Chapter 2~Rhodos und Hunter
Vor mir stand ein Junge, was für eine Überraschung, in einem langen braunen Mantel, der ihn aber eher frech aussehen liess.
Seine Kleidung war schwarz und eine schiefe silberne Kette spannte sich über seine Hose.
Er war mindestens zwei Köpfe grösser als ich und als ich wie erstarrt den Kopf hob, traf ich auf glühende Smaragdgrüne Augen, von denen ich das Gefühl hatte sie strahlten und leuchteten von innen heraus.
An seinem Hals rankten sich schwarze Äderchen hoch und ragten bereits über seinen markanten Kiefer, die hohen Wangenknochen wurden beinahe von den schwarzen Wimpern berührt, als er den Blick hob.
Er grinste schief und wirkte völlig entspannt, ganz anders als diejenigen die mir bisher begegnet waren.
Ich trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf, das war zu viel für heute, eindeutig.
"Ich...ich weiss was du willst."
Ich hob die Hand schützend vor mich, und schüttelte den Kopf während ich langsam rückwärts, in Richtung Stadt lief.
Er folgte jedem meine Schritte wie ein Raubtier und sein Blick liess mich nicht los, doch er sagte nichts.
"Ich mache das nicht mehr, ich habe aufgehört."
Presste ich heraus.
Spontaner Entschluss.
Sein Grinsen wurde breiter.
Wenn da nicht meine Angst gewesen wäre die Adrenalin durch meinen Körper pumpte, hätte er ziemlich heiss ausgesehen.
"Hast du nicht."
Sagte er schlicht und es klang wie eine Feststellung, was mich komplett verwirrte.
Ich hätte eine Drohung erwartet aber das hier...der Typ wirkte viel zu gelassen.
Und Gelassenheit folgte meistens Gewalttätigkeit, vor allem auf einem verlassenen Feld.
Ich drehte mich um ohne etwas darauf zu sagen und rannte los.
Ich war eine schnelle Läuferin, in der Schule gewann ich die meisten Wertrennen, das war aber auch die einzige Sportart in der ich gut war.
Ich hörte das Gras unter meinen Schuhen, die wild auf die Erde trommelten und hielt die Arme eng an meinem Körper, während ich über die leere Wiese rannte.
Es war dunkel, ich sah nur die Lichter der Strassenlaternen vor mir, er könnte überall sein.
Meine Haare flogen um mein Gesicht und meine Augen tränten von dem starken Wind, immer wieder meinte ich den Jungen zu sehen.
Er stand im Schatten irgendwo vor mir und beobachtete mich mit schief gelegtem Kopf.
Doch kein Mensch konnte so schnell sein, das war Einbildung, ich musste schneller rennen.
Ich schüttelte den Kopf und legte einen Zahn zu, das Brennen in meinen erschöpften Beinen ignorierte ich, bis ich das Hallen meiner Schritte auf dem Dorfplatz hören konnte, der ruhig und verlassen dalag.
Ich hielt am Brunnen an und drohte zusammenzuklappen, ich hatte heute zu viel Meiner Energie verpulvert.
Mein Herz pochte laut in meinen Ohren und hektisch drehte ich um mich selbst, versuchte in der Dunkelheit, die von überall her auf den Platz drängte, den Jungen auszumachen.
Vielleicht war er mir nicht weiter gefolgt, ich müsste schliesslich nur schreien um das halbe Dorf auf zu wecken.
Ich beruhigte meinen Atem und fuhr mir durch die wilden Haare, der Schock sass tief, das war definitiv der unheimlichste Tag in meinem ganzen Leben.
Ich lehnte mich an den glitschigen kalten Stein des Brunnens und leckte mir über die trockenen Lippen, kein Geräusch ausser dem Plätschern des Wassers war zu hören.
Und dann stand er wieder da.
Einige Meter vor mir, als hätte er sich seit vorhin nicht bewegt.
Nur an dem leichten zittern seines Halses konnte ich erkennen dass es ihn etwas Anstrengung gekostet hatte.
"Weisst du was ich über solche wie dich gehört habe?"
Über solche, es gab noch mehr wie mich?
Er schüttelte den Kopf.
"Nein gibt es nicht."
Ich nickte kurz in Gedanken, bevor ich bemerkte dass ich die Frage gar nicht ausgesprochen hatte.
Erschrocken machte ich einen Satz zurück.
"Wie..."
Er zuckte die Schultern.
"Man sagt wenn man euch tötet wird man ein Leben lang immun gegen jeden Fluch, ich wollte die Gelegenheit ja nutzen aber sie bestand darauf dich leben zu lassen."
Er schnaubte, als ginge ihm das gewaltig gegen den Strich.
Wer auch immer diese Sie war, ich war ihr gerade äusserst dankbar, auch wenn ich nur die Hälfte seiner Worte verstand.
"Lass mich einfach gehen, ich erzähle niemandem etwas."
Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an und kam langsam näher.
"Ich kann dich nicht gehen lassen und das weisst du."
Er wies auf die feinen Ranken die sich an seinem Hals hinaufbewegten.
"Du weisst was das ist."
Ich schüttelte den Kopf, aus Angst daran zu glauben, wenn ich es aussprach.
"Ein Fluch."
Kam es von ihm und er schien sich bitter an etwas zu erinnern.
"Dann heile ich dich und du verschwindest."
Ich gab mich geschlagen, nicht zuletzt weil ich lieber meine gesamte Energie verlor als mich länger mit solchen Hirngespinsten rum zu schlagen.
Er schüttelte den Kopf.
"Das geht nicht, der Fluch ist zu stark dafür, es setzt ihn nur um einige Tage zurück."
Er schien nachzudenken, während sich das Grün seiner Augen von innen zu verdunkeln schien.
Dann meinte er spöttisch.
"Ach was macht das schon aus."
Ich verstand nicht was das jetzt für ein Satz, war, aber im nächsten Moment hatte er meinen Arm gepackt, nicht fest, aber so befehlerisch dass ich nicht anders konnte als ihm hinterher zu stolpern.
"Denk nicht mal daran."
Sagte er, ohne sich umzudrehen, als ich gerade schreien wollte.
"Es würde uns nur beiden Probleme bringen."
Ich war vielleicht anders, aber niemals wäre ich so dumm, mich Widerstandslos verschleppen zu lassen, es war mir Wurst was er für Probleme bekam, ich wollte weg hier und mich in einer Ecke verkriechen.
Also schrie ich, laut und ziemlich glaubhaft panisch.
Allerdings nur kurz weil sogleich seine grosse Hand auf meinem Mund lag.
"Halt die Klappe."
Zischte er und zog mich um den Bauch näher zu sich.
Man musste vielleicht erwähnen dass ich gerade dabei war in der Nacht entführt zu werden.
Und dennoch durchfuhr mich ein Schauer als mein Körper gegen seinen gedrückt wurde, auch wenn er das nur tat damit ich ihm nicht entkam.
Seine Schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht und er sah sich wachsam um, die Lichter die angeknipst wurden interessierten ihn nicht wirklich.
Er lief einfach los, wenn ich mit den Schritten nicht mitkam hob er mich für eine kurze Weile einfach hoch.
So rannten wir die Strasse entlang, er zog mich mit und in meinem Kopf raste es, ich wollte doch nur in einem normalen Bett liegen.
Ich würde sogar diese normalen Partys mitmachen wenn das hier alles nicht passieren würde.
Doch natürlich wurde mein Wunsch nicht erhört.
Von wem auch.
Wir näherten uns dem Feldweg, und ich dachte ich sei verloren, ich dachte man würde meine Leiche zwei Tage später im Wald finden, doch gerade als wir an dem Juwelier Geschäft vorbei rennen wollte, trat der Schmierige Verkäufer heraus.
Sein Blick war grimmig und der Junge erstarrte in der Bewegung, zog mich hinter sich.
Hätte er es getan um mich zu schützen wäre das ja noch gegangen aber er wollte bloss dass ihm seine Beute nicht entwischte.
Der Juwelier war klein und stämmig, als er sich auf den schmalen Weg stellte und uns anfunkelte, schwand meine Hoffnung wieder.
Dieser Junge könnte ihn locker fertig machen.
Doch anscheinend kannte dieser den Mann und verkrampfte sich kurz, der...Fluch musste es wohl gewesen sein.
"Rhodos lass mich durch."
Sagte er, seine Stimme klang ruhig und bedrohlich.
Der Mann schüttelte mit einem Grummeln den Kopf, das viel zu tief für einen Menschen war.
"Du weisst was passiert wenn du es nicht tust."
Der Junge richtete sich auf und ich bemerkte wie der Mann kurz zögerte.
"Du bist stark Hunter, aber du bist verflucht, diese Menschenfrau kommt nicht durch das Tor!"
Donnerte seine Stimme, so laut dass die Häuser zu erzittern schienen, doch niemand kam heraus um nach dem Grund zu sehen.
Ich für meinen Teil war genauso geschockt wie man eben hätte sein können.
Dieser Mann war kein normaler Juwelier, das war mir nun auch klar.
seine Stimme war zu alt, zu mächtig um in so einen kleinen Menschen zu passen.
Der Junge der anscheinend Hunter hiess, verspannte sich merklich und kurz meinte ich, Schatten um seine Hände zucken zu sehen.
"Ich verbiete dir den Zutritt wenn du diese Menschenfrau mitbringst!"
Ein feines Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Jungen breit, provozierend und locker sprach er.
"Rhodos du kennst mich, ich gebe einen Scheiss auf Verbote."
Der Mann knurrte und begann zu zittern, während ich eilig etwas zurück stolperte.
Was zum Teufel war hier los.
Hunter drehte sich kurz zu mir um und zog mich wieder zurück.
"Das hast du nun davon."
Meinte er knapp und zog mich dann mit.
Wir rannten auf den linken Rand zwischen dem Mann und dem Haus zu, während dieser begann zu wachsen.
Er wurde grösser und die Klamotten fielen ab, seine Haut schien sich mit ihm zu verformen und bald wurden seine Arme breiter und stämmiger, seine Füsse so gross wie meine Arme und sein Kopf ragte beinahe aud derselben Höhe hervor wie das Dach des einstöckigen Hauses.
Als er zu uns nach unten sah, hatte er weisse Augen, keine Pupillen, einfach weiss.
Sein Gesicht war rund und fleischig, seine Finger dick wie ein Laternenmast.
Langsam drehte er sich um, während Hunter schneller wurde.
"Lauf."
Knurrte er mir zu, und das liess ich mir nicht zweimal sagen.
Ich hatte eigentlich nicht vor auf den Wald zu zu rennen, mein sicheres verderben, aber wie sollte ich bitte reagieren, wenn hier ein Halbriese, mit dem ich vor wenigen Stunden noch geredet hatte, herum tobte und nun begann uns nach zu rennen.
Ich spürte wie die gesamte Wiese bebte und meine Füsse vibrierten, die losen Steine hopsten auf dem Gehweg entlang, als wir aus der Stadt stürmten.
"Es ist verboten Hunter!"
Donnerte seine Stimme und liess mich beinahe nach vorne Schleudern.
Hunter rannte hinter mir, es war kein Anzeichen von Schwächung durch den Fluch zu sehen, zumindest zeigte er es nicht.
"Ich würde mich ja kratzen."
Antwortete er und seine Augen glühten kurz, während er grinsend zu dem halbriesen zurück sah, der uns nachsetzte.
Ich sah ihn mit fragendem Gesicht an.
"Aber es juckt mich nicht."
Wäre ich nicht in Lebensgefahr und sah gerade das unwirklichste das ich mir vorstellen konnte, hätte ich die Augen über den Miserablen Witz verdreht.
Doch sein Grinsen war so umwerfend und charmant dass ich mich daran erinnern musste, weiter zu rennen.
Ich sah bereits wie sich die Waldkette näherte, entdeckte die Dunkelheit dahinter und wollte nicht da rein.
Aber ich hatte die Wahl zwischen einem Halbriesen der mich zerdrücken würde und einem, wenigstens menschlichen Wald, in dem ich dem Jungen vielleicht entwischen konnte.
Also legte ich einen Zahn zu, ohne sichtliche Anstrengung war der Junge wieder neben mir, sein Gesicht lag im Schatten des Mondes, der seine schwarzen Haare glänzen liess.
Der Mann mit der Panzerartigen hellen Haut rannte uns weiter nach, er holte schnell auf, doch Hunter drehte sich abrupt um.
Er riss die Arme hoch und sofort begann es um uns herum zu beben, schwarze Rauchschwaden lösten sich aus jedem Teil des Boden und fanden ihren Weg zu Hunter, dessen Mantel in der Luft flatterte, seine Augen glühten wie brennende Smaragde.
"Hunter nein!"
Donnerte Rhodos Stimme und er hob die Hand, doch da stiess er die Schattenwand nach vorne und sie raste in einem unglaublichen Tempo auf den Halbriesen zu.
Dieser krachte hinein und wie tausend Schlangen schienen die Schatten nach ihm zu schlagen, während er so sein Tempo verlangsamen musste.
Ich starrte das Spektakel an und wurde dann von Hunter wieder in Richtung Wald gezogen, während der Juwelier noch immer mit den Schatten zu kämpfen hatte.
Hunters Gesicht war nun vor Anstrengung verzerrt, der Fluch schien sich durch das was er getan hatte ausgebreitet zu haben, die schwarzen Ranken erstreckten sich nun über seinen Linken Kiefer.
Weiter darüber nachdenken konnte ich nicht, denn der schwarze und bedrohlich wirkende Wald war nicht länger vor uns.
Wir brachen in diesem Moment durch das Gestrüpp.
Ich spürte wie das Gebüsch meine Arme aufkratzte und spürte das Stechen, das sich in meinen wackeligen Beinen breit machte.
Dennoch rannte ich weiter, Hunter zog mich zwar mehr hinter sich her aber ich war dennoch viel zu langsam für ihn.
Doch der Mann war stehen geblieben, er folgte uns nicht über die Waldgrenze, sondern schrumpfte wieder, bevor er wütend brüllte und zurück zur Stadt lief.
Er lenkte mich blind in den Wald, von dem Waldweg war bald keine Spur mehr, er verlor sich im Gebüsch.
Es war dunkel, die Bäume waren in den Schatten beinahe nicht zu erkennen.
Der morsche Boden unter mir gab an einigen Stellen nach und das Mondlicht hatte keine Chance, uns unter dem dichten Blätterdach zu erreichen.
Ich hatte Angst, und ich hatte nie Angst, dafür hatte ich meiner Meinung nach zu viel gesehen.
Und dennoch machten sich alle möglichen Todesszenarien in meinem Kopf breit.
Er hatte zwar gesagt er liess mich leben aber wie dumm müsste ih sein, ihm das zu glauben.
Plötzlich blieb er stehen und sah nach vorne.
"Wir sind da, das ist das Tor."
Er deutete nach vorne, aber ich sah nur weiterhin das Schwarz des alten und kranken Waldes, verpestet von all den Abgasen um ihn herum.
Ich war kein Öko Freak aber der Wald war schon immer in schlechter Verfassung gewesen, nicht zuletzt wegen den vielen Erdrutschen.
Aber der Junge war wirklich komplett verrückt, wahrscheinlich ein Psychopath, denn hier war ganz sicher kein "Tor."
"Du bist gestört."
Brachte ich hervor und machte mich von ihm los.
Er schnaubte.
"Bist du so dumm oder tust du nur so?
Was denkst du wieso kannst du all das? Es gibt Magie, und sobald du dich auf deine konzentrierst, wirst du es sehen."
Er klang genervt und herablassend, doch ich konnte auch die Anstrengung in seiner Stimme hören.
Den etwas unregelmässigen Atem.
Ich lachte leicht hysterisch, ich war in meinem ganz persönlichen Horror Film, mein eigener Psychopath, konnte ich ihn nennen.
Aber eine Vorahnung nagte an mir, auch wenn ich sie nicht wahrhaben wollte.
Aber trotz all den Tatsachen war ich zu neugierig, ich war schon immer dann zur Stelle gewesen, wenn alle das weite suchten.
Also erinnerte ich mich an das Gefühl dass ich immer hatte, wenn meine "Magie" hervor trat, obwohl das noch immer wie ein schlechter Witz war.
"Du bist so menschlich geworden."
Er schüttelte den Kopf und sah ziemlich kalt aus, als er mich das nächste Mal sah, er schien uns Menschen nicht gerade zu mögen.
"Du bist keine von ihnen."
Sagte er und seine Stimme war schneidend, während ich das erstbeste rausbekam was man in dieser Situation tun konnte.
"Raus aus meinem Kopf!"
Fauchte ich und er hob eine Braue, während sich wieder das schiefe Grinsen breit machte.
Ich stellte mich gerade hin und liess das Gefühl zu, sobald ich spürte wie ich zu schweben schien, öffnete ich die Augen und riss sie gleich noch ein Stück weiter auf.
Vor mir tat sich ein Loch auf, als wäre die Landschaft vor mir nur ein Gemälde fiel sie in sich zusammen und die Ränder schienen zu bröckeln, aber neben dem Loch sah alles aus wie immer.
Nur dieser Durchgang, uneben und zackig wie der Eingang einer Höhle, flimmert an den Rändern, während er die Reale Welt zu bekämpfen schien.
"Das gibt es nicht."
Flüsterte ich staunend und setzte langsam einen Fuss durch das Loch, mit dem Gedanken dass er verschwand.
Doch ich setzte ihn auf dem Boden auf, nur sah der anders aus als der, auf dem ich auch noch stand.
Ich trat ganz hindurch und Hunter folgte mir schnell, kaum waren wir durch begann die Luft zu vibrieren und die kleinen Teilchen, die wie Fotostückchen an den Boden gerieselt waren, setzten sich in Windeseile wieder zusammen.
Als ich dann mit dem Arm durch fuhr, war das Tor schon geschlossen und ich im Wald.
Aber es war nicht der gleiche Wald.
Der andere war düster und am absterben.
Dieser hier war anders.
Das einzig passende Wort welches mir einfiel, war magisch.
Die Bäume waren gesund und hoch gewachsen, ihre Kronen raschelten im Wind und schienen sich Geschichten zu erzählen.
Der Mond schien silbern durch die Zweige und leuchtete uns den Weg, der Boden war voll mit kleinen Blumen und Gewächsen.
Das ganze leuchtete bläulich, als wäre blauer Nebel im Wald unterwegs und verzauberte alles in eine wunderschöne Märchenlandschaft.
"Wow."
Entfuhr es mir und ich fuhr über die komplett ebene Rinde eines dicken Baumes.
Hunter beobachtete mich genau, jede meiner Bewegungen.
Ich atmete noch immer etwas schnell und dennoch spürte ich wie ich das Gefühl hatte, als würde sich meine Energie verdoppeln, nur weil ich diese Welt betreten hatte.
Und es war kein Traum, es gab sie wirklich, diese Magie, ich hatte nie so sein können wie die andern, weil ich wirklich anders gewesen war.
Aber jetzt, vielleicht war anders sein gar nicht so schlecht.
Wenn sich Türen öffneten die man ansonsten niemals gesehen hätte.
Türen in so eine wunderschöne Welt.
Ich hing meinen Gedanken nach und hatte meine Angst vor dem Typen verloren, es schien nicht so als würde er mich töten wollen oder mir weh tun, er hatte mich an einen schönen Ort gebracht, also konnte er doch kein Psycho sein.
Von ihm ertönte ein Schnauben und ich musste gar nicht nachfragen, er konnte Gedanken lesen, allerdings nur dann wenn ich darin versank, also nicht wirklich auf die Aussenwelt achtet.
Das musste ich mir merken und darüber nachforschen.
In dem Moment trat ein zierliches Mädchen hinter dem Baum hervor.
Sie war nicht viel kleiner als ich aber schlanker, ihr ebenfalls schwarzen Haare waren Schulterlang und ihre grünen Augen waren eine ganzen Tick heller als die von Hunter.
Dennoch sah ich an ihrem Gesicht und dem Blick wie sich die beiden ansahen, dass sie Geschwister waren.
"Leena, was machst du hier?"
Fragte der Junge barsch und sie lächelt liebevoll, liess sich von ihm nicht beeinflussen.
Er sprach ihren Namen merkwürdig aus, Le-ena, er gefiel mir.
"Beruhig dich Hunter, ich hab hier gewartet, es sind vorher Wachen vorbeigekommen, ich wollte sicher sein dass sie dich nicht erwischen."
Er zögerte kurz aber dann wurde sein Gesicht weich und seien Augen tiefgrün, er sah noch viel schöner aus, als er seine Schwester ehrlich anlächelte und ihr Schwungvoll einen Arm um die Schultern legte, die so gebrechlich schienen.
Sie sah kurz zu seinem Hals und fuhr besorgt darüber, worauf sich sein Gesicht verhärtete.
"Wie lange hast du noch?"
Fragte sie besorgt und er mahlte mit dem Kiefer.
"Zwei Tage."
Sie presste die Lippen zusammen und ich konnte sehen dass es ihr seelische Schmerzen bereitete.
Doch Hunter grinste sanft und hob ihr Kinn hoch.
"Keine Sorge klein Schwester, jetzt werde ich ja gerettet."
Scherzte er, und sie lächelte matt, die dunkeln Ringe unter ihren Augen hatte ich sehr wohl bemerkt.
Sie sah wie auf Befehl zu mir und ich machte automatisch einen Schritt zurück, während sie mich gründlich musterte.
"Du musst ihm helfen, er hat den Fluch nicht verdient, wirklich, er braucht es."
Schoss es aus ihr heraus und sie kam näher, während ich weiter erschrocken zurück wich.
Sie hätte weiter geredet wenn Hunter sie nicht gepackt hätte und sie warnend angesehen hätte.
"Wir reden nachher darüber."
Sie nickte schnell und strich sich mit ihrer Blassen und dünnen Hand durch die dichten Haare.
"Wir müsse ins Haus, die nächste Patrouille sollte in wenigen Minuten hier sein."
Der Junge nickte während ich nun doch mit dem Gedanken spielte, abzuhauen, doch weit würde ich sowieso nicht kommen, also half es mir vielleicht, zuerst etwas über all das zu erfahren, bevor ich das Weite suchte.
Kurz strauchelte der Junge aber hatte sich gleich wieder gefasst.
Das Mädchen presste die Lippen zu einem noch dünneren Strich zusammen als ohnehin schon und kam auf mich zu.
Ich hob die Hände als Zeichen dass ich keine Schwierigkeiten machen würde.
Daraufhin drehte sie sich abrupt wieder um und lief voraus, Hunter sichtlich verspannt hinterher und ich lief zuhinterst.
Unwohl bemerkte ich nach fünf Minuten dass wir noch immer im
Wald waren, allerdings an einer Waldgrenze, an der ein kleines altes Haus stand.
Es sah aus wie ein ganz Normales Haus, mit Fenstern und einem Strommast, wie die reale Welt, aber ich sah dass es älter war.
Die beiden steuerten darauf zu und ich folgte gezwungenermassen, auch wenn ich nicht wild darauf war mit den beiden in einem Raum zu sitzen, diese Patrouille wollte ich auf keinen Fall kennen lernen.
Ich achtete nicht auf das Aussehen, vielmehr auf die Stadt weiter hinten, die sich deutlich von unserer unterschied, zwar genauso modern, aber dennoch mit einem antike Touch, ich konnte es nicht beschreiben aber es lag wohl an der Magie, die jede Faser dieses Ortes ausfüllte.
"Komm, drinnen gibts auch Wasser und was zu essen."
Murmelte das Mädchen, sie schien ein sichtlich schlechtes Gewissen zu haben, mich einfach so mitzunehmen und fest zu halten.
Aber eigentlich war ich gar nicht wütend oder ängstlich, nur extrem geschockt und sprachlos.
Also betrat ich den Raum und stiess als erstes mal gehen den Tisch, der viel zu gross war und beinahe keinen platz für das modrige Sofa in der Ecke hatte.
Sie lebten definitiv nicht hier, das misste eine Art versteck sein, aber wieso sie das brauchten wollte ich lieber nicht wissen.
Eine Heizung lag unter dem Fenster, durch dessen Rillen der Wind pfiff und ich sah mich etwas überfordert um.
Mein Blick traf Hunterfell und ich wusste sofort dass er etwas vor hatte.
Doch bevor ich reagieren konnte um mich in Sicherheit zu bringen stand er vor mir ohne sich wirklich bewegt zu haben und hatte meine Hand an die Heizung gekettet.
Meine Augen wurden gross und ich rüttelte daran, doch neben einem nervenaufreibenden Rattern passierte nichts.
"Hunter ist das nötig?"
Seufzte das Mädchen und sah von ihm zu mir.
Doch er grinste nur frech und nickte.
"Ansonsten fährt das kleine Wölfchen hier noch die Krallen aus."
Meinte er an mich gerichtet und ich murrte und bedachte ihn mit meinem besten Bösen Blick.
Der allerdings ziemlich wirkungslos war, als er nich schief grinsend anstrahlte und ich verwirrt gegen die Heizung stiess.
"Wieso bin ich hier?"
Ich liess meine Stimme stark und ungeschwächt klingen, Schauspielerin des Jahres würde ich sagen.
Er drehte sich langsam um und ging dann weiter zu seiner Schwester, die auf dem Tisch sass und ihre Beine baumeln liess.
Sie redete an seine Stelle.
"Hunter wurde verflucht, und du weisst ja wie du heilen kannst, bloss ist der Fluch auf ihm so stark dass es ihn nur um wenige Tage aufhalten kann."
Besorgt sah sie zu ihrem Bruder der ohne eine Regung im Gesicht ein Brötchen belegte und es ihr reichte.
Während sie kaute sah sie zu ihm hoch und ich spürte die tiefe Verbundenheit zwischen den Beiden, was ich sofort beneidete.
"Und wieso ist der Fluch so stark?"
Wagte ich mich etwas weiter vor.
Wenn ich hier schon nicht weg kam und dem Typen helfen musste der nichts ausser Spott für mich bereit hatte, durfte ich ja wohl mehr darüber erfahren.
Hunter sah sie mahnend an, doch sie schien mich vertrauenswürdig zu finden, was mich jedoch nicht wirklich stolz machte, da sie das wahrscheinlich auch mit Schwäche in Verbindung setzte.
"Die Hexenmeisterin, die Anführerin aller Zirkel war der Meinung dass er zu mächtig war.
Nicht oft kommen so mächtige Dämonen wie wir auf die Welt, aber wir haben nie etwas getan, höchstens für ein gutes Leben gesorgt.
Und der Rat war sogar einverstanden damit. Er wusste nur nicht dass ihr Fluch tödlich enden würde, und nun weigerte sie sich ihn zurück zu nehmen und der Rat tut nichts dagegen."
Sie sah mich an als erwartete sie nun vollstes Verständnis von mir für ihre Handlungen.
Ich nickte bloss leise und lehnte mich an die, zum
Glück, lauwarme Heizung.
"Und ich soll helfen, aber ich habe nicht so viel Kraft, ich kann ihn nicht jeden Tag mehrmals heilen."
Wenn sie merkten dass ich nutzlos war dann würden sie mich vielleicht gehen lassen, irgendwie würde ich schon wieder zurück finden.
Doch das Mädchen sah nur unruhig zu dem Jungen, dessen Gesicht nun erstarrte und sich kurz danach Schmerz in seine Augen verbreitete wie eine dunkle Welle.
Ihm entwich kein Wort aber an der verspannten und verkrampften Haltung konnte ich sehen dass der Fluch gerade fortschritt.
So Sternchen, ich hoffe dass ihr euch das Tor und die andere Welt gut vorstellen konntet, bleib gespannt auf mehr und sagt mir eure Meinung zu den Geschwistern ;)
Alles Liebe ♡
Tala
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