18. Kapitel
Wieso fällt es mir nur so schwer, den Menschen zu vertrauen? Das war doch früher ganz anders! Als Gabriele noch lebte, habe ich ihr vertraut, wie nie jemanden zuvor. Nun ja, außer Mona, ihrer Tochter. Als sie noch kleiner war, hat sie immer mit mir gespielt, und wir haben uns die tollsten Kunststücke ausgedacht. Wir haben immer Zirkus gespielt, und auch wenn wir die beiden einzigen Mitglieder waren, hat es uns furchtbar viel Spaß gemacht. Irgendwann hatte Mona dann Gloria kennengelernt, die dann auch mitgemacht hat. Ich weiß noch genau, wie das den Tag war...
"Mona! Simba! Hey, was macht ihr denn da?" "Hey Gloria! Ich versuche Simba gerade beizubringen, wie man auf Bäume klettert, Mama hat es mir erlaubt. Und du?" "Ich bin hier, weil ich dir was ganz tolles erzählen muss! Du weißt ja das ich bald Geburtstag habe, in 13 Tagen um genau zu sein, und du weißt ja, was ich mir gewünscht habe..."
"Nein?! Sag nicht, deine Eltern haben...???" "Doch, wir haben gestern jemanden gefunden, der noch einen Graupapagei abzugeben hat, und heute waren wir dort, um sie uns anzuschauen, ihr Name ist Luna, und sie ist einfach toll! Sie hat federn wie es echtem Silber, und wunderschöne, helle Augen. Sie guckt immer so liebevoll, das ich mich direkt in sie verliebt habe! Und dann stand fest, dass ich sie zum Geburtstag bekommen soll, toll nicht?" "Echt?! Das ist so cool! Bestimmt werden Luna und Simba gute Freunde, wie wir! Das wäre so schön!" "Stimmt, das hoffe ich auch. Wenn du willst, komm doch dann an meinem Geburtstag vorbei, dann können wir sie einander vorstellen!" "Ja, sehr gerne! Und? Kommst du hoch, oder willst du da unten Wurzeln schlagen?" "Ich komme natürlich hoch, was für eine Frage!" Gloria lachte, und kletterte dann mit mir und Mona zusammen den Kirschbaum hoch. Dort saßen wir dann, und haben Kirschen gegessen, nunja, bis es Abend wurde. Ich glaube, neben Gabriele habe ich mit Mona und Gloria am liebsten Zeit verbracht...
"Hey Simba, mein kleiner wie geht es dir?" diese Stimme von Mona riss mich aus meinen Erinnerungen. Ich schaute auf, und sah Mona und Gloria, die vor mir standen und mich anschauten. Gloria trug ein rotes, langärmliges Shirt, dessen Kragen ihr bis unters Kinn reichte, dazu eine dunkelblaue Jeans, die sich sanft um ihre Beine schmiegte. Über ihrem Pullover trug sie eine lange Silberkette mit 5 Buchstaben S-I-M-B-A. Irgendwie kam die mir ungewöhnlich bekannt vor. Aber woher? Mona trug einen orangenen Trenchcoat und eine rote Hose, die sich ebenfalls leicht um ihre Beine legte. Ihre Haare fielen wie lodernde Flammen über ihre Schultern. Ich blickte in ihre Augen, und nickte mit dem Kopf, als Zeichen, das es mir gut ging. "Besser als gestern?" fragte Gloria. "Ich nickte nochmals und stellte mein Nackengefieder auf." Nun, ruhiger als gestern wirkt er alle mal." Mona streckte vorsichtig ihre Hand aus, und strich mit dem Zeigefinger sanft über meinen Schnabel. Ich ließ es geschehen und schloss genüsslich die Augen. Es tat gut, einmal einem Menschen zu vertrauen, und einmal liebevoll gestreichelt zu werden." Warte, irgendwo hatte ich doch... Wo ist sie denn... Ah, ja, hier!" Gloria zog aus ihrer Tasche eine Erdnuss. "Hier, Sim, für dich. Zögerlich nahm ich die Nuss in meine Kralle und begann, mit meinem Schnabel daran herrum zu knabbern. Als ich die Nuss verspeist hatte, wanderte ich Richtung Gloria, und stubste sie an der Wange an." Danke!" Mona zwickte ich sanft ins Ohr. Dann wanderte ich zurück auf meinen Lieblingsast, und fing an,ein Gefieder zu säubern. "Wir wollen dich nicht weiter stören, ich komme später nochmal, oke?" fragte Gloria. Ich hielt in meiner Federpflege inne, krächzte ein "Oke!" und fuhr fort, meine Federn zu reinigen. Kaum fiel die Tür hinter den beiden ins Schloss, versank ich wieder in meiner Erinnerung.
"Alles alles Liebe und Gute zum Geburtstag!!!" rief Mona und fiel Gloria um den Hals. Mona hatte ihr leicht durchsichtiges, hellrotes Kleid mit der golden schimmernde Leggins an, während Gloria ein rot-schwarzes Batik-Shirt, einen Hosenrock in dunkelblau und eine silberne Hose trug. Auch ich krächzte "Alles Gute" "Danke, Mona. Und danke Simba!" meinte sie Augen zwinkernd und meinte: Kommt, ich stelle euch Luna vor!" dann rannte Gloria die alte, dunkelbraune Treppe zu ihrem Zimmer hoch."Wow!" Mona blieb der Mund offen stehen. Während ihr Zimmer in Gold und einem sehr hellen Rot gestrichen, und die Wände mit Modezeichnungen voll war, und ihr Zimmer insgesamt wie ein Mode-Atelier aussah, war Glorias Zimmer erdbeerrot, an den Wänden hingen Poster, Fotos und selbstgemalte Bilder von Graupapageien. In der Mitte stand ein dunkelbraunes, aus Holz gebautes Bett, mit einem silbernen Tuch darüber, das sich wie ein Schleier Nebel um die Bettpfosten legte. In der Ecke stand eine riesige, schwarze Voliere. Und in dieser Voliere saß ein Graupapagei. Luna. Meines Erachtens der schönste Vogel, den ich je gesehen hatte. Und Gloria hatte in ihrer Erzählung nicht übertrieben: Lunas Federn schimmerten wie Silber, die dunkleren glänzten wie poliertes Zinn. Sie trug ein rotes Band um den Fuß, wo ihre Nummer eingraviert war, dass perfekt zu diesem traumhaft schönen Gefieder passte. Als sie ihren Flügel einmal komplett ausstreckte, sah man ihre kompletten Flügelfedern. Sie fingen bei weiß an, gingen über zu beige, ein silbriges hellgrau, dann silbriges dunkelgrau, dann wieder zu Zinn, Anthrazit und ein mega super duper glänzendes schwarz. Sie war so wunderschön, so super umwerfend, richtig strahlend - Jaja, ist ja gut, ich gebe zu, ich war total in sie verknallt. Vom ersten Blick an. Ich kreischte begeistert los und flog auf den Käfig, Gloria und Mona kicherten los, und Gloria meinte nur: "Süß!" als ich auf dem Käfig landete, schaute Luna mich neugierig an. Und ihre Augen erst... Sie sahen aus, wie ganz helles Karamell, haselnussbraun, und dazu etwas Milch - also so richtig Karamell - sandfarbend. Und sie schaute so liebevoll und gutherzig, dass ich mich spätestens beim Anblick ihrer Augen in sie verliebt hätte. Und anscheinend war sie an mir auch interessiert, denn sie wanderte bis zur Vorderseite des Käfigs, schaute mich mit schiefgelegten Kopf an, und es schien mir, als wollte sie mir zulächeln. Gloria öffnete die Käfigtür, und Luna krabbelte auf ihren Arm. Dann wanderte sie auf den Käfig zu mir, und begutachtete mich erstmal gründlich. Ich hob stolz meinen Kopf und schüttelte mich erstmal. Anscheinend gefiel ihr, was sie sah. Denn sie drückte sie an meine Seite, und als ob wir uns schon ewig kennen würden, saßen wir aneinander gekuschelt auf dem Käfig und beknabberten uns gegenseitig...
Luna!!! Was war aus ihr eigentlich geworden??? Ich hatte sie nach dem Geburtstag garnicht mehr gesehen... Nur gehört. Als Gloria hier ins Tierheim kam... Da meinte sie doch so etwas wie " Ja, genau, und ich suche einen Partner für meine Luna. Da wollte ich mir heute mal den kleinen Kerl hier anschauen!" Warum war mir nicht aufgefallen, wer Gloria ist und das sie von Luna, meiner Luna gesprochen hatte?? Wahrscheinlich wegen all der Aufregung. Doch Gloria schien zu wissen, wer ich war. Und Mona anscheinend auch... Dann... War das kein Zufall, dass Gloria mich haben wollte... Nein, Mona hatte sie drum gebeten, damit ich nicht in die falschen Hände kam! Sie hatte versucht, mir zu helfen, mich zu retten. Das war auch der Grund, warum alle so aufgeregt waren, als ich zu Corinna und Rosa sollte. Und warum sie mich dort besucht hatte! Mona wollte, dass es mir gut ging! Das bedeutete ja... Das sie mich liebte, und ich ihr vertrauen konnte...?
"Hier, Gloria, dass ist mein Geschenk für dich. Ich hoffe, dass es dir gefällt!" Mona reichte Gloria eine rote Schachtel, und schwarzer Schleife. Gloria öffnete die Schachtel, und nahm eine silberne Kette hervor, die mit den Zeichen 'G+M' verziert war. Am 'G' und am 'M' war jeweils links und rechts ein kleines, rotes Herz angebracht. "Oh, Mona, sie ist wunder, wunderschön!!! Danke!!!" Mona half Gloria, sich ihre Kette anzumachen, dann half Gloria Mona mit ihrer, die die gleiche hatte, nur in gold. "Erzähl mal, was hast du alles zum Geburtstag bekommen?" Mona und Gloria setzten sich auf Glorias Bett, und Gloria begann zu erzählen. "Naja, Luna von meinen Eltern, dje Voliere von meinem Großeltern, die Kette von dir, dann noch jede Menge Armbänder von meinem Onkel. Gloria zeigte Mona viele dunkelbraune Lederarmbänder, und ein Armband, das aus 5 Bändern bestand, das erste war schwarz mit einem 8- Zeichen, dann ein dünnes, rotes Band, dann wieder ein schwarzes, mit einem silbernen Herz und einer roten perle in der Mitte, dann ein geflochtenes rotes Band, und noch ein schwarzes, mit zwei Herzen und einem Pfeil. "Und dann habe ich von meiner Tante noch diese Brosche mit dem Graupapagei aus Kunstharz bekommen." Aber am meisten liebe ich deine Kette. Und meine Adoptiveltern sind zwar toll, aber ich wünsche mir nichts sehnlicher, als meine leiblichen Eltern zu finden... "
"Meine Erinnerung verblasste, und ich erkannte Gloria's Gesicht vor mir. Die silberne Kette unterstrich ihre hellen Augen...
Diese Augen...!!! Die Kette...!!!
Aber das konnte doch nicht... Oder doch? Ich staarte Gloria an, und mir war, daß ich nicht sie, sondern Gabriele vor mir sah.
Beide hatten diese hellen Augen. Und die gab es bestimmt kein drittes Mal!
Und ich kann zwar nicht lesen, aber die Kette, die Gloria trug, kannte ich nur zu gut, ich hatte schon vorhin darüber nachgedacht, aber erst jetzt wusste ich, woher ich diese Kette kannte: die hatte Gabriele immer getragen! Sie hatte sie sich extra anfertigen lassen, mit meinem Namen dran! Und wie ich geschrieben wurde, wusste ich in und auswendig! Sie hatte sie bis zu ihrem Tod getragen! Wie konnte Gloria sie dann jetzt haben??
Es gab nur eine Erklärung: Gloria kannte Gabriele besser, als ich es wusste...
Und wenn ich mir diese Augen ansah, so durchdringlich und gleichzeitig sanft... Wie Gabrieles Augen. Konnte das sein?
War Gloria...
... GABRIELES LEIBLICHE TOCHTER???
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