Ti' s Sicht
Das Haus ist niedergebrannt. Bis auf die Grundmauern. Alles weg. Alles. Ich habe es verbockt. Wie immer. Nur, dass es diesmal um mehr ging. Um viel mehr. Um alles. Um sie.
Ich habe es verbockt. Dieses eine Mal, an dem ich es auf keinen Fall hätte verbocken dürfen.
Ich konnte die Flammen nicht aufhalten. Ich konnte SIE nicht aufhalten. Ich konnte beide nicht aufhalten. Es ist meine Schuld. Alles meine Schuld.
Ich habe es nicht geschafft. Ich habe sie umgebracht. Es ist meine Schuld.
Ich renne zu ihrem leblosen Körper. Er ist beinahe unversehrt. Dämonenkörper. Unzerstörbar.
«Amalia», sage ich leise, ganz leise. Als würde sie schlafen. Und ich will sie nicht wecken.
Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Die ersten Tränen seit... seit ihrem letzten Tod. Ich verliere sie nochmal. Doch diesmal ist sie wirklich tot. Sie lebt nicht mehr. Sie ist tot. Ich bin schuld. Sie ist tot. Dieser Satz wiederholt sich die ganze Zeit in meinem Kopf, immer und immer wieder. Meine Schuld.
Meine Schuld, meine Schuld.
Sie ist tot. Ich nehme um mich herum nichts mehr wahr. Ich kann nicht. Der Schmerz ist zu gross.
Jake. Jake kommt. Er rennt. Er weiss es. Ich weiss, dass er es weiss. Ich spüre es.
Er fällt neben mir auf die Knie.
«Es tut mir so leid», flüstere ich, «Es tut mir so leid. Es ist alles meine Schuld. Meine Schuld»
Jake' s Schultern beben, doch ich sehe keine Tränen. «Nein. Es ist unser aller schuld. Sie hat nicht genug gewusst. Und sie... sie hat sich freiwillig... sie hatte schon immer ein zu grosses Herz für jene, die sie liebt»
Nun hat auch er Tränen in den Augen.
«Ich hätte es verhindern können. Ich... ich hätte mich nur mehr konzentrieren müssen», sage ich. Leise. Traurig. Zerstört.
«Du weisst, dass es für dich tödlich ausgegangen wäre. Damit hätte sie nicht leben können», sagt Jake ebenso leise.
«Doch, sie hat dich. Ich hatte nur sie»
«Sie liebt dich. Sie hätte es nicht verkraftet», sagt Jake.
«Sie liebt auch dich. Sie hätte es mit dir geschafft»
«Es gibt aber kein mit mir. Wir sind, waren Geschwister»
Ich nicke. «Es tut mir leid», sage ich nochmal.
Jake nickt. Er weint. Wie ich. Wir weinen beide um das Mädchen, das wir einst liebten.
«Mir tut es auch leid», sagt er. Es ist gut, dass er da ist. Er fühlt dasselbe. In diesem Moment ist er der einzige, der mich verstehen kann. Und ich bin der einzige, der ihn versteht.
«Die Beerdigung», Jake schluckt schwer, «Du...»
«Ich weiss, dass ich nicht kommen kann. Ich werde keinen Ärger machen», sage ich tonlos. Dieser Scheisskrieg erlaubt mir nicht mal, an ihrer Beerdigung dabei zu sein.
«Wir müssen das Gedächtnis von ihnen löschen. Von den Polizisten und den Feuerwehrleuten», sagt Jake dann mit einer emotionslosen Stimme.
Ich nicke. «Ja. Müssen wir»
Doch wir bleiben beide sitzen, können uns nicht von ihr abwenden.
Bevor wir uns dann doch aufraffen fühle ich nochmal ihren Puls, überprüfe, ob sie nicht doch lebt. Nichts. Rein gar nichts. Sie ist tot. Für immer. Endgültig.
Dann stehen wir auf, und machen uns monoton an die Arbeit.
Sie ist tot.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro