kapitel 35 : mitten im chaos
"Raven!", entfuhr es Thalia, als sie gerade das Schulgebäude betreten hatte und die Blondine in der Eingangshalle stehen sah. Die Überraschung war ihr ins Gesicht geschrieben. "Wow... Du bist..." "Nicht blau? Das haben wir jetzt offenbar gemeinsam, zeigen nicht die Wahrheit", erwiderte Raven mit einem bitteren Lächeln. Thalia biss sich automatisch auf die Unterlippe und konnte den Blick nicht von Raven abwenden. Gedankenverloren dachte sie an ihre verfaulte Gesichtshälfte, die durch ein technisches Gerät verdeckt wurde.
"Nein, ich meinte, du bist zurück...", brachte Thalia schließlich hervor. "Du bist gerade durch die Haustür gekommen, also wer ist hier wirklich zurück?", konterte Raven und lachte leise, doch ihre Augen verrieten eine tiefere Unsicherheit. "Ich habe hier nicht mit dir gerechnet", sagte Thalia, ihre Stimme zitterte leicht vor Emotion. "Ich auch nicht", hauchte Raven, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Eine unangenehme Stille legte sich über die beiden, eine Stille, die von unausgesprochenen Worten und schmerzhaften Erinnerungen erfüllt war.
"Ich bin blau", meldete sich plötzlich jemand zu Wort und grinste breit. Er war tatsächlich blau und hatte spitze Zähne. "Ich bin Kurt." "Ah ja", murmelte Raven abwesend, offensichtlich hatte sie ihn fast vergessen. "Kurt Wagner", stellte der Blaue sich förmlich vor und reichte Thalia die Hand. "Willkommen, ich bin Thalia... Thalia Flowers", sagte sie lächelnd und ergriff seine Hand. Das warme Gefühl seiner Begrüßung bot einen kleinen Trost in der ansonsten eisigen Atmosphäre. "Thalia? Raven? Und?", fragte eine neue Stimme, und die drei drehten sich um. Da stand Jo, die gerade ihre Hand in die Hosentasche gleiten ließ. "Kurt", antwortete er knapp.
"Ah, Kurt Wagner, hab von dir gehört... ich bin Jo", grinste sie und streckte ihm die Hand entgegen. "Jo wer?", wollte Thalia neugierig wissen und sah zu Jo hinüber. "Ach ja, du weißt es ja noch gar nicht", meinte Jo und ihre Augen funkelten schelmisch. "Josephine Sky, Tochter von Loki und Jerome Romanoff, aus einem anderen Universum und aus einer anderen Zeitebene. Deswegen hab ich die Zeit hier auch ein bisschen durcheinander gebracht mit meiner Ankunft. Deshalb hast du auch mit Logan geschlafen und es war dir egal, ob er draufgeht, was er ja nicht ist... sehr erfreut." "Warte, was?", entfuhr es Thalia, ihre Augen weiteten sich vor Schock und Verwirrung. Die Luft war plötzlich voller unausgesprochener Fragen und unausgelebter Gefühle. Die Begegnung, die so harmlos begonnen hatte, drohte, sich in ein Netz aus Geheimnissen und Enthüllungen zu verwandeln.
Jo grinste breit, ihre Augen funkelten vor Freude an der kleinen Verwirrung, die sie gestiftet hatte. „Zu kompliziert zu erklären", sagte sie mit einem fröhlichen Zwinkern. „Kurz gesagt, ich komme aus einer ziemlich vertrackten Geschichte. Komm, ich führe dich herum, Kurt." Ohne eine Antwort abzuwarten, griff Jo nach Kurts Arm und zog ihn mit sich, ihre Energie ließ keinen Raum für Widerspruch. „Lassen wir die beiden lieber allein, die Luft zwischen den beiden knistert ja förmlich", fügte sie hinzu und warf einen wissenden Blick über ihre Schulter zurück zu Raven und Thalia. Kurt ließ sich mitziehen, seine Neugierde über die neuen Gesichter und Orte siegte über den Wunsch, sich den seltsamen Spannungen in der Eingangshalle zu entziehen. „Was war das gerade eben?", fragte er, als sie ein Stück weit gegangen waren. „Zwischen Raven und Thalia, meine ich."
Jo hielt einen Moment inne und drehte sich zu ihm um, ihre Miene wurde nachdenklich. „Das ist eine lange Geschichte voller Schmerz und Missverständnisse", begann sie leise. „Sie haben beide einiges durchgemacht, mehr, als sie nach außen hin zeigen. Es ist eine Art unausgesprochene Verbindung, die sie haben, etwas, das sie beide irgendwie zusammenhält, obwohl es sie auch auseinanderreißt." „Das klingt... kompliziert", meinte Kurt, seine Stirn runzelte sich leicht. „Es ist kompliziert", bestätigte Jo und ein Hauch von Melancholie durchzog ihre Stimme. „Aber manchmal sind die kompliziertesten Verbindungen die stärksten."
Währenddessen standen Raven und Thalia noch immer in der Eingangshalle, die Stille zwischen ihnen war schwer von all den unausgesprochenen Worten. Thalia konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass es so viel mehr zu sagen gab, aber sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. „Es tut gut, dich wiederzusehen, Raven", sagte Thalia schließlich, ihre Stimme sanft und ehrlich. „Ich hatte Angst, dass ich dich nie wiedersehen würde. Raven nickte langsam, ihre Augen suchten Thalias Gesicht. „Ich auch", gab sie zu. „Aber jetzt sind wir hier. Vielleicht ist das ein Neuanfang."
„Vielleicht", stimmte Thalia zu und ein schwaches Lächeln spielte um ihre Lippen. „Vielleicht können wir die Dinge diesmal anders machen. Besser." Raven erwiderte ihr Lächeln, ein Funken Hoffnung glomm in ihren Augen auf. „Das hoffe ich auch, Thalia. Das hoffe ich auch." Jo und Kurt erreichten inzwischen die große Treppe, die ins Obergeschoss führte. Jo blieb stehen und sah Kurt an. „Das hier ist der Anfang von etwas Neuem, für uns alle. Bist du bereit, dich darauf einzulassen?" Kurt sah sich um, die alten Mauern des Gebäudes schienen Geschichten zu flüstern, Geheimnisse zu bergen. „Ja", antwortete er schließlich, fest entschlossen. „Ich bin bereit." Jo nickte zufrieden und führte ihn die Treppe hinauf, während hinter ihnen in der Eingangshalle zwei Seelen einen zaghaften Versuch unternahmen, ihre gemeinsame Geschichte neu zu schreiben.
„Ich bin das erste Mal in Amerika", sagte Kurt, seine Augen leuchteten vor Aufregung. Jo lachte auf und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich war noch nie außerhalb der Vereinigten Staaten", bemerkte sie, während sie gemeinsam durch einen langen, mit Gemälden gesäumten Flur schlenderten. „Ich freue mich wirklich darauf, die Kultur hier kennenzulernen", fügte Kurt strahlend hinzu und Jo nickte zustimmend. „Klar, vom Tellerwäscher zum Millionär, nicht wahr?", erwiderte sie mit einem spitzbübischen Lächeln. In diesem Moment meldete sich Scott, der auf einer Bank am Fenster saß und die beiden neugierig beobachtete. „Hier wirst du die klassische amerikanische Kultur nicht finden..." Seine Stimme klang ernst und ein wenig müde. Jean lehnte lässig an einer Säule in der Nähe und nickte Jo zu.
„Jap, #americafirst...", rief Jo und salutierte humorvoll, ihre Augen blitzten vor Schelmerei. „Das Einzige Amerikanische hier ist, dass es mal britisch war", fügte Scott trocken hinzu und Jo deutete auf ihn ehe sie sagte: „Das ist Scott Summers. Er ist auch neu hier und im Grunde bin ich es eigentlich auch." Scott erhob sich langsam und streckte sich, als wäre er schon viel zu lange an einem Ort verweilt. „Und ich plane schon einen Ausbruch", kommentierte er mit einem schiefen Grinsen. „Machen wir einen kleinen Ausflug mit dem Blauen? Hier gibt es bestimmt eine Mall."
„Was ist eine Mall?", fragte Kurt neugierig und Jo lachte erneut, bevor sie antwortete: „Ein schrecklicher Ort. Ich hasse shoppen, zu viele Menschen, und das kann ich dabei auch nicht verstecken..." Sie zeigte auf den markanten Stein auf ihrer Stirn. Scott schüttelte belustigt den Kopf. „Was ist eine Mall?", wiederholte er spöttisch. „Das ist eine Sache des Nationalstolzes. Bürgerpflicht." Jo konnte sich ein weiteres Lachen nicht verkneifen. „Scott", unterbrach Jean, die sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte. „Du bist schon zu lange hier eingesperrt, und der Professor ist nicht zu Hause", erwiderte Scott sofort, ein spitzbübisches Funkeln in den Augen. Jo hob eine Augenbraue. Lief da etwas zwischen den beiden?
„Ich würde gern zur Mall gehen", meldete sich Kurt erneut zu Wort, seine Stimme klang entschlossen. „Es ausprobieren." Scott nickte zustimmend. „Also gut. Wo sind seine Autos geparkt?" Scott grinste breit und machte sich auf den Weg zur Garage, die tief unter dem Anwesen lag. Jo folgte ihm zögerlich, ihre Gedanken schienen zu kreisen. Sie konnte den Unfug in Scotts Augen sehen, aber auch die Versuchung einer Pause und einer Ablenkung verspüren.
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte sie schließlich, als sie die breite, in Stein gehauene Treppe hinabstiegen. „Ich meine, wir wissen nicht, was da draußen auf uns wartet." Scott zuckte mit den Schultern. „Das ist genau der Punkt. Wir müssen raus und sehen, was die Welt zu bieten hat. Außerdem, wer weiß? Vielleicht wird es ja lustig." Kurt, der vor Aufregung kaum stillstehen konnte, nickte eifrig. „Ich finde, es klingt nach einem Abenteuer. Und wer weiß, vielleicht lernen wir dabei etwas Wichtiges über Amerika." Jo seufzte und gab schließlich nach. „Na gut, vielleicht habt ihr recht. Eine kleine Ablenkung könnte uns allen gut tun." Innerlich musste sie zugeben, dass die Vorstellung, einfach mal rauszukommen und etwas anderes zu sehen, verlockend war.
Als sie die Garage erreichten, standen sie vor einer Reihe beeindruckender Fahrzeuge. Scott grinste wie ein kleiner Junge im Süßwarenladen und ging zielstrebig auf ein blitzendes, blaues Cabrio zu. „Wie wär's mit diesem hier?", fragte er mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. Jo schüttelte den Kopf und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Natürlich der Blaue. Warum auch nicht?" Kurt kletterte begeistert auf den Rücksitz und Jo setzte sich zögernd neben Scott auf den Beifahrersitz. Sie sah sich um und bemerkte, wie Scott den Motor startete. Das Geräusch des aufheulenden Motors ließ sie innehalten und ein Gefühl der Vorfreude durchströmte sie.
„Ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut", sagte sie schließlich, als sie die Garage verließen und in die frische Luft hinausfuhren. Scott lachte und fuhr die breite Auffahrt hinunter. „Keine Sorge, Jo. Das wird ein Abenteuer, das wir nicht so schnell vergessen werden." Die Sonne schien hell und wärmend, als sie auf die Hauptstraße einbogen. Die Landschaft flog an ihnen vorbei, während Scott die Geschwindigkeit erhöhte. Jo lehnte sich zurück und ließ den Wind durch ihr Haar wehen, ein Gefühl der Freiheit und des Nervenkitzels durchströmte sie. „Also, was genau erwartet uns in dieser Mall?", fragte Kurt neugierig.
„Alles Mögliche", antwortete Scott. „Kleidungsgeschäfte, Lebensmittel, Kinos, einfach alles. Es ist ein Mikrokosmos der amerikanischen Kultur." Jo lachte leise. „Und natürlich die Menschenmassen. Aber vielleicht ist das genau das, was wir gerade brauchen. Etwas Normalität, mitten im Chaos." Die Fahrt dauerte nicht lange, und bald tauchte vor ihnen ein riesiges Gebäude auf, das mit bunten Schildern und leuchtenden Lichtern geschmückt war. „Da sind wir", verkündete Scott stolz. „Willkommen in der Mall." Sie parkten das Auto und stiegen aus, alle ein wenig überwältigt von der Größe des Einkaufszentrums. Jo nahm einen tiefen Atemzug und sah sich um. „Na gut, Leute. Lasst uns dieses Abenteuer beginnen."
Die Gruppe kam gerade aus dem Kino, wo sie „Return of the Jedi" gesehen hatten. Die Abendluft war kühl, und die Neonlichter der umliegenden Geschäfte. Sie schlenderten langsam durch die Mall, während sie lebhaft über den Film diskutierten. „'The Empire Strikes Back' ist immer noch der beste Teil", sagte Jo entschieden und gestikulierte leidenschaftlich. „Komplex, anspruchsvoll, und es scheut sich nicht vor einem traurigen Ende. Es hat einfach eine Tiefe, die den anderen Teilen fehlt." Scott, der neben ihr ging, schüttelte den Kopf und lachte. „Ja, aber ohne den ersten Teil, ‚A New Hope', gäbe es die anderen gar nicht. Es hat alles ins Rollen gebracht, die Grundlagen geschaffen, die Charaktere eingeführt. Es ist die Essenz von allem!" Jean, die etwas hinter ihnen lief, warf ein: „Zumindest sind wir uns einig, dass der dritte Teil immer der schlechteste ist." Sie grinste verschmitzt und sah Jo an, als ob sie auf eine Reaktion wartete.
Jo wollte gerade protestieren, dass „Die Rache der Sith" einer der besten „Star Wars"-Filme sei und ebenfalls der dritte Teil einer Trilogie, hielt dann aber inne. Sie erinnerte sich, dass dieser Film erst 2005 herauskommen würde, und es gerade mal das Jahr 1983 war. Sie schüttelte innerlich den Kopf und lächelte stattdessen. „Vielleicht hast du recht, Jean", sagte sie nachdenklich. „Aber ich denke, jeder Teil hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Es hängt alles davon ab, was man persönlich aus einem Film zieht." Kurt, der bisher schweigend zugehört hatte, trat näher und fügte hinzu: „Ich muss sagen, ich habe ‚Return of the Jedi' wirklich genossen. Die Ewoks sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber sie bringen etwas Herz und Humor in die Geschichte." Jo lachte und nickte. „Ja, die Ewoks. Sie sind irgendwie süß, oder? Aber was mich wirklich beeindruckt hat, war die Schlacht auf Endor und Lukes Konflikt mit Vader. Es war intensiv und emotional, ein würdiger Abschluss der Saga." Scott nickte zustimmend. „Das stimmt. Die finale Konfrontation zwischen Luke und Vader war episch. Man konnte die Spannung förmlich spüren.
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„Ich habe so viel darüber gelesen. Und jetzt kommt mir alles irgendwie bekannt vor. Seltsam", sagte Moira mit einer Mischung aus Aufregung und Nachdenklichkeit in der Stimme, als April das Auto vor dem Anwesen zum Stehen brachte. Das große, altehrwürdige Haus erhob sich vor ihnen, umgeben von einem weitläufigen Park, der in der Dämmerung fast magisch wirkte. Charles saß neben ihr und konnte nicht anders, als das sanfte Lächeln auf ihren Lippen zu bemerken. „Jap, voll seltsam", murmelte April leise, während sie das Auto abstellte. Es war offensichtlich, dass auch sie von der Atmosphäre dieses Ortes beeindruckt war, obwohl sie es sich nicht anmerken lassen wollte.
„Ja. Wollen wir?", fragte Charles schließlich mit seiner warmen, beruhigenden Stimme und wandte sich an die beiden Frauen. April nickte und öffnete entschlossen die Tür, sprang aus dem Wagen und ging um den Kofferraum, um Charles' Rollstuhl herauszuholen. Sie machte sich an die Arbeit, während Moira die Umgebung auf sich wirken ließ, ihre Augen wanderten über die alten Bäume und das sanfte Licht, das sich in den Fenstern des Anwesens spiegelte. „Es ist wirklich beeindruckend", sagte Moira schließlich, mehr zu sich selbst als zu jemand anderem. Ihre Stimme hatte einen Hauch von Ehrfurcht, und man konnte spüren, dass sie tief bewegt war. April brachte den Rollstuhl zu Charles und half ihm behutsam aus dem Auto. „Danke, April", sagte er leise, seine Augen trafen ihre für einen Moment und ein flüchtiges, verständnisvolles Lächeln huschte über ihre Gesichter. Es war ein stilles Einverständnis, eine Verbindung, die durch die Jahre und die gemeinsamen Erfahrungen gewachsen war.
„Gern geschehen", antwortete April, während sie sicherstellte, dass Charles bequem im Rollstuhl saß. „Na dann ab in die gute Stube", meinte April während sie neben Charles und Moira Richtung Eingang der Schule lief.
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