29. April; "UNESCO International Dance Day" & „Poem in your Pocket Day"

Sie dreht sich, immer schneller und schneller. Zum Höhepunkt des Stückes stoppte sie abrupt, aber dennoch in einer leichtfüßigen Bewegung und begann, wild ihre Arme herumzuwirbeln.

Dieser Anblick war so kunstvoll, dass allen, die vorbeikamen, der Mund offen stehen blieb. Inmitten einer bevölkerten Fußgängerzone in London stand eine junge Frau und tanzte, was das Zeug hielt.

Ihr rotes Kleid flog in ihren Drehungen mit flatternden Ärmeln, das wie ein Blutstropfen im tristen Grau dieses wolkigen Nachmittages leuchtete. Durch ihre anmutigen Bewegungen wirkte es, als ob sich ein unschuldiger Schmetterling in diese menschenüberströmte Einöde verirrt hätte und nun verzweifelt nach einem Ausweg suchte.

Doch die Frau lächelte. Sie lächelte immer noch, als ein kleines Kind anfing zu weinen und so die Musik aus der Box übertönte. Sie lächelte immer noch, als ein Mann ihr lüsterne Blicke zuwarf. Ihr Lächeln verschwand auch nicht, als eine Stimme aus der Menge sie als Flittchen bezeichnete.

All das prallte einfach an ihr ab und sie tanzte weiter. Es war wirklich bezaubernd anzusehen. Die Musik wurde ruhiger und auch ihre Schritte wurden weicher. Es schien nicht so, als würde sie in ihren Ballerinas auf kaltem, hartem Beton tanzen, sondern als wäre es Sommer und sie würde über junges, saftig grünes Gras hüpfen.

Hoffnung. Das war das eine Wort, was diese junge Frau schenkte. Jedem, der sie sah. Jedem, der ihr auch nur eine Sekunde mehr Aufmerksamkeit schenkte als einen kurzen Blick, reduziert auf ihren Körper, sah die Hoffnung, die sie wahrlich verströmte. Sofort fühlte man sich leichter und wusste, dass dieses triste Grau von hier nicht alles und nicht ewig war.

Hoffnung und Freiheit. Das war das andere Wort für ihr Erscheinungsbild und ihre Ausstrahlung.

Wie sie hier tanzte. Einfach so. Frei von jeglichem Wunsch, zu gefallen. Das Wissen, dass jeder diese Freiheit haben kann, wenn er von seinem eigenen Gefängnis loskam. Das gab sie auch. Und somit schenkte sie Freiheit. Jedem, der ihr nur einen Moment zuhörte. Sie musste nichts sagen.

Ihre Bewegungen, ihr Gesichtsausdruck, ihre Ausstrahlung. Sie sagten das. Man musste nur hinsehen. Das Verstehen kam von alleine, wenn man sich darauf einließ.

Nur, wer auch so werden will, wie diese Frau, strahlend vor Hoffnung und frei, muss wahrlich alles aufgeben, um alles gewinnen zu können.

Und das können die wenigsten.

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Das war der erste OS im Bäuchlein der fliegenden Milchkuh. Ich hoffe, er war okay so weit.

Die One-Shots hängen nicht zusammen, es kann aber gut sein, dass Personen aus vorangegangenen Geschichten nochmal auftauchen oder es in derselben Welt spielt.

In c̶̶h̶̶r̶̶o̶̶n̶̶o̶̶l̶̶o̶̶g̶̶i̶̶s̶̶c̶̶h̶̶e̶̶r Reihenfolge

loads of love

xx, july