kapitel 28 : seit 20 jahren
Stille - das war es, was die meiste Zeit im Jet herrschte. April vertiefte sich in ein Buch, während Logan sie unauffällig beobachtete. Charles versuchte, Erik mit Blicken zu töten, während Hank konzentriert das Flugzeug steuerte und Erik selbst stumm aus dem Fenster blickte. Die angespannte Ruhe wurde schließlich von Erik durchbrochen. "Wie hast du sie verloren?" fragte er plötzlich, seine Stimme scharf wie ein Messer, das durch die Stille schnitt. April hob den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch.
"Die Behandlung für mein Rückgrat verändert meine DNA," antwortete Charles schlicht, seine Stimme voller Bedauern. April tauschte einen kurzen, aber intensiven Blick mit Logan. Ihre Augen waren von einem Schleier der Trauer bedeckt, als würde sie sich an etwas Schmerzhaftes erinnern. Ihre Gedanken wanderten zurück zu jenem schicksalhaften Tag am Strand von Kuba, dem Tag, an dem ihr Herz dunkel zu werden begann. An dem Tag, als sie sich nicht nur von Erik, sondern auch von Charles und den anderen abkapselte.
Erik drehte sich zu Charles und fragte mit unverhohlener Verwunderung: "Du hast deine Kräfte geopfert, um gehen zu können?" Charles' Antwort kam sofort, seine Stimme fest und unnachgiebig: "Ich habe sie geopfert, um schlafen zu können." Aprils Lippen formten leise Worte, die kaum hörbar durch die Luft schwebten: "Er spritzt sich etwas, um zu schlafen, ich trinke, um schlafen zu können..." Logan, der ihr immer noch gegenüber saß, flüsterte sanft, aber mit einer Spur von Schock in der Stimme: "Du warst Alkoholikerin?" April nickte nur, ihre Augen glitzerten vor unterdrückten Emotionen. "Vielleicht erinnerst du dich deswegen nicht," fügte Logan hinzu, seine Stimme mit einem Hauch von Bedauern. Aprils Reaktion war unmittelbar. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, ihre Augen funkelten vor Zorn und Schmerz. Die Stille kehrte zurück, aber sie war nun dichter, schwerer, geladen mit unausgesprochenen Worten und Gefühlen. Jeder im Jet spürte die Last der Vergangenheit, die über ihnen hing wie eine dunkle Wolke. Doch dies hielt auch nur für einen Moment.
"Was weißt du schon?" Charles' Stimme klang verbittert, als er Erik ansah. April beobachtete aufmerksam die beiden Männer, ihre Augen blitzten vor wachsender Spannung. "Ich habe auch einiges verloren," erwiderte Erik leise, doch Charles lachte nur spöttisch. "Wisch dir die Tränen weg, Erik," mischte sich April ein und erhob sich. Mit energischen Schritten ging sie auf Erik zu und ließ sich ihm gegenüber auf einen Sitz fallen. "Das rechtfertigt nicht, was du getan hast." "Du hast doch keine Ahnung," schoss Erik sofort zurück, seine Augen verengt vor Zorn. Charles' Stimme bebte vor unterdrückter Wut: "Du hast mir das Wichtigste genommen."
"Vielleicht hättest du mehr darum kämpfen müssen," entgegnete Erik kalt, und April rollte mit den Augen, ihre Geduld am Ende. "Wenn du kämpfen willst..." begann Charles. "Setz dich," unterbrach Erik ihn, seine Stimme fest. "...dann nur zu!" fuhr Charles fort, die Spannung im Jet schien greifbar zu werden. "Hinsetzen und zwar sofort!" donnerte Aprils Stimme durch das Flugzeug. Sie hatte sich ebenfalls erhoben und stand nun direkt zwischen den beiden Männern, während Logan das Schauspiel mit einem amüsierten Lächeln verfolgte.
"Lass ihn," bat Erik und sah April tief in die Augen. "Lass ihn, April," wiederholte er eindringlich. Doch bevor April reagieren konnte, stürmte Charles auf die beiden zu, seine Augen voller Zorn und Schmerz. "Du hast mich im Stich gelassen!" brüllte er, sein Gesicht verzerrt vor Wut. "Du hast mir alles genommen und mich im Stich gelassen!" "Angel. Azazel. Emma. Banshee. Mutantenbrüder und -schwestern - alle sind tot!", donnerte Erik zurück, und das Flugzeug legte sich bedrohlich auf die Seite. "Unzählige andere, an denen experimentiert wurde. Abgeschlachtet!" "Erik!" schrie April und versuchte, das Gleichgewicht zu halten, während sie sich vor ihn stellte. Ihre Augen funkelten entschlossen. "Wo warst du, Charles?" schrie Erik. "Wir sollten sie schützen! Wo warst du, als deine Leute dich brauchten? Wo warst du, als Thalia fast gestorben wäre, weil sie dir vertraut hat? Wo warst du, als sie herausfand, welcher Fluch auf ihr lastet? Wo warst du, als sie aufgeben wollte... In deinem Versteck! Du und Hank habt euch als Menschen ausgegeben! Du hast uns alle im Stich gelassen." Die Worte hallten durch den Jet, schwer und voller unausgesprochener Schuld und Trauer. Charles' Gesicht war aschfahl, seine Augen funkelten vor unterdrückten Tränen. Erik stand schwer atmend da, seine Fäuste geballt, während Aprils Blick zwischen den beiden Männern hin und her wanderte.
"Das ist genug," sagte sie schließlich, ihre Stimme leise, aber fest. "Das ist genug." Die Stille kehrte zurück, aber sie war nun schwerer, beladen mit den schmerzhaften Erinnerungen und den bitteren Vorwürfen. Niemand wagte es, sie zu brechen, denn jeder wusste, dass die Vergangenheit niemals wirklich ruht. "Erik!" brüllte April erneut, und trotz des Ungleichgewichts im Flugzeug kämpfte sie sich zu ihm vor - erneut. "Erik!" rief sie noch einmal, ihre Stimme jetzt weicher, flehender, und im nächsten Moment umarmte sie ihn fest. Erik erstarrte, aber langsam begann er, sich zu beruhigen, und das Flugzeug richtete sich wieder gerade. April hörte, wie Charles hinter ihr zu Hank ins Cockpit ging. "Ich hatte schon vergessen, dass du schon immer ein Arschloch warst," kommentierte sie leise, ihre Arme immer noch um Erik geschlungen. Erik schnaubte leicht und fragte, mit einem Anflug von Humor in seiner Stimme: "Wir sind also in der Zukunft wieder dicke Freunde?"
"Du hast mich mal mit Metall aufgespießt," erwiderte April trocken. "Und Logan versucht seit Jahren, dich zu besiegen, weil er deswegen immer noch sauer auf dich ist." "Und wie läuft das?" fragte Erik, aber er machte keine Anstalten, sich von April zu lösen. Sie hielt ihn ebenso fest, als ob sie ihn nicht loslassen wollte - oder konnte. "Du bist wie ich und wie Logan," sagte April ruhig. "Wir sind Überlebenskünstler. Und jetzt räum hier auf!" Keinen Moment später löste sich April von ihm und ging zurück zu ihrem Platz. Sie ließ sich schwer auf den Sitz gegenüber von Logan nieder, der wieder einmal genüsslich an einer Zigarre zog.
"Du weißt, dass diese Dinger dich umbringen werden, oder?" bemerkte sie trocken und sah ihn an, ihre Augen voller erschöpfter Heiterkeit. Logan grinste breit und antwortete: "Nicht, wenn ich sie zuerst umbringe." Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarre und blies den Rauch langsam aus, seine Augen funkelten vor belustigtem Trotz. April lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen, die Ereignisse der letzten Minuten noch in ihren Gedanken nachhallend. Erik stand noch immer dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte, seine Augen voller nachdenklicher Dunkelheit, aber ein winziges Lächeln spielte um seine Lippen.
Die Stille im Jet war jetzt anders - nicht mehr so bedrückend, sondern voller unausgesprochener Verständigung und dem leisen Echo von Vergangenem. Jeder spürte die Veränderungen, die unausweichlich auf sie zukamen, und sie wussten, dass sie, egal wie schwer es wurde, irgendwie zusammenstehen würden. Das Flugzeug flog ruhig weiter, auf seinem Weg in eine ungewisse, aber gemeinsam zu bewältigende Zukunft.
Logan nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre und schaute April nachdenklich an. Schließlich brach er das Schweigen. "April, es gibt da etwas, das du wissen solltest." April öffnete ein Auge und sah ihn misstrauisch an. "Was ist es, Logan?" Er zögerte kurz, bevor er fortfuhr: "Danielle... sie ist meine Tochter." April setzte sich abrupt auf, ihre Augen weiteten sich vor Verwirrung und Unglauben. "Deine Tochter? Das ist... Das wundert doch niemanden, dass irgendwo Mini-Logans rumlaufen," sagte sie, ihre Stimme triefend vor Sarkasmus. Doch in ihren Augen war das Echo von Schock und Verwirrung nicht zu übersehen. Logan nickte langsam, ein trauriges Lächeln auf den Lippen. "Ja, aber sie ist aus einer anderen Zeitebene. In dieser hier gibt es sie nicht." April blinzelte und schüttelte den Kopf, als ob sie versuchen würde, die Informationen zu sortieren. "Die Zeit... total verrückt. Seit wann weißt du das?"
Logan sah sie direkt an, seine Augen ernst und ein wenig traurig. "Erst seit ein paar Stunden." April sprang auf, ihre Hände zu Fäusten geballt. "Ein paar Stunden? Du erzählst mir das jetzt, nach all dem, was passiert ist?" Ihre Stimme war ruhig, aber sie bebte vor aufgestauter Wut und Verwirrung. Logan hob beschwichtigend die Hände. "Ich wollte den richtigen Moment abwarten, April. Das ist alles so plötzlich gekommen." Sie atmete tief durch, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. "Das ist einfach... zu viel. Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Warum jetzt?" Logan seufzte schwer. "Weil ich selbst noch versuche, das zu verarbeiten. Weil ich nicht wollte, dass du es erfährst, wenn ich es dir nicht vernünftig erklären kann." April setzte sich wieder hin, ihre Hände zitterten leicht. "Also, sie ist deine Tochter aus einer anderen Zeitebene. Und in dieser hier gibt es sie nicht?"
"Ja," bestätigte Logan leise. April schloss für einen Moment die Augen, als ob sie die Realität um sich herum ausblenden wollte. "Die Zeit... sie spielt wirklich verrückt. Wie sollen wir damit umgehen, Logan? Wie soll ich das alles verstehen?" Logan lehnte sich vor und legte eine Hand beruhigend auf ihre Schulter. "Wir werden es zusammen herausfinden, April. Wir haben schon so viel überstanden, wir werden auch das schaffen."
Sie sah ihn an, ihre Augen funkelten vor unterdrückten Tränen, aber sie nickte langsam. "Ja, zusammen," wiederholte sie leise und spürte die Last ihrer Sorgen ein wenig leichter werden. Die Atmosphäre im Jet war nun von einer stillen Entschlossenheit erfüllt, jeder von ihnen bereit, die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu bewältigen.
Die Stunden vergingen, während der Jet ruhig durch die Nacht flog. Die Anspannung, die zuvor den Raum erfüllt hatte, war einer erschöpften Stille gewichen. April saß immer noch gegenüber von Logan, ihre Augen wurden schwer und schließlich fielen sie zu, als der Schlaf sie übermannte. Logan beobachtete sie eine Weile, ein Hauch von Zärtlichkeit und Besorgnis in seinen Augen. Schließlich erhob er sich leise, um eine Decke zu holen. Er fand eine in einem der oberen Fächer, zog sie heraus und ging zurück zu April. Sanft legte er die Decke um ihre Schultern, sorgsam darauf bedacht, sie nicht zu wecken.
Er betrachtete sie einen Moment länger, dann drehte er sich um und wollte sich wieder auf seinen Platz setzen. Doch im letzten Augenblick spürte er, wie Aprils Hand seine ergriff. Ihre Augen waren noch geschlossen, doch ihr Griff war fest. "Logan..." murmelte sie schläfrig, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Er blieb stehen, überrascht und berührt von der Geste. "Ja, ich bin hier," antwortete er leise, kniete sich neben sie und hielt ihre Hand sanft. April öffnete langsam die Augen und sah ihn an, ihre Müdigkeit machte ihr Gesicht weicher, verletzlicher. "Geh nicht weg," flüsterte sie, ihre Augen flehend.
Logan nickte und setzte sich neben sie, ihre Hand weiterhin haltend. "Ich bleibe hier, versprochen," sagte er beruhigend. Er lehnte sich zurück und spürte, wie Aprils Griff sich lockerte, als sie wieder in den Schlaf glitt. Für einen Moment saß Logan einfach da, ihre Hand in seiner, und ließ die Ruhe der Situation auf sich wirken. Es war ein friedlicher Moment inmitten des Chaos, eine seltene Oase des Trostes und der Verbindung. Langsam ließ auch Logan seine Augen zufallen, während er neben April wachte, bereit, bei ihr zu bleiben, egal was kommen würde. In dieser stillen Nacht, in diesem kleinen Raum des Flugzeugs, fanden sie beide einen Hauch von Frieden.
"Lust auf eine Partie? Ist schon eine Weile her," sagte Erik, der an Logan und der schlafenden April vorbei mit einem Schachbrett in den Händen lief und sich zu Charles setzte. "Ich bin nicht in der Stimmung, danke," erwiderte Charles und sah ihn kurz an. Erik ließ sich trotzdem nieder und platzierte das Brett auf dem Tisch. "Ist auch schon zehn Jahre her, dass ich einen Schluck hatte," kommentierte Erik und schenkte ihnen beiden ein Glas Whisky ein. Eine angespannte Stille legte sich über den Raum, nur das leise Klirren der Gläser war zu hören. Dann durchbrach Erik die Ruhe: "Ich habe den Präsidenten nicht ermordet." Charles nahm einen Schluck und sah ihn mit kühlen Augen an. "Die Kugel flog eine Kurve, Erik," sagte er trocken.
"Weil ich ihn retten wollte. Doch sie hielten mich auf," konterte Erik sofort und Charles' Stirn legte sich in Falten. "Wieso wolltest du ihn retten?" fragte er und sah Erik nun direkt an. "Weil er einer von uns war," antwortete Erik schlicht und Charles schüttelte ungläubig den Kopf. "Du musst mich für dumm halten." "Wir wussten immer, dass sie uns jagen würden. Wer hätte gedacht, dass sie Ravens DNA dazu benutzen würden?" erwiderte Erik. "Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?" fragte Charles weiter, seine Stimme zitterte leicht.
"Am Tag, als ich nach Dallas ging," antwortete Erik und trank noch einen Schluck. "Und wie war sie?" wollte Charles wissen. "Stark. Entschlossen. Loyal," sagte Erik. "Sie... Wir... Ich verstand, warum sie dir so viel bedeutete. Du solltest stolz auf sie sein, Charles. Sie kämpft für unsere Sache." Charles' Gesicht verfinsterte sich. "Für deine Sache... ich habe sie nicht zum Morden erzogen." "Erzogen?" wiederholte Erik. "Du bist mit ihr aufgewachsen. Um sich zu entwickeln, ging sie fort." "Sie ging, weil du sie manipuliert hast," warf Charles ihm vor und Erik lachte trocken. "Das ist nicht meine Fähigkeit. Sie entschied sich."
"Und wir wissen, wohin diese Entscheidung führt. Sie wird Trask töten, sie nehmen sie gefangen und dann vernichten sie uns," sagte Charles mit schwerer Stimme. "Nicht, wenn wir sie zuerst erwischen," kam Aprils Stimme plötzlich dazu. Sie trat mit einer Decke um die Schultern zu den beiden Männern. Sie schnappte sich Eriks Glas, trank einen Schluck und kommentierte die erstaunten Blicke der Männer: "Was? Ich bin trocken und das seit 20 Jahren," sagte sie und fuhr fort: "Und morgen werden wir die Geschichte verändern." Erik sah sie an, seine Augen wurden weich. "Es tut mir leid, Charles," hauchte er. "Wegen allem. Wirklich leid." Charles trank sein Glas in einem Zug leer und beugte sich über das Schachbrett. "Es ist eine Weile her," sagte er schließlich.
"Ich mach es dir einfach," erwiderte Erik, ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. April schmunzelte und stand auf. "Und ich geh wieder schlafen. Klärt das wie richtige Männer, ich behalte euch im Auge," sagte sie und lief zurück zu Logan, der sie mit einem warmen Lächeln empfing. "Vielleicht ist es dann endlich mal ein fairer Kampf," kommentierte Erik und nahm einen Schluck Whisky. "Du machst den ersten Zug," sagte Charles und die erste Figur bewegte sich über das Brett. In dieser stillen Nacht, während die Männer sich über dem Schachbrett beugten, fanden sie einen Hauch von Frieden und Vergebung inmitten des Chaos, das sie umgab. Die Vergangenheit konnte nicht geändert werden, aber vielleicht, nur vielleicht, konnten sie die Zukunft formen.
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