8. Kapitel
Es war ein wunderschöner Morgen. Ich hörte Pichu und Pikachu schon miteinander zwitschern, als ich meine Augen aufschlug, den Kopf unter meinem Flügel hervorzog und mich aufplusterte. Es war eigentlich ein ganz gewöhnlicher Morgen. Eigentlich. Ich war gerade dabei, meine Flügelfedern, die eindeutig kürzer waren, zu kontrollieren und zu säubern, als die Tür aufflog, gegen die Wand knallte und Mona im Rahmen stand. Ich freute mich so unglaublich, sie zu sehen! Ich schrie und kreischte, und hüpfte und lief auf der Stange auf und ab. Mona sah aber genauso schlecht aus, wie ich mich freute. Also seeeeehr schlecht. Sie trug ihre feuerroten Haare offen und wirr über ihren Schultern, ein rotes, schulterfreies T-Shirt und eine schwarz- dunkelgrün gemusterte, weite Hose, mit vielen verschiedenen roten Blumen darauf. Mit ihren silbern schimmernden Schuhen lief sie eilig auf mich zu. „Simba, Simba, Oh mein Gott! Oh, Simba!" sie weinte und weinte und wollte sich nicht mehr beruhigen. Sie brach vor dem Käfig zusammen, klammerte sich zitternd an meinem Käfig fest und schluchzte. Etwas verstört verharrte ich auf der Stange. Ich wusste nunmal nicht genau, was ich tun sollte. Alle Vögel, Coco, Carlchen, Rocky, Roxy, Pichu, Pikachu, Felix, Rolly, Petro und Kiki, (und die anderen beiden Neuzugänge,wo ich aber immer noch nicht wusste, wie sie hießen) kamen an die vordere Wand der Käfige und schauten neugierig zu uns herüber.
Dann ging die Tür (Diesmal leiser) nochmals auf, und Eila, gefolgt von Lil und Gloria, kam herein und schaute abwechselnd zu Mona und wieder zu mir. „Mona? Alles gut?" Mona weinte nicht mehr, sah aber immer noch furchtbar erschöpft und schwächlich aus. „Ja, es wird gehen. Kann ich mich setzen?" „Hier. Setz dich auf den Stuhl." Gloria schob Mona einen lindfarbenden Stuhl hin, Mona ließ sich darauf sinken. „Es war eindeutig zu viel für mich. Erst dieses furchtbare Vorstellungsgespräch, dann dein Anruf Eila, dann die Nachricht, das er misshandelt wurde... Ich kann nicht mehr!" sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Lil streichelte sie mitfühlend. Eila war an meinen Käfig getreten. „Hmmm... seine Armschwingen, also die Federn... sind kürzer. Ich befürchte, er war unfreiwillig beim Friseur. Er muss einiges durchgemacht haben!" „Böser Daniel! Böser Mann! Gemein gefährlich! Pichu und mich geschlagen!" schrie ich, nur im der Hoffnung, sie würden mich verstehen. In diesem Moment fingen alle, auch das Goldhähnchen und der Kakadu, an zu schreien, zu schimpfen. Schrill und laut. „Anscheinend habt ihr euch schon mit Amaryllis (Das war das Goldhähnchen) und Zephyr (den Kakadu) angefreundet. Die scheinen euch ja stark zu unterstützen!" lachte Eila. Mona hielt ein weißes Tuch in ihrem Händen. Dicke Tränen tropften von ihrer Wange. „Oh Simba! Mein armer Simba! Was du alles ertragen musstest! Es tut mir so leid!" Lil streichelte Mona mitfühlend. Gloria verhielt sich still, ich konnte aber ihre Trauer bis zu mir spüren. Sie grub sie tief in mein Herz. Eila war näher an den Käfig getreten. „Hmmm... Seine Flügel wurden eindeutig gestutzt. Er wird Probleme mit dem Fliegen bekommen. Entweder bald, oder mit der Zeit. Früher hat man das eigentlich gemacht, um die Tiere am Fliehen zu hindern. Aber hier scheint es eindeutig nur zur persönlichen Bespaßung und zur Qual des Tieres gedient zu haben. Man kann es sich so vorstellen: Es ist, als ob man euch die Finger abschneiden würde." „Furchtbar!" entfuhr es Lil und mustere ihre dunkelblau- grün schimmernden Nägel. „Trotzdem sollten wir uns ihn nun genauer anschauen" , meinte sie, „Wärst du so lieb, Gloria?" „Natürlich." Gloria kam zu mir, öffnete die Käfigtür und streckte mir ihre Hand entgegen.
Daniel?! Nein, das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! „Flieh! Flieh!" hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Aber ich konnte nicht. Ich war wie gelähmt und konnte mich nicht wehren. Ich ließ es zu das er mich packte. Hinter ihm waren Rosa und Corinna. Sie hielten sich die Bäuche vor Lachen. „Wehr dich! Wehr dich!" schrie die Stimme. Ich wusste, sie würden schlimme Dinge mit mir machen, wenn ich nicht sofort hier wegkam. Langsam kam Leben in mich. Nicht viel, aber immerhin. Es reichte um zu...!
„AUA!!!" schrie Daniel. Aber seine Stimme klang anders, viel... höher! seine Stimme erinnerte mich an jemanden, den ich kannte, aber das war völlig unmöglich! Oder doch nicht?
Rosas und Corinnas Umrisse verschwanden, stattdessen erschienen andere Umrisse, die mir vertraut waren: Lil, Mona und Eila. Und Daniel? Auch sein Umriss verschwand und machte Platz für Jemanden, den ich ebenfalls sehr gut kannte:
Gloria!
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