Kapitel 3
Der Nachmittag verging sehr schnell, da der König viele Aufgaben für mich hatte, die zu erledigen waren. Mehrere Stunden lief ich durch die Gänge des Schlosses, um diese zu erfüllen. Meiner Meinung nach war ich viel zu schnell wieder bei Prinzessin Alessia, die genauso begeistert schien wie ich, denn sie hatte sofort etwas an mir auszusetzten, als ich ihr Zimmer betrat. ,,Ich hoffe für dich, dass dein Kleid nicht ausschaut wie ein Waschlappen, aber viel schlimmer kann es ja eh nicht werden.", beleidigte sie mich und musterte mich angewidert von oben bis unten. Ich war nicht die Größte mit meinen 1,65 Meter und auch mein Köper war etwas untergewichtig durch die mangelhafte Ernährung, die ich bekam. Doch mein Körper war keineswegs kindlich, sondern ich besaß sehr wohl schöne Rundungen, die von meiner Weiblichkeit zeugten. Das einzige, was mich an mir störte, war mein Gesicht. Viele sagten, ich sehe aus wie ein Engel oder ich hätte ein Gesicht aus Porzellan. Leider brachte mir diese Schönheit aber auch viele Probleme. Des Öfteren kamen Männer auf mich zu und wollten mit etwas Glück eine Nacht bei mir ergattern. Es kam auch schon einmal vor, dass mich ein Mann angefasst hatte. Dieser war unter starkem Alkoholeinfluss und lachte nur über meine Versuche mich zu wehren. Er schlug mir einfach ins Gesicht, damit ich stoppte. Hilflos sah ich zu, wie er auf mich zukam. Er trat mir mehrere Male in den Magen bis plötzlich Arik auftauchte und den Mann zu Boden schlug. Dieser Tag war schon ein halbes Jahr her, doch ich hatte immer noch Albträume deswegen. Oft wachte ich schreiend auf und konnte dann nicht mehr schlafen. Die einzige Narbe, die an dieses Ereignis erinnerte, war ein kleiner Blitz an meiner linken Seite. Damals war die Haut dort aufgerissen, als der Mann mir in den Magen getreten hatte. Das schlimmste war aber, dass er nicht für seine Tat bestraft wurde. Er kam einfach so davon....
Klatschend wurde mein Kopf herumgeschleudert. Stöhnend hielt ich mir meine Wange, auf welcher jetzt wahrscheinlich ein roter Handabdruck prangte. ,,Hörst du mir nun endlich zu, du dumme Nuss? Ich möchte angekleidet werden.", sagte Alessia hochnäsig und stolzierte mit hochgehobenen Kinn an mir vorbei ins Ankleidezimmer. Eilig folgte ich ihr, da ich mir nicht noch einen Schlag einfangen wollte. Das blaue Kleid lag immer noch hergerichtet über einer Stuhllehne. Aber es dauerte nicht lange bis es sich an den Körper der Prinzessin schmiegte. Zufrieden blickte sie in den Spiegel und drehte sich einmal im Kreis. ,,Bin ich nicht wunderschön?", sagte sie schnippisch. ,,Natürlich. Wie immer, eure Hoheit.", log ich in der Hoffnung, dass sie diese nicht raushörte. Das strahlende Blau passte überhaupt nicht zu ihrer blassen Erscheinung und ließ sie dadurch nur noch kränker ausschauen. Doch das hätte ich ihr schlecht sagen können. Kurze Zeit später hatte ich ihr Unmengen an Schmuck umgelegt und ihre Haare nach oben gesteckt. ,,Die Wachen werden mich zum Ball begleiten und ich möchte, dass du schon an deinem Platz auf mich wartest.", entließ sie mich genervt, damit ich mich zurecht machen konnte. So schnell wie möglich verschwand ich aus ihren Gemächern und machte mich auf den Weg zu Arielle.
,,Ah, da bist du ja.", hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir. Lächelnd drehte ich mich um. ,,Ich muss ja noch mein Kleid holen, oder nicht?", zwinkerte ich und ging Arielle hinterher. Arielle lotste mich durch Stoffe, Nadeln, Fäden und Kleider bis sie vor einem abgedeckten Kleiderständer stehen blieb. ,,Ich habe mir ein ganz besonderes Kleid für dich ausgesucht. Ich hoffe, es gefällt dir.", sagte sie fröhlich und zog mit ein bisschen Schwung das Tuch weg. ,,Das ist MEIN Kleid?", fragte ich ungläubig. ,,Ich weiß, du wolltest ein weißes Kleid, doch ich ließ nachfragen, ob eine Hellblaues auch in Ordnung wäre. Behalte es ruhig.", sagte Arielle strahlend. Ich konnte nicht fassen, dass dieses wundervolle Kleid mir gehören sollte. Das Kleid war schulterfrei und aus hellblauem Stoff. Es besaß ein eingearbeitetes Korsett, welches mit weißen Diamanten verziert war. Es war einfach nur wunderschön und ich konnte es kaum erwarten, es anzuziehen.
Schnell zog ich mich um, machte mir meine Haare und legte mir eine dezente Kette um den Hals. Zufrieden und überglücklich betrachtete ich das Ergebnis. Das Kleid saß wie angegossen und betonte meine Rundungen, meine Haare hatte ich teilweise nach oben gesteckt und mit ein paar weißen Diamanten versehen. Außerdem hatte ich mich noch ein wenig geschminkt, aber nicht zu viel.
,,Du schaust aus wie eine echte Prinzessin, Delia.", seufzte Arielle verträumt. ,,Und das alles habe ich nur dir zu verdanken!", quiekte ich glücklich und zog sie in meine Arme. ,,Danke...", flüsterte ich. ,,Nichts zu danken, du hast auch etwas Schönes verdient bei allem, was du tust. Aber jetzt beeil dich sonst kommst du noch zu spät.", scheuchte mich Arielle zur Tür. Ich verabschiedete mich noch schnell und machte mich dann auf dem Weg zum Ballsaal, wo das Fest schon langsam in die Gänge kam.
Ein riesiges Büfett war im Saal und lauter Menschen treiben sich herum, sprachen miteinander oder tanzten. Alle waren in prunkvoller Kleidung erschienen und ich fühlte mich mit meinem Stand sehr unwohl, doch ich durfte jetzt nicht umdrehen sonst würde ich den König enttäuschen. Eilig ging ich zu meinem Platz neben der Prinzessin und ließ mich darauf sinken. Neugierig blickte ich mich um und suchte nach der Person, für die das Fest veranstaltet wurde. Doch ich konnte keine mir unbekannte Person erkennen, also wollte ich einfach auf die Prinzessin warten, doch jemand machte mir einen Strich durch die Rechnung. ,,Hallo, eure Hoheit. Es ist mir eine Ehre, euch kennen zu lernen.", ertönte eine samtige tiefe Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte und demjenigen mitteilen wollte, dass er bei der falschen Person war, musste ich stocken. Vor mir stand der attraktivste Mann, den ich je gesehen hatte. Seine schwarzen Haare und grünen Augen waren wunderschön und ließen in sehr besonders wirken. Außerdem konnte man seine stadtliche Figur mehr als nur unter der Uniform erahnen. ,,Ich hatte gehofft, euch heute Abend näher kennen zu lernen, Mylady.", sagte der gutsaussehende Mann und ließ sich in eine Verbeugung sinken. Sprachlos blickte ich ihn an und versuchte meine Worte zu sortieren. Irgendetwas schien mich zu ihm zu ziehen. Als wäre etwas Besonderes an ihm, dass ich nur noch nicht genau erkennen konnte. ,,Wer seid Ihr, mein Herr? Ich habe euch hier noch nie gesehen.", fragte ich verwundert. ,,Natürlich.... Ihr könnt ja nicht wissen, wer ich bin nach den vielen Jahren. Ich bin Damian Kronprinz von Vhen'alas.", sagte er, während er mich schelmisch anlächelte. ,,Und Ihr seid...." Er konnte den Satz nicht beenden, da er von den Fanfaren unterbrochen wurde, die die Ankunft der Königsfamilie ankündigten. Eilig drehte ich mich um und ließ Prinz Damian stehen. Auch er schien etwas verwirrt zu sein und ich merkte, wie er mich von hinten musterte.
,,Seine Majestät Wilhelm von Bellanaris und seine Gemahlin Elayne sowie ihre gemeinsame Tochter Prinzessin Alessia!"
Elegant schritten der König und seine Familie durch den Saal und ließen sich am Ende des Tisches nieder. Als sich alles beruhigt hatte, begann der König mit seiner Ansprache.
,,Wir haben uns heute versammelt, um einem besonderen Gast unsere Ehre zu erweisen. Kronprinz Damian von Vhel'alas. Er ist zu uns gekommen, um ein Bündnis mit unserem Land zu schließen, dass die Unruhen zwischen unseren Ländern beenden soll. Hiermit gebe ich die Verlobung meiner Tochter bekannt. Möge sie unserem Land alle Ehre erweisen.", ertönte des Königs Stimme. Fast hätte ich gemeint, mich verhört zu haben. Tosender Applaus brach aus und ich fühlte mich, als hätte man mir mein Todesurteil überbracht.
Alessia neben mir schien hingegen sehr erfreut und lächelte den Prinzen, welcher vor uns Platz genommen hatte, süffisant an. Zuerst wirkte er etwas verunsichert, doch er lächelte zurück. Als hätte er meinen Blick auf sich gemerkt, schaute er mir in die Augen und man konnte meinen, dass er meine Gedanken zu lesen schien. Leicht zuckten seine Mundwinkel, als ich ertappt meinen Blick sinken ließ. ,,Und? Gefällt dir mein Verlobter? Von so einem Mann wirst du nur träumen können!", flüsterte Alessia mir überlegen zu. Wütend schnaufte ich und schluckte mir meinen bissigen Kommentar hinunter.
Hoffentlich würde dieser Abend schnell vergehen. Doch womit ich nicht rechnete, dass das Schlimmste noch bevor stand.
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