Kapitel 69: Tanz
*Alinas POV*
Er schaute mich entsetzt an, als ich ihn von mir wegstieß. Traurig, verwundert. Scheinbar konnte er meine Reaktion nicht verstehen. Wahrscheinlich genauso wenig wie ich verstehen konnte, wie ich hier gelandet war. Ja, er hatte mir die Geschichte des Unfalls erzählt, wie ich lange bewusstlos gewesen war und bis eben im Koma gelegen hatte. Aber ich wusste nicht, ob ich ihm wirklich glauben sollte. Außer ihm war niemand da und ich konnte mich an nichts erinnern. Ich musste mich also entscheiden, ob ich ihm vertrauen sollte oder nicht. Und obwohl ich nicht wusste, wer der Mann mit den rehbraunen Augen war, der mich versucht hatte zu küssen, vertraute ich ihm. Irgendwas an ihm sagte mir, dass es richtig war, ihm zu vertrauen.
Ich wollte ihm erklären, wie es mir ging. Ihm sagen, dass ich mich an nichts erinnerte, nicht mal seinen Namen kannte. Doch ich brachte kein Wort heraus. Es war nicht wie keine Worte finden zu können, es war anders. Eher so, als sei ich heiser und könne nur ganz schwer reden. Nur, dass ich eben auch wenn ich es wirklich versuchte, nichts sagen konnte. Meine Stimme war weg. Und nicht nur das, meine Erinnerung auch. Er war nun etwas von mir weggerückt, ich hatte dem Mann wohl einen Schrecken eingejagt. Es tat mir leid und in meinen Gedanken entschuldigte ich mich bei ihm. Auch, wenn er mich nicht hörte. Das war alles, was mir noch blieb. ,,Okay Alina, ich bin gleich wieder da. Bitte bleib einfach hier, okay?" sagte er, ein leichtes Zittern untermalte seine Stimme. Er verließ den Raum, was hatte er vor? ,,Alina, ich bin gleich wieder da." wiederholte ich in meinem Kopf die mir doch irgendwoher vertraute Stimme.
*Chris' POV*
Eine Weile später hatte ich David Saller gefunden, welcher mich zu Alina begleitete. Auf dem Weg hatte ich ihm erzählt, was passiert war und er versicherte mir, er würde uns so gut es ging helfen. Als wir das Zimmer betraten, saß Alina nicht auf dem Bett. Sie tat etwas, womit ich in dieser Situation niemals gerechnet hätte: Sie tanzte. Wie angewurzelt standen wir da und schauten sie an. ,,Es muss eine Choreografie sein, die sie schon wirklich lange kennt." flüsterte Saller. Konzentriert setzte sie einen Fuß vor den anderen, sprang fast lautlos ab und drehte sich wie ein kleines Kind im Kreis, welches grade erst die Welt entdeckte. Es war ein faszinierender Anblick. Eine ganze Weile lang bemerkte sie uns nicht und tanzte einfach weiter. Es hatte etwas unbeschwertes. Doch bei einer Drehung fiel sie plötzlich.
Wir gingen zu ihr. Sie war zwar sofort wieder aufgestanden und es schien ihr gut zu gehen, jedoch hatte sie sich wohl erschreckt. ,,Du hast Wochen und Monate lang gelegen. Da ist es natürlich klar, dass sich die Beine erst wieder daran gewöhnen müssen." erklärte David Saller. ,,Es war wirklich eine lange Zeit, das kann dir Chris bestimmt bestätigen." Als Saller meinen Namen sagte, schaute mich Alina plötzlich mit großen Augen an. Konnte sie sich an meinen Namen erinnert? Sagte er ihr etwas? Ich hoffte es, in diesem Moment fast mehr als alles andere. ,,Wie Ihnen bestimmt schon einige Male erklärt wurde, kann ein solcher Unfall einige Folgen haben." erklärte mir der Arzt. ,,Und genau diese Folgen sollten wir jetzt erstmal untersuchen. Alina, würdest du mal bitte mitkommen?" Sie nickte stumm.
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