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Take 1

David Hill saß schweigend im Wagen, die Lichter der Berliner Nacht zogen an den getönten Scheiben vorbei. Er hatte sich in die weiche Ledersitze zurückgelehnt und starrte gedankenverloren hinaus. Ben warf ihm gelegentlich einen Blick über den Rückspiegel zu.

»Du wirkst entspannt, Boss. War wohl ein guter Tag, hm?«, fragte er lächelnd. David nickte, seine Augen noch immer auf die vorbeiziehenden Lichter gerichtet.

»Ja, es war mehr als das. Es war ... erfrischend«, seine Worte klangen nachdenklich, als wären sie mehr für sich selbst als für Ben bestimmt. Dieser lächelte wieder leicht.

»Nicht oft, dass du so über einen Pressetag redest. Der Junge muss was Besonderes sein«, sagte er. Am Vormittag waren sie bei zwei Interviews gewesen und Ben hatte Bedenken, dass David sich dann am Nachmittag auch noch eine Stadtbesichtigung aufgehalst hatte, aber nun schien dies genau das gewesen zu sein, was dieser brauchte. David drehte seinen Kopf und schaute Ben nun direkt an, seine Augen ungewöhnlich klar.

»Er ist nicht nur irgendjemand, Ben. Er hat etwas ... Echtes. Es ist schwer, zu erklären. Er sieht die Welt auf eine Art, die ich fast vergessen hatte«, Ben nickte, sein Blick wanderte zurück auf die Straße.

»Ja, ich weiß, was du meinst. Menschen wie er sind selten.« David lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen, das Bild von Sams leuchtenden Augen und seinem enthusiastischen Lächeln vor seinem inneren Auge. Er konnte nicht leugnen, dass der junge Mann etwas in ihm berührt hatte, etwas, das er nicht einfach abschütteln konnte. Die Art und Weise, wie Sam seine Stadt liebte, wie er seine Geschichten erzählte, hatte David auf eine Weise erreicht, die kein Skript oder Rolle je erreicht hatte. Er öffnete seine Augen und blickte wieder hinaus in die Nacht.

»Ich brauche mehr davon. Mehr von dieser Echtheit. Mehr von dem, was mich daran erinnert, warum ich all dies überhaupt mache«, wieder nickte Ben, ein stilles Einverständnis zwischen ihnen schwebend.

»Dann musst du vielleicht herausfinden, wie viel mehr von dieser Welt du sehen kannst. Vielleicht beginnt es mit einer weiteren Führung durch Berlin«, sagte der Bodyguard.

»Vielleicht«, murmelte David, ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen. Der Gedanke, Sam wiederzusehen, schien nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit zu sein. Doch tief in seinem Herzen nagte der Zweifel – die Welt, in der er lebte, die ständige Beobachtung und die Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, machten es schwer, einfach einem Impuls zu folgen. Aber für einen kurzen, flüchtigen Moment erlaubte David sich zu träumen – von den hellen Steinen des Brandenburger Tors, von den leuchtenden Blättern im Tiergarten und von den ehrlichen, offenen Gesprächen bei einem einfachen Wiener Schnitzel. Er träumte von einer Welt, in der sein Ruhm ihn nicht definierte, und von einer Freundschaft, die vielleicht, gegen alle Wahrscheinlichkeit, wahr werden könnte. Der Wagen bog in die Auffahrt des Hotels ein, und David wusste, dass die Entscheidungen der kommenden Tage sein Leben in unerwartete Richtungen lenken könnten. Doch in dieser Nacht, mit den Bildern Berlins und Sams Lächeln in seinem Kopf, fühlte er sich freier als seit langem.

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Sam schloss die Tür hinter sich und lehnte sich für einen Moment dagegen. Die Wohnung empfing ihn mit ihrer vertrauten Stille, unterbrochen nur durch das leise Ticken der Küchenuhr. Er ließ seinen Blick durch den schmalen Flur schweifen, der in das spartanisch eingerichtete Wohnzimmer führte. Ein paar alte Möbel, ein Bücherregal voller Geschichtsbücher und Weltliteratur, und an der Wand hingen Schwarzweißfotos von Berliner Sehenswürdigkeiten – seine eigene kleine Hommage an die Stadt, die er so liebte. Er zog seine Schuhe aus und ließ sie achtlos neben der Tür stehen, bevor er langsam ins Wohnzimmer schlurfte. Die Müdigkeit der letzten Stunden begann sich nun endgültig bemerkbar zu machen, jede Zelle seines Körpers schrie nach Ruhe. Doch bevor er diesem Bedürfnis nachgeben konnte, zog er sein Handy aus der Tasche. Der Bildschirm leuchtete auf und offenbarte eine Flut von Nachrichten von Achim, die er während des Abends ignoriert hatte. Die meisten Nachrichten begannen besorgt und wurden zunehmend irritierter. Sam scrollte durch die aufgeregten Texte seines Chefs, ohne wirklich die Energie zu haben, jeden einzelnen zu verarbeiten. Die letzte Nachricht jedoch blieb ihm im Gedächtnis hängen: »Gut gemacht du Idiot«. Er konnte den sarkastischen Unterton fast hören, wie Achim es sicher gemeint hatte. Ein müdes Lächeln umspielte Sams Lippen – typisch Achim, dachte er, der wohl irgendwie von dem Abend erfahren hatte, wahrscheinlich durch die sozialen Medien oder eine andere Quelle. Mit einem Seufzen warf er das Handy auf die alte, abgewetzte Couch, ehe er noch schnell ein Wasser trank. Er wusste, dass er sich morgen mit Achim auseinandersetzen müsste, aber das war ein Problem für einen anderen Tag. Jetzt brauchte er Schlaf. Er zog sich im Stehen aus, ließ die Kleidungsstücke auf dem Boden liegen, nahm sein Handy und schleppte sich ins kleine Schlafzimmer, das gerade Platz für ein Bett und ein kleines Nachtkästchen bot. Als er sich in die kühlen Laken legte, schaltete er das Licht aus und die Dunkelheit umhüllte ihn. Die Ereignisse des Abends wirbelten durch seinen Kopf. David, das Borchardts, die Gespräche, die tiefgründiger waren, als er es von einer Arbeit erwartet hätte. Das Gefühl, das er hatte, als David ihm das Geld in die Hand drückte. Die unerwartete Wärme in Davids Augen. Trotz der Erschöpfung fühlte Sam eine ungewohnte Unruhe in sich. Er hatte das klare Gefühl, dass dieser Abend mehr war als nur eine weitere Stadtführung. Etwas hatte sich verändert, etwas in ihm. Vielleicht war es die Anerkennung, die er von David erhalten hatte, oder vielleicht war es die leise Hoffnung, die in seinem Herzen keimte, dass es im Leben noch mehr geben könnte als tägliche Routinen und finanzielle Sorgen. Er drehte sich auf die Seite und zog die Decke fester um sich. Er wünschte, er könnte die Gedanken abschalten, doch die Erinnerungen an David ließen ihn nicht los. Etwas in ihm wollte glauben, dass es ein Wiedersehen geben könnte. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, bevor er schließlich in einen unruhigen Schlaf glitt, gefüllt mit Träumen von unbekannten Möglichkeiten und dem Echo einer Stimme, die ihn mit seinem Namen rief, sanft und vertraut wie ein lang vergessenes Lied.

Sam griff verschlafen nach dem Handy, das unerbittlich auf seinem Nachttisch vibrierte. Seine Augen waren halb geschlossen, und das grelle Display blendete ihn, als er auf den Anruf blickte.

»Achim« stand da in fetten Buchstaben. Er stöhnte, rieb sich die Augen und nahm widerwillig den Anruf an, seine Stimme kratzig und müde.

»Achim, ich hatte fünf Stunden Schlaf, ich hab frei, was zum Teufel ist?«, murrte er ins Telefon. Auf der anderen Seite der Leitung konnte man das amüsierte Schnauben von Achim fast sehen.

»Morgenstund hat Gold im Mund, Sammy! Oder wie war das? Hör zu, ick hab Neuigkeiten für dich, und das kann nicht warten. Du bist in aller Munde, meen Junge!« Sam setzte sich auf, die Müdigkeit plötzlich wie weggeblasen.

»Was meinst du? In aller Munde?«

»Nun, es scheint, dass unser Freund David nicht nur ein jewöhnlicher Promikunde war. Er hat etwas gepostet ... über die Tour ... und besonders über dich. Das Ding jeht gerade durch die Decke. Die Leute fragen nach dir, wollen Buchungen. Ick sage dir, das könnte groß werden!« Sams Herz klopfte schneller.

»Er hat was gepostet? Was genau hat er gesagt?«

»Er hat ein Bild von euch beiden gepostet, am Brandenburger Tor, glaub ick. Und er hat dich namentlich erwähnt, hat jesagt, dass er dank dir eine andere Seite Berlins sehen konnte. Er hat dich als ‚den besten Guide in der Stadt' bezeichnet und seine Follower aufgefordert, dich für ihre Touren zu buchen. Ick habe schon Anfragen aus allen Ecken, sogar von ein paar lokalen Promis«, Sam war sprachlos. Sein Kopf raste, als er versuchte, die Informationen zu verarbeiten.

»U-und was machen wir jetzt?«, fragte er unsicher.

»Wat wir machen? Wir nutzen die Chance! Ick stelle dir heute frei, dich auszuruhen, aber ab morgen brauche ich dich in Bestform. Ick schick dir die Anfragen, und du sagst mir, was du übernehmen kannst. Und Sam?«, Achims Stimme wurde ernster, »Ick weiß, das ist alles plötzlich, aber das ist eine riesige Chance. Sei professionell, ja? Und ... danke, dass du nicht versaut hast«, Sam lächelte trotz der Erschöpfung.

»Danke, Achim. I-ich tu mein Bestes. Ich melde mich später, okay?«

»In Ordnung, Junge. Wir hören uns«, mit einem leichten Lachen legte Sam auf und ließ sich zurück ins Bett fallen. Was war gerade passiert? David hatte über sie was gepostet und welches Foto meinte Achim? Sam konnte sich an keines direkt erinnern. Er griff wieder nach dem Handy. Eine weitere Nachricht hatte sich in den Vordergrund gedrängt, geschrieben um drei Uhr morgens von einer ihm unbekannten Nummer. Langsam wischte er die Nachricht frei und las:

»Ich hoffe, es war okay, dass ich das Foto gepostet habe, wenn nicht – SORRY! Aber ich dachte, es hilft vielleicht. Ach, hier ist David btw«, über dem Text war ein Foto von ihm und David vor dem Brandenburger Tor zu sehen, offensichtlich von Ben aufgenommen. Sams Herz schlug einen Moment aus. Wie in aller Welt hatte David seine Nummer bekommen? Hatte die Agentur seine Kontaktdaten herausgegeben? Er starrte weiter auf das Bild, sein Herz klopfte unregelmäßig. David hatte nicht nur einen öffentlichen Post gemacht, sondern sich auch die Mühe gemacht, ihn direkt zu kontaktieren. Sam wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder Sorgen machen sollte. Einerseits war es eine unglaubliche Chance, durch die Aufmerksamkeit eines Stars könnte sich sein Berufsleben ändern. Andererseits fühlte er sich plötzlich sehr exponiert und verwundbar. Mit zitternden Fingern tippte er eine Antwort.

Sam
Klar alles gut. Achim, mein Boss dreht gerade durch. Hast du Kontakte zum FBI oder woher hast du meine Nummer?

David 
😂 nein, aber deine Agentur hatte sie mir übermittelt, falls wegen der Führung etwas sein sollte.


Sam
Ah ja, na dann. Also danke. Dank dir bin ich nun erst mal schwer beschäftigt. Sitzt du schon im Flieger?

David 
Ja, schon länger Richtung L.A. - neues Projekt. Ben pennt neben mir. Im Flugzeug gibt's keine Cheeseburger und er hatte sechs Stunden Schlaf. Mal sehen, wie ich ihn wieder aufbaue. Hab einen schönen Tag.

Sam 
Du auch. Viel Erfolg.

Sam legte zitternd das Handy auf die Seite, noch immer unsicher, was die plötzliche Aufmerksamkeit für seine Zukunft bedeuten würde.

Er goss sich gerade eine zweite Tasse Kaffee ein, als es an der Tür klingelte. Er war noch nicht ganz wach, die Ereignisse der letzten Nacht und des Morgens hingen wie Nebelschwaden in seinem Kopf. Als er die Tür öffnete, stand Jana vor ihm, seine beste Freundin und Redakteurin beim »Stern«. Sie sah aus, als wäre sie direkt aus einer Breaking-News-Konferenz gelaufen.

»Sam! Du hättest mir doch sagen können, dass du David Hill durch Berlin führst!«, ihre Stimme war eine Mischung aus Begeisterung und Vorwurf. Sie schob sich an Sam vorbei, ging zielsicher in die Küche, goss sich Kaffee ein und kam wieder zu ihm auf den Flur.

»Hey, Jana. Schön dich zu sehen, ja mir gehts gut und ich hatte gestern einfach keine Zeit, es war alles so kurzfristig«, versuchte Sam sich zu verteidigen, während er Jana ins Wohnzimmer führte. Diese warf ihre Tasche auf das Sofa und sah ihn erwartungsvoll an.

»Erzähl mir alles! Wie war er so? Ist er so heiß, wie in seinen Filmen«, ihre Augen funkelten vor Neugier. Sam rollte mit den Augen, begann aber zu erzählen, ließ die Begegnung Revue passieren, während er nebenbei seinen Kaffee umrührte. Jana hing an seinen Lippen, stellte nur ab und zu eine Frage. Doch mitten in einer Anekdote über ihr Gespräch im Borchardts vibrierte Sams Handy auf dem Couchtisch. Er griff nach dem Gerät. Eine Nachricht von Tim, einem seiner Kumpels, poppte auf: »Alter, schau auf deinen Insta-Account!«

»Was ist?«, wollte Jana wissen. Sam schüttelte den Kopf. Verwirrt öffnete er Instagram. Das Letzte, was er erwartet hatte, war eine Flut von Benachrichtigungen. Sein Feed war überschwemmt mit Likes, Kommentaren und Nachrichten. Das Foto von ihm und David vor dem Brandenburger Tor, das David gepostet hatte, war offensichtlich auch auf seinem eigenen Account geteilt worden und hatte viralen Status erreicht.

»Was zum...«, Sam starrte auf sein Handy, unfähig, die plötzliche Aufmerksamkeit zu verarbeiten. Jana, neugierig geworden, kam näher und blickte über seine Schulter.

»Oh mein Gott, Sammy, das ist ja der Wahnsinn! Du bist über Nacht berühmt geworden! Hattest du nicht nur 1000 Follower und jetzt sind ... es sind 156.000!«, Sam fühlte sich, als wäre er in einem Traum gefangen.

»Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte er und scrollte durch Hunderte von Kommentaren – alles von herzlichen Glückwünschen bis hin zu neugierigen Fragen über seine Beziehung zu David.

»Du musst das ausnutzen. Das ist eine riesige Chance!«, Jana war sichtlich begeistert, aber Sam fühlte sich überwältigt.

»I-ich weiß nicht, Jana. Das ist alles zu viel«, er legte das Handy hin und massierte sich die Stirn. Seine beste Freundin setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter.

»Hör zu, ich verstehe, dass das beängstigend ist, aber es ist auch eine Gelegenheit. Du könntest davon profitieren, mehr Touren, mehr Aufmerksamkeit ... vielleicht sogar der Job als Kurator, von dem du immer geträumt hast«, Sam sah sie zweifelnd an.

»Oder es könnte alles zerstören, was ich mir aufgebaut habe. Was, wenn das alles nur negative Aufmerksamkeit bringt?«, Jana lächelte sanft.

»Egal wie es kommt, ich bin für dich da. Wir machen das zusammen. Jetzt erzähl mir erst mal, wie das Schnitzel war«, ein Lächeln zog an Sams Mundwinkeln. Vielleicht war es nicht das Ende der Welt. Vielleicht war es nur der Anfang von etwas Neuem. Er lehnte sich zurück und begann, Jana jedes kleine Detail des Abends zu schildern, während draußen der Berliner Herbstwind durch die Straßen fegte.

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In Lucys hellem Büro in Los Angeles hatte die Stille des frühen Morgens noch in der Luft gehangen, als David sich auf das tiefe, lederne Sofa sinken ließ. Seine Agentin, eine resolute Frau in ihren frühen Fünfzigern mit einer beeindruckenden Laufbahn in Hollywood, breitete vor ihm einige Unterlagen aus.

»Also, hier ist das neue Projekt. Es ist ein biografisches Drama über einen Arzt, der in den 1980ern nach Mexiko ging, um bei der Bekämpfung einer mysteriösen Epidemie zu helfen. Der Film zeigt seinen Kampf gegen politische Widerstände, persönliche Opfer und die Entdeckung eines bahnbrechenden Heilmittels. Es ist eine tiefe menschliche Geschichte mit viel Herzschmerz und Triumph – echtes Oscar-Potenzial«, David, noch sichtlich müde vom Flug und dem Jetlag, lehnte sich vor, sein Interesse geweckt.

»Das klingt faszinierend. Wer führt Regie?«

»Alejandro Gómez, ein aufstrebender Regisseur aus Argentinien. Er hat diesen einzigartigen visuellen Stil – sehr intensiv, sehr persönlich. Er will dich unbedingt für die Rolle des Dr. Alexander Stuart. Casting ist heute Abend«, Lucy schob ihm ein Skript über den Tisch.

»Ich mache das Casting. Kein Problem«, David blätterte durch das Skript, seine Augen leuchteten bei den dichten Dialogen und den kraftvollen Szenen. Lucy beobachtete ihn einen Moment, dann wechselte sie das Thema: »Erzähl mir von Berlin. Du warst ziemlich beschäftigt mit den Presse-Events, oder?«, David nickte, legte das Skript beiseite und sein Gesicht hellte sich auf, als er von Berlin erzählte.

»Ja, die Presse-Events waren super, aber das Highlight war die Stadtführung. Ich hatte diesen unglaublichen Guide, Sam. Er hat mir Berlin auf eine Art gezeigt, die ... ich weiß nicht, es war einfach anders. Authentisch weißt du?« Lucys Augenbrauen hoben sich, ein Funke von Misstrauen in ihrem Blick.

»Sam, hm? Erzähl mir mehr über ihn.«

»Er kennt die Stadt wie seine Westentasche. Es war faszinierend, all die Geschichten und kleinen Details zu hören. Er hat diese Art, Geschichte lebendig zu machen ... es war inspirierend«, schwärmte David.

»Klingt, als hätte er ziemlichen Eindruck hinterlassen«, bemerkte Lucy trocken, während sie eine Notiz machte.

»Gut, dass du positive Erlebnisse hattest. Es ist wichtig, dass du auch außerhalb der Kamera inspiriert bleibst«, David nickte, sein Blick wanderte kurz zum Fenster, wo die Morgensonne den Himmel über L.A. erhellten. In seinem Inneren wuchs die Erkenntnis, dass Sam mehr als nur ein guter Guide gewesen war, eine Tatsache, die er noch zu begreifen versuchte. Schnell schüttelte er den Gedanken ab. Er nahm wieder das Skript zur Hand.

»Ähm ... wann soll es denn losgehen?«, fragte er.

»Im März nächstes Jahr, also noch gute fünf Monate Zeit«, sagte Lucy. David nickte zustimmend.

»Also im März, hm? Haben wir irgendwelche Überschneidungen mit anderen Projekten, die ich in der Pipeline habe?«, Lucy überprüfte kurz ihre Unterlagen und schüttelte dann den Kopf. »

Nein, alles sauber. Dein Terminkalender ist um die Zeit herum frei. Wir haben vorsichtig geplant, damit du dich voll und ganz auf dieses Projekt konzentrieren kannst.«

»Perfekt«, David stand auf, das Skript fest unter dem Arm. »Ich werde mich jetzt zurückziehen und mich darauf vorbereiten.«

»Gut, David. Halte mich auf dem Laufenden, wie es läuft. Und nicht zu viel Stress«, gab Lucy ihm noch mit auf den Weg, während sie ihn zur Tür begleitete.

Draußen wartete Ben bereits in der Lobby des Agenturgebäudes. Sie tauschten ein paar Worte, dann stieg David in das Auto.

»Zurück ins Hotel, Ben. Ich hab Arbeit vor mir.«

»Klar, Boss. Ich denke, ich suche mir danach was zu Essen. Habe seit dem Frühstück nichts mehr gehabt.« Ben klang gelassen, auch wenn sein Magen offenbar anderer Meinung war. Dabei war das Frühstück keine Stunde eher. Im Hotel angekommen, verabschiedete sich David von Ben und betrat seine Suite. Das Zimmer im luxuriösen Hotel bot alles, was man sich nur wünschen konnte, aber ihm war vor allem der Balkon wichtig. Er trat hinaus und blickte über die weitläufige Stadt Los Angeles. Die Aussicht hier war immer wieder beeindruckend, und der Balkon bot ihm einen Moment der Ruhe und Isolation von der hektischen Welt Hollywoods. Er ließ sich auf die weiche Polsterung des Balkonsessels nieder und entsperrte sein Handy. Er scrollte kurz durch seine Kontakte, bis er Josh fand. Josh war sein bester Freund seit ihrer gemeinsamen Zeit im Internat. Er lebte in London, war Barkeeper aus Leidenschaft und genau wie David schwul. Er hatte Josh in einer Phase seines Lebens kennengelernt, als er noch dabei war, seine eigene Identität zu formen. Josh war es gewesen, der David die Augen dafür geöffnet hatte, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte. Es war während einer unbeschwerten Sommerpause, die sie zusammen in London verbracht hatten, voller langer Nächte und tiefgründiger Gespräche, die oft bis in die frühen Morgenstunden andauerten. Josh hatte damals schon offen seine Sexualität gelebt, und seine Unbekümmertheit und Akzeptanz seiner selbst hatten David den Mut gegeben, sich seinen eigenen Gefühlen zu stellen. Sie hatten miteinander geschlafen, aber mehr war nie daraus geworden. Josh taugte nicht für Beziehungen und am Ende waren sie einfach beste Freunde. Trotz seiner Erkenntnisse über seine sexuelle Orientierung hatte David beschlossen, sein Privatleben streng von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Die Filmbranche konnte gnadenlos sein, und er wollte nicht, dass seine Karriere unter seiner Sexualität litt. Nur ein sehr enger Kreis von Vertrauten wusste davon – neben Josh waren das nur Lucy, seine Agentin, seine beste Freundin Tracy, seine Eltern und Ben, sein langjähriger Freund, Assistent und Bodyguard. Dieser kleine Kreis von Vertrauten bot ihm einen Rückzugsort, an dem er ganz er selbst sein konnte, ohne Furcht vor den Urteilen der Außenwelt.

In London musste es nun sieben Uhr abends ein und David hoffte, dass Josh nicht gerade hinter der Bar stand. Nachdem er die Nummer gewählt hatte, klingelte es nur kurz, bevor Josh mit seiner unverwechselbaren, überschwänglichen Stimme abnahm.

»David! Mein Gott, du Lebemann, meldest dich ja nur noch, wenn du auf einem anderen Kontinent bist! Wie konnte ich nur so lange nichts von dir hören?«, empfing Josh ihn mit vorwurfsvollem Ton. David lachte leise.

»Tut mir leid, Joshi, es war wahnsinnig viel los. Du weißt doch, wie das ist. Störe ich? Arbeitest du?«

»Ja, ja, immer beschäftigt, Mr. Hollywood. Nein, hab frei und sitze mit einem Cosmo auf der Couch. Aber jetzt erzähl! Wie war Berlin? Und wer ist dieser unglaublich gut aussehende Guide? Ich habe das Foto gesehen, du Schlingel!«, drängte Josh neugierig. David lehnte sich zurück und blickte in azurblauen Himmel über L.A., während er von Berlin zu erzählen begann.

»Berlin war fantastisch, wirklich eine unglaubliche Stadt. Und der Guide, Sam, er hat die Stadt wirklich zum Leben erweckt. Er kennt jede Ecke, jede Geschichte...«, Josh unterbrach ihn sofort, kaum verhohlener Spott in seiner Stimme: »Ach, komm schon, Dave! Ich meine nicht die Stadt, ich meine ihn. Sam, war das sein Name? Er sieht aus wie genau dein Typ!«, David seufzte und ein Lächeln spielte um seine Lippen.

»Ja, er ist ... er war wirklich großartig. Intelligent, witzig, und ja, er sieht gut aus. Aber ich bin doch dort gewesen, um zu arbeiten, Josh.«

»Arbeiten, ja sicher«, kicherte dieser. »Du und deine ‚Arbeit'. Aber im Ernst, denkst du, du wirst ihn wiedersehen?« David zögerte einen Moment, dann gab er zu: »Ich weiß nicht. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht hoffe. Aber das Leben ist kompliziert, und du weißt, wie es mit meiner Karriere steht«, Joshs Stimme wurde weicher, verständnisvoller.

»Ich weiß, Schatz. Aber m-manchmal muss man auch ein bisschen für das persönliche Glück kämpfen, nicht wahr?« David nickte, auch wenn Josh ihn nicht sehen konnte.

»Vielleicht hast du recht. Ich werde sehen, was passiert. Erst mal muss ich das Casting heute Abend überstehen.«

»Oh, ein Casting? Erzähl ...«, forderte Josh. David erzählte und Josh zeigte sich begeistert, allerdings schien seine Begeisterung eher Mexiko selbst als der Rolle zu gelten, die David übernehmen sollte.

»Mexiko, wow! Stell dir vor, die Strände, das Essen, die Partys!« Josh' Stimme klang durch das Telefon fast so, als wäre er selbst schon auf dem Weg dorthin. David konnte nicht umhin zu lächeln.

»Ja, es klingt nach einem Abenteuer. Und die Rolle ist ziemlich intensiv. Es ist eine echte Herausforderung.«

»Ach, du wirst das großartig machen, wie immer. Aber denk dran, auch ein bisschen Spaß zu haben, okay? Nicht nur Arbeit, Arbeit, Arbeit«, David versprach, es zu versuchen, und nachdem sie noch einige Minuten geplaudert hatten, verabschiedeten sie sich. Josh wünschte ihm viel Erfolg beim Casting am Abend, und David dankte ihm, bevor er das Gespräch beendete. Dann blieb er allein auf seinem Balkon zurück, die Gedanken schweiften zwischen dem bevorstehenden Casting und den Erinnerungen an Sam hin und her. Er war kurz davor dem anderen zu schreiben, verwarf den Gedanken dann aber, griff nach dem Skript und begann sich vorzubereiten. 

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