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Zwanzigster Brief I Erwartung

4.6.1800 

"Lieber Laurence, 

beinahe eineinhalb Monate sind vergangen, seit du das letzte Mal in Newcastle warst. Bist du immer noch in London oder wieder auf einer deiner Reisen? Wieso schreibst du mir keine Briefe mehr, wie du es früher immer getan hast? 

Ich wünsche mir, es gäbe die Möglichkeit, in den nächsten Wochen mit dir zu sprechen, doch Stewart teilte mir eben mit, dass es noch einige Zeit dauern könnte. Es ist furchtbar einsam in diesem riesigen Haus, obwohl im Erdgeschoss wieder neue Leute wohnen. Ich gehe niemals hinunter, du hast es schließlich auch nicht oft getan. Die ewigen Gänge und dutzenden Zimmer sind genug und dennoch scheint jeder Tag gleich zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht die Kraft habe, um mich auf irgendeine neue Beschäftigung zu konzentrieren. Ich muss nicht mehr im Haus mithelfen und muss nicht mehr meine nervigen Schwestern beruhigen. Tatsächlich habe ich von ihnen beinahe so lange kein Wort vernommen wie von dir. Außer Stewart gibt es hier niemanden, mit dem ich reden kann und einer Unterhaltung mit ihm ziehe ich sogar eisernes Schweigen vor. 

Es ist beinahe ein Palast und doch gibt es nur einen Lichtblick. Wir haben einen Arzt  - vielleicht mag er kein Meister seiner Kunst sein, jedoch besser als eine dieser alten Kräutermischerinnen - hier in der Stadt. Vor einigen Tagen hat er mir einen Besuch abgestattet. Nicht, dass es etwas Schlimmes wäre, dann hätte ich augenblicklich nach dir schicken lassen. Es war nur eine Überprüfung meiner Vermutung nötig, nichts weiter. 

Vielleicht mag deine Kindheit nicht die beste gewesen sein, dennoch hoffe ich, dass unser Kind es eines Tages als eine solche bezeichnen wird. Unser Kind - ja, es stimmt - ich bin in freudiger Erwartung und das höchstwahrscheinlich schon seit einiger Zeit, vielleicht gar seit der Hochzeitsnacht. Der Arzt meinte zwar, in meinem Alter sei Vorfreude ohne Besorgnis nicht angebracht, dennoch scheint es bis jetzt keinerlei Komplikationen zu geben. Ich bin ein wenig müde, habe es tatsächlich geschafft, Stewart so sehr anzuschreien, dass er sich kaum noch hier blicken lässt, aber ich werde vermutlich ein Kind bekommen. Die Zeichen sprechen dafür, dass es ungefähr im Dezember, vielleicht auch ein wenig früher oder später zur Welt kommen könnte. Ich hatte die Befürchtung, schon keine Kinder mehr bekommen zu können, doch noch war diese vollkommen unbegründet. Wir Loringtons hatten schon immer viele Kinder gehabt, deshalb hätte ich wirklich nicht zu zweifeln brauchen. Ich hoffe nur, deine Freude ist über diese Überraschung genauso groß wie die meine. Ein Kind! Stell es dir vor! Ich werde Mutter! Du wirst Vater! Endlich ein Kind! 

Viel werde ich nicht falsch machen können, so viel Erfahrung, wie ich bei meinen jüngeren Schwestern schon habe. Es ist vielleicht ein Segen, unter so vielen schreienden kleinen Mädchen aufgewachsen worden zu sein, denn so werde ich nicht ahnungslos in eine neue Welt hineinstolpern. Ich kenne mich aus - dir so etwas zu beschrieben, ziemt sich nicht - doch du brauchst keine Sorgen zu haben, dass mir etwas missglückt. 

Ein wenig verwirrt bin ich wegen der Müdigkeit und der Appetitlosigkeit gewesen, da meine Mutter bei ihren Monaten in guter Hoffnung immer grenzenlos wütend und gefräßig gewesen ist. Offensichtlich hat sich das bei mir nicht gegeben und wird es hoffentlich auch nicht. Dennoch hoffe ich, du kehrst schnell zurück, sonst werde ich mir aus Langeweile aus meinen dutzenden Kleidern hübsche Vorhänge zusammenschneidern, da ich sämtliche Bücher in der Bibliothek hier schon gelesen habe und die meisten dieser Kleider mir in einigen Monaten höchstwahrscheinlich nicht mehr passen werden - ich wünsche mir, dass ich in diese Situation noch oft kommen werde. 

Wie wird unser Kind heißen? Ich nehme an, es wird ein Mädchen, denn Jungen sind in dieser Familie selten. Ein Nachfolger wäre für dich zwar sicherlich besser, doch mit etwas Glück werden wir noch dutzende Kinder bekommen, da wäre es wohl eher ein Wunder, wenn ich keinen Jungen zur Welt bringen würde. Wie möchtest du deine älteste Tochter nennen? Die Namen meiner Schwestern kommen für mich nicht in Frage, genauso wenig wie die Namen aller anderen Familienangehöriger meinerseits. Deine Einstellung dazu ist anders, ich weiß, schließlich gehört es zur Tradition, das Vermächtnis einer nahestehenden Person weiterzugeben. Wie wäre es mit einer zweiten Harriet Edevan? Es klingt meiner Meinung nach nicht besonders elegant, doch ich weiß, wie eng eure Verbindung war. Zweitnamen sind in Adelskreisen zudem sehr beliebt, also können wir auch einen zweiten Namen hinzuwählen. Viel steht nicht mehr zur Auswahl, wenn ich nichts aus meinem Stammbaum weitergeben möchte. 

Und falls es - was ich nicht glaube - tatsächlich ein Junge wird? Im Gegensatz zu dem Dilemma bei einer möglichen Tochter wäre absolut alles möglich. Ich weiß gar nicht, welche Namen ich niemals aussuchen könnte. Doch all diese Überlegungen wären wahrscheinlich umsonst, da noch keine Lorington als Erstes einen Sohn bekommen hat. 

Komm zurück, Laurence. Wir sind reich genug, was sollten wir nur jemals mit einem Fünftel des Königreichs anfangen können? Für den König bist du nur irgendein Geschäftsmann, welcher im Augenblick noch eine hilfreiche Stütze darstellt und eines Tages vollkommen überflüssig sein wird. Newcastle ist deine Stadt, hier wirst du gebraucht, nicht irgendwo in London oder wo auch immer. Hier wirst du geliebt. Mit etwas Mühe könnte aus diesem Albtraum hier tatsächlich das werden, was wir immer wollten: ein Zuhause. Komm zurück, Laurence. Komm zurück zu mir. 

Ich liebe dich. 

Deine 

Cathleen Edevan" 

Sie legte die Feder nieder und starrte in die Ferne. Ein Kind. Es schien das Natürlichste der Welt und dennoch gab es tausende Fragen. Als sie sich das alles hier das erste Mal vorgestellt hatte, hatte es in ihrem Kopf ein vollkommen anderes Bild gegeben. Sie war davon überzeugt gewesen, schon mit zwanzig Jahren und gar früher verheiratet zu sein, in einem kleinen Haus zu leben und viele Kinder zu bekommen. Stattdessen war sie nun schon um die vierzig, lebte in einem kargen, riesigen Schloss und erwartete ihr erstes Kind. Einerseits freute sie sich, endlich eine Familie zu gründen und wollte es der gesamten Welt erzählen, andererseits fürchtete sie sich, dass irgendetwas schieflief. Alle Erfahrung konnte ihr hier nicht weiterhelfen, sie wusste selbst nicht, weshalb sie plötzlich diese Zweifel hatte. Sie würde ein glückliches, gesundes Mädchen bekommen, wie alle Generationen von Loringtons vor ihr. Es würde alles so werden, wie sie es immer haben wollte, nur schöner, besser und leider auch später. Das war es, was sie glaubte. Das war es, was sie erwartete. Wie sehr sie sich dabei irrte, würde ihr erst noch bewusst werden ... 

Denn das Schicksal nimmt manchmal einen Weg, den wir nie bereit waren zu gehen---


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