Take 25
Auch in Mexiko verbreiteten sich die Fotos und Artikel wie ein Lauffeuer. Mehrere internationale Presseagenturen berichteten darüber, wobei es fast weniger um Sam ging als darum, dass David seine Homosexualität geheimgehalten hatte. Dieser saß zerknirscht im Büro von Alejandro. Der Film war abgedreht, und sie wollten übermorgen abreisen. Doch nun war alles anders. Jona und Ben waren ebenfalls im Büro und sichteten die Presseartikel. Ab und zu lasen sie vereinzelt etwas vor.
»Hier steht, dass David ein Doppelleben geführt hat. Und dieser Artikel spekuliert, warum er seine Sexualität geheim gehalten hat«, sagte Jona, während er auf sein Handy starrte.
»Das ist doch alles Unsinn«, brummte Ben und legte sein eigenes Telefon beiseite. »Die haben keine Ahnung, wovon sie reden«, Alejandro versuchte, David aufzumuntern.
»Hör zu. Das ist eine schwierige Situation, aber wir werden da durchkommen. Du musst jetzt stark bleiben«, David hob den Kopf und sah den Regisseur an, seine Augen voller Verzweiflung.
»Ich will einfach nur mit Sam sprechen. Ich muss wissen, wie es ihm geht«, am Morgen, ehe er richtig wach und wusste, was los war, hatte ihm ein Mitarbeiter der Filmfirma sein Handy, Laptop und Tablet abgenommen. Am Ende war es Ben, der ihm alles erklärt hatte, und David wusste einfach nicht, wie es jetzt weitergehen sollte, zumal er sich wirklich große Sorgen um Sam machte. In diesem Moment schaltete sich Lucy per Videocall zu. Ihr Gesicht erschien auf dem großen Bildschirm im Büro, und ihre Miene war ernst.
»David, wir müssen reden«, David nickte, seine Stimme leise und gebrochen.
»Lucy, bitte. Lass mich Sam anrufen. Er muss wissen, dass es mir gut geht«, die Managerin schüttelte den Kopf.
»Das ist im Moment nicht möglich. Wir müssen das alles ruhig und kontrolliert ablaufen lassen. Eine Kontaktsperre ist das Beste für dich und für Sam«, David spürte, wie die Verzweiflung in ihm aufstieg.
»Aber Lucy, ich...«
»David«, unterbrach sie ihn, ihre Stimme fest. »Das ist keine Diskussion. Wir gehen jetzt die letzten Details durch. Dann beenden wir dieses Gespräch, und du bleibst noch eine Woche länger in Mexiko«, David ballte die Fäuste und fühlte, wie die Wut in ihm aufstieg.
»Das ist nicht fair! Ich bin doch nicht der fucking König. Kontaktsperre?«, Lucy blieb ruhig und professionell.
»Ich weiß, dass es schwer ist. Aber das ist die beste Vorgehensweise. Wir müssen die Situation unter Kontrolle bringen, bevor du öffentlich Stellung nimmst. Daran hängt mehr als deine Karriere, ich hoffe, dass ist dir klar?«, David schnaubte vor Frustration und rieb sich die Schläfen, doch er wusste, dass Lucy recht hatte. Am Ende hingen mehr Menschen in alldem drin und das samt ihren Jobs.
»Und was soll ich in dieser Woche machen?«, wollte er dann wissen.
»Du wirst hierbleiben, in Ruhe nachdenken und dich vorbereiten«, erklärte Lucy. »Wir werden alles Weitere organisieren und dich auf dem Laufenden halten«, mit diesen Worten beendete sie das Gespräch, und der Bildschirm wurde schwarz. David saß da, atemlos vor Wut und Verzweiflung.
»Das ist nicht fair. Ich muss mit Sam sprechen«, Ben, der die ganze Zeit still zugehört hatte, zog sein Handy hervor und reichte es David.
»Hier. Ruf ihn an«, David nahm das Handy, seine Hände zitterten vor Anspannung.
»Danke, Ben. Ich weiß nicht, was ich ohne dich und Jona machen würde«, David nickte dankbar und begann, Sams Nummer zu wählen. Die Welt um ihn herum schien stillzustehen, während er darauf wartete, dass sein Anruf durchging. Er hielt Bens Handy fest und hörte, wie das Freizeichen ertönte. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bevor Sams Stimme am anderen Ende der Leitung erklang.
»Hallo?« Sams Stimme klang brüchig und erschöpft.
»Sammy, ich bin's«, sagte David leise, seine eigene Stimme zitternd vor unterdrückten Emotionen.
»David! Oh mein Gott, David!«, Sam brach in Tränen aus. »Es tut mir so leid... ich weiß nicht, wie das passieren konnte. I-ich hätte vorsichtiger sein müssen.«
»Nein, Love«, unterbrach David ihn sanft, aber bestimmt. »Das ist nicht deine Schuld. Keiner von uns hat das kommen sehen. Diese verdammten Paparazzi lauern überall.«
»A-aber jetzt ist alles ruiniert«, schluchzte Sam. »Deine Karriere, unser Leben... alles!«, David schloss die Augen und kämpfte gegen seine eigenen Tränen an.
»Sam, hör mir zu. Es ist nicht ruiniert. Ja, es ist schwer und es wird eine Weile dauern, bis sich alles beruhigt hat, aber wir werden da durchkommen. Zusammen.«
»Wie können wir das schaffen?«, fragte Sam verzweifelt. »Die Presse ist überall. Ich kann nicht mal in meine Wohnung zurück. Ich bin jetzt bei Tim und Alex, weil vor meinem Haus Reporter stehen«, David fühlte, wie die Wut auf die Situation in ihm hochkochte, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben.
»Ich weiß, dass es schwer ist. Und ich wünschte, ich könnte jetzt bei dir sein. Aber du musst stark bleiben. Für uns beide.«
»Ich versuche es, aber ich habe solche Angst«, flüsterte Sam.
»Ich weiß, Liebster. Ich weiß«, sagte David sanft. »Aber wir haben so viel überstanden. Wir werden auch das überstehen. Du bist nicht allein«, Sam schniefte und versuchte, sich zu beruhigen.
»Was sollen wir jetzt machen?«
»Lucy hat mich angewiesen, noch eine Woche länger hier in Mexiko zu bleiben, um die Situation zu beruhigen. Ich hab auch kein Handy im Moment«, erklärte David. »Aber sobald ich kann, komme ich zu dir. Ich verspreche es.«
»Eine Woche?« Sams Stimme klang verzweifelt. »Das fühlt sich an wie eine Ewigkeit.«
»Ich weiß«, sagte David leise. »Aber ich werde alles tun, um so schnell wie möglich bei dir zu sein.«
»Versprichst du es?«, fragte Sam, seine Stimme voller Hoffnung und Angst.
»Ich verspreche es«, sagte David mit fester Stimme. »Ich liebe dich, Sam. Mehr als alles andere. Und ich werde alles tun, um bei dir zu sein.«
»Ich liebe dich auch, David«, flüsterte Sam. »Bitte sei vorsichtig.«
»Das werde ich«, sagte David sanft. »Und du auch. Bleib bei Tim und Alex, bis sich die Situation beruhigt hat. Sie werden auf dich aufpassen.«
»Okay«, sagte Sam leise. »Ich werde es versuchen.«
»Gut«, sagte David. »Und denk daran, dass wir das gemeinsam schaffen werden. Egal, was passiert. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch«, flüsterte Sam. Sie hielten noch einen Moment lang inne, lauschten der Stille und der Verbindung, die sie trotz der Entfernung miteinander verband. Dann beendete David den Anruf, seine Gedanken bei Sam.
»Wie geht es ihm?«, fragte Jona leise.
»Nicht besonders«, antwortete David. »Aber er bleibt stark. Wir werden das schaffen. Zusammen«, Ben nickte.
»Und wir sind hier, um dir zu helfen«, David lächelte dankbar. »Danke, euch beiden. Das bedeutet mir viel.«
Am späten Abend kehrte Alex von seiner Schicht im Krankenhaus nach Hause zurück. Schon während seiner Pause hatte er per WhatsApp von Tim erfahren, was passiert war, und sein Herz war schwer bei dem Gedanken an Sam und die belastende Situation. Er trat ins Haus und fand Tim auf der Couch sitzend, ein Glas Wein in der Hand.
»Hey, Schatz«, sagte Alex, als er das Wohnzimmer betrat und gab Tim einen Kuss. »Wie geht es dir?«, der andere sah auf und lächelte schwach.
»Hey, es war ein langer Tag. Sam schläft«, Alex setzte sich neben Tim und zog ihn in eine kurze, tröstende Umarmung.
»Erzähl mir alles. Was genau ist passiert?«, Tim seufzte.
»Jana hat mich gegen sechs angerufen und meinte, dass Sam und David aufgeflogen sind und dass sie jetzt direkt zu Sam fährt. Es gibt Fotos von ihm und David am Flughafen, im Hafen und auf der Yacht. Ich hab das Internet aufgemacht und sie waren überall in den Medien. David hat wohl eine Kontaktsperre auferlegt bekommen und darf momentan eigentlich nicht mit Sam sprechen. Das hat Sam komplett aus der Bahn geworfen. Dank Ben haben die beiden aber vorhin reden können«, Alex schüttelte den Kopf, sein Gesichtsausdruck betrübt.
»Das muss unglaublich schwer für ihn sein. Ich kann mir vorstellen, wie sehr er leidet«, Tim nickte und nahm einen Schluck Wein.
»Ja, das tut er. Aber es gibt einen Lichtblick, wenn man es so nennen kann. Es gibt einen Artikel, der sich kritisch über die Enthüllung äußert. Von der Gala. Hier hör am ... », er griff nach seinem Tablet und öffnete den Artikel, scrollte kurz, bevor er begann, ihn vorzulesen:
»In einer Welt, die zunehmend von Sensationsgier und Boulevardjournalismus beherrscht wird, ist es schwer, Momente des Mitgefühls und der Vernunft zu finden. Die jüngsten Enthüllungen über den Hollywoodstar David Hill und seinen vermeintlichen Partner, den Berliner Stadtführer Sam Green, sind ein erschreckendes Beispiel dafür, wie sehr das Bedürfnis nach Privatsphäre und menschlicher Würde missachtet wird. Die heimlich aufgenommenen Fotos, die intime Momente zwischen David Hill und Sam Green zeigen, enthüllen nicht nur eine verborgene Liebe, sondern auch die dunklen Seiten einer Gesellschaft, die Sensationen über das Wohl der Menschen stellt. Warum müssen Menschen ihre Sexualität verstecken? Warum leben wir in einer Welt, in der der Respekt vor der Privatsphäre so gering ist? David Hill hat seine Homosexualität nie öffentlich gemacht, nicht aus Scham oder Angst vor Ablehnung, sondern aus dem einfachen Wunsch, sein Privatleben privat zu halten. Die unautorisierte Veröffentlichung dieser Bilder ist nicht nur eine Verletzung seiner Privatsphäre, sondern auch ein Spiegelbild einer Gesellschaft, die das Recht auf ein eigenes Leben nicht ausreichend respektiert. Statt uns zu fragen, warum David Hill seine Sexualität geheim hielt, sollten wir uns fragen, warum er sich überhaupt dazu gezwungen sah. Es ist an der Zeit, dass wir uns von der Gier nach Skandalen abwenden und uns auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Respekt, Verständnis und die Anerkennung der Menschenrechte. Unsere Sympathie sollte David Hill und seinem Partner gelten, die nun mit den Folgen dieser Enthüllung leben müssen. Ihre Liebe sollte nicht als Sensation betrachtet werden, sondern als das, was sie ist: eine tief empfundene Verbindung zwischen zwei Menschen, die in Frieden und ohne Furcht leben wollen. Es ist an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft hinterfragen und den Wert der Privatsphäre und des menschlichen Anstands wieder schätzen lernen. Nur so können wir eine Welt schaffen, in der niemand seine wahre Identität verstecken muss«, Tim blickte von dem Artikel auf und sah Alex an.
»Das hat mir etwas Hoffnung gegeben. Es zeigt, dass nicht alle nur auf Sensation aus sind«, Alex nickte und nahm Tims Hand.
»Ja, das stimmt. Es ist wichtig, dass es auch Stimmen gibt, die sich für Privatsphäre und Menschenrechte einsetzen. Wie geht es Sam jetzt?«
»Er ist erschöpft und emotional am Ende«, sagte Tim leise. »Aber ich glaube, der Anruf von David hat ihm geholfen. Sie haben gesprochen, und David hat ihm versprochen, so schnell wie möglich zu ihm zu kommen«, Alex drückte Tims Hand und seufzte tief.
»Das ist gut. Wir müssen für Sam da sein, ihn unterstützen und ihm helfen, diese schwere Zeit zu überstehen.«
»Ja, das müssen wir«, stimmte Tim zu. »Und wir müssen sicherstellen, dass er sich hier sicher fühlt. Die Presse darf ihm nicht noch mehr Stress bereiten.«
»Wir schaffen das«, sagte Alex entschlossen. Tim lehnte sich an Alex und seufzte tief.
»Danke, dass du da bist. Ich hätte das heute nicht alleine geschafft.«
»Immer«, sagte Alex sanft und drückte seinen Verlobten enger an sich.
David saß auf dem Balkon seines Hotelzimmers in Mexiko und starrte gedankenverloren in die Ferne. Die tropische Brise strich sanft über seine Haut, aber er konnte die Anspannung und den Knoten in seinem Magen nicht abschütteln. Er hatte immer noch sein Handy nicht zurückbekommen und fühlte sich völlig abgeschnitten von der Welt, vor allem von Sam. Die Sorgen um diesen fraßen ihn innerlich auf, und er fühlte sich hilflos und allein. Plötzlich klopfte es an der Tür, und Ben trat herein, ein besorgter Ausdruck auf seinem Gesicht. In seiner Hand hielt er sein eigenes Handy.
»David«, sagte er, »Josh ist dran. Er hat mir ziemlich deutlich gemacht, dass ich dir das Handy geben soll, sonst würde er persönlich hier auftauchen und mir schlimme Dinge antun«, David blinzelte und stand schnell auf.
»Josh? Wirklich?«, Ben nickte und reichte ihm das Handy. »Ja, du hast zehn Minuten, dann muss ich es zurückhaben«, David nahm das Handy, seine Hände zitterten leicht vor Aufregung. Er brachte es schnell ans Ohr.
»Josh?«
»Davi! Endlich«, kam Joshs vertraute Stimme durch die Leitung. »Was zum Teufel ist da los? Ich habe die Nachrichten gesehen und mir Sorgen gemacht. Wie geht es dir? Wie geht es Sam?«, David seufzte und lief eine Hand durch sein Haar. »Es ist ein Albtraum, Josh. Die Presse hat uns erwischt. Die Fotos sind überall. Sam ist völlig am Ende, und ich kann nichts tun, weil Lucy mir eine Kontaktsperre auferlegt hat.«
»Verdammt, das ist übel«, sagte Josh, seine Stimme voller Mitgefühl. »Die Presse hat auch bei mir angerufen, aber ich habe kein Kommentar abgegeben. Sie lauern nur darauf, etwas Neues zu erfahren«, David schloss die Augen und spürte, wie die Verzweiflung ihn wieder überwältigte.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann nicht zu ihm, ich kann ihn nicht anrufen. Ich fühle mich so hilflos.«
»David, hör zu«, sagte Josh mit einer Festigkeit, die David ein wenig Trost spendete. »Ich habe bereits einen Flug gebucht. Ich werde morgen Abend in Mexiko sein«, David öffnete die Augen und blinzelte überrascht.
»Josh, das ist wirklich nicht nötig. Ich will dich nicht in dieses Chaos hineinziehen.«
»Hör auf damit«, unterbrach Josh ihn bestimmt. »Du bist mein bester Freund, und du brauchst mich jetzt. Außerdem will ich sehen, dass es dir gut geht. Und wenn du mich in Mexiko nicht brauchst, dann werde ich direkt nach Berlin fliegen und mich um Sam kümmern. Einer von uns muss bei ihm sein, und wenn du das im Moment nicht kannst, werde ich es tun«, David spürte Tränen aufsteigen.
»D-Danke, Josh. Aber es ist so ein Durcheinander...«
»Wir werden das gemeinsam durchstehen, Davi«, sagte Josh beruhigend. »Du bist nicht allein. Und Sam auch nicht. Wir schaffen das«, David nickte, auch wenn Josh das nicht sehen konnte.
»Ich werde versuchen, stark zu bleiben.«
»Das ist alles, was ich von dir verlange«, sagte Josh sanft. »Bleib stark und halte durch. Wir sehen uns morgen.«
»Ja, bis morgen«, sagte David, bevor er auflegte und das Handy Ben zurückgab. Dieser sah mitfühlend an.
»Josh ist wirklich ein guter Freund«, David nickte.
»Ja, das ist er. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn und dich tun würde«, Ben legte eine Hand auf Davids Schulter.
»Wir sind hier für dich, David. Jetzt versuch ein wenig zu schlafen. Morgen ist ein neuer Tag«, David atmete tief durch und nickte.
»Danke, Ben. Für alles.«
»Klar«, sagte Ben und ging zur Tür. »Ich bin im Nebenzimmer, wenn du mich brauchst«, David blieb allein auf dem Balkon zurück, aber das Wissen, dass Josh bald bei ihm sein würde und dass Ben und Jona ihn unterstützten, gab ihm einen Hauch von Hoffnung. Er würde diese schwierige Zeit überstehen, für sich selbst und für Sam. Und wenn es so weit war, würde er nach Berlin gehen und alles tun, um die Liebe seines Lebens zu beschützen.
Am nächsten Morgen saß Sam immer noch paralysiert in Tims und Alex' Wohnung. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihn emotional erschöpft und ihn in eine Art Schockzustand versetzt. Er fühlte sich gefangen in einem Strudel aus negativen Gedanken und Sorgen, unfähig, einen klaren Weg vor sich zu sehen. Er saß auf der Couch, sein Handy in der Hand, und scrollte durch unzählige Artikel, die alle über ihn und David berichteten. Die Schlagzeilen und Kommentare waren überwältigend, und er wusste nicht, wie er mit dem plötzlichen, unerwünschten Rampenlicht umgehen sollte. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um die Konsequenzen dieser Enthüllungen und die Auswirkungen auf seine und Davids Zukunft. Achim hatte ihm frei gegeben, nachdem auch die Agentur von Presse und Fans belagert worden war. Sam fühlte sich schuldig, weil seine persönlichen Probleme nun auch seine Arbeitsstelle belasteten, aber er wusste, dass er im Moment nicht in der Lage war, sich auf seinen Job zu konzentrieren. Tim war losgegangen um Brötchen zu holen und Alex, der an diesem Samstag auch frei hatte, kam ins Wohnzimmer und brachte Sam eine Tasse Tee.
»Hier, Sammy. Trink das. Es wird dir guttun«, Sam nahm die Tasse dankbar entgegen und nippte daran, doch seine Augen blieben auf das Display seines Handys gerichtet. Er scrollte durch seine Instagram-Benachrichtigungen, und einige der Nachrichten waren besonders verletzend.
»Du bist doch nur ein Goldgräber«, las er eine Nachricht laut vor, seine Stimme zitterte. »David hat etwas Besseres verdient«, Alex setzte sich neben ihn.
»Du solltest das nicht lesen«, Sam sah auf und seine Augen waren feucht.
»Ich weiß, aber ich kann nicht aufhören. Es ist, als ob ich mich selbst bestrafen müsste«, Alex nahm ihm sanft das Handy aus der Hand und stellte Sams Account auf privat.
»Du musst dich nicht selbst quälen. Die Leute da draußen wissen nichts über dich oder deine Beziehung zu David. Sie kennen nur die Geschichten, die die Medien ihnen erzählen«, Sam sah zu Alex, Tränen in den Augen.
»Aber was, wenn sie recht haben? Was, wenn ich David wirklich nur Probleme bereite?«, Alex legte eine Hand auf Sams Schulter und drückte sie beruhigend.
»Das ist nicht wahr. David liebt dich, und du liebst ihn. Das ist alles, was zählt. Ihr werdet diese schwierige Zeit überstehen, und am Ende wird es euch nur stärker machen«, Sam schniefte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
»Ich weiß nicht, was ich ohne euch machen würde«, Alex lächelte und reichte ihm wieder die Tasse Tee.
»Wir sind hier, um dir zu helfen. Du bist nicht allein. Und David wird auch bald bei dir sein. Ihr müsst nur durchhalten«, Sam nickte langsam und trank einen weiteren Schluck Tee. Die Wärme des Getränks und Alex' beruhigende Worte halfen ihm, sich ein wenig zu entspannen. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen, während Alex still neben ihm saß. Die Unterstützung seiner Freunde gab ihm einen Hauch von Trost und Hoffnung.
Inzwischen war wieder Abend in Mexiko. Josh war gerade angekommen und trat durch die Drehtür in die Lobby des Hotels. Er sah sofort, dass die Situation ernst war. Selbst vor dem Hotel standen Reporter und Fotografen, die hofften, einen Blick auf David oder eine heiße Story zu erhaschen. Doch die Security war eisern und ließ niemanden rein, der nicht angemeldet war. Josh seufzte tief, bevor er weiterging. Im Foyer entdeckte er David, der erschöpft und ausgezehrt aussah. Dunkle Augenringe prägten sein Gesicht, und seine Schultern hingen schlaff herab. Der Stress des letzten Tages hatte sichtbare Spuren hinterlassen.
»David«, rief Josh sanft, als er sich ihm näherte. David hob den Kopf, und ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er seinen besten Freund sah.
»Josh, Gott sei Dank bist du hier«, die beiden umarmten sich fest, und Josh spürte, wie viel Anspannung in Davids Körper steckte.
»Es tut mir so leid, dass du das durchmachen musst«, flüsterte er. »Wir kriegen das hin«, David nickte schwach, und sie lösten die Umarmung.
»Ich bin so froh, dass du da bist. Ich weiß nicht, wie ich das ohne dich und die anderen schaffen soll«, Josh nickte.
»Wir sind hier für dich, egal was passiert«, David seufzte tief.
»Viel Zeit haben wir leider nicht. Lucy hat mich gebeten, an einer Videoschalte mit der Filmfirma, dem Verleih und der Produktion samt PR-Abteilung teilzunehmen. Es geht um die nächsten Schritte.«
»Verstanden«, sagte Josh, sein Ton entschlossen. »Dann lass uns das hinter uns bringen.«
Sie machten sich auf den Weg zu einem Konferenzraum im Hotel. Josh konnte die gespannte Atmosphäre spüren, als sie eintraten. Jona, Ben und Alejandro waren bereits dort, ebenso wie Lucys Assistentin Carla, die alle mit ernsten Mienen auf ihre Plätze saßen. Auch David und Josh setzten sich nun. Die Luft war schwer von Anspannung und Erwartung. Der Bildschirm an der Stirnseite des Raums flackerte auf, und das Videokonferenzsystem verband sich mit den verschiedenen Teilnehmern. Gesichter von Vertretern der Filmfirma, des Verleihs, der Produktion und der PR-Abteilung erschienen auf dem Monitor. Lucy eröffnete das Meeting mit einem ernsten Ton.
»Danke, dass Sie alle so kurzfristig Zeit gefunden haben. Wir müssen die Situation besprechen und eine Strategie entwickeln«, ein Vertreter der Filmfirma, ein älterer Mann mit grauem Haar und scharfen Augen, ergriff das Wort.
»David, zunächst einmal möchten wir klarstellen, dass wir dein Outing nicht als kritisch betrachten. Die Art und Weise, wie es geschehen ist, ist jedoch problematisch. Wir hätten es gerne vorher gewusst, um besser darauf vorbereitet zu sein. Unser Ziel ist es, den Schaden vom Film und von der Firma abzuwenden. Wir stehen hinter dir, aber wir müssen strategisch vorgehen«, David nickte, aber seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Ich verstehe, dass ihr das hättet wissen wollen. Aber das ist mein Privatleben, und ich wollte es nicht öffentlich machen«, der Vertreter des Verleihs, eine Frau mittleren Alters mit strenger Miene, schaltete sich ein.
»Unser Hauptanliegen ist die schnelle Fertigstellung des Films. Wir müssen sicherstellen, dass die Produktion nicht verzögert wird. Die Veröffentlichung muss wie geplant stattfinden«, Alejandro nickte zustimmend.
»Die Produktion wird alles tun, um den Film rechtzeitig fertigzustellen. Wir wussten von Davids Sexualität und haben das immer respektiert. Wir stehen hinter ihm und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten«, David fühlte sich kurz getröstet von Alejandros Unterstützung, doch die Erleichterung währte nicht lange, als der Leiter der PR-Abteilung, ein dynamischer Mann in seinen Vierzigern, das Wort ergriff.
»Wir müssen jetzt offensiv vorgehen. Die beste Strategie ist Transparenz. Wir sollten Sam als deinen offiziellen Partner vorstellen und damit ein Zeichen setzen. Die Öffentlichkeit wird das respektieren, und es wird das Narrativ kontrollieren«, David spürte, wie Wut in ihm aufstieg.
»Das kommt nicht in Frage. Meine Sexualität ist die eine Sache, aber ich werde Sam nicht vor die Kameras zerren, nur um meine Karriere zu retten. Er hat genug durchgemacht. Ich will Ruhe in diese Situation bringen, nicht noch mehr Öffentlichkeit«, der PR-Leiter hob beschwichtigend die Hände.
»David, ich verstehe deinen Standpunkt, aber wir müssen realistisch sein. Die Medien werden nicht aufhören, Fragen zu stellen. Wenn wir offen und transparent sind, können wir die Kontrolle über die Geschichte behalten«, David schüttelte den Kopf, seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut und Verzweiflung.
»Es geht nicht nur um mich. Es geht um Sam. Er kann das nur schwer ertragen. Die ständige Belagerung durch die Medien könnte ihn zerstören. Ich werde nicht zulassen, dass das passiert«, Jonathan legte eine Hand auf Davids Schulter.
»David hat recht. Wir müssen einen Weg finden, der nicht nur seine Karriere, sondern auch Sams Wohl berücksichtigt«, Lucy nickte langsam.
»Wir verstehen das. Vielleicht können wir einen Kompromiss finden. Ein offizielles Statement, das klarstellt, dass David sich geoutet hat und dass er um Respekt für seine Privatsphäre bittet, ohne Sams Rolle zu erwähnen«, David atmete tief durch und nickte zögernd.
»Ein Statement könnte funktionieren, solange es nicht zu detailliert wird und Sams Privatsphäre wirklich schützt«, die Vertreter der verschiedenen Abteilungen tauschten Blicke aus und nickten schließlich zustimmend.
»Gut, ein Statement wird vorbereitet«, sagte der PR-Leiter. »Wir werden es mit dir abstimmen, bevor es veröffentlicht wird.«
Das Meeting endete, und David fühlte sich immer noch aufgewühlt, aber er wusste, dass dies der beste Weg war, um sowohl seine Karriere als auch Sam zu schützen. Er verließ den Konferenzraum, begleitet von Josh, Jona und Ben, und versuchte, inmitten des Chaos einen Moment der Ruhe zu finden. Bereits am nächsten Morgen wurde folgendes Statement auf allen gängigen Plattformen verbreitet:
Liebe Fans und Freunde,
in den letzten Tagen gab es viele Spekulationen und Berichte über mein Privatleben. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Klarheit zu schaffen und eine wichtige Erklärung abzugeben. Ja, es ist wahr. Ich bin homosexuell. Dies ist eine Tatsache, die ich bisher privat gehalten habe, da ich der Überzeugung bin, dass meine Sexualität, wie bei jedem anderen Menschen auch, meine persönliche Angelegenheit ist. Ich habe mein Privatleben bewusst aus der Öffentlichkeit herausgehalten, um meine Karriere und mein persönliches Leben getrennt zu halten.
Die Umstände, unter denen diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sind, sind bedauerlich und haben sowohl mir als auch den Menschen, die mir nahe stehen, erheblichen Stress und Schmerzen verursacht. Niemand sollte gezwungen sein, solche privaten Aspekte seines Lebens unfreiwillig preiszugeben.
Ich bitte die Medien und die Öffentlichkeit um Respekt und Verständnis für meine Situation. Ich hoffe, dass meine Arbeit weiterhin im Mittelpunkt steht und nicht mein Privatleben. Es ist mein Wunsch, dass ich und die Menschen, die mir wichtig sind, unsere Privatsphäre zurückgewinnen und in Frieden leben können.
Ich bin dankbar für die Unterstützung meiner Freunde, Kollegen und Fans. Eure Worte der Ermutigung und euer Verständnis bedeuten mir sehr viel. Gemeinsam werden wir diese schwierige Zeit überstehen.
Euer,
David
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