11. Kapitel
Mein Leben würde nie wieder das selbe sein. Es war ein Ereignis, ein Geschehnis, was mich, mein Leben komplett veränderte. Es war der Tag, an dem das Schicksal alles änderte. Der Tag, an dem meine Bestimmung alles klärte. Der Tag, an dem Mona verschwand und nicht mehr aufzufinden war. Hatte sie mich verlassen? Mochte sie mich nicht mehr? Nein, das würde sie nie tun. Oder doch? Ich war... Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber es fühlte sich an, als ob ich nur noch eine Hülle war, mein Inneres rausgerissen. Ich fühlte mich einfach leer, aber gleichzeitig unendlich schwer wie Blei.
,,Wie weg?! Weg wie keiner weiß wo sie ist oder weg wie spurlos verschwunden?? ",, Weg wie spurlos verschwunden!" Eila, die leichenblass im Türrahmen stand, wankte und klammerte sich an den Rahmen. ,, Gloria hatte mich vorhin angerufen, sie war mit ihr verabredet, als sie nicht auftauchte, dachte sie, Mona hätte die Verabredung einfach nur vergessen, so fertig sie nach der Sache mit Simba war... Als sie bei ihr Zuhause ankam, war sie Wohnungstür auf, ihr roter Polo war weg. In der Wohnung lagen einige Telefonbücher und Ausdrucke von Adressen verstreut auf dem Boden. Alles in einem, sah es so aus, als ob da jemand ziemlich eilig die Wohnung verlassen hatte. Wir treffen uns in einer halben Stunde mit Gloria an Monas Wohnung, und schauen mal, ob wir was finden, einen Hinweis oder irgendetwas, was uns sagen kann, wo Mona sich aufhält. Ich gehe nur eben hoch und ziehe mir schnell etwas anderes an. " ,, Mitkommen! Mitkommen!" schrie ich, ich wollte hier nicht alleine bleiben! ,, In Ordnung, du kannst mitkommen, Gloria wird sich freuen! "
Eine Viertelstunde später stiegen Eila, Lil und ich in Eilas weißen kleinen Twingo, der mit Einhornstickern beklebt war. Eila hatte in der Zwischenzeit eine enge, unten weitere Hose in silber angezogen, die, immer wenn das Licht darauf fiel, in allen Farben des Regenbogens leuchtete. Sie trug hochhackige Schuhe, die aussahen wie aus Kristall, dazu ein bauchfreies rosa Oberteil mit einem Einhornkopf und darüber aus kuscheligen, weißem Fell (unecht, keine Sorge) eine Jacke. Ihre bunten Haare hatte sie zu zwei langen, geflochtenen Zöpfen frisiert. Lil trug einen lindgrünen Poncho, an dessen Kanten Pfauenfedern baumelten, dazu eine golden schimmernde Hose und königsblaue, hohe Stiefeletten. Ich saß auf ihrer Schulter und wartete gespannt darauf, wo wir hinfahren würden. Kurze Zeit später parkten wir vor einem Haus. Einem Haus, dass ich sehr gut kannte: Mein Altes! Mit großen, weiten aufgerissenen Augen starrte ich auf das Haus, wo ich früher mit Gabriele gewohnt hatte. 36 Jahre lang. Nie weiter entfernt von ihr als einen Meter. Die Erinnerungen an sie kehrten zurück. Gute wie schlechte. Ihr Tod, wie ich hier weg gebracht wurde, gegen meinen Willen, meine erste Begegnung mit dem Tierheim, mit den Personen, mit den ich jetzt hier stand... Hier, wo alles begonnen hatte. Ich war noch in meine Gedanken vertieft, als ich einen erleichterten Ruf hörte. ,, Mädels! Endlich seit ihr da! Ich mache mir riesige Sorgen. Mona hat ihr Handy hier gelassen. Das sieht ihr garnicht ähnlich!" Gloria kam uns entgegen gelaufen, sie trug Jeansjacke und Jeanshose, besetzt mit kleinen Glitzersteinen, darunter ein Shirt in rot, grau, schwarz und Weiß, ihre Schuhe waren grau, mit ein bisschen rot an den Seiten. ,, Dann komm, schauen wir, ob wir was finden!"
In der Wohnung lagen überall Blätter rum, verstreut wie nach einem Wirbelsturm.,, Welche Adressen hat sie eigentlich gesucht?" fragte Eila.,, Hier! Hier! " rief ich und brachte ein Blatt im Schnabel zu Gloria.,, Hmmm... Sie hat gesucht nach 'Daniel Schwarz' und 'Corinna und Rosa Wicket...' " Gloria starrte uns fassungslos an.,, Das sind doch die Käufer von Simba gewesen! Und dieser Daniel ist dann wahrscheinlich der, der Simba so misshandelt hat!"
,, Aber warum sollte Mona denn die Adresse von diesen Leuten raussuchen? Ich glaube kaum, dass sie was von denen wollte!",, Ich kann mir da auch keinen Reim drauf machen. Aber ich denke, Mona wird ihre Beweggründe schon haben, warum sie ausgerechnet diese Leute rausgesucht hat.",, und der soll sein...? " gab Lil sarkastisch zurück, ,, ein romantisches Rendezvous oder was?" Gloria verdrehte genervt die Augen und wollte zu einer Antwort ansetzen, als Eilas Handy klingelte. Sie zog das Handy mit der rosa Hülle, die über und über mit Einhörnern und Donuts übersät war, herraus (und ich muss es wissen, denn Gabriele hat Donuts geliebt!). ,, Ah, Xanthe!... Was??! ... Aha... Okay, danke für die Info, die ist sehr beunruhigend... Wir fahren da jetzt sofort hin!... Würdest du das machen? Echt? Super, vielen lieben Dank!... Ja, machen wir, werden wir. Auf bald! ". Eila legte auf, und schaute uns mit besorgter Miene an. ,, Das war Xanthe, die, die Simba zurück gebracht hat. Sie hatte heute nochmal mit ihrer Schwester wegen der Geschichte mit Simba reden wollen. Aber als sie dort anrief, und sie abnahm, hörte sie im Hintergrund eine Frau schreien. ",,Dann nichts wie hin! Das ist dann wahrscheinlich diese Corinna. Wohnhaft, ähhh... Marienweg 2. Los!",, Warte, Gloria. Xanthe ist sich sicher, dass sie nicht die einzige am Telefon ihrer Schwester war. Sie vermutet, Corinna hat noch mit jemand anderes telefoniert. Mit einem Mann. Der Schrei kam von dort. Was aber auch heißt, dieser Typ ist vorgewarnt. Wir müssen so schnell wie möglich dort hin! Wenn die schreiende Frau Mona war, dann haben wir keine Zeit zu verlieren! " ,, Ich rufe von unterwegs die Polizei an. Ist sicherer." meinte Lil. ,, Hast Recht, Xanthe meinte, der Typ habe sich sehr aggressiv angehört. Sie und ihre Tochter fahren jetzt zum Tierheim, um sich in unserer Abwesenheit um die Tiere zu kümmern ", meinte Eila, und die Gruppe ging zu ihrem Auto.,, Also los. Wir müssen zum Rabenweg 1!"
Als wir vor dem kleinen dunklen Haus parken, entdeckten wir Monas rotes, kleines Auto. ,,Wirkt von außen schon bedrohlich! " meinte Eila.
,, Sicher, dass du mitwillst, Simba? " Als Antwort plusterte ich mich auf, und starrte felsenfest auf die Tür.,, Alles klar! " meinte Lil. Ich hatte zwar panische Angst vor Daniel, aber ich konnte an nichts anderes denken, als das Mona bei dem Typen war. Und er ihr schlimme Dinge antuen würde, vielleicht schlimmere als mir! Die Angst machte mich benommen, aber ich drängte sie zurück.,, Mutig zu sein, bedeutet, Angst zu haben und es trotzdem zu tun... " trällerte Gloria. Gemeinsam gingen wir auf das Haus zu. Eila trat vor und klingelte. Ruckartig öffnete sich die Tür. Daniel. Ich versteckte mich hinter Gloria's Schulter. Dich er hatte mich trotzdem gesehen.,, Ah! Sie bringen mir meinen Freund wieder!" rief er verzückt und streckte die Hände aus.,, Das glaube ich nicht!" schleuderte ihm Lil entgegen.,, Wir sind vom Tierschutzverein, und haben den dringenden Verdacht, der tiermisshandlung und der Freiheitsberaubung!",, WO IST MONA?!" brüllte Gloria ihn an.,, Mona? Mona? Ich kenne keine Mona!"
,, Dann haben sie doch bestimmt nichts dagegen, wenn wir uns hier mal umsehen, oder?" die scharfe Stimme kam von einer der beiden Polizistinnen, die die Einfahrt herrauf kamen.,, Doch, habe ich! Frühjahrsputz!" Lil schaute ihn mit hochgezogenden Augenbrauen an.,, Wir haben Herbst! " Das Gesicht des jungen Mannes erblasste und verfinsterte sich fast gleichzeitig.,, Ich habe jetzt auch keine Geduld mehr oder Zeit oder Nerven oder irgendetwas... Lass mich durch!!!" Mit diesen Worten schob Gloria wütend und besorgt zugleich den Mann zur Seite und drängte sich in das Haus. Das Innere kannte ich schon - dunkel, düster, dreckig und Angst einflößend. Getrippel war zu hören, und der riesige Hund erschien.,, Um den kümmere ich mich! " Eila nahm die Leine neben sich vom Haken und ging damit zu dem Hund. Legte ihm die Leine um und verschwand nach draußen.,, So, Herr Schwarz - hier haben sie den Durchsuchungsbeschluss, wir dürfen hier also rein und uns umsehen! Sie setzen sich hin und halten erstmal den Mund! " Das hatte gesessen! Daniel sackte in sich zusammen und ließ sich auf einen der Stühle plumpsen.,, Wir schauen uns jetzt hier um, den wir müssen ja immer noch ihre vermisste Freundin finden. Wir schauen oben, sie am besten unten. Die Kollegen kommen gleich und nehmen den Herrn hier mit aufs Revier. " Damit verschwand die Blonde und lief ihrer dunkelhaarigen Kollegin hinterher. Wir machten uns auf, in den Keller, der mir wie ein Laberinth vorkam. Obwohl es nur vier oder fünf Räume gab.,, Mona! Mona, Süße, bist du hier?! Mona! Wenn du mich hören kannst, dann antworte bitte! " Immer verzweifelter rief Gloria nach ihrer Freundin. Dann stieß ich einen beherzten Schrei aus. Dann, endlich, hörten wir eine leise Stimme aus einem der beiden hinteren Räume.,, Simba? Gloria? Mädels! Hier, hier hinten!" ,, Mona! " schrie Gloria überglücklich. Fanden die Tür. Nur von außen zu öffnen. War ja klar. Innen saß Mona, auf einer dreckigen Matratze, verweint, ihr feuerrotes Haar zerzaust. Sie trug eine rot- schwarz karierte Bluse, darunter ein rotes Top, eine weinrote Hose und helle Schuhe. Vor ihr, eine alte Mülltonne. Diese passte nicht ganz in diese Räumlichkeit. Mona, die völlig fertig auf dem Boden saß, hatte mich noch nicht bemerkt, doch als sie es tat, lächelte sie ein wenig.,, Simba! Mein kleiner Engel! " wisperte sie. Dann fing sie wieder bitterlich an zu weinen.,, Wenn ich darüber nachdenke...dass du vielleicht auch da drin..." ihre Worte waren durch die Weinkrämpfe kaum zu verstehen. Sie flüsterte nur ein Wort :,, Tonne. " Gloria ging schnellen Schrittes zu ihr, und riss den Deckel auf, nur, um ihn kurz darauf wieder fallen zu lassen.,, Was ist denn los?" Eila öffnete - und erstarrte.,, Ich denke mal, für ein paar ist unsere Hilfe leider zu spät. " mit diesen Worten zeigte sie uns den Inhalt. Es waren Vögel.
Unzählige, tote, erstarrte, viel zu junge Vögel.
,, Im Nebenraum. Bitte... Helft ihnen! " schluchzte Mona. Eila, Lil und ich stießen die Tür zum Nebenraum auf.
Dort hockten unzählige, hunderte Vögel auf einem größeren Ast: Agapornide, Zebrafinken, Wellensittiche - alle aufgeplustert. Alle ängstlich aneinander gedrückt. Und allen der Grauen ins Gesicht geschrieben.
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