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kapitel 21 : keine zeit mehr

Jean Grey. Scott Summers. Charles Xavier. Das waren die Namen auf den  Grabsteinen, die vor April standen. Das waren die Namen ihrer besten  Freunde, ihrer Familie. Ein kleiner Flammenkegel züngelte vor Charles'  Grab, das im Vergleich zu den anderen beiden größer war. April starrte  auf die Inschriften, ihre Gedanken verloren in Erinnerungen und Trauer.

"Du  bist geblieben", sagte jemand neben ihr. Es war Logan. Seine  Anwesenheit war wie ein Anker in diesem Meer aus Verlust. "Es tut mir  leid", hauchte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Ich musste  es tun, dich zwingen." "Ich wollte nicht, das...," erwiderte Logan mit schwerem Herzen. "Ich weiß. Aber es musste getan werden."  April blickte auf die Verbände, die ihre verbrannte Haut bedeckten, ein  schmerzhaftes Andenken an Pyros Angriff. "Es ist schön, dich zu sehen,  Thalia, gesund," sagte Logan, und sein Blick verweilte kurz auf den  Verbänden.

April zuckte unwillkürlich zusammen bei der Erwähnung  ihres wahren Namens, den sie so lange nicht mehr gehört hatte. "Ich habe  Hank im Fernsehen gesehen... und mit Eric eine Partie Schach gespielt,  um der alten Zeiten willen," kommentierte sie und ließ absichtlich das  Detail aus, dass er die Metallfigur bewegt hatte. Sie wollte nicht an  die dunkleren Aspekte ihrer jüngsten Begegnungen erinnert werden. Logan  nickte, eine Mischung aus Trauer und Akzeptanz in seinen Augen. "Er wird  nie wirklich aufgeben, nicht wahr?"

"Nein," antwortete April  leise. "Aber er hat etwas gelernt, glaube ich. Wir alle haben etwas  gelernt." Sie standen still da, jeder in seinen eigenen Gedanken  versunken. Die Gräber ihrer Freunde waren ein ständiger Mahnmal für die  Opfer, die gebracht worden waren, und die Kämpfe, die noch bevorstanden.  Doch in diesem Moment war es auch ein Ort des Friedens und der  Reflexion. "Es ist schwer, weiterzumachen," sagte Logan schließlich,  seine Stimme rau vor Emotionen. "Aber wir müssen." "Ja," stimmte April  zu. "Für sie. Für die Zukunft, die sie uns hinterlassen haben."

Der  Wind trug die letzten Worte wie ein sanftes Flüstern davon, während sie  vor den Gräbern ihrer gefallenen Freunde standen. Der Schmerz war noch  frisch, aber darunter lag eine neue Entschlossenheit. Sie würden  weiterkämpfen, für die, die sie verloren hatten, und für die, die noch  da waren. "Wir werden sie nie vergessen," sagte Logan schließlich, und  April nickte stumm. Sie hatte gelernt, dass es keinen endgültigen  Abschied gab, nur den ständigen Kreislauf von Verlust und Erneuerung.  Mit jedem Schritt, den sie vorwärts machten, trugen sie das Erbe ihrer  Freunde mit sich, und dieses Erbe würde sie leiten und stärken, egal was  die Zukunft brachte.

April wandte sich langsam zu Logan, ihr  Blick durchdringend und doch von einer tiefen Melancholie geprägt.  "Logan," begann sie leise, ihre Stimme zitterte leicht. "Wenn du das vom  letzten Mal zu Ende bringen möchtest, dann..." Bevor sie den Satz  beenden konnte, waren Logans Lippen bereits auf ihren. Der Kuss war  voller Leidenschaft und Verzweiflung, eine Verschmelzung all der  unausgesprochenen Gefühle und des gemeinsamen Schmerzes. Es war, als ob  die Welt um sie herum für einen Moment stillstand, als ob die Gräber,  die Flammen, und der Wind verschwanden und nur noch die beiden  existierten.

April schloss die Augen, ließ sich von der Intensität  des Augenblicks mitreißen. Ihre Hände fanden ihren Weg zu Logans  Gesicht, spürten die rauen, aber vertrauten Konturen seiner Wangen. Der  Kuss war eine Erlösung, ein Trost inmitten des endlosen Kampfes, den sie  beide geführt hatten. Als sie sich schließlich voneinander lösten,  atmeten sie schwer, ihre Stirnen aneinander gelehnt. "Logan...",  flüsterte April, ihre Stimme nun voller Entschlossenheit. "Wir müssen  weitermachen, für sie. Für uns." Logan nickte, seine Augen fest auf ihre  gerichtet. "Ja," sagte er, seine Stimme tief und rau. "Für sie. Und für  uns."

Sie standen noch einen Moment länger so da, die Welt um sie  herum schien wieder in Bewegung zu kommen. Die Flammen vor Charles'  Grab flackerten im Wind, die Kälte des Abends kroch in ihre Knochen.  Doch in diesem Augenblick fühlten sie eine Wärme, die aus ihrem  gemeinsamen Verständnis und ihrer gemeinsamen Stärke entsprang. "Was  jetzt?", fragte April leise, als sie sich langsam voneinander lösten.  "Jetzt," antwortete Logan mit einem schwachen Lächeln, "finden wir einen  Weg, weiterzumachen. Gemeinsam."

April nickte und griff nach  Logans Hand. Zusammen gingen sie langsam weg von den Gräbern ihrer  Freunde, hin zu einer ungewissen, aber gemeinsamen Zukunft. Die  Vergangenheit würde immer ein Teil von ihnen sein, aber sie wussten,  dass sie die Kraft hatten, weiterzugehen. Zusammen würden sie den  nächsten Schritt machen, in Gedenken an die, die sie verloren hatten,  und in Hoffnung auf das, was noch kommen mochte.

~~~

Bevor  Danielles Tante starb, nahm sie sich die Zeit, ihrer Nichte von einer  vergangenen Welt zu erzählen - einer Welt, die längst verblasst war,  bevor Danielle überhaupt das Licht der Welt erblickte. Diese Welt,  geprägt von Grün und Weite, war erfüllt von Lachen und der Hoffnung auf  eine strahlende Zukunft, frei von den Schatten des Krieges mit den  Sentinels. Doch für Danielle blieb diese Welt eine ferne Vorstellung,  ein Sehnsuchtsort, den sie nie erleben durfte, da sie in einer Ära  geboren wurde, in der all dies längst verloren war.

Die Mutanten  fristeten ihr Dasein wie Geächtete, wie Ratten, die in den Schatten  verharrten. Sie mussten sich verstecken, darben und oft ein tragisches  Ende durch Gefangennahme, Lagerhaltung oder gar sofortigen Tod erleiden.  Danielle erinnerte sich an den Tag, an dem sie alles verlor - ihre  geliebte Tante, ihre letzte Verwandte, die sich selbst opferte, damit  Danielle fliehen konnte. Ihre Eltern waren bereits im Kampf gegen die  Sentinels gefallen; ihr Vater fiel im Krieg, während ihre Mutter kurz  nach ihrer Geburt gestorben war.

Danielle durchstreifte die  düsteren Gassen, als ein Geräusch sie innehalten ließ. Ihr Blick  richtete sich gen Himmel, wo ein Sentinel-Transporter vorbeiflog, doch  die Straßen blieben still. Vielleicht gab es keine Sentinels mehr, die  sie jagten, oder sie hatten für den heutigen Tag genug Mutanten getötet  oder gefangen genommen. In letzterem Fall bestand zumindest eine geringe  Chance, etwas länger zu überleben, bevor das Schicksal zuschlug. Die  Mutanten waren zur Minderheit geworden, ihr Volk dezimiert durch die  gnadenlose Jagd der Sentinels. Zuerst waren es nur Mutanten, die ihr  Leben ließen, doch dann weitete sich der Hass auf jene aus, die den  Mutanten halfen, und schließlich auf alle Menschen, die das X-Gen in  sich trugen, selbst wenn sie keine Mutanten waren, und auf ihre  Nachkommen. Diese Welt war eine Welt der Maschinen geworden, entfremdet  von ihrer einstigen Menschlichkeit.

Ein Knirschen von Kies lenkte  plötzlich Danielles Aufmerksamkeit nach hinten. Blitzschnell drehte sie  sich um und drückte eine Person mit ihrem Kampfstab gegen die Wand. Als  sie erkannte, wer es war, ließ sie den Stab sinken. "Verdammt, Magneto,  tu das nie wieder", fauchte sie, doch er sah sie nur stumm an. "Es ist  gut, dass du nicht nachlässt in deiner Wachsamkeit. Du bist die Einzige,  die diese Hölle überleben wird", sagte er, während er sich eine Hand  seitlich an den Bauch presste. "Was ist das passiert?", fragte Danielle  besorgt, doch er winkte ab. "Es spielt keine Rolle mehr. Diese Welt  braucht dich nicht mehr, Timeskips. Reise in eine andere Zeit, in eine  andere Welt und verhindere diese apokalyptische Zukunft", sprach er, und  Danielle erwiderte seinen ernsten Blick. "Das würde bedeuten, ich  müsste dich davon abhalten, das mit Kuba durchzuziehen. Aber selbst wenn  ich es schaffen sollte, ich werde nicht hierher zurückkehren. Diese  Welt wird dieselbe sein, voller Chaos, voller Tod, ohne Grund zu leben,  ohne Familie." Magneto schüttelte den Kopf. "Niemand verlangt von dir,  zurückzukommen. Lebe in einer friedlicheren Zeit, mit deiner Familie.  Und jetzt geh endlich", befahl er Danielle, und sie wusste, dass er es  nur gut meinte, dass er ihr die Zeit geben wollte, die sie brauchte, um  zu verschwinden.

Danielle nickte, drehte sich um und rannte los.  Sie konzentrierte sich auf eine andere Zeit, und im nächsten Moment, als  sie über ein Auto sprang, fand sie sich auf einer grünen Wiese wieder.  Sofort wusste sie, dass sie nicht mehr in ihrer Zeit war. Kinder  lachten, und Danielle blickte sich um. Vor ihr erstreckte sich ein  großes Haus, das einer Villa glich, umgeben von einem üppigen Garten.  Sie ließ ihren Kampfstab einklappen, steckte ihn an ihre Hüfte und  betrachtete diesen Ort, der so anders war als die düstere Welt, der sie  entflohen war.

Es stellte sich damals heraus das Danielle  sich im Jahr 1973 befunden hatte, die Sache mit Kuba wo Magneto in ihrer  Zeit für die Vernichtung der Mutanten verantwortlich war, war nicht  eingetroffen, doch war diese Zeit nicht besser. Den Raven Darkholme oder  besser bekannt unter den Namen Mystique tötete in dieser Zeit Bolivar  Trask und brachte, wenn auch verspätet die Apokalypse und die  Vernichtung über die Mutanten. Die Blondine war damals auch von den  Sentinels erwischt worden und in eines der Lager gebracht worden. Wo sie  ihn das erste Mal gesehen hatte Alex Summers auch bekannt als Havok.

"Wenn  du die Möglichkeit hättest, deine Fähigkeiten einzusetzen und einen  Zeitsprung in eine andere Zeit zu machen, könntest du es?" fragte Alex  die Blondine, als sie beim Essen saßen - eine Szene, die Daniella  überraschte, denn sie hatte nicht erwartet, dass sie überhaupt noch die  Gelegenheit zum Essen hätten. Sie nickte auf seine Frage hin.

"Ja,  aber warum fragst du mich das?" fragte sie verwirrt. Er seufzte und sah  ihr tief in die Augen, in die Augen, in denen Daniella sich seit dem  ersten Moment, als sie ihn sah, verloren hatte. "Weil sie dich töten  wollen, und du nur so überleben wirst."

Seine Worte ließen einen  kalten Schauer über ihren Rücken laufen, ähnlich wie die Warnung von  Magneto. Daniella schüttelte den Kopf. Sie würde nicht ohne Alex gehen.  "Ich gehe aber nicht ohne dich."

"Das wirst du müssen, und zwar in  der nächsten Minute, sobald sie die Halsbänder deaktivieren." Daniella  verstand, worauf Alex hinauswollte. Die Deaktivierung der Halsbänder war  das Zeichen dafür, dass die Sentinels sie holten. Kein Mutant wagte es,  seine Kräfte einzusetzen, denn das wäre ein sicheres Todesurteil. Jeder  wollte nur etwas länger leben.

Daniella stand auf, ebenso wie  Alex. Er blickte zum großen Tor, das Licht war noch rot, die Halsbänder  noch aktiv. Plötzlich zog er sie zu sich und küsste sie  leidenschaftlich. "Ich liebe dich, und ich hoffe, mein anderes Ich in  der anderen Zeit wird dich genauso lieben wie ich es tat", sprach er.  Tränen bildeten sich in ihren Augen. Dann sprang das Licht über dem Tor  auf Grün, und die Halsbänder deaktivierten sich. Im nächsten Moment  betraten die Sentinels den Raum.

"JETZT!!" rief Alex, und Daniella  sah, wie sich zwei Mutanten ihren Kräften gegen die Sentinels  entgegenstellten, so wie Alex selbst es tat. Sie fand einen Zeitpunkt  und sah ein letztes Mal zu Alex. Er wurde von einem Sentinel mit einem  Eisstrahl durchbohrt, und ein zweiter Sentinel öffnete sein Gesicht, um  Alex' eigene Attacke gegen ihn zu richten. Der erste Sentinel wandte  sich Daniella zu und wollte angreifen, doch bevor er dazu kam, sprang  sie schon in die nächste Zeit und landete im April im Xavier Institut  des Jahres 2005. Hier lebte sie einige Jahre, lernte sogar ihren  biologischen Vater kennen, doch Alex war nicht hier. Und Daniella  begriff, dass die Dinge sich nicht so veränderten, wie sie gehofft  hatte.

~~~

"Los, los, wir haben keine Zeit mehr", rief April  Bobby zu, während ein Sentinel bereits durch die Wand brach und  bedrohlich näher kam. Ohne zu zögern, stieß April mit aller Kraft eine  Stange gegen den Sentinel - ihren Speer hatte sie vor einiger Zeit  aufgegeben, er war zu auffällig gewesen, obwohl er nicht bloß ein  gewöhnlicher Speer war, sondern ein göttlicher Gegenstand. Doch der  Sentinel wischte ihre Attacke geschickt beiseite, bevor er sein Maul  öffnete und Flammen in ihre Richtung spie.

Der Feuerstrahl  streifte April, und ein markerschütternder Schrei entfuhr ihren Lippen,  als plötzlich das Feuer von Eis umhüllt wurde und Bobby neben ihr  kniete. Seine eisige Berührung linderte ihre Wunden, und sie konnte nur  dankbar kommentieren: "Danke, John, jetzt werde ich für immer Angst vor  Feuer haben."

Sie setzten ihren Weg fort, den Blick stets auf  Kitty gerichtet, als April plötzlich gegen die Wand geschleudert wurde.  Sie umklammerte ihre Beine, wimmerte leise. Ihr Kopf bebte förmlich,  während sie erneut Schmerzen durchfuhr. "Logan", murmelte sie  verzweifelt, doch vergebens erwartete sie eine Antwort. Tränen bahnten  sich unaufhaltsam ihren Weg über ihre Wangen, während sie vergeblich  nach einer Reaktion von ihm suchte.

In einem Anflug von  Entschlossenheit eilte Bobby April zu Hilfe, als sie sie gegen die  Wand geschleudert fand. Er spürte die drängende Notwendigkeit, ihre  Freundin zu beschützen, selbst wenn es bedeutete, sich selbst in Gefahr  zu bringen. Mit zitternden Händen legte er seine auf Aprils Schultern  und versuchte, sie aufzurichten. „April, komm schon, steh auf",  flüsterte Bobby, seine Stimme durchdrungen von Sorge und  Entschlossenheit. "Wir schaffen das gemeinsam, wir müssen nur  durchhalten." Seine Worte waren ein schwacher Trost angesichts der  herannahenden Bedrohung, doch er klammerte sich daran fest, seine Augen  voller Entschlossenheit und Mut. Plötzlich, als sie sich  aufrafften und sich bereit machten, dem Feuerstrahl entgegenzutreten,  spürten sie eine Hand auf ihren Schultern.

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