12 - Game of Love
PoV Julien Bam
"Also du Schlumpf, du musst Ju küssen. Mit Zunge." Dieses ekelhafte Grinsen von ihm. Ich wusste, es war auch irgendwo eine Rache an mich für die zahlreichen Beleidigungen in meinen Videos, aber damit ging er jetzt wirklich zu weit. "Aber...!" "Keine Widerrede." Und damit war es wohl beschlossene Sache. Rezo müsste mich mit Zunge küssen. "Ich mach da nicht mit Leute", erklärte ich schockiert, wollte all das nicht wahr haben, nicht machen. Verdutzt darüber, dass der sonst so ruhige Ju gerade eskaliert war, hafteten alle Blicke an mir, als ich mich aufrichtete und das Zimmer verließ, Rezos Rufe ignorierend.
Ich konnte gerade einfach nicht mehr, brauchte eine kurze Pause. Klar, es war das Spiel, so ne scheiße zu machen, aber sowas war doch nicht mehr normal. Ich lief in die Küche und holte mir was zu trinken. Klar, vorne hatte ich noch etwas, aber ich wollte den anderen gerade nicht unter die Augen treten. Ich nahm mir eine volle Flasche Bier und exte sie, mir war gerade alles egal. Außer der Fakt, dass ich Rezo küssen müsste. Klar, der Blauhaarige war cute und hot, aber ich konnte das nicht. Ich hatte zu viel Angst davor.
"Ju?!" Mein bester Freund war in die Küche gekommen und sah mich geschockt an. "Hast du die grad geext?", fragte er ungläubig. "Ja, was denn sonst?", erwiderte ich gleichgültig, während ich sie abstellte. "Du trinkst doch sonst auch nicht so viel auf einmal", stellte er mit besorgtem Blick fest. "Ja, ich weiß. Und ja, ich merke gerade, es war ein bisschen viel. Das war gerade einfach nötig", erklärte ich benommen. "Wegen was war das nötig?" Ihm stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. "Wegen der Pflicht?", hang er noch an. "Natürlich! Oder fallen dir noch andere Gründe ein?" Ich war fieser zu ihm, als ich wollte. "Nein, aber das ist doch auch kein Grund!", meinte er, halb schimpfend, halb verunsichert. "Ja, das wird mir grad auch klar. Aber was soll ich denn machen? Ich meine, was ist, wenn..." Ich beendete meinen Satz abrupt, als ich realisierte, was ich hatte sagen wollen. '...jemand merkt, dass ich für dich mehr empfinde als Freundschaft?', vervollständigte ich meinen Satz in Gedanken. "Wenn was?", riss mich Rezo aus meinen Gedanken. Scheiße, was sollte ich denn jetzt sagen? "Wenn wir unsere Freundschaft damit zerstören?", beantwortete ich seine Frage, halb gelogen, halb wahr. Es waren zwar nicht meine Gedanken gewesen, aber es war nahe damit verbunden.
"So ein Schwachsinn. Du weißt genau, ich könnte dich niemals hassen! Und unsere Freundschaft bedeutet mir mehr als alles andere auf dieser Welt, die kann nicht durch so eine dumme Pflicht zerstört werden", sprach der Blauäugige mir Mut zu. Eigentlich hatte er ja recht. Was könnte mir später vorgeworfen werden, wenn ich ihn küsste? Immerhin war es ja diese freakin Pflicht und ich würde mich einfach dann lösen, wenn mein Kumpel es tun würde. "Wollen wir durchziehen?" Abwartend sah mich mein Nachbar an. "Ja, wir ziehen durch. Sorry, dass ich an unserer Freundschaft gezweifelt habe. Ich habe keinen Grund dazu, das ist mir jetzt wieder klar." Meine Motivation und mein Selbstvertrauen kamen wahrscheinlich vom Alkohol, denn eine andere Quelle konnten sie nicht haben.
Nachdem wir wieder ins Wohnzimmer gekommen waren, gaben wir bescheid, die Pflicht durchzuziehen und setzten uns gegenüber voneinander, sahen uns an. Sein blau traf auf mein braun und ich verlor mich in dieser wunderschönen Farbe. Ich hatte das Gefühl, sein eisiges Blau würde mein Braun einfrieren, würde meinen Blick auf ihn einfrieren. Ich wusste nicht, wie lange ich ihn angesehen hatte, doch sein Räuspern holte mich in die Realität zurück. Ich fühlte keinerlei Unsicherheit in mir aufsteigen, was dem Alkohol zuzuschreiben war, doch ich war gerade dankbar darüber.
Ich spürte plötzlich die warmen Hände des Blauhaarigen an meinen Seiten, die mich näher zu ihm zogen und war wieder komplett in der Realität, verstand, was gerade geschah. Ich würde jeden Moment die Chance haben, meine heimliche Liebe zum ersten und vermutlich letzten Mal zu küssen. Ich sollte es genießen, immerhin würde es einmalig sein. Zögerlich legte ich meine Arme in seinen Nacken und kam ihm entgegen. Ich blickte ein letztes Mal in seine wunderschönen Augen, ehe unsere Lippen aufeinandertrafen. Das Gefühl war unbeschreiblich, ein Kribbeln überkam mich und ich spannte mich an. Wie sollte ich mich ihm geben? Unsicherheit überkam mich, mal wieder. 'Es wird nie wieder passieren', hielt ich mir wieder vor Augen. Ich ließ los und gab mich meiner Liebe einfach hin, erwiderte den Kuss und ignorierte alles um mich herum.
Ich spürte seine Zunge an meinen Lippen und öffnete sie sofort, um ihm Einlass zu gewähren. Er drang mit seiner Zunge in meine Mundhöhle ein und erkundete sie, ehe er die meine anstupste. Es entflammte ein Zungenkampf, den er gewann. Wieso küssten wir uns so lange? Hatte das was zu bedeuten? Ich wusste es nicht. Was ich jedoch wusste, war, dass ich diesen Moment nie enden lassen wollte und am liebsten die Zeit einfrieren würde. Meine Gefühle hatten noch nie so sehr gekocht wie gerade, sie ließen meinen Körper überhitzen und meine Wangen erröten. Ich wollte, dass es für immer so sein würde.
Rezo löste sich von mir, was mir einen Stich verpasste, doch es war ja klar, dass es so kommen würde. Aber entgegen meiner Gedanken nahm er nur einen tiefen Atemzug und vereinte unsere Lippen dann auf ein neues. Sie passten perfekt aufeinander, waren füreinander geschaffen. Die Hände meines besten Freundes fuhren immer wieder meine Seiten entlang, bescherten mir eine Gänsehaut. Wieso war er so perfekt? Und womit hatte ich das alles verdient? Oder war alles nur ein Experiment, ein Spiel mit meinen Gefühlen?
Ein Räuspern von Patrick ließ uns auseinanderschrecken. Wieso musste er diesen Moment beenden? Rezo und ich schraken auseinander, Hitze schoss in meine Wangen und ich drehte mich schnell von ihm weg, nicht im Stande, irgendwem, geschweige denn Rezo, in die Augen zu sehen. In Gedanken verloren bemerkte ich erst, als Maudado ein lautes Geräusch von sich gab, dass es schon weiter ging.
Die Welt drehte sich weiter, rücksichtslos, unkontrollierbar, ich bekam es wieder zu spüren. Und mit ihr drehten sich meine Gedanken.
Meine Gedanken um Rezo, um den Kuss, um mein Leben, um meine Vergangenheit, um meine Zukunft.
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Welcome to my favorite Chapter!
Ohne Mist, ich hatte so Spaß beim Schreiben, das glaubt ihr mir nicht!
Wie dem auch sei, ich wünsche euch einen schönen Abend, bis morgen!<3
~Zylinderschneckchen
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