kapitel 24 : vor dem fluch
Charles lehnte sich in seinem Sessel zurück und atmete tief durch, bevor er Logans ausführliche Erklärung zusammenfasste: "Ihr sagt also, dass sie Raven ihre Fähigkeiten genommen haben und sie in eine Waffe verwandelt haben?" Er sah Logan eindringlich an und seine Stirn legte sich in besorgte Falten. "Jap," bestätigte Logan knapp, seine Stimme rau und ernst. Der junge Hank, der noch immer nicht die blaue Gestalt des Beasts angenommen hatte, ließ sich mit leuchtenden Augen in einen Stuhl fallen. "Na ja, sie ist einzigartig," schwärmte er und konnte seinen Bewunderung für Mystique kaum verbergen. April, die an seiner Seite saß, versuchte sich daran zu gewöhnen, ihn wieder als Mensch zu sehen und nicht als das große, blaue Ungeheuer, das sie aus ihrer Zeit kannte. Hank's Schwärmerei jedoch, war ihr altbekannt.
"Ja, das ist sie, Hank," murmelte Charles, seine Gedanken offensichtlich woanders. Danielle, die bislang still gewesen war, begann nun zu erzählen: "Am Anfang hatten es die Sentinels nur auf Mutanten abgesehen. Doch dann identifizierten sie die Genetik in Nicht-Mutanten, die vielleicht Mutantenkinder und -Enkel bekommen würden. Viele Menschen halfen uns, doch sie wurden gnadenlos abgeschlachtet, und die Schlimmsten kamen an die Macht. Logan und ich haben viele Kriege gesehen, aber keiner war wie dieser. Und all das begann mit ihr." Während Danielle sprach, ließ sich Charles mit einem Whiskyglas auf einer Couch nieder, genau neben April. Er musterte sie neugierig; sie sah so anders aus als die April aus seiner Zeit, und doch auch irgendwie gleich.
"Na gut," begann Charles schließlich zögernd, "einfach mal angenommen... angenommen, ich glaube euch, und würde euch helfen. Raven hört nicht auf mich. Ihr Herz und ihre Seele gehören jemand anderem." Seine Stimme war leise, fast resigniert. April konnte nicht anders als ein genervtes "Euer Liebesdreieck nervt mich in fünfzig Jahren noch immer!" von sich zu geben. "Ja, das wissen wir," schaltete sich Logan in das Gespräch ein. "Aber genau deswegen brauchen wir auch seine Hilfe." "Erik?" fragte Hank, sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich seine Besorgnis. "Ihr wisst aber schon, wo er ist?"
"Jap," antwortete Logan. Charles brach in schallendes Gelächter aus und trat auf Logan zu. "Er ist dort, wo er hingehört," meinte er schließlich, seine Augen funkelten vor einer Mischung aus Humor und Bitterkeit. "Was, das war's? Sie hauen ab?" fragte Logan ungläubig. "Oh, Bonuspunkt. Wie gesagt, sehr scharfsinnig," erwiderte Charles trocken, bevor er den Raum verließ. Der Professor, den ich kenne, lässt niemanden im Stich, der vom Weg abgekommen ist. Schon gar nicht jemanden, den er einst geliebt hat", knurrte April und rollte mit den Augen. „Weißt du, ich glaube, ich erinnere mich an dich. Ja, wir kamen vor langer Zeit zu dir und baten dich um Hilfe. Und ich werde dir jetzt sagen, was du damals zu uns gesagt hast", sagte Charles und kam von der Treppe zurück zu Logan. "Verpiss dich!" April zuckte zusammen, als Logan die Geduld verlor und Charles am Kragen packte.
"Jetzt hör mal zu, du Scheißhaufen", fauchte Logan mit bebender Stimme, "ich habe einen weiten Weg hinter mir, genauso wie die beiden Mädels hier. Wir haben viele Leute sterben sehen, darunter hat April die meisten ihrer geliebten Schüler verloren, die sie wie ihre eigenen Kinder liebte. Und wenn du weiter in deinem Selbstmitleid baden willst, gut, dann tu das", fuhr Logan ihn an, seine Augen funkelten vor Zorn. „Es reicht, Wolverine", ertönte Danielles Stimme plötzlich, wie ein schneidender Dolch in der angespannten Luft. Logan ließ Charles los und dieser murmelte nur: "Wir müssen alle irgendwann sterben."
„Hank sagte doch, hier gibt es keinen Professor", drang plötzlich eine sanfte, melodiöse Stimme an Aprils Ohr. Sie drehten sich alle zu der Person, die gesprochen hatte. Es war eine junge Frau mit dunklem, violett schimmerndem, schulterlangem Haar, ein roter Stein zierte ihre Stirn und ihre Haut war so bleich wie Schnee. April spürte einen Stich aus Schmerz und Trauer, als sie sie erblickte. Diese Frau hatte offensichtlich viel durchmachen müssen. „Was ist mit ihm passiert?", wollte Logan wissen. „Ist mir egal, ich versuche es noch mal", erwiderte April entschlossen. „Das bringt doch nichts, April", meinte Logan müde, doch April zischte ihn an: "Glaub was du willst, Logan! Aber ich glaube an Charles, er hat mir schon einmal..." Ihre Stimme brach ab und sie wandte sich wieder der jungen Frau zu. "Wer bist du eigentlich? Ich kann mich nicht an jemanden wie dich erinnern." Die junge Frau zuckte mit den Schultern und sagte: "Kann sein, ich bin erst vor kurzem hierher gekommen und du bist eindeutig nicht hier gewesen."
„Du bist aus einem anderen Universum!", platzte es aus April heraus, und die junge Frau nickte verwirrt. "Ja, wie kommst du darauf?", fragte sie, und April zuckte mit den Schultern. "Nicht so wichtig. Wer bist du jetzt genau?" "Josephine Sky, aber alle nennen mich Jo. Ich bin die Tochter eines Gottes", erwiderte sie, während schwarzer Rauch um ihre Finger wirbelte. „Eines Gottes?", wiederholte April ungläubig, und Jo grinste. „Loki." „Du bist die Tochter meines Ex-Mannes", platzte es aus April heraus, und alle sahen sie verwirrt an. "Okay, ich gehe jetzt zu Charles. Das wird mir gerade zu bunt!", meinte April und lief den langen Gang entlang. Während sie lief, wusste sie, dass Charles alles verloren hatte: Erik, Raven und seine Beine, obwohl er jetzt laufen konnte. Egal wie dunkel ihre gemeinsame Geschichte in dieser Zeit war, sie konnte Charles nicht alleine lassen. Er hatte sie auch nicht alleine gelassen. Nun stand sie im Türrahmen und sah, wie er sich eine Spritze setzte.
„Ich kann dich verstehen, Charles", sagte April leise, ihre Stimme ein zartes Flüstern, das kaum den Raum zu füllen vermochte. Charles hob den Blick, seine Augen voller Schmerz und Bitterkeit. „Ach wirklich?", fragte er mit einer Schärfe, die wie ein Dolch durchs Zimmer schnitt. „Du bist abgehauen, weil du deine Gefühle für Raven nicht akzeptieren konntest. Von wegen Liebesdreieck, es war schon immer ein Viereck!" April schluckte schwer, ihre Augen glänzten vor aufgestauter Traurigkeit. „Ich habe auch alles verloren, fast alles. Und wenn wir das hier nicht schaffen, verliere ich den Rest meiner Familie. Ich verliere dich", sagte sie, ihre Stimme bebend vor unterdrückter Emotion. Langsam und zögernd trat sie näher an ihn heran, ihre Augen voller Tränen und Hoffnung.
„Mich?", flüsterte Charles, seine Stimme kaum mehr als ein Hauchen, das sich in der Stille des Raumes verlor. April ließ sich auf die Couch neben ihm fallen, streckte ihre Beine aus und legte ihren Kopf sanft auf seinen Schoß. Charles, sichtlich verwirrt, runzelte die Stirn tief, während er versuchte, die Situation zu begreifen. Doch bevor er etwas sagen konnte, begann April zu sprechen, ihre Stimme ruhig und ein wenig melancholisch.
„Also, das süße Mädchen Jo, das hier wohl eingezogen ist, ist meine Stieftochter. Ja, ich habe diesen Typen, er heißt Logan. Ich mag ihn, und zwar so sehr, dass ich mit ihm schlafen will. Aber ich bin verflucht, und er würde daran zugrunde gehen..." Ein tiefer Seufzer entwich ihren Lippen, und sie schloss für einen Moment die Augen, als wolle sie die Schwere ihrer Worte in sich aufnehmen. „Und jetzt erfahre ich, dass ich heute Morgen, also mein Ich aus dieser Zeit, mit ihm geschlafen habe, ohne ihn umzubringen. Aber ich erinnere mich nicht daran..." Ihre Stimme zitterte leicht, und sie sah Charles mit feuchten Augen an.
Charles' Verwirrung wich langsam einem Ausdruck von Mitgefühl und Verständnis. Er hob vorsichtig eine Hand und legte sie zärtlich auf Aprils Haar, strich ihr sanft über den Kopf. „April, das klingt alles sehr verworren und kompliziert", sagte er leise. „Und du erinnerst dich wirklich nicht an Jo?" April nickte leicht, ihre Augen suchten die seinen, als ob sie dort Trost und Sicherheit finden könnte. „Das Verrückteste ist, dass sie auch aus einem anderen Universum kommt, Charles. Es ist nur... wir bauten die Schule, das Labor, alles hier. Und nach dem ersten Semester wurde der Vietnamkrieg schlimmer, stimmt's? Ich habe nicht mehr alles im Kopf. Viele Lehrer und ältere Schüler wurden eingezogen, oder? Das brach dir wahrscheinlich das Herz, würde es mir heute auch. Du hast dich verschlossen, also bin ich abgehauen, aber irgendwann kam ich zurück, frag bitte nicht nach den Umständen..." „War es ein Toter?", warf Charles ein. April griff nach einem Kissen und schlug es ihm ins Gesicht. „Klappe, Xavier, ich bin noch nicht fertig!"
„Hank ist geblieben, um dir zu helfen und entwickelte das Serum für deine Wirbelsäule, keine Ahnung, was genau, aber es lässt dich wieder laufen, hemmt aber deine Kräfte... Das ist ziemlich feige!", fuhr April ungerührt fort. „Und du bist abhängig, ein richtiger Junkie. Nur dadurch benimmst du dich wie high, wenn du es nicht hast, weil die Stimmen zu laut sind... Ich sollte Angst vor dir haben..." April hielt einen Moment inne, um die Wirkung ihrer Worte auf Charles zu beobachten. Er wirkte getroffen, seine Augen verloren in einer Mischung aus Schmerz und Nachdenken. Sie konnte die innere Zerreißprobe in ihm spüren, das Ringen mit den Dämonen seiner Vergangenheit und der Gegenwart.
„Charles", begann sie erneut, ihre Stimme nun weicher, eindringlicher. „Ich weiß, dass du verletzt bist. Und ich weiß, dass du dich zurückgezogen hast, um dich zu schützen. Aber wir brauchen dich. Ich brauche dich. Raven ist verschwunden und ohne deine Hilfe werden wir sie nicht finden. Du kennst sie besser als jeder andere." Charles sah sie an, seine Augen suchten in den ihren nach einer Antwort, nach einem Zeichen, dass das, was sie sagte, wahr war. „Warum sollte ich das tun?", fragte er leise, fast verzweifelt. „Was habe ich davon, mich wieder all dem Schmerz und den Problemen zu stellen?" April setzte sich auf und nahm sein Gesicht in ihre Hände, zwang ihn, ihr direkt in die Augen zu sehen. „Weil es richtig ist, Charles. Weil du nie aufgehört hast, ein Anführer zu sein, jemand, der für andere kämpft, selbst wenn es schwer ist. Du hast so viel gegeben, so viel geopfert. Aber in dir ist noch immer dieser Funke, dieser unerschütterliche Wille, Gutes zu tun. Raven braucht uns. Und ich weiß, tief in dir drin weißt du das auch."
Charles' Augen füllten sich mit Tränen. Er schluckte hart, die Emotionen drohten, ihn zu überwältigen. „Und was ist, wenn ich versage? Wenn ich sie nicht finden kann?" April lächelte traurig, ihre Daumen streichelten sanft über seine Wangen. „Dann versagen wir gemeinsam. Aber wenigstens haben wir es versucht. Es ist besser, zusammen zu kämpfen und zu scheitern, als gar nichts zu tun und den Rest unseres Lebens mit Reue zu verbringen. Bitte, Charles. Lass uns das gemeinsam durchstehen. Für Raven. Für uns alle." Charles schloss die Augen, ließ die Worte in sich wirken. Er spürte die Wärme von Aprils Händen auf seiner Haut, die Stärke und Entschlossenheit in ihrer Stimme. Langsam nickte er, öffnete die Augen und sah sie an, ein neues, hoffnungsvolles Licht darin.
„In Ordnung", sagte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, doch voller Entschlossenheit. „Ich werde euch helfen, Raven zu finden. Wir machen das gemeinsam." April lächelte, Tränen der Erleichterung und Freude liefen ihr über die Wangen. Sie zog ihn in eine feste Umarmung, spürte die Last, die von ihren Schultern fiel. „Danke, Charles. Danke." Charles hielt sie fest, spürte die Wärme und die Stärke, die von ihr ausging. In diesem Moment wusste er, dass sie das Richtige taten. Gemeinsam würden sie Raven finden, egal was es kostete. Denn zusammen waren sie stärker, zusammen konnten sie alles überwinden.
„Ich sagte doch, ich kriege ihn überredet, aber nur damit das klar ist ermacht das nicht wegen der Zukunft, sondern wegen Raven", verkündete April triumphierend, als sie mit Charles an ihrer Seite wieder ins Büro zurückkam. Sofort drehten sich alle Anwesenden zu ihnen um, ihre Blicke voll Spannung und Erwartung. "Von Dads Exfrau, die er nie aufgehört hat zu lieben, hätte ich nichts anderes erwartet", ergriff Jo asl erstes das Wort:" Meine Stiefschwester ist genauso überzeugend." „Deine Stiefschwester?", fragte April, sichtbar verwirrt, und runzelte die Stirn. „Raya Mai, Prinzessin von Asgard", erklärte Jo, als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre. „Warte, meine Kleine hat überlebt?", fragte April, ihre Stimme zitterte vor Unglauben und Hoffnung. „Natürlich, sie wurde zwar von H.Y.D.R.A. gefoltert und verschmolz dann mit Gwendolyn Stark. Später wurde sie als Mara Shadow bekannt und hatte eine Affäre mit einem Zauberer, der damals nur ein Medizinstudent war. Daraus entstand meine tolle Stiefnichte Thalia, aber wir nennen sie gern Tilly."
April blinzelte, ihre Gedanken rasten. „Warte... ich bin Großmutter?!", fragte sie fassungslos, das Gewicht dieser neuen Information schien sie beinahe zu überwältigen und Logan, der bisher schweigend zugehört hatte, warf ein: „Ich dachte, du kannst nicht mit Männern schlafen?" April konterte sofort, ohne zu zögern: „Raya Mai war ja auch vor dem Fluch." Die anderen im Raum sahen sich überrascht an, als die neuen Informationen verarbeitet wurden. Charles stand neben April und versuchte, das Chaos in seinem Kopf zu ordnen. Er blickte auf Jo, die jetzt mit einem leichten Lächeln sprach: „Es ist eine lange Geschichte, und es scheint, dass wir alle einiges nachzuholen haben. Aber im Moment müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Raven."
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