3
Nervös lege ich meine Hand auf die Türklinke.
So schwer kann das doch nicht sein – ich gehe da rein, schaue mir den Club an und entscheide dann, ob ich wirklich beitreten will.
Wie Liam schon gesagt hat, ich muss das nicht tun.
Evannas Worte schwirren mir ins Gedächtnis und bringen mich dazu, die Klinke zu drücken.
Vorsichtig öffne ich die Tür.
„Da ist sie ja", höre ich eine freudige Stimme.
Entweder ich werde bereits erwartet oder jemand anderes hat sich auch für heute angekündigt. Hoffentlich nicht. Je weniger Menschen, desto besser.
„Hi", begrüße ich die Anwesenden leise, als ich endlich eintrete.
Vier Jungs sitzen da im Klassenzimmer verteilt.
In der ersten Reihe sitzt ein Junge mit rotbraunen Haaren, den ich bereits kenne. Wir gehen in eine Klasse.
„Miles", stellt er sich knapp vor und widmet sich wieder seinen Arbeitsblättern. Anscheinend erkennt er mich nicht.
Einer lehnt in der hinteren Ecke des Raumes und trägt Kopfhörer. Er schaut kurz auf, wendet den Blick dann aber wieder ab.
Die anderen beiden kommen auf mich zu.
„Du bist Ria Chotiyan, richtig?", fragt mich einer der beiden grinsend. Er hat einen starken französischen Akzent, der irgendwie niedlich klingt. „Ich bin Lionel Moreau, einer deiner neuen Trainer. Der Charmebolzen dahinten ist übrigens Aiden Lark." Er deutet auf den Schwarzhaarigen in der Zimmerecke.
„Nicht so schnell", lacht der zweite, ein blonder Junge mit ungewöhnlich blauen Augen, „Wir müssen erst mal checken, ob sie wirklich auf Evannas Anweisung hier ist, oder ob sie nur zufällig heute dem Hausaufgaben-Club beitreten will. Hast du einen Flyer?"
Ich zeige ihm den Flyer, den ich glücklicherweise – oder leider? - noch nicht weggeworfen habe.
„Ah, sehr gut. Mason Wellforth, zu Euren Diensten, Mylady." Er verbeugt sich elegant.
„Äh...danke", erwidere ich lahm.
Mir fällt auf, dass niemand außer den Jungs und mir im Raum ist.
„Wo sind die anderen Mädchen?", frage ich irritiert. Okay, ich weiß durch Evanna, dass der Club wenige Mitglieder hat, aber dass hier kein einziges Mädchen ist? Wozu ist der Club denn dann gut?
Lionel winkt ab. „Es sind immer nur ein bis zwei Mädchen gleichzeitig hier. Der Club findet dreimal pro Woche statt, aber du brauchst nur einmal pro Woche kommen. An den anderen Tagen sind auch andere Mädchen da. Insgesamt haben wir eh nur fünf Schülerinnen."
„Und wir sind auch nicht jedes Mal alle vier da", fügt Mason hinzu.
Hätte mich auch gewundert. Dreimal pro Woche diesen Club zu führen wäre ein wenig zu viel.
„Möchtest du ein wenig über dich erzählen?", fragt Lionel lächelnd.
Nein, eigentlich nicht.
Aber es wäre unhöflich, nachdem sie schon so viel erklärt haben.
„Also ich bin Ria Cho-"
„Stopp", meldet sich plötzlich Miles zu Wort. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er uns zugehört hat.
Verunsichert sehe ich ihn an.
„Aiden hat noch Kopfhörer an und ich arbeite an meinen Schulaufgaben. Solltest du dir nicht auch unser Gehör verschaffen, bevor du dich vorstellst?", fragt er.
Oh man, ich fühle mich schon jetzt verdammt unwohl.
„Tut mir Leid, ähm...Aiden?", frage ich kleinlaut an den Jungen in der Zimmerecke gewandt, der natürlich nicht reagiert.
Miles seufzt, doch Lionel und Mason grinsen mich zufrieden an.
„Du brauchst unsere Hilfe wirklich. Das ist alles, was wir wissen wollten."
Peinlich berührt sehe ich zu Boden.
Am liebsten würde ich rausrennen. Diese selbstbewussten Jungs sorgen dafür, dass ich mich total unwohl fühle, wie sie mich so erwartungsvoll ansehen oder in Aidens Fall auf meine Anwesenheit scheißen.
„Kopf hoch, Süße", ermuntert mich Lionel. „Du wirst dich schnell an uns gewöhnen und du wirst sehen, in wenigen Wochen wirst du noch einiges mehr können, als dich fremden Menschen vorzustellen."
Sie gehen also davon aus, dass ich beitrete. Ich möchte ihre Erwartungen nicht enttäuschen, also nicke ich stumm. Sie geben sich immerhin bestimmt Mühe mit ihrem Club.
Evanna, was hast du mir bloß eingebrockt?
„So, wann hast du am besten Zeit?", fragt Mason und holt einen Notizblock hervor.
„Wir hätten noch einen Platz mittwochs, allerdings zu zweit. Wenn du lieber allein unterrichtet werden willst, kannst du donnerstags kommen."
„Donnerstag", antworte ich prompt, obwohl ich mittwochs früher Schulschluss habe und noch Zeit zum Essen hätte. Einzelunterricht ist mir aber lieber, wer weiß, was für ein Mädchen mittwochs kommt und was sie von mir denken würde?
„Gut, eingetragen. Wir sehen uns dann am Donnerstag."
„Okay."
Ich gehe zur Tür und sehe noch einmal in den Klassenraum zurück. Lionel und Mason winken mir fröhlich, Miles nickt mir kurz zu und Aiden ist immer noch vertieft in seine Musik.
Ich schließe die Tür hinter mir und laufe eilig durch den Gang.
Übermorgen ist Donnerstag.
Eigentlich mag ich Donnerstage, da wir an dem Tag fast nur Nebenfächer haben. Jetzt allerdings wünsche ich, es würde so schnell keinen Donnerstag mehr geben.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro