Letzte Erinnerung(41)
Stunden vergingen und ich war schon fast fertig mit meinem Zimmer. Cisco war bereits mit der Küche fertig und half Caitlin mit dem Schlafzimmer. Da ich gefühlt jedes zweite Objekt begutachtete, bevor ich es einpacken oder spenden ließ, brauchte ich doppelt so lange.
Ich war eigentlich fast fertig, es fehlt nur mein Schreibtisch. Da ich ihn kaum genutzt habe, würde das eigentlich auch schnell gehen. Ich nahm den Bilderrahmen, der auf der linken Seite vom Tisch stand und begutachtete ihn.
Es waren meine Mutter und ich drauf zusehen. Wir lachten herzlich und im Hintergrund konnte man den Strand vom Miami Beach sehen. Der Himmel war rötlich getaucht durch den Sonnenuntergang der anfing zu dämmern. Meine Mutter trug ein lockeres rotes Kleid und hatte ihre schulterlangen braunen Locken offen hängen und sah mich lachend an. Ich trug dasselbe Kleid nur in Gelb und lachte in die Kamera.
Behutsam strich ich mit meinem Daumen den Rahmen entlang und lächelte leicht in mich hinein.
"Klopf, klopf."Kam es von Caitlin, die dabei klopfte und ihren Kopf aus der Tür steckte.
"Hey."Lächelte ich und legte das Bild in ein gut gefüllten Karton.
"Schwelgst du in Erinnerungen?"Fragte sie und lief zu mir. Sie sah dabei durch den schon leeren Raum und stand zuletzt bei mir. Ihr Blick fiel auf das Bild, welches ich beäugt hatte und sie lächelte traurig.
"Ich hab deine Mutter nur kurz kennengelernt,aber dennoch war ich froh eine so wundervolle Frau gekannt zu haben."Caitlin nahm dabei das Bild aus dem Karton und betrachtete es ebenfalls.
"Das war nach meinem Abschluss. Ich wollte schon immer mal ein Sonnenuntergang am Strand sehen."
Caitlin nickte und legte das Bild zurück. "Wie es aussieht, bist du fertig." Caitlins Blick scannte den Raum erneut ab und schnappte sich ein Umzugskarton.
"Ich bringe es unten hin zu den anderen Kartons. Iris ist da und hat uns Pizza gebracht."
Stumm nickte ich und widmete mich wieder meinem Tisch. Ich packte auch die letzten Sachen in den Karton und schloss ihn.
"Brauchst du Hilfe?"Ertönte plötzlich Barry's Stimme und mein Herz setzte einen Moment aus. Etwas erschrocken sah ich hoch, ließ es mir aber nicht anmerken.
"Ähm... nein, danke schon gut. Ich bin gerade fertig geworden."Dabei sah ich auf den Karton und drückte ihn nochmals fester zu. Es herrschte kurz Stille. Eine für mich unangenehme Stille.
"Hab ich irgendetwas falsch gemacht?"Unterbrach Barry das Schweigen. Überrascht von dieser Frage sah ich ihn an.
"Barry. Nein, das hast du nicht."
"Ich... keine Ahnung du wirkst nur so abweisend." Erläuterte er und sah mir in die Augen. Sein Blick sah traurig und etwas mitleidig aus.
"Es ist nur, dass mir alles zu Kopf steigt. Mein Vater, die Beerdigung, dieses Haus und meine Kräfte!" Platzte es aus mir heraus. Selbstverständlich ließ ich den Part mit ihm und seiner neuen Freundin aus. "Ich kann das alles nicht! Ich schaff das nicht!"Schniefte ich. Barry's Blick wurde weicher und gleich danach zog er mich in seine Arme.
Auch wenn ich dass nicht wollte, in seinen Armen zu liegen und meine Gefühle überhaupt zu offenbaren, ich konnte nicht. Aber es tat auch so gut bei ihm zu sein. Es mag kitschig klingen, aber er ist die Luft die ich zum Atmen brauche. In dieser ganzen Zeit, die ich durchgemacht habe, hat er mir immer das Gefühl gegeben geschätzt, akzeptiert und sicher zu sein. Das ich überhaupt Kontakt mit einem Mann habe, nach der Sache mit meinem Vater, zeigt das Barry ein ganz Besonderer ist. Aber egal wie oft ich versuche, ihn zu vergessen oder zu ignorieren, lande ich genau da, wo ich normalerweise nicht sein sollte.
In seinen Armen. Bei ihm.
"Ist schon gut."Flüsterte er und drückte mich fester an ihn. "Du bist die stärkste Frau die ich je kennengelernt habe. Du bist intelligent, mutig und herzensgut. Du hast das mit Reverse Flash überlebt also wirst du alles schaffen."
Mittlerweile sah ich ihn mit tränendurchschleierten Augen an, war jedoch immer noch fest in seinem Griff. Der Kloß im Hals und die Überforderung war zu groß, um irgendetwas raus zubringen. Meine Stimme so dünn und zerbrechlich. Daher sah ich ihn lächelnd und weinend an und lehnte meinen Kopf in sein seine Halsbeuge.
"D-Danke."Brachte ich schluchzend raus, worauf er nur mein Kopf streichelte, um mich zu beruhigen.
Wir verharrten eine Weile so, bis ich mich ansatzweise beruhigt hatte. Dabei genoss ich jeden Moment bei ihm, denn wer weiß ob ich jemals wieder so bei ihm liegen werde. Doch ich verfluchte mich auch, denn ich wollte nicht mehr weinen, vor allem nicht vor Barry. Ich will nicht schwach und zerbrechlich wirken. Doch er hat so langsam die komplette Kontrolle über mich, und das weiß er nicht mal...
"Hey ist- oh mein Gott Abigail! Alles in Ordnung?"
Linda.
Ich hob mein Kopf und sah sie an. Gleich darauf löste Barry seine Umarmung auf und die wohltuende Wärme verschwand. Ich fühlte mich wieder einsam.
"Ja... ich- ich..." Stammelte ich, aber Linda zog mich ebenfalls in eine kurze Umarmung. Wir lösten uns, jedoch hielt sie sich an meinen Oberarmen fest.
"Ich weiß was dir gut tun wird."
Barry? Ja.
"Was denn?"Fragte ich und wurde etwas flau im Magen. Überraschungen sind nicht mein Favorit.
"Ein Abend, wo wir alle gemeinsam etwas lustiges und entspanntes tun." Löste Linda ihren Vorschlag auf.
Ja klar, ein Abend wo ich sie mit Barry rum kuscheln sehe und wie sie sich verliebt ansehen. Jetzt weiß ich wie sich Barry gefühlt hat als er Iris und Eddie zusammen gesehen hat.
Apropos Iris.
"Ja, klingt gut, aber vielleicht mal anders, ich hab viel zu tun."Wank ich dankend und höflich ab.
"Klar kein Ding, wir haben genug Zeit. Oder nicht Bar?"Fragte sie an ihn gewand und ging auf ihn zu.
"Ja, das stimmt,"Er lächelte mich schüchtern und ehe Linda ihn küsste. Ich sah weg und nahm den Karton.
Ich lief aus dem Zimmer und der Fakt, das sie stehen blieben und weiter rummachten, verletzte mich sehr. Aber eigentlich sollte es mich nicht verletzten. Ich sollte mich für die beiden freuen. Sie sind glücklich und Linda hassen kann ich nicht. Sie ist eine nette Person und hat jemanden wie Barry verdient. Dennoch konnte ich diese Eifersucht nicht zügeln.
Ich lief die Treppen runter und sah schon die anderen im Wohnzimmer. Als ich Iris erblickte, kam sie mit schnellen Schritten zu mir und begrüßte mich ebenfalls.
"Hey." Begrüßten wir uns und ich merkte, das Eddie ebenfalls da war. Auch ihn umarmte ich, da wir uns so langsam kennen lernten.
"Danke das du gekommen bist."Flüsterte ich an Iris gewand, sodass nur sie es hören konnte. Sie nickte wiederum, nahm meine Hand und drückte sie sanft, als Zeichen, dass sie es für selbstverständlich meint.
"Ich hoffe ihr habt Hunger."Rief Eddie alle zusammen und deckte den Tisch. Er nahm sich die Teller und verteilte sie auf den Tisch.
"Oh ja, vor allem unsere Abi. Wir müssen schauen das sie genug isst, sonst vergisst sie es." Rief Cisco und alle lachten. Auch ich stimmte mit ein, da es nun mal die Wahrheit war.
Gleich danach liefen Barry und Linda Hand in Hand runter, und mein Lachen verschwand. Um mich abzulenken, nahm ich die Gläser und stellte sie ebenfalls auf den Tisch.
Auch wenn ich wieder den Blick auf das neue Pärchen meiden wollte, erwischte ich mich dennoch manchmal, wie ich sehnsüchtig zu Barry sah.
-
"Und dann hab ich ihn festgenommen." Erzählte Eddie seine Geschichte zu Ende. Er hatte heute morgen einen bewaffneten Dieb entwaffnen und festnehmen können.
"Respekt."Kam es von Cisco und die anderen stimmten mit ein.
Doch ich sah die ganze Zeit nur auf den Tisch, aß meine Pizza und versuchte zuzuhören.
Genau mir gegenüber saß Barry, dessen besorgten Blick ich manchmal auf mir spürte.
Als die Pizza aufgegessen und die Kartons eingeladen wurden, räumte ich mit Caitlin und Iris den Tisch.
"Danke, Iris, für heute."Kam es wider von mir, als ich die Gläser abtrocknete.
"Ach." Wank die braunhaarige ab. "Ich dachte nur das dieses Haus mit diesem Abend als letzte Erinnerung gespeichert werden sollte. Iris saß auf dem Küchentresen und sah uns zu.
"Das war eine gute Idee."Lobte Caitlin die Idee und nahm das trocken gemachte Glas aus meiner Hand und räumte sie in den Umzugkarton, auf dem sich das Wort Küche mit schwarzer Schrift zierte.
Ich trocknete meine Hände und sah mich nochmals im Raum um, um ja nichts zu vergessen.
"Wo wohnst du eigentlich jetzt?"Neugierig sah mich Iris an, die mir meinen Mantel überreichte. Ich nahm ihn an und zog ich während dem Antworten an.
"Ich bleibe erstmals bei Caitlin bis ich mein Appartement eingerichtet habe."
"Ach so, also du hast schon eine Bleibe. Gut, denn wenn was ist, du kannst jederzeit zu mir und Eddie kommen."
"Danke, Iris."
Mein Blick schwenkte von Iris in den Raum. Das letzte mal, das ich hier sein werde.
Alte Erinnerungen kamen hoch. Erinnerungen, wie ich mit meiner Mutter lachend auf dem Sofa saß und Serien geschaut haben, oder einfach nur gekuschelt und geredet haben.
"Abi?"
Die dumpfe Stimme von Caitlin wurde immer deutlicher, bis ich von meinen Gedanken erwachte und sie ansah.
"Ist alles in Ordnung? Brauchst du ein Moment?"Kam es besorgt von Iris, jedoch schüttelte ich den Kopf und erwiderte "Nein, die letzte Erinnerung sollte unser gemeinsames Essen sein."
Mein Blick schweifte ein letztes Mal durch den Raum, ehe ich zur Tür ging und mit zitternden Händen die Schlüssel nahm.
Ich schloss ab und drehte mich mit dem Rücken zur Eingangstür.
Die anderen standen bereits bei den Autos und lächelten mir Mut zu.
"Danke Leute. Ohne euch, hätte ich das echt nicht-"
"Komme ich zu spät?" Fragte plötzlich mein Vater und ich sah ihn geschockt an.
"Hey, lassen sie Abigail in Ruhe und verschwinden sie."Fauchte Barry und trat hervor.
"Barry, nicht."Meinte ich und lief die Eingangsstufen herunter, blieb aber bei der letzten stehen.
"Niedlich. Ist das dein Freund?" Lachte er und sah zwischen mir und Barry hin und her. Ohne aber auf eine Antwort zu warten, redete er weiter. Diesmal an Barry gewandt.
"Und du mein Freund, lässt mich mit meiner Tochter reden wenn ich will. Du kannst mir nichts vorschreiben, was ich tun soll."Brummte mein Erzeuger zurück und sah Barry wütend an, welcher meinen Vater ebenfalls mit einem feindseligen Blick ansah.
Barry's Augen spuckten nur so vor Wut und ich konnte mich nicht erinnern, ihn so wütend erlebt zu haben.
Als sich die beiden stumm weiter ansahen, räusperte ich mich.
"Was willst du hier?"
Ich versuchte stark zu klingen, aber der bekannte Kloß in meinem Hals kam zurück.
"Nun, eigentlich wollte ich euer Haus anschauen, aber da du ja jetzt alles weggebracht hast, denke ich hat es sich erledigt."
"Ja, gehen Sie."Stimmte Cisco neutral zu. Sein Blick jedoch war ebenfalls weniger freundlich.
"Nette Freunde hast du."Ignorierte mein Vater Cisco und kam einen Schritt näher. Ich sah im Augenwinkel wie Barry sich verkrampfte und einen Schritt nach vorne machte, Linda ihn aber aufhielte.
Mein Vater blieb wortlos vor mir stehen und musterte mich einige Minuten ab. Dann formte sich ein schelmisches Grinsen und er drehte sich zu den anderen.
"Hast du denn deinen Freunden erzählt, welche schöne Zeit wir hatten?"
"DU ARSCH!"Rief ich und verpasste ihn eine Ohrfeige.
"ABI!"
Caitlin eilte zu mir und hielt mich von ihm ab, ihn noch mehr zu schlagen. Doch ich versuchte mich gegen Caitlin und inzwischen Cisco, der gekommen ist, um Caitlin zu helfen, zu wehren.
"DU HAST ALLES KAPUTT GEMACHT! FAHR ZUR HÖLLE! DU HÄTTEST STERBEN MÜSSEN UND NICHT MOM!"
Ich schrie und weinte weiter, während mich Cisco und Caitlin festhielten und versuchten zu beruhigen.
"Hahaha. Ach, Abigail."Lachte mein Vater. "Wenn du dich nur gerade sehen könntest."
Er lachte weiter. Zeigte keinen Funken Reue.Nichts.
Ich ließ nach und sah ihn nur verhasst an.
Doch plötzlich fasste sich mein Vater an die Stirn und verzerrte sein Gesicht, als hätte er Schmerzen. Er fing an vor Schmerz zu zischen.
Doch ich bekam keine Sorge, was mit ihm los sei. Ich hoffte einfach nur weiter, das seine Schmerzen schlimmer werden und nicht aufhören.
"Oh Gott."Zischte er weiter und sackte mit seinem rechten Knie auf den Asphalt. Dabei hielt er sich sein Kopf mit beiden Händen fest und drücke seine Augen zu.
"ABI"!Rüttelte mich Cisco flüsternd, und es war, als wäre ich von einem Traum aufgewacht.
Auch mein Vater raffte sich auf und strich sein Anzug glatt. Er sah uns alle nochmals an und ging weg.
"Das warst du." Flüsterte mir Caitlin zu.
Ich sah sich geschockt aber auch verwirrt an.
"Das waren deine Kräfte."
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