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Die Erwähnung einer Party hat mich so aus der Bahn geworfen, dass ich für ein paar Augenblicke nur verängstigt zwischen Lionel und Mason hin und her schaue.
„Ich glaube nicht, dass ihr es schafft, mich so schnell darauf vorzubereiten", gebe ich schließlich zu.
„Aaaaach, wir haben schon Schwierigeres gemeistert. Mach dir keine Sorgen und denk bloß nicht zu viel nach. Wir sind für dich da" Lionel lächelt mich so warm an, dass ich automatisch zurück lächeln muss. Er ist sehr charmant, das muss man ihm lassen.
Mason räuspert sich und der kleine Moment zwischen Lionel und mir ist unterbrochen.
Er schiebt einen Stuhl an unseren Tisch und setzt sich uns gegenüber.
„Ria, sag mal, was du an dir magst. Was dich ausmacht", sagt er und sieht mich konzentriert an.
„Also...ich kann ganz okay Klavier spielen und meine Noten sind gut."
Masons Blick verändert sich nicht. Er glaubt, da komme noch mehr.
„Das...war's", schließe ich verlegen.
„Oh. Na dann. Weißt du, was mir als erstes an dir auffällt? Ich glaube, du bist eine sehr verlässliche Person und deine Kleidung sieht ordentlich aus. Was fällt dir als erstes auf, Lionel?"
„Du hast ein wunderschönes Lächeln. Deine Augen strahlen so."
Sofort werde ich total rot. Wie kann er so etwas ganz entspannt sagen?!
Mason grinst zufrieden. „Siehst du, da sind noch mehr Sachen, die du an dir mögen kannst. Wenn wir dich besser kennen lernen, finden wir bestimmt noch mehr."
„Danke..."
Plötzlich zieht Lionel sein Handy aus der Hosentasche und macht ein Foto von mir, bevor ich reagieren kann.
„He! Lösch das sofort!"
„Ha, du kannst ja ganz schön aufbrausen. Hier, sieh mal." Er hält mir das Foto hin. Darauf bin ich leicht verschwommen und noch leicht rot von Lionels Worten. „Du bist wirklich ein hübsches Mädchen. Wenn du das erst einmal erkannt hast, werden viele Mädchen neidisch auf dich sein." Er zeigt mir den hochgereckten Daumen.
Mason beobachtet uns zurückgelehnt. „So begeistert ist unser Lionel selten von einer Schülerin. Aber okay, wir hatten auch noch nicht sehr viele."
„Wie lange gibt es den Club denn schon?", frage ich Mason, um mich von Lionels ungewöhnlichem Verhalten abzulenken.
„Seit letztem Schuljahr. Zuerst waren wir nur zu dritt, dann kam vor drei Monaten Aiden dazu. Ich glaube, er hat eine Wette verloren oder so etwas. Ich hätte ihn nie für den Typ Mensch gehalten, der bei sowas mitmacht. Schülerinnen hatten wir bis jetzt fünfzehn. Wir machen nicht groß Werbung, sonst kriegen die Lehrer was mit. Ich will lieber nicht wissen, was die zu einem Flirt Club sagen würden."
Wahrscheinlich hat er Recht. Der Schulleiter würde so einen Club bestimmt nicht freigeben. Aber jetzt, wo ich hier mitmache, bin ich Mitwisser und somit mitschuldig! Na super.
„Möchtest du noch mehr wissen?"
„Ähm...warum macht ihr das alles?"
„Ich habe den Club gegründet", erklärt Mason und klingt auf einmal viel ernster. „Wegen meiner Schwester. Sie war oft verzweifelt, weil sie einfach nicht aus sich herauskam. Trotzdem wollte sie unbedingt einen bestimmten Jungen ansprechen. Na ja, ich hab ihr mit Lionels Unterstützung geholfen und seitdem wollen wir dasselbe für andere Mädchen tun. Miles ist mein bester Freund, daher war er von Anfang an dabei. Auch wenn er selbst nicht so der Experte in dem Bereich ist. Ich würde sagen, bisher waren wir recht erfolgreich, außer bei Millie und einer anderen."
Eine Familiengeschichte hätte ich als Hintergrund nicht erwartet. Eher, dass die Jungs es einfach aus Spaß machen und es lustig finden, unsichere Mädchen noch mehr zu verunsichern. Aber nach Masons Erklärung ist mir der Club schon etwas sympathischer.
„Bevor wir aufhören, wüsste ich noch ganz gern – was ist dir an uns als erstes aufgefallen? So, wie wir das eben über dich gesagt haben?", fragt Lionel neugierig.
Oh je. Jetzt bloß nichts Blödes sagen.
„Mason...ist ein sehr guter Lehrer, würde ich sagen. Er wirkt sehr charismatisch. Und du... dein Akzent klingt sehr angenehm und...äh...dein Hemd passt sehr gut... zu deinen Augen. Ja. Ehm..."
„Danke!", erwidert Lionel strahlend. „Das ist mein Lieblingshemd. Dunkelblau wie die Tiefsee."
„Dann entlassen wir dich für heute. Bekommen wir noch deine Nummer, um dich in eine Gruppe mit uns hinzuzufügen?" Mason zückt sein Handy und ich gebe ihm die Nummer zögerlich.
„Gut, bis nächste Woche. Wir lassen dich rechtzeitig wissen, wo wir hingehen. Im Klassenzimmer ist es ja langweilig."
Fünf Minuten später bin ich auf dem Heimweg.
Mason und Lionel...
Sie sind wirklich nett und enthusiastisch.
Aber ein bisschen Angst habe ich trotzdem noch.
Was haben sie vor? Nächste Woche werden wir nicht im Klassenzimmer sein, aber wo denn dann?
Ich habe es nicht sehr weit bis nach Hause, trotzdem schreibe ich noch während dem Gehen eine Nachricht an Evanna: Hab meine erste richtige Unterrichtsstunde geschafft. War gar nicht so schlecht. Glaube ich.
Als hätte sie darauf gewartet, schreibt sie sofort zurück.
Super! Uuuund? Welchen findest du am Süßesten?
Evanna, das Mädchen, das immer nur an sowas denkt.
Ich bin nicht wegen den Jungs da, Eva. Wenn man es genau nimmt, bin ich nur wegen dir dort.
Wenn es nach ihr ginge, sollte ich ihr dafür wahrscheinlich dankbar sein. Aber dafür ist es zu früh.
Ich bin mir sehr sicher, dass mir nicht alles gefallen wird, was die Jungs geplant haben. Allen voran die Party bei Gordon, dem reichen Baseball Star der Borden High.
Ich hoffe, ich finde einen Weg, da nicht hin zu müssen... auch, wenn Mason und Lionel bestimmt enttäuscht wären.
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