Hoch emotional(48)
Ralph und ich einigten, dass ich ihn am nächsten Tag in seinem Büro besuche, um den neuen Plan und meine dazugehörige Idee zu besprechen. Ich setzte ihn, nach seinem Wunsch, vor seinem Büro ab und fuhr zur Trauerfeier zurück. Leider konnte Ralph nicht länger bleiben, dennoch freute mich es, dass er sich die Zeit für mich genommen hatte.
Da mein Vater das meiste ohne meine Einwilligung und ohne Absprache organisierte, erfuhr ich erst heute, dass das gemeinsame Essen im alten Haus von mir und meiner Mutter stattfand. So viel dazu, dass die letzte Erinnerung vom Haus das Essen mit meinen Freunden war.
Als ich neben den anderen Autos parkte, schnallte ich mich ab, blieb jedoch im Auto sitzen. Ich beobachtete wie manche Freunde, Verwandte und Bekannte sich auf der Veranda unterhielten oder wie manche ein- und aus gingen. Ich lehnte mich nach hinten und atmete gestresst aus.
Meine Gedanken fielen auf meine Doppelgängerin, Abigail. Der Abend, an dem sie uns alles gestand, habe ich mich zu Ralph geflüchtet, um ihn ebenfalls alles zu erzählen. Doch bereue es, dass ich Abi nicht noch ein letztes mal gesehen habe. Mir wären noch ein paar letzte Fragen eingefallen, die nicht um meine Kräfte und meine Zukunft explizit handelten.
Wie hat sie den Schmerz überstanden? Hat sie das Haus auch verkauft und sich eine neues Appartement geholt? Wie übersteht sie dass mit Barry und Linda? Und allgemein mit Barry?
Doch mir fiel ein, dass sie jemanden anderes an ihrer Seite hat. Jedoch ist unser Leben nicht gleich bestimmt, heißt also, dass ihr Freund nicht unbedingt auch meiner wird.
Überfordert mit den Gedanken, stieg ich aus und schloss das Auto. Ich lief durch kleine Pfützen, die sich durch den Regen am Asphalt gebildet hatten.
Bereits an der Veranda wurde ich begrüßt, umarmt und getröstet. Alles nur höfliche Gesten. Am nächsten Tag werde ich sowieso von den meisten vergessen.
Meine Negativität wurde jedoch von einem sanften Schultertippen unterbrochen, welches von einer älteren Dame stammte. Sie war ungefähr Mitte fünfzig und leichte Lach-, Stirn- und Augenfalten zierten ihr schmales Gesicht. Sie trug ein schwarzes anliegendes Kleid, welches ihre gute Figur, trotz Alters, leicht betonte.
"Guten Tag.", begrüßte ich sie höflich, jedoch verwirrt, da ich nicht wusste, wer sie war.
"Hallo, Abigail. Ich bin Mrs Maiers. Wir hatten noch nicht die Gelegenheit uns vorzustellen. ", sie reichte mir ihre Hand, welches mit einem schwarzen Lederhandschuh bedeckt wurde und ich schüttelte sie leicht. "Erstmal, mein Beileid zu diesem tragischen Ereignis. Ich wünsche Ihnen nur alles Gute, sodass sie diese schwere Zeit durchstehen können."
"Vielen Dank, ich weiß dies sehr zu schätzen.", lächelte ich dankend und hörte ihr weiter zu und bemerkte Barry und die anderen, die mit etwas Abstand hinter Mrs Maiers standen, und mir zu lächelten und wanken.
"Ich habe mit Ihren Vater die Beerdigung organisiert und wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Bezahlung erfolgreich abgeschlossen wurde."
"Warten Sie, wer-" "Ihr Vater war so reizend und hat die Kosten vollständig übernommen. Was ein Gentlemen, nicht wahr?", lachte sie entzückt, wobei ich ein gequältes Lächeln hervorbrachte und ein falsches Lachen aufsetzte.
Nein, nein war er nicht.
"Ah, wenn man vom Teufel spricht." , lachte sie und mein Vater stimmte auf einmal mit ein.
"Sehr wohl, Mrs Maiers."
Die beiden lachten und augenblicklich spannte ich mich an, da er neben mir stand. Sehr nah. Panisch sah ich zu den anderen, die das Geschehen bereits mitverfolgten und Barry so aussah, als würde er jeden Moment meinen Vater attackieren.
"Ich habe Ihrer Tochter gerade eben erzählt, wie ich es überaus reizend von Ihnen finde, die gesamten Kosten zu übernehmen.", teilte sie ihm mit, vorauf mein Vater eine abwertende Handbewegung machte.
"Ach, dass ist doch das mindeste. Ich tue alles für Menschen die ich liebe."
Ich verkrampfte mich noch mehr. Nicht nur wegen den Worten, sondern dass er seine Hand an meinem Rücken legte. Meine Atmung wurde schnell und flach und ich versuchte, mich zu beruhigen.
"Das ist so überaus liebevoll." Schwärmte die ältere Dame. "Sie können sich wirklich glücklich schätzen, einen so überaus fürsorglichen Vater zu haben."
"Ach, hören Sie auf, sonst werde ich noch rot.", lachte mein Vater.
"Entschuldigen Sie die Störung, aber ich würde gerne Abigail entführen, wenn Ihnen dass nichts ausmacht.", hörte ich Barry neben mir, der ohne auf eine Antwort zu warten, meine Hand nahm und mich von dieser misslichen Lage rettete.
"Danke.", flüsterte ich verängstigt, worauf er mir nur versichernd den Rücken streichelte. Wir liefen vom Eingangsbereich zum Wohnzimmer, wo schon die anderen auf uns warteten.
"Alles in Ordnung? Hat er irgendwas gemacht?"Kam es schlagartig von Cisco, als wir bei den anderen waren. Ich atmete erstmals durch und sah flüchtig zu meinem Vater, der in diesem Moment ebenfalls zu mir schaute und mir ein teuflisches Grinsen zu warf. Augenblicklich sah ich weg und schloss für einige Sekunden die Augen. Barry, der mich immer noch tröstete, festigte seine Griff und ich lehnte mich kurz an seine Brust.
Binnen Sekunden war ich ruhiger und ich erzählte den anderen vom Geschehenen. Fassungslos sahen mich Cisco, Linda, Caitlin und Barry an. Doch froh um den Themenwechseln, sprachen wir endlich mal über etwas anderes als Hass, Tod und Stress.
Mittlerweile ersetzte Linda meine Stelle bei Barry, denn als Iris und Eddie zu uns kamen und ich die beiden umarmte, nahm Linda die Chance und kuschelte sich bei ihrem Freund ein.
Aber kann man ihr das Übel nehmen?
-
Nach dem die Feier (endlich) zu Ende war, verabschiedeten sich noch alle Gäste bei mir und mir nochmals Beileid zu wünschen.
Erschöpft und ausgelaugt setzte ich mich auf die Stufen und vergrub mein Gesicht in meine Hände. Kann dieser Tag noch schlimmer werden?!
"Das muss echt ein anstrengender Tag für dich gewesen sein." Klang die Stimme von meinem Vater hinter mir und ich blickte auf. Mein Dad stand hinter mir, da er anscheinend im Obergeschoss gewesen sein musste.
Hätte ich bloß nicht gefragt.
Ich senkte wieder mein Blick und rutschte zur Wand, sodass er durch konnte. Das tat er auch, doch er blieb vor mir stehen. Da ich einfach keine Kraft mehr hatte schwieg ich und sah auf meine Hände.
"Was ist denn los?" Kam es fragend von ihm und er setzte sich in die Hocke.
"Geh einfach weg." Erwiderte ich kraftlos und hoffte, dass er es dabei belassen würde.
Falsch gedacht.
"Redet man so mit seinem Vater?", fragte er gespielt verletzt und ergötzte sich sicherlich an meiner Kraft- und Hilflosigkeit. So wie damals...
"Bitte. "Flehte ich mittlerweile leise, wurde aber unterbrochen.
"HEY!" Kam es wütend von Barry, der mit schnellen Schritten auf uns zu kam.
"Du schon wieder.", genervt und unbeeindruckt sah mein Vater Barry an, der immer näher kam. Bevor er aber noch etwas weiteres äußern konnte, landete Barry's Faust im Gesicht meines Vaters.
Erschrocken keuchte und richtete ich mich auf, da ich mit dem nicht gerechnet hatte. Auch die anderen stoppten mit ihren Gesprächen, als sie mein Vater schmerzvoll am Boden lagen sahen.
"Es reicht Ihnen schon nicht, dass Sie Abi damals traumatisiert und terrorisiert haben! Aber sich auch noch das Recht nehmen, an so einem Tag, sich so zu verhalten!? Und sie sollen ein guter Mann, Vater und Richter sein!?" Barry's Stimme wurde immer lauter und zorniger.
Mein Erzeuger lag immer noch am Boden, mit dem Blick auf Barry gerichtet und eine Hand an seine mittlerweile gebrochene Nase, um die Blutung etwas zu stoppen, was jedoch sinnlos war.
"Wenn ich Sie noch einmal in Abigail's Nähe sehe oder ich sie nur erwische, wie Sie sie ansehen, schwöre ich ihnen dass es nicht nur bei einem Schlag ins Gesicht bleibt! Und jetzt, verschwinden Sie von hier. SOFORT!"
Mein Vater wimmerte kurz auf aufgrund der plötzlichen Lautstärke und rappelte sich mit wackeligen Beinen auf. Ich kann mir nicht vorstellen, mit welcher Kraft Barry geschlagen haben muss. Vor allem da er kein normaler Mensch und somit keine normalen Kräfte besitzt, wie andere.
Als mein Vater stand und sich sein Anzug glatt legte, sah er kurz zu mir, wurde jedoch erneut von Barry unterbrochen, der ihm wiederholt ins Gesicht schlug.
"HABE ICH MICH NICHT DEUTLICH AUSGEDRÜCKT?"
"Barry!"Rief ich erschrocken und stand augenblicklich auf. Acch die anderen rannten zu ihm und hielten den wütenden Braunhaarigen zurück.
Mein Vater stand erneut auf und ging, ohne ein Blick auf mir oder den anderen, mit einem Kiefer- und Nasenbruch weg.
"Beruhig dich!"Mahnte Cisco, der Barry besorgt ansah. "Was ist bloß in dich gefahren, Alter?"
Barry, der seine Atmung mittlerweile in Griff hatte, nickte Cisco zu und sah zu mir. Suchend nach Worten sah ich ihn an und ging die letzte Stufe runter, auf ihn zu. Wir sahen uns einen Moment wortlos an, ehe ich mich räusperte.
"Danke. Ich wollte das schon immer machen.", ich lachte leicht und umarmte ihn stürmisch, was er erwiderte.
"Das nächste mal lässt du mir ein Schlag übrig." Witzelte Cisco zu Barry.
-
"Wohin fahren wir?", aufgeregt beobachtete ich die vorbeiziehenden Straßen, als wir in meinem Auto saßen. Caitlin am Steuer, ich beim Beifahrersitz und die Jungs hinten.
Sie hatten gesagt, dass sie eine Überraschung für mich parat hatten.
"Wir sind gleich da.", teilte Caitlin schmunzelnd mit und sah mich kurz an, bevor sie wieder ihren Blick auf die Straße wendete.
Als sie jedoch anhielt und wir alle ausstiegen, kam Barry auf mich zu und hielt eine Augenbinde in seiner Hand.
"Darf ich?"
Nickend drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm und schloss meine Augen. Mein Herz schlug schneller und schneller, aufgeregt, was mich gleich erwarten würde.
Barry legte vorsichtig die Augenbinde um und knotete sie zu. Anschließend spürte ich, wie er sein Arm um meine Schulter legte, um mich so führte.
"Oh man, was habt ihr da nur ausgedacht."Murmelte ich und hörte die anderen schmunzelnd. Ich bekam mit, wie wir in ein Gebäude betraten und Stufen aufstiegen.
Nach ungefähr fünf Minuten jedoch, blieben wir stehen und eine Tür wurde aufgeschlossen.
"Bereit?"Flüsterte Barry hinter mir ins Ohr und verursachte so eine Gänsehaut, die sich durch mein Körper bildete. Ich nickte stumm und spürte danach, wie die Binde entfernt wurde. Ich öffnete die Augen und blinzelte ein paar mal, als ich erkannte, dass wir in einem dunklen Appartement standen. Auf einmal wurde das Licht einschaltete und eine atemberaubende Wohnung erstreckte sich.
"Überraschung!" Riefen nicht nur Barry, Cisco und Caitlin, sondern auch Joe, Linda, Iris und Eddie, die von ihren Verstecken heraus sprangen.
Hocherfreut und völlig überwältigt schlug ich mit meinen Händen mein Mund zu und sah die anderen mit feuchten Augen an.
"Um dir noch mehr Stress zu ersparen, habe wir uns um dein neues Appartement gekümmert, auch wenn ich es schön fand, eine Mitbewohnerin zu haben.",klärte Caitlin auf, als ich jeden einzelnen umarmte.
Sprachlos sah ich mich um.
Alles in einem wurde es bräunlich, klein und modern gehalten. Am Eingangsbereich konnte man gleich zur seiner rechten den Wohnzimmer sehen, welches mit einem bequemen Sofa und Sesseln beschmückt wird. Gleich hinten dran befand sich die Küche, die eine Kücheninsel beinhaltete, welches man auch als Esstisch nutzen konnte. Das für mich am meisten faszinierende waren die Treppen neben an. Nicht nur, dass ich ein weiters Geschoss für mich hatte, sondern die Treppen, die einen umwerfenden Ausblick auf Central City preisgaben.
"Mach den Mund zu, sonst kommen Fliegen rein." Kam es von Cisco und ich löste mein klebenden Blick vom Appartement und sah ihn schmunzelnd an.
"Ich weiß echt nicht, was-"
"Du brauchst nichts sagen. Wir wissen es bereits."Unterbrach mich Iris wissend und wir begaben uns gemeinsam zum Esstisch um den hoch emotionalen Tag positiv zu beenden.
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