. Dazu dröhnte laute, artikulierende Clubmusik aus der Burg, die Detlef normalerweise verabscheute.
Also, die Musik, nicht das Schloss, obwohl er auch das eigentlich hasste, es war ja das Heim des verrückten Diktators der Schokoladendimension.
Es konnte sich nur um die Residenz der Beatles halten.
„Kannst du stehen?", fragte ihn die Außerirdische, haderte aber nicht lange und warf ihn einfach auf den Boden, sodass Detlef aufschrie. Sie legte verwirrt den Kopf in den Nacken und erwiderte: „Hm, das war wohl ein Nein".
Whiskey drehte sich um und ihr stockte es den Atem. „Detlef, dreh dich um, das musst du sehen..."
Der Junge am Boden gab ein schnaubendes Geräusch von sich und meinte zu spüren, dass wenn die Explosion es nicht geschafft hatte, alle seine Knochen zu brechen, Whiskey ihm den Rest gegeben hatte.
„Was ist dort? Eine Klinik, die nur arme Erdlinge aufnimmt – die dazu aufgrund ihrer käsigen Hautfarbe im Weltall ständig verarscht werden – und ihnen alle Kosten erspart?", als Antwort packte das Alien ohne Wenn und Aber den Mensch, hob ihn hoch und knurrte: „Ich hasse es, wenn du Wörter benutzt, die ich noch nicht gelernt habe".
Detlef traute seinen Augen jedoch nicht, als er die Vollmilchbrücke – die für gewöhnlich im ganzen Stück über der Skywalker-Schlucht hing – traurig und zersprungen sah, wie Reste davon noch abbröckelten.
„Aber wie sollen wir ...", begann er atemlos zu fragen, als sie Schreie aus dem Inneren der Residenz hörten. Skylars Ultraschall Schreie, die die Fenster des Schlosses zum Platzen brachten.
Schmerzend zückte Detlef sein Lichtschwert aus negativen Photonen und Whiskey ihre zweite AK-47, welche wunderbar in ihre Hosentasche gepasst hatte. Sie warfen sich einen Blick zu, nickten und eilten über die Zugbrücke hinein in die Höhle des Möchte-gern-Diktators, mit dem Wissen, in eine furchtbare Falle gelockt zu werden.
Was sich in der Eingangshalle jedoch abspielte, hätte Detlef sich nicht in seinen kühnsten Träumen ausdenken können – und in ruhigeren Stunden träumte er, wenn schon davon, eine Partie Tischtennis gegen ein nacktes Einhorn zu verlieren.
Alle ihre Freunde – es waren nur vier an der Zahl – zerschlugen mit überdimensionaler Kraft auf hunderte Androiden ein, Debby stand an dem für die Sklaven des Schlosses verfügbare DJ-Pult und legte hin und wieder Platten auf.
Ihr Schildkrötenhals wippte im Takt einer schnelleren Beatles-Nummer.
Und obwohl hunderte von Androiden gegen drei der Guten kämpften, sah es so aus, als ob sich der gesundheitsschädliche Wind zu ihren Gunsten gedreht hatte.
Es sah wirklich so aus, als ob sie gewinnen würden, dachte Detlef strahlen, während er eine Maschine in Scheiben schnitt, eine andere das Glasfasergenick brach und wieder ein anderer in den Punsch neben ihm warf.
Chewbacca, das noch normalste Wesen in ihrer Truppe, sang lautstark den Refrain mit, als er mit seiner wehenden Haarpracht willkürlich Roboter aussuchte und erwürgte.
Der verrückte Jabilonski – der an guten Tagen verlangte, dass sie ihn Doktor nannten – war ein Mensch, genau wie Detlef, nur mit dem feinen Unterschied, dass dieser intelligent und geistesgestört zur gleichen Zahl war, weshalb die Mitglieder ihrer feinen Gruppe ihn oft dabei beobachteten, wie er mit einem Pappbecher namens Rodrigo über Evolutionstheorien diskutierte.
Der Becher schien oft bessere Gegenargumente als der Wissenschaftler zu besitzen.
Jetzt gerade ratterte er Formeln für die Herstellung von Kunststoff hinunter, während er alle Androiden in einem Umkreis von 5 m mit einer Säure bespritzte, die sie in Pfützen verwandelte.
Doch der Star des Abends war Skylar, die an einem Seil über der Menge hin und her schwang und mit ihrem Speer aus Knochen zahlreiche Androiden durchbohrte.
Zum ersten Mal seit langer Zeit war Detlef einfach nur glücklich und zufrieden, während er sich zu Whiskey durchkämpfte, dabei knietief in Motoröl steckend.
Er hackte und häckselte, er durchbohrte und zerriss und dabei fragte er sich auch noch, wie er überhaupt hierhergekommen war – zwei Dekaden (eine Dekade bei den Snickers entspricht drei Erdmonate) Kampfgeschichte hinter sich – und wie er in seinen früheren Leben überhaupt ohne das alles überleben konnte.
Er war glücklich, dass die Sonne ihn erwählt hatte.
Zu früh wurde die freundliche Feier gestört, als die Reaktor-Uhr siebzehnmal schlug und er sich wieder bewusstwurde, was sie zu tun hatten, anstatt arme Roboter zum Spaß zusammenzuschlagen.
Sie wollten das Universum retten.
„Oberste Generalin Whiskey, Offizierin Debby und Skylar, Maskottchen Chewbacca und natürlich Doktor Jabilonski, abtreten und Formation bilden!", schrie er befehlend, niemand konnte ihn jedoch wegen dem Lied I feel Fine hören, was er als dummen Scherz des Schicksals abfand.
Er brüllte das ganze nochmal, diesmal in das Mikrofon von Debbys Mischpult und in kürzester Zeit konnte Skylar sie alle mithilfe ihres Seils nach oben in den ersten Stock schaffen.
„Befehle, General Detlef der Heiligste?", fragte die Marsupialierin eisern und beobachtete träge die vereinzelten Scharen an Androiden, die sich die Treppe hoch zu ihnen kämpften. Es war anscheinend ziemlich ermüdend, an einem Seil hin und her zu schwingen.
General Detlef hatte wenig Zeit – und mochte es gerne, dem Diktator Umstände zu bereiten – deswegen befahl er harsch: „Zündet die Granaten, Offiziere".
Debby und Skylar sahen sich grinsend an, entfernten ihre gesamten Gürtel mit den chemischen Granaten bestückt, zündeten sie an und warfen sie kichernd in die Eingangshalle.
Die Gruppe rannte schnell zwei Gänge weiter. Bevor die Granaten ihr Ding machten, presste einer der zerschlagenen Androiden noch heraus: „Oh schaut mal, das sind ja echt todschicke Gürtel!" Als sie ein Klicken hörten und die Eingangshalle explodierte.
„Respekt!", rief Whiskey und schlug mit Debby ein, während Detlef erneut seine Organe sortierte. Für das nächste Jahr werde er sich eindeutig weniger Explosionen antuen.
„Was jetzt, General?", fragte Skylar ihn und Detlef knurrte grimmig.
„Jetzt werden wir unser geschätztes Universum retten und Captain Hoock vernichten", erwiderte er, alle hielten ihre verfügbaren Waffen bereit – noch eine AK-47, zwei weitere Revolver, eine Peitsche, ein Schild, wellige Haare und einen Pappbecher.
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