kapitel 42 : ein offenes buch
"Miss, geht es Ihnen gut?", fragte er behutsam. "Ob es mir gut geht?", wiederholte sie, ihre Stimme schwankend zwischen Lachen und Tränen. "Klar, muss es ja. Mir geht es gut." "Warum sprechen Sie nicht mit mir, Miss?", wollte Kurt wissen, seine Stimme voller Mitgefühl und Sorge. "Stellt Ihnen jemand die Frage nach dem Warum? Interessiert es niemanden, was Sie zu sagen haben? Okay, ich werde Ihnen eine einfache Frage stellen... glücklich oder traurig?"
April starrte ihn an, ihre Augen suchten seinen Blick, als ob sie in ihnen eine Antwort finden könnte. Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte lange, bevor sie leise antwortete: "Traurig... Meine Freunde, mein Scott Summers, meine Jean Grey sind tot, sie sind weg und ich bin immer noch hier... und trinke Studentenpunsch... ernsthaft, yo, das ist okay... so ist das Leben... nein wirklich, okay... es geht einfach vorbei, es ist einfach verdammt, verdammt vorbei..." Die Worte hingen schwer in der Luft, die Musik und das Lachen der anderen Schüler klangen plötzlich weit entfernt. Kurt legte eine Hand auf ihre Schulter, ein stilles Zeichen von Unterstützung und Verständnis. "Miss, es ist okay, traurig zu sein. Wir alle vermissen jemanden. Aber wir sind für Sie da, und Sie sind nicht allein."
April sah ihn an, ihre Augen glitzerten vor Tränen, doch sie nickte dankbar. Die Dunkelheit, die sie umgab, fühlte sich für einen Moment weniger erdrückend an. Inmitten von Schmerz und Verlust fand sie in Kurts Worten einen kleinen Trost, eine Erinnerung daran, dass sie nicht alleine war. Sie atmete tief durch, die Schwere in ihrer Brust ließ ein wenig nach.
"Danke, Kurt," flüsterte April schließlich, ihre Stimme leise, aber mit einem zarten Hauch von Hoffnung, der in der Luft schwebte. "Aber manche Dinge lassen sich einfach nicht ändern... Logan ist wieder da und kann sich nicht an mich erinnern. Weißt du, wir hatten mal was, na ja, ich hatte etwas mit seinem zukünftigen Ich. Also, nicht mit ihm, aber irgendwie doch... Weiß Thalia, wie meine Vergangenheit war..."
Ihre Worte schienen in der Luft zu hängen, schwer von unausgesprochener Trauer und Verwirrung. Kurt sah sie mitfühlend an, seine Augen zeigten das tiefe Verständnis, das er für ihren Schmerz hatte. "Das muss wirklich schwierig für dich sein, Miss," sagte Kurt sanft. "Aber du bist nicht allein in diesem Chaos. Wir sind alle hier für dich, um dir zu helfen." April wollte etwas erwidern, doch plötzlich fühlte sie, wie ihre Beine nachgaben. Ein Schwindelgefühl überkam sie, und bevor sie realisieren konnte, was geschah, brach sie zusammen. Ihre Sicht verschwamm, und alles wurde vor ihren Augen schwarz.
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Thalia und Raven standen Seite an Seite im Labor, ihre Blicke auf den Bildschirm gerichtet, der die ausgelassene Party zeigte, die auf einer Lichtung der Schule gefeiert wurde. Der Raum um sie herum war ruhig, nur das leise Summen der Geräte durchbrach die Stille. "Früher hatten wir solche Partys", murmelte Thalia schließlich, als ob sie in Erinnerungen schwelgte. Raven, die sich am Tisch lehnte, drehte sich langsam zu Thalia um. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. "Jetzt sind wir die Einzigen, die übrig sind, mit Hank." Ein Seufzen entwich Thalias Lippen. "Ja, die letzten der ersten Klasse." Raven wandte sich Thalia vollständig zu, während ihre Gedanken in der Vergangenheit und der ungewissen Zukunft schweiften. "Ich habe darüber nachgedacht. Vielleicht ist es Zeit für uns... zu gehen."
"Wohin?", fragte Thalia, ihre Augen voller Neugierde und einem Hauch von Besorgnis. "Ich weiß es nicht. Es geht um Charles", erklärte Raven, bevor Thalia sie unterbrach. "Das mit dir und Charles wird sich schon regeln", versuchte Thalia optimistisch zu sein. Raven schüttelte den Kopf mit einem traurigen Lächeln. "Nein. Ich liebe ihn, aber er ist anders geworden. Alles ist anders jetzt." Thalia dachte laut nach, ihre Gedanken in die Ferne schweifend. "Ja, eigentlich sollte ich in Deutschland sein, und Charles würde mich erst '89 zurückholen. April sprach von einem Fall einer Mauer oder so... Wir verändern die Welt, um in ihr zu leben. So einfach ist das."
"Vielleicht sollten wir das auch tun", entgegnete Raven schnell, als wäre sie erleichtert über Thalias Gedanken. Thalia stieß sich vom Tisch ab und richtete sich auf, ihre Haltung entschlossen. "Das hier ist unser Leben. So haben wir es gewollt." Raven schloss für einen Moment die Augen, ihre Stirn leicht gerunzelt. "Nicht so", flüsterte sie leise. Die beiden Frauen standen sich nun sehr nah gegenüber. Ihre Blicke sprachen mehr als Worte, eine tiefe Verbundenheit und ein gemeinsames Verständnis, das durch Jahre der Zusammengehörigkeit gewachsen war. Doch ihre Lippen blieben versiegelt, unfähig, die Worte auszusprechen, die ihre Herzen bewegten.
"Raven", begann Thalia schließlich, ihre Stimme gefüllt mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Entschlossenheit. "Das ist nicht unser Leben, Lia", unterbrach Raven sie sanft, ihre Augen ernst. "Es ist seins. Wofür steht wohl das 'X' in X-Men?" In diesem Moment wurde ihnen klar, dass ihre Welt mehr war als nur Partys und Laborversuche. Sie waren Teil eines größeren Gefüges, einer Mission, die sie weit über ihre persönlichen Beziehungen und Wünsche hinaus definierte.
Plötzlich durchbrachen Pieptöne die Stille des Labors, und Raven richtete ihren Blick auf den Bildschirm. "Es ist Jean", sagte sie schnell, während sie bereits auf dem Weg zur Tür war. Thalia folgte ihr eilig, und gerade als sie die Haustür erreichten, wurde sie von einem starken Windstoß von außen aufgestoßen. Raven eilte zu Jean, während Thalia zu April, die ebenfalls am Boden lag. "Was ist passiert?", fragte Thalia sofort, ihre Sorge deutlich spürbar. Jo, die bereits bei April war, antwortete hastig, während sie um Fassung rang. "Ich weiß nicht genau... sie hat ein paar Becher... ziemlich viele Becher getrunken und dann hat Jean..."
Thalia ließ ihren Blick kurz über Jo schweifen und seufzte leicht. Jo's Blus war aufgeknöpft und ihr schwarzer, sexy Spitzen-BH kam zum vorscheinen. "Ernsthaft, in der Öffentlichkeit? Das hast du definitiv nicht von meinem Ex-Mann." Jo sah sie verwirrt an, während Thalia ihre Gedanken fortsetzte. "Loki und ich hatten eher eine Vorliebe für das Geheime. Jetzt hilf mir, sie in ihr Zimmer zu bringen!" Gemeinsam hoben sie April vorsichtig auf und brachten sie hinein.
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April erwachte langsam, eingehüllt in die sanfte Wärme eines weichen Bettes. Das Bett fühlte sich so unendlich bequem an, dass sie einen Moment lang glaubte, alles, was sie erlebt hatte, wäre nur ein Traum gewesen. Sie blinzelte träge, ihre Augen gewöhnten sich an das gedämpfte Licht im Raum. Die Bettdecke war schwer und beruhigend, und sie spürte die weichen Kissen, die sie umgaben. Langsam setzte sie sich auf, ihre Bewegungen noch träge von der Müdigkeit. Ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen, als sie sich umsah. Der Raum um sie herum war vertraut, doch es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, wo sie war. Die sanften Töne von medizinischen Geräten und der sterile Geruch ließen sie realisieren, dass sie im Medlab war.
April runzelte die Stirn, ihr Verstand arbeitete fieberhaft daran, die letzten Ereignisse zu rekonstruieren. Sie erinnerte sich an das Fest, den Alkohol, ihre überwältigenden Emotionen und dann... Dunkelheit. Ein leises Geräusch ließ sie aufblicken. Im Türrahmen stand Jo, ihre Silhouette zeichnete sich gegen das Licht des Flurs ab. Ein sanftes Lächeln spielte um ihre Lippen, und ihre Augen strahlten eine beruhigende Wärme aus.
„Du hast ziemlich viel getrunken," sagte Jo leise, ihre Stimme war weich und tröstend. Sie trat näher, ihre Schritte kaum hörbar auf dem weichen Teppichboden. April schaute sie verwirrt an, versuchte die Situation zu begreifen. Jo setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand beruhigend auf Aprils Schulter. Die Geste war warm und tröstlich, und April spürte, wie sich ein kleiner Teil der Anspannung in ihrem Körper löste.
"Du hast uns wirklich Sorgen gemacht, April," fuhr Jo fort, ihre Stimme voll von Zuneigung und Sorge. "Aber du bist jetzt sicher. Wir sind hier, um dir zu helfen." April nickte langsam, die Worte sanken in ihr Bewusstsein und brachten ein wenig Klarheit. "Es tut mir leid, Jo," flüsterte sie, ihre Stimme brüchig. "Ich... ich weiß nicht, was über mich gekommen ist."
"Es ist in Ordnung," sagte Jo sanft. "Jeder hat mal einen Moment der Schwäche." April spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Die Wärme und Fürsorge in Jos Stimme berührten sie tief. "Danke," murmelte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Jo drückte sanft ihre Schulter, bevor sie aufstand. "Ruh dich noch etwas aus, April." April sah Jo nach, wie sie den Raum verließ, und ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen. Die Dunkelheit in ihrem Herzen schien ein wenig heller zu werden, und sie fühlte sich nicht mehr ganz so verloren.
"Okay, ich sollte duschen gehen," murmelte April dann zu sich selbst und sprang förmlich vom Bett auf, ihre Entschlossenheit zurückgewonnen. Doch als sie die Beine über die Bettkante schwang, spürte sie einen leichten Schwindel und hielt inne, sich einen Moment lang an der Bettkante festhaltend. Sie atmete tief durch, sammelte ihre Kräfte und machte sich dann langsam auf den Weg ins Bad, bereit, sich der Welt wieder zu stellen, ein Schritt nach dem anderen.
April ging langsam ins angrenzende Badezimmer ihres Zimmers, das durch einen halb offenen Flur verbunden war. Das warme Wasser der Dusche prasselte auf sie nieder und umhüllte sie mit einer wohltuenden Hitze. Der Dampf stieg auf und verlieh dem Raum eine verschwommene Atmosphäre. Sie genoss den Moment der Ruhe und Entspannung, während sie sich langsam wusch, jeden Muskel entspannend und die Gedanken dabei versuchte, in Ordnung zu bringen. Als sie schließlich aus der Dusche trat, fühlte sich ihre Haut erfrischt und ihre Gedanken klarer an. Sie wickelte sich in einen flauschigen Bademantel, der an der Tür hing, und trat zurück ins Zimmer. Dort wählte sie mit Bedacht etwas Bequemes aus ihrer Garderobe, ein weiches T-Shirt und eine lockere Hose, die sie schnell anzog, bevor sie sich wieder auf das Bett setzte.
Kaum hatte sie sich hingesetzt, hörte sie ein Klopfen an der Tür. April runzelte die Stirn, sie hatte niemanden erwartet. "Herein," rief sie, während sie aufstand und zur Tür ging. „Was ist los, Logan? Können wir morgen reden? Ich bin betrunken", bat April, als sie ihn erblickte, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. „Nein! Nein, das kann nicht warten", konterte Logan und hielt die Tür davon ab, sich zu schließen. Seine Stimme war fest, entschlossen, und doch schwang eine gewisse Verzweiflung mit. „Logan, bitte, ich bin müde", versuchte April erneut, doch ihre Worte klangen schwach, fast flehend.
Logan sah sie an, seine Augen waren voller Intensität und Emotion. „Ich liebe dich!", entfuhr es ihm plötzlich, als wäre dieser Satz lange in ihm gefangen gewesen und hätte nun seinen Weg hinaus gefunden. April erstarrte. Sie blinzelte verwirrt, ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Hatte sie richtig gehört? „Was?", entfuhr es ihr ungläubig. Logan fuhr fort, seine Stimme zitterte leicht, als er sprach: „Und ich weiß nicht, wieso... Ich kenne dich doch nicht mal wirklich."
Die Worte hingen in der Luft, schwer und bedeutungsvoll. April konnte den Schmerz und die Verwirrung in Logans Stimme spüren. Sie sah ihm in die Augen, versuchte, die Tiefe seiner Gefühle zu verstehen. In diesem Moment schien die Welt um sie herum stillzustehen, als wären sie die einzigen beiden Menschen auf der Welt. „Logan...", begann sie leise, unsicher, wie sie weitersprechen sollte. Die Party, die Phoenix-Show, all das schien so weit entfernt. Jetzt zählte nur noch dieser Moment, dieses Geständnis, das alles verändern könnte.
Logan nahm einen tiefen Atemzug, seine Hand fest an die Tür geklammert, als ob er sich daran festhalten würde, um nicht völlig die Fassung zu verlieren. „Ich... ich wollte das nicht so sagen, nicht so plötzlich. Aber es war zu viel. Ich konnte nicht mehr schweigen. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, fühlt es sich an, als würde etwas in mir erwachen."
April sah in seine Augen und erkannte die Ehrlichkeit darin, die rohe, unverfälschte Emotion, die er kaum zurückhalten konnte. Ihre eigenen Gefühle kochten in ihr hoch, ein Sturm aus Verwirrung, Mitgefühl und etwas anderem, das sie noch nicht ganz benennen konnte. „Ich bin auch verwirrt", flüsterte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. „Aber... vielleicht können wir darüber reden. Morgen, wenn ich nüchtern bin. Wenn wir beide klarer denken können."
Logan nickte langsam, ein Hauch von Erleichterung schimmerte in seinen Augen. „Ja, morgen..." Gerade als Logan sich umdrehte, um zu gehen, griff April nach seinem Arm. „Warte", murmelte sie, „vielleicht kann ich dieses Gespräch auch nur führen, wenn ich betrunken bin." Sie zog ihn in ihr Zimmer und setzte sich auf die Bettkante, schluckend. Logan sah sie verwirrt an.
„Okay", hauchte sie und atmete tief ein. „Warum glaubst du, dass du mich liebst?" Logan zuckte mit den Schultern, unsicher. „Warum erinnere ich mich an dich? In Washington vor zehn Jahren..." „73 hast du mit Thalia geschlafen", warf April ein, und Logan blickte verlegen weg. „Ja, aber ich war nicht ihr Typ..."
„Klar", rollte April die Augen. „Sie war meine Vergangenheit und ich war eine alternative Zukunft von ihr... Eine Zukunft, in der wir zusammen waren... Aber in dem Moment, in dem dein zukünftiges Ich deinen Körper verließ, hast du alles von dieser Zeit vergessen. Aber ich denke, in dem Moment, als ich Jean befahl, dir deine Erinnerungen zurückzugeben, hat sie alles gefunden... aber du würdest dich nie daran erinnern... aber ich würde..." „Was meinst du?", fragte Logan sofort und wollte die ganze Wahrheit erfahren. April presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich. „Jedes Mal, wenn ich dich sehe, ist mein Verstand ein offenes Buch für Telepathen... also denke ich, dass Jean dachte, meine Erinnerungen wären deine..." Logan runzelte die Stirn, seine Augen suchten verzweifelt nach einer Antwort in Aprils Gesicht.
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