Chapter 19~Die letzte Hoffnung
Obwohl ich am nächsten Morgen aussah wie eine lebendige Leiche, schaffte ich es, mich irgendwie soweit hinzukriegen, dass niemand mitbekam was in mir vorging.
Ausser vielleicht einige, besonders feinfühlige Leute.
Leena war es jedenfalls nicht, denn sie war immer noch nicht aufgetaucht. Was die Beiden sich wohl zu erzählen hatten dass es so lange ging...
Cole hatte schnell gemerkt dass es mir nicht sonderlich gut ging und hatte mich beim Frühstück mehrmals besorgt nach meinem Wohlergehen gefragt.
Seine purpur farbenen Augen die so voller ehrlicher Zuneigung waren, liessen mein schlechtes Gewissen beinahe explodieren.
Immer wieder hatte ich zu Hunter geschaut, dem es deutlich besser ging als gestern.
Kein Wunder, bei dem was abgegangen war.
Soran hatte uns einige aufmerksame Blicke zugeworfen, hatte sich aber zu meinem Glück nicht eingemischt.
Ab und zu fing ich die waldgrünen Augen des grossen Jungen auf, wenn wir beide gleichzeitig über den Tisch linsten.
Schlechtes Zeichen, denn es kribbelte wie verrückt.
Und das sollte so nicht sein.
Als ich mich schliesslich im Empfangssaal mit den vielen Stühlen daran machte, die Verfluchten zu heilen, wurde mir klar was zu tun war.
Ich sog die, mir fehlende Energie die ich gestern an Hunter gespendet hatte, aus dem Stein meiner Maske, die zum Glück meine Augenringe bedeckte.
Und hoffentlich auch meine Gedanken, die nämlich nicht bei den breit lächelnden Zwergen waren, die glücklich und geheilt wieder abzottelten.
Ich war zum Schluss gekommen dass ich Cole sowas nicht antun konnte. Hunter war nie so gut zu mir gewesen wie er und ausserdem wollte ich auch mich selbst nicht verletzen, indem ich es bei Cole tat.
Also würde ich es ihm nicht sagen.
Ich würde ihm nichts von dem gestrigen Kuss mit seinem verhassten Halbbruder erzählen und auch nicht was ich dabei gefühlt hatte.
Denn das war unwichtig und ich musste den Vorfall vergessen und begraben. Es war einmalig gewesen und ein Fehler.
Es dauerte die ganze Behandlung lang, bis ich mir das eingeredet hatte und halbwegs damit klar kam.
Als schliesslich der letzte Zwerg freudig zu seiner Familie rannte und ich mich nach tausend Danksagungen endlich hinsetzen konnte, war ich am Ende.
Meine Energiereserven waren aufgebraucht und die dunkle Masse besass gefühlte 70 Prozent meines Körpers.
Da halfen auch die Tonnen an Zucker nicht, die ich pur und als Danke von all den geheilten Zwergen und Zwergenfrauen geschenkt bekam.
Ich ruhte mich jetzt schon einige Stunden aus und es ging mir immer noch nicht super.
Alle meine Sorgen nagten an mir und ich wusste nicht ob ich das letzte Volk, die Dämonen auch noch versorgen konnte.
Denn lange machte mein Körper dieses Ungleichgewicht nicht mehr mit.
"Geht es dir besser?"
Cole kniete sich vor mich und strich mir sanft übers Knie.
Ich fuhr beinahe zusammen; so schlecht fühlte ich mich dass er sich nach meinem Betrug an ihm so besorgt zeigte. Naja, er konnte es ja auch nicht ahnen.
"Es geht. Ich bin ziemlich ausgelaugt, um ehrlich zu sein."
Gestand ich ihm halb grinsend und sah kurz zu Hunter zurück, dessen eisiger Blick auf Coles Hand lag.
Als würde er sie jederzeit abhacken.
Er sagte aber nichts und liess sich auch sonst nichts anmerken.
Ich schluckte und bewarf ihn mit strafenden Blicken; während mir Cole einen weiteren Kristall aus purem Zucker unter die Nase hielt.
Sehr verlockend.
"Du musst dich stärken. Sicher dass du die Dämonen auch noch schaffst? Die halten wahrscheinlich den Rekord im Verflucht werden."
Sein Blick wanderte an meinen müden Gesichtszügen entlang und ich zuckte die Schultern.
"Und wieso wohl Cole? Weil wir die einzigen sind die den Mut haben für unsere Sache einzustehen."
Blaffte Leena ihn an, die gerade mit ihrem geliebten Zwerg hinein spaziert gekommen war.
Cole verdrehte die Augen, schenkte seiner Halbschwester aber keine Beachtung und fuhr langsam mit dem Finger über mein Knie.
Eine beruhigende Bewegung, die mich tatsächlich etwas zurück aus meinen Gedanken und Ängsten holte.
Gerade als ich vorschlagen wollte, bald aufzubrechen um auch das letzte Volk zu befreien, bevor die Hexen sich noch Verstärkung holten, gingen die Tore auf.
Saron, der auf seinen Stab gestützt alles mitangesehen hatte und dessen Miene bei dem Glück seiner Mitzwergen ganz weich geworden war, richtete sich langsam auf, indem er sich am Holz hoch zog.
Hunters Schatten begann sich flackernd zu bewegen und Leena schob ihren Geliebten etwas hinter sich.
Cole stand auf und drehte sich zu den Zwergen; die hinein eilten und ich hob den Blick.
Ihren Gesichtern nach zu urteilen, ging es den schmutzig aussehenden und getarnten Zwergen niht sonderlich gut.
Überall sah ich getrocknetes Blut an ihren ledernen Rüstungen, ob es ihres war wusste ich nicht.
Ein Gestank machte sich in der Luft breit.
Nach Tod und schlechten Nachrichten.
"Igmur, Folan, wo sind die anderen?"
Saron musterte die beiden Zwerge besorgt, die keuchend inne hielten und die Köpfe schüttelten.
"Sie haben es nicht geschafft."
Teilte der eine mit und der andere biss die Zähne zusammen.
Bedauern machte sich auf den Gesichtern der umstehenden Heimischen aus, nur ich verstand nicht was hier ablief.
Als hätte Saron meine Gedanken gelesen, wandte er sich mir zu.
Unterdessen waren seine Gesichtszüge verspannt und beinahe gefährlich vor Wut.
"Sheya, ich habe mehrere Späher ausgesandt, nachdem ihr von den Hexen verfolgt worden seid, um eure nächste Rute sicher planen zu können.
Doch anscheinend ist etwas schief gelaufen. Und das bedeutet nichts gutes."
Ich nickte langsam und richtete mich auf.
Dass alles einige Momente lang Kopf stand, sagte ich nicht.
"Erzählt."
Forderte ich die verletzten Zwerge nun auf, die sich zu mir umgedreht hatten und respektvoll darauf warteten, reden zu können.
"Wir haben eines ihrer Lager bespitzelt.
Sie haben davon geredet, dass noch Morgen Abend ein Machtwechsel im Schloss stattfinden sollte. Sie hatten alles geplant; doch als sie mehr erzählen wollten, haben sie uns irgendwie bemerkt.
Wir sind die einzigen Überlebenden."
Niedergeschlagen trotteten die beiden Zwerge weg, als Saron sie liebevoll getröstet hatte, dass sie tapfer gekämpft hätten und dass sie ehrenhafte und gute Zwerge waren.
Dann drehte er sich zu uns.
Ich hatte die Hände in mein Kleid gekrallt und spielte mit dem harten Leder, an welches ich mich unterdessen gewöhnt hatte.
"Ihr wisst was das bedeutet. Jetzt wissen die Hexen dass wir Bescheid wissen."
Leena unterbrach ihn.
"Das heisst wir müssen so schnell es geht Reiter ins Schloss schicken, um den Verrat und die Meuterei zu melden."
Ich schüttelte langsam den Kopf.
"Wenn es ein Angriff aufs Schloss sein soll, werden die Hexen sich vorbereitet haben.
Ein Reiter wird da nicht durchkommen. Und wir dürfen nicht riskieren, den König zu verlieren."
Vor allem weil er mir noch so viel zu erzählen und beizubringen hat, fügte ich im Kopf noch dazu.
Cole nagte an seiner Unterlippe herum und Saron strich sich nachdenklich über den widerspenstigen Bart.
"Und was sollen wir dann tun?"
Leena klang ziemlich aufgewühlt; so wie wir alle es vermutlich waren.
Ich wusste dass die Hexen etwas planten, aber dass es solche Ausmasse angenommen hatte, hätte ich niemals erwartet.
"Wir gehen selbst zum Schloss.
Wir sind alle stark und schaffen es vielleicht noch, wenn wir jetzt losreiten."
Sofort schoss der Kopf meiner Freundin zu mir hinüber.
"Und was ist dann mit den Dämonen?"
Ich bewegte mich unbehaglich.
"Die werde ich dann erst heilen können, wenn das was die Hexen angezettelt haben, vorbei ist."
Sie verengte die schönen grünen Augen zu schmalen Schlitzen. Gerade erinnerte sie mich sehr an ihren Bruder.
"Du willst sie also als einziges Volk nicht behandeln? Ist dir klar was das für eine Beleidigung ist?"
Ich warf die Hände über den Kopf.
Das wusste ich doch auch, aber was hatte ich für eine Wahl?
"Wenn der König tot ist und die Hexen herrschen wird es gar keine Gelegenheit mehr geben sie zu heilen! Weil wir dann alle sterben werden!"
Leena schwieg und hatte die vollen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen gepresst.
"Sheya hat recht. Wir müssen losreiten, die Dämonen sind gerade nicht unser grösstes Problem. Aber eine Herrschaft von Hexenbiestern wäre unser aller Untergang."
Cole stellte sich nahe zu mir, als wolle er mir seine Verstärkung anbieten.
Wütend starrte Leena uns an.
"Sheya will doch nur ihre eigene Haut retten! Weil sie keine Kraft mehr hat, opfert sie lieber mein Volk um sich beim König verkriechen zu können."
Zischte sie und drehte sich um.
Dann rauschte sie aus dem Saal und die Türe knallte hallend hinter ihr zu.
Ihr Freund folgte ihr mit einem entschuldigenden Blick, aber ich stand wie vom Blitz getroffen da.
Dachte sie echt so von mir? Und war es nicht vielleicht auch ein Grund?
Dass ich so selbstsüchtig war und wollte dass ich mehr erfuhr und lernte? Und dass Hunter seinen Fluch los wurde?
Ich schluckte und Saron drehte sich zu uns um.
"Wir packen euch Waffen und Proviant ein.
Wenn ihr in Kürze aufbrecht und nur eine kurze Pause macht, schafft ihr es bis morgen Abend.
Hoffentlich noch früh genug."
Cole nickte und sah entschlossen aus, das Ziel auch zu erreichen.
Hunter hatte leise wie seine Schatten den Raum verlassen und ich sehnte mir ihn bereits herbei.
"Es tut mir leid Sheya dass ich euch keine Krieger mitgeben kann, aber wir müssen uns auf möglichem Krieg vorbereiten..."
Ich nickte langsam und verstehend.
"Natürlich, das werfe ich euch nicht vor."
Antwortete ich und versuchte, mich nicht so müde anzuhören wie ich mich fühlte.
Mit leidendem Blick bedachten mich die übrigen Zwerge.
Sie hatten wahrscheinlich schon länger befürchtet, dass nach den friedlichen Jahren die eingetreten waren, nachdem die Elafrÿs hier gewütet hatten, wieder ein Krieg kommen würden.
Die Stille und der Frieden waren zerbrechlich gewesen, jetzt wo die Schreckensherrschaft meiner Verwandten vorbei war, war klar gewesen dass nicht Jeder ruhig bleiben würde.
Vor allem nicht die Hexen; die ja mit dem König sowieso nicht einverstanden waren.
"Ihr reitet bei Sonnenhochstand los, unser aller Hoffnung liegt jetzt darin dass ihr das Schloss rechtzeitig erreicht."
★
Der Zwergenälteste hatte Wort gehalten und unsere Pferde in bester Verfassung wieder abgegeben, mit Satteltaschen voller Essen.
Mehr als wir brauchten für den kurzen Ritt, aber wahrscheinlich hatten die Zwerge ein schlechtes Gewissen, dass sie uns nicht begleiteten.
Aber ich verstand ihren Standpunkt.
Sie hatten sowas schon öfters durchgemacht und waren verpflichtet, für den Fortbestand ihres Volkes zu sorgen.
Ace hatte winselnd auf mich gewartet und hatte mich beschnüffelt, als ich endlich wieder vor ihm stand.
Er musste die ganze Zeit gefühlt haben, was für ein Chaos in mir ausgebrochen war.
Der arme Wolf.
Ich strich ihm entschuldigend über das weiche Fell und betrachtete seine eisigen blauen Augen, die so viel Intelligenz ausstrahlten, dass ich mich fragte ob er nicht schlauer war als ich selbst.
"Alles gut mein Grosser."
Ich hoffte dass er den beruhigenden Klang meiner Stimme erkannte und dass meine Gefühle keinen so grossen Einfluss mehr auf ihn hatten.
"Können wir bitte los? Ich mache mir Sorgen, der König könnte in ernsthafter Gefahr sein."
Cole war so unruhig. Dabei hatte ich fast vergessen dass der König sein Vater war. Da hätte ich mich genau gleich verhalten.
"Ist gut, wir gehen gleich los."
Meinte ich zu ihm und schwang mich auf den Rücken meines Reittieres.
"Oh ja, wir eilen um deinen Daddy zu retten...anstatt ein ganzes Volk."
Leenas giftiger Blick traf wie Säure auf mich.
Ich verstand sie, es war nicht fair was ich tat, aber ich musste jetzt an die ganze Welt hier denken.
Und ich hatte keine Ahnung von alldem. Trotzdem stiegen die Erwartungen und der Druck gewaltig.
"Lass es Leena."
Hunter sah wenig berührt aus, aber schwang sich auf sein Pferd, welches nervös umher tänzelte. Die Tiere spürten die Unruhe der Zwerge.
Und die unsere.
Leena verzog wütend die Lippen, aber hielt auf Befehl ihres Bruders den Mund.
Saron stand an dem grossen Tor, das sich öffnete und den Weg nach draussen frei machte.
Er neigte den Kopf tief und als ich auf Ace vorbei ritt, konnte ich das Vertrauen ins uns erkennen.
"Viel Glück Elafrÿ. Rette den Frieden."
Ace' Pfoten flogen über den Boden.
Die Gräser bogen sich und die Steine wurden überflogen, während sich sein Körper elegant in der Luft räkelte.
Flache Sprünge, schnelle Sprünge, und vor allem so schnell dass der Wind in mein Gesicht peitschte und meine Haare wild um mich herum flatterten.
Ein Heiligenschein aus schwarzem Pech, das fest geworden war.
Seine Krallen hämmerten auf dem weichen Boden der Hügelkette, die wir gerade überquerten.
Die Pferde hielten sich dicht hinter mir, ihre Hufe trommelten laut auf dem Boden, ich konnte das Vibrieren spüren.
"Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig!"
Schrie ich zu Cole nach hinten.
Die Pferde durften nicht vor dem Schattenwolf rennen, da sich sonst ihr Fluchtverhalten aktivieren würde.
"Wir sind die ganze Nacht lang geritten! Ohne Pause haben wie bald die Schlosstore erreicht!"
Knurrte Leena und ihre Stimme klang gefährlich dunkel.
Sie war sauer auf mich.
Immernoch.
Die Sonne ging gerade über uns auf, das Licht tauchte die Lichtung in gespenstisches Rot, welches den Boden aussehen liess, als wäre er mit Blut getränkt.
Vielleicht war es aber auch meine Interpretation.
Die hellen Strahlen kitzelten mich an der Nase und es wirkte beinahe friedlich, wenn uns nicht die Verschwörung der Hexen im Nacken sitzen würden.
Wir schossen weiter, vor uns erstreckte sich der letzte Hügel, als wir die Kuppe erreicht hatten; konnte ich bereits das grosse Reich ausmachen.
Die feinen Dächer der Stadt und das grosse Schloss.
Alles lag ganz ruhig da.
Nichts zu hören.
"Wir sind noch nicht zu spät!"
Erleichtert begann mein Herz langsamer zu schlagen.
Wir konnten alles verhindern bevor es überhaupt angefangen hatte.
"Ja!"
Auch Cole war die Erleichterung in die Stimme geschrieben.
Nur Leena und Hunter sagten kein Wort dazu.
Ich konnte die grossen Mauern sehen, mit den kleinen Türmen an allen Seiten, an denen grosse Dächer in den Himmel ragten.
Alles sah normal und friedlich aus.
Beinahe gleichzeitig spürten Ace und ich ein Stechen.
Mein Herz begann schneller zu schlagen und mein Körper pumpte heisses Blut durch meine Adern.
"Stop!"
Schrie ich.
Ace rammte die Krallen in den Boden und blieb auf der Stelle stehen, sodass ich mich gerade noch auf seinem Rücken fest halten konnte.
Auf der Spitze des letzten Hügels hielten wir an, die Pferde bäumten sich auf und Leena fluchte leise.
"Was soll das Sheya! Entscheide dich mal ob du..."
"Ruhig!"
Unterbrach ich sie schärfer als ich beabsichtigte.
Ihre Augen begannen zu leuchten, kein gutes Zeichen.
Aber trotzdem schwieg sie.
"Was ist los Sheya?"
Ich schluckte und starrte auf die ruhige Stadt.
Jetzt kam sie mir nicht mehr friedlich, sondern gespenstisch aus.
"Es sind keine Wachen auf den Türmen."
Mein Mund fühlte sich trocken an und die Dächer rauchten nicht.
Also kein heges Treiben wie damals als ich neu in die Stadt gekommen war.
"Verdammt."
Murmelte Cole.
"Also denkst du..."
"Sie sind bereits drinnen? Gut möglich."
Ich schluckte.
"Wie sollen wir denn jetzt rein kommen?"
Fragte Leena die Frage, die mir beinahe so schwer im Bauch lag wie die fette dunkle Kugel.
"Wenn sie bereits im Palast sind...dann müssen wir so schnell wie möglich da hinein!"
Cole richtete sich gerade auf und kniff die schönen Augen zusammen.
"Und was dann? Alleine gegen all die Hexen kämpfen?"
Schnaubte Leena.
Sie hatte recht. Wir hatten alleine keine Chance gegen sie.
"Was ist mit dem Heer?"
Fragte Cole mich.
Ich wusste doch nicht was er meinte.
"Der König...er hat doch ein Heer, das die Stadt verteidigen sollte!"
Mir ging ein Licht auf.
"Es sieht nicht aus als wäre die Stadt verwüstet worden. Es gab also keinen Kampf, kein Rauch."
Hunter beobachtete mich genau.
"Wie sollten sich Hexenbiester in eine so gut bewachte Stadt schleichen können?"
Ich legte den Kopf langsam schief.
"Das können sie nicht..."
"Es sei denn Jemand im Schloss hat ihnen geholfen."
Beendete Cole meinen Satz.
Seine Augen hatten sich verfinstert.
"Ein Verräter."
Leena nickte wenig überrascht.
"War ja wohl nur eine Frage der Zeit."
Sie klang etwas herablassend. Wirklich nicht passend in dieser Situation.
"Wo ist dann das Heer, wenn es keinen Kampf gab!"
Zischte ich voller Unruhe und liess meine Augen über die heile Stadt fliegen.
"Irgendetwas stimmt da nicht. Das muss eine Falle sein."
Stellte ich fest und kraulte unruhig Ace' weiche Ohren.
Er knurrte leise.
"Aber woher wissen die dann das wir kommen?"
Warf Leena ein, die ihr Pferd hin und her lenkte, die Erde unter den Hufen unserer Tiere war bereits in ein Schlammbad verwandelt worden.
"Sie haben einige der Späher getötet. Sie wussten dass die die entkommen würden, uns unterrichten würden."
Meinte ich langsam.
Es ergab alles sinn. Ein bösartiger Meisterplan.
Und wenn wir nicht in die Falle tappten, hatten wir keine Chance etwas zu retten.
In meiner alten Welt hätte man vielleicht gesagt, no risk no fun, aber das hier war ernster.
"Je länger wir hier rum stehen, desto weniger Chancen haben wir, den König noch zu retten."
Cole wollte sein Pferd antreiben, doch Leena lachte auf.
"Du erwartest dass ich für deinen Vater in eine Falle reite, ohne dass es mir oder meinem Bruder irgendetwas bringt ausser den Tod?
Du bist ein Prinz, dich werden sie vielleicht verschonen! Uns nicht."
Sie schüttelte voller Abscheu den Kopf.
"Sowas mach ich nicht. Nicht für dich Cole."
Ich verstand es, der Hass reichte tief und ich hatte von ihrer Vergangenheit nicht den Hauch einer Ahnung, aber ohne die beiden würden wir nicht bis zum König vordringen können.
"Ich verstehe wenn du es nicht für Cole tust, oder für mich."
Ihre Mundwinkel zuckten wütend.
"Aber dann tu es für Hunter. Denn er wird nicht von seinem Fluch geheilt, wenn er uns nicht hilft."
Sie starrte much an.
Für sie war es jetzt wohl eine harte Erpressung, aber ich wollte wirklich nur das Beste für ihren Bruder.
Weil er mir trotz meines Widerstandes etwas bedeutete. Leider.
Cole musterte mich kurz mit gerunzelter Stirn, aber sagte nichts und nickte nur langsam und zustimmend.
Leenas Gesicht glich dem eines aggressiven Pitbulls, nur mit etwas mehr feenhaften Gesichtszügen.
Aber sie neigte den Kopf als Zustimmung.
"Also..wir spazieren da hinein, warten bis die Falle zuschnappt und dann?"
Fragend sah ich in die Runde.
Uns lief die Zeit davon, die Stille hier war erdrückend und die Stadt die einst so aufgeblüht war, schien verwelkt zu sein. Oder zumindest die Lebenden darin.
Hoffentlich war ihnen nichts passiert.
Sie waren Unschuldige in diesem ganzen Krieg, der schon so lange in diesem Land herrschte.
"Dann kämpfen wir uns bis zum König durch und versuchen mit ihm zu fliehen."
Cole spielte unruhig mit den Zügeln seines Pferdes.
"Und die Stadt sollen wir einfach aufgeben? All die Einwohner?"
Fassungslos starrte Leena meinen Freund an, der den Kopf Schüttelte.
"Nein; aber wenn wir den König haben, dann schaffen wir es, ihn wieder auf den Thron zu bringen. Mithilfe der anderen Völker."
Ace knurrte unruhig, die Ohren legte er an.
"Das klingt nach einem Plan. Aber wir müssen jetzt verdammt nochmals etwas machen!"
Ungehalten versuchte ich, meinen Wolf unter Kontrolle zu halten, der all seine Muskeln angespannt hatte, seine Klauen schabten über den matschigen Boden.
"Wir werden alle sterben."
Knurrte Leena und trieb ihr Pferd an.
Hunter ritt dicht neben seiner Schwester, mir war bewusst dass er für sie sterben würde.
Ich liess Ace los und er schnellte vor, an den Pferden vorbei, deren langen Beine über den Boden knallten.
Ich ritt den Hügel hinunter, meine Hände fest in das Fell meines Wolfes gekrallt.
Die Tore erhoben sich immer weiter über mir.
Gross und mächtig. So unzerstörbar wie sie doch nicht war.
Das Grau war voller Kratzer und Kampfspuren, wahrscheinlich von vergangenen Kriegen, den die Mauer stand gehalten hatte.
Und jetzt hielt sie uns davon ab, hinein zu gelangen.
Ich ritt geradewegs auf das prächtige Tor zu, durch welches ich an meinen ersten Tagen hinein gelangt war.
Es stand offen, einer der Flügel jedenfalls.
Nicht weit, aber so dass eine ganze Arme nacheinender hier durch gepasst hätte.
Ich hielt nicht an, sondern steuerte direkt darauf zu.
Mein Herz pochte schnell, aber ich wusste dass Ace mich gewarnt hätte, wenn er gespürt hätte dass hier schon etwas lauerte.
Er raste durch das Tor, das Fell streifte das kühle Metall der Tore und ich hatte den Blick fest auf die Häuser gerichtet, die nach dem grossen Platz direkt aneinander gereiht da standen.
Ganz ruhig.
Ace nahm mit grossen Sätzen den Weg zwischen uns und den Häusern und die Pferdehufe der anderen klapperten Laut über den Stein.
Es war egal das wir laut waren; wir wurden ja sowieso schon erwartet.
Kaum schwebte der peitschende Schweif von Hunters Pferd vor dem Tor, knallte es zu.
Ein dröhnendes Geräusch, es ging durch Mark und Bein.
Die Falle war zugeschnappt.
"Macht euch bereit."
Murmelte Cole und zog sein glühendes Schwert, dessen Eisen nicht von dieser Welt sein konnte, wenn es eine solche Macht ausstrahlte.
Ich biss die Zähne zusammen und nahm mir fest vor, jede einzelne Hexe nieder zu metzeln, wenn es sein musste.
der alte König musste mir noch so viel erzählen.
Ace verlangsamte seine Schritte und trabte im gemächlichen Tempo neben den Pferden her.
Ich versuchte die Häuser nach Lebenden abzusuchen, aber die Fensterläden waren alle geschlossen.
Verriegelt, genauso wie die Türen.
Ich atmete langsamer, Hunter und Leena kniffen die Augen zusammen.
"Spürt ihr irgendetwas? Ein Lebenszeichen?"
Fragte ich und mir wurde beim Gedanken fast schlecht, dass alle tot sein konnten.
"Sie leben alle noch...sie sind alle eingeschlossen..sie werden uns wohl nicht helfen."
Meinte Hunter.
"Aber sie werden auch nicht in den Kampf hineingezogen. Das ist auch gut so."
Meinte ich und ritt weiter, an den Häusern vorbei und die steinigen Gassen hoch.
Entlang der Reihen von Häusern, in denen sich nichts regte.
Kein Mucks war zu hören.
Und keine Hexen weit und breit.
Bis zum Schloss kamen wir.
Dort standen die Wachen, vor dem Eingangstor.
Scharf hielt Ace an, während ich mich gerade auf dem Sattel auf seinem Rücken festhielt.
Hinter mir stoppten meine Begleiter die schnaubenden Pferde.
"Wer will passieren?"
Fragte der eine, die Rüstung glänzte frisch poliert, das Wappen darauf war nicht zu verkennen.
Der König lebte also noch. Es war sein Wappen.
Erleichtert deutete ich auf die Maske auf meinem Gesicht.
"Ich bin die Elafrÿ, ich habe Nachricht für den König."
Natürlich war das alles Teil der Falle, aber wieso die Wachen nichts taten wusste ich nicht. Vielleicht hatten sie von alledem nichts mitbekommen.
Oder es waren Verräter, jedenfalls diese Zwei.
"Ihr werdet erwartet."
Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen.
Wir ritten geradewegs ins Verderben, es war dumm und trotzdem mussten wir es tun.
"Bringt uns zum König. Ich muss mit ihm sprechen!"
Verlangte ich, barscher als ich sonst reden würde.
Aber die Umstände waren ja auch nicht wie sonst.
"Natürlich, folgt mir."
Eine Wache hob ihre Lanze etwas an und marschierte los.
Ruhigen Schrittes, als würde er nur seine normale Pflicht tun. Er war wohl unwissend.
Ich nickte und sah unruhig zu Cole, der mir vielsagend andeutete, hinter dem Mann her zu reiten.
Ace' Fell stand ihm zu Berg und er hatte die Lefzen gehoben. Ununterbrochen knurrte er.
Ich verstand die Bedenken meines Wolfes, man ritt nicht alle Tage freiwillig in eine Falle.
Die Schritte unserer Reittiere hallten im engen Gang, während wir in die Eingangshalle ritten.
Von da aus kannte ich den Weg zum Thronsaal, wir mussten nur den Gang hinunter, bevor wir angehalten wurden.
"Steigt bitte ab."
Die Wache winkte zwei andere herbei, die die Zügel der Pferde griffen.
Und meine Freunde stiegen gezwungenermassen ab.
Ich blieb jedoch auf dem Rücken meines Wolfes sitzen.
Keiner der Wachen würde sich mit einem Schattenwolf anlegen.
"Wartet hier bitte. Ihr werdet gleich hinein geführt."
Die Wachen nickten mit ihrem eisernen Helm auf dem Kopf und verschwanden wieder zurück auf ihre Posten.
Wie ein ganz normaler Tag.
So, was denkt ihr passiert jetzt? Wenn es doch eine Falle ist, wäre es dann nicht besser gewesen, sich fern zu halten? Ich bin gespannt auf eure Meinungen ★
Aber ich kann euch sagen, es wird etwas überraschendes passieren^^
Love you ♡
Tala ☽
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