05 - Things We Lost In The Fire
"Das sind die Dinge,
die Dinge, die wir verloren haben."
(Bastille - Things We Lost In The Fire)
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Wir verblieben noch ein wenig in der Lounge, bis wir Hunger bekamen und wieder in das gleiche Restaurant wie am vorherigen Abend gingen. Anschließend beschlossen wir uns bei Jonas und Robin auf Zimmer zu setzen und dort unsere Gespräche weiterzuführen, bis Jonas das Thema wechselte: „Eigentlich müssten wir unsere Tradition von Neapel fortsetzen und Flaschendrehen spielen." Eigentlich war es mir klar gewesen, dass die Kreuzfahrt nicht zuende gehen konnte, ohne auch nur einmal Flaschendrehen gespielt zu haben. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es bereits am zweiten Abend so weit sein würde. Ich hätte gerne auch verzichten können, denn meine Sicht auf dieses Spiel hatte sich nicht geändert, aber ich wurde einstimmig überstimmt.
Also setzten wir uns in einen Kreis und machten ihn groß genug, damit die Flasche jeden treffen konnte, was auf in einer kleinen Kabine mit acht Personen gar nicht so einfach war. Finja und Ennie setzten sich jeweils neben mich. „Wenn wir das schon spielen, möchte ich wenigstens anfangen." Ich lächelte und nahm mir die Flasche, weil keiner etwas dagegen sagte. „Die Person, auf die die Flasche zeigt, bekommt einen Joker und kann ihn an beliebiger Stelle des Spiels einsetzen." Die Flasche drehte sich erst schnell und dann immer langsamer. Sie zog knapp an mir vorbei und zeigte dann auf Finja, die sich dann lachend bei mir bedankte. „Dankeschön für den Joker. Ich werde ihn mir gut aufheben." Sie zwinkerte mir zu und stellte dann ihre Aufgabe und drehte die Flasche, welche auf Tobias zeigte.
Tobias sollte sein geheimes Talent zeige uns berührte deswegen mit seiner Zungenspitze die Nase, ehe er nach der Flasche griff. „Mit Alkohol oder ohne?" „Ohne." Finja war die erste die antwortete. Da der eine oder andere fragende Blick auf sie schaute, erklärte sie ihre Beweggründe. „Wir kommen morgen um sieben das erste Mal an Land an, da will ich ausgeschlafen sein und keinen Kater haben. Ich denke euch geht es ähnlich." Ich nickte ihr zu und Jonas fügte noch etwas hinzu: „Sehe ich genauso, morgen können wir ja vielleicht was trinken, aber heute besser nicht." Ich war glücklich über die Entscheidung, denn auch ich hatte nicht wirklich Lust heute Abend noch Alkohol zu mir zu nehmen, da ich sowieso davon ausging, dass der Abend nicht all zulange dauern würde.
Also setzten wir das Spiel ohne Alkohol fort aber es war trotzdem relativ lustig. Die, mit Abstand, fiesesten Aufgaben kamen von Aaron, aber glücklicherweise hatte ich noch keine Aufgabe von ihm bekommen. Er hatte gerade die Aufgabe bekommen Liegestütze zu machen, was für ihn natürlich kein Problem war. Nun griff er zu der Flasche um sie zu drehen. „Die Person, die von der Flasche getroffen wird, muss eine Person ihrer Wahl auf den Mund küssen." Für die Hälfte der anwesenden wäre das kein Problem, aber ich begann mich damit auseinander zu setzen, wen ich nun küssen würde, wenn die Flasche auf mich zeigen würde. Die Flasche wurde um einiges langsamer und drohte bei mir stehen zu bleiben, was meinen Herzschlag tatsächlich ein wenig erhöhte, aber sie blieb wenige Zentimeter vor mir stehen und zeigte auf Ennie. Sie lachte, lehnte sich zu Aaron und küsste ihn. „Selten so eine einfache Aufgabe gehabt." Ennie lachte und drehte die Flasche um weiterzuspielen.
Als nächstes musste Chris sich von Ennie ein kleines Symbol unter sein Schlüsselbein malen lassen. Er entschied sich für ein Unendlichkeitszeichen und es sah gar nicht so schlecht aus, als Ennie fertig war. „Vielleicht solltest du dir das wirklich tätowieren lassen." Ich lachte und griff den Kommentar von Tobias auf. „Siehst du Ennie, wenn es mit dem Abitur nicht geklappt wird, fang einfach an als Tätowiererin zu arbeiten, das wird schon." Ennie lachte ebenfalls. „Besser nicht."
„Die nächste Person muss beantworten, wer ihrer Meinung nach, der attraktivste Prominente ist." Chris drehte die Flasche und sie zeigte auf mich, als sie stehen blieb. „Das ist einfach, Nick Jonas." Lachend beantwortete ich die Frage. „Warum Nick?" Jonas hackte nach und Ennie stimmte ein. „Frage ich mich auch immer, Joe ist viel attraktiver." Ich wusste, das Ennie das einbringen würde, das war ein Punkt über den wir uns nie einig wurden. „Weiß nicht, finde ihn schon immer attraktive. Nach Camp Rock war er viele Jahre lang mein prominenter Schwarm." Ennie lachte. „Svenja ist eine hoffnungsloser Disneyliebhaber. Eigentlich bestand ihre ganze Kindheit nur aus Nick Jonas und den restlichen Disneysternchen." Ich stieß ihr mit meinem Ellenbogen sanft in die Seite und lachte. „Du warst auch nicht besser."
Dann nahm ich die Flasche und drehte sie um das Spiel fortzusetzen. Sie zeigte auf Aaron und er beantwortete sich ohne zu zögern. Dann drehte er sie weiter und sagte seine Aufgabe, während die Flasche kreiste. „Die nächste Person muss für das restliche Spiel ihr Oberteil ausziehen und so weiterspielen." Eine typische Aufgabe von Aaron, kein anderer wäre auf diese Idee gekommen. Ich betete inständig, dass die Flasche nicht auf mich zeigte, denn ich wollte nicht unbedingt die nächsten Runden nur im BH hier sitzen. Die Flasche drehte sich langsam an mir vorbei und blieb dann bei Finja stehen. Sie warf kurz einen überlegenden Blick zu Aaron, ehe sie etwas sagte. „Ganz sicher nicht, ich ziehe meinen Joker von Svenja und gebe die Aufgabe an..." Sie zögerte für einen Moment, lief den Blick durch die Runde schweifen und redete dann weiter. „...Robin." Vermutlich erschrockener als er selber, schaute ich nach links zu Finja mit einem Blick der nach dem Beweggrund ihrer Auswahl fragte.
Robin zog in der Zwischenzeit sein graues T-Shirt aus ein sein trainierter Oberkörper kam zum Vorschein. Meine Vermutung wurde bestätigt, seine Muskeln waren definierter als das letzte Mal wo ich ihn gesehen hatte. Er hatte in der Zwischenzeit mehr trainiert und ich konnte mich nur schwer losreißen von seinem Anblick. Finja stellte die nächste Aufgabe und drehte die Flasche. Während die Flasche rotierte lehnte sie sich zu mir rüber und flüsterte mir etwas zu. „Tut mir leid, aber er hatte bisher definitiv die wenigsten Aufgaben." Dann lehnte sie sich wieder zurück und beobachtete Jonas dabei, wie er seine Aufgabe durchführte.
Zwar hatte Finja Recht, aber trotzdem gefiel es mir nicht, dass Robin mir nun nahezu gegenüber oberkörperfrei saß. Ich wollte ihn nicht so anschauen, wie ich es gerade tat und ich wollte auch nicht, dass er das bemerkte. Ich versuchte nicht allzu oft ihn anzuschauen, aber ich erwischte mich wie immer wieder mein Blick zu ihm rutschte und dort dann festhing.
Jonas gab eine neue Aufgabe auf und drehte die Flasche, die dann bei Ennie endete. Ennie stand auf und ging zu dem kleinen Teddy, der bei Jonas auf dem Nachtschränkchen stand und machte ihm eine Liebeserklärung. „Eyy, als ich gesagt habe irgendein Gegenstand im Raum, meinte ich nicht den armen Teddy." Jonas verschränkte beleidigt die Arme und lachte dabei. „Tut mir leid, aber jetzt weiß der Teddy wenigstens, dass ich die Einzige Person bin die ihn wirklich liebt." Nun funkelte Jonas Ennie gespielt böse an, jedoch lachte er dabei weiterhin. Ennie hingegen lehnte sich zu Aaron als sie wieder saß und gab ihm einen Kuss. „Ich hoffe du weit, dass du die Einzige Person bist, die ich liebe." Aaron lachte. „Person ja, aber ich wusste nicht, dass der Teddy mir Konkurrenz macht." Und auch wenn die beiden nur geflüstert hatten, hatte sie jeder verstanden und alle fingen an zu lachen.
Als sich die Gruppe wieder halbwegs beruhigt hatte, nahm Ennie die Flasche um das Spiel fortzusetzen. „Die Person, die von der Flasche getroffen wird, muss und von ihrem ersten Kuss erzählen." Erst als die Flasche immer langsamer wurde und dann bei mir stehen blieb, wurde mir bewusst, was das für mich eigentlich bedeutete. Es wurde ruhig in der Runde und als ich zu Ennie schaute, formte sie mit den Lippen eine kurze Entschuldigung. Ich wusste nicht wer in der Gruppe davon wusste, aber Finja und Ennie wussten es definitiv. Mein Blick ging von Ennie über zu Robin, der mir, immer noch oberkörperfrei, gegenübersaß. Unsere Blicke trafen sich und ich sah, dass er das gleiche dachte wie ich.
„Kommt da noch was Svenja?" Jonas lachte. Er meinte es nicht böse, aber es viel mehr schwer darüber zu sprechen, weshalb ich ein wenig brauchte um passende Worte zu finden. „Äh ja klar, also mein erster Kuss war..." Ich unterbrach kurz und war unsicher wie ich fortsetzen sollte, aber ich beschloss einfach das zu sagen, was in meinen Kopf kam, wenn ich an diesen Kuss dachte. „...wunderschön. Die Sonne ging gerade unter ich hatte mich so nach diesem Kuss mit dieser Person gesehnt. Ich hatte ihn eigentlich schon vorher küssen wollen, hatte mich aber nie getraut. Der Kuss hatte sich so toll angefühlt und es war so ein unbeschreiblich schönes Gefühl der Person endlich so nah sein zu können, wie ich es wollte."
Meine Stimme zitterte und stellenweise brach sie für einen kurzen Moment, aber ich fuhr einfach fort. Jonas schaute mich so an, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich die Beschreibung so ausführe und ich schätzte er wusste immer noch nicht, wen ich meinte. Aber die Person selber wusste genau, dass sie gemeint war.
Robin schaute mich an. Er hatte bei der Beschreibung geschluckt und mich mit einem Blick angeschaut, den ich nicht deuten konnte. Irgendwie schien es, als hätte er versucht zu lächeln, aber andererseits schien er traurig und vielleicht ebenfalls verwirrt über meine Worte über den Kuss. Tatsächlich war ich selber ein wenig verwundert über die Worte die ich über den Kuss gefunden hatte, aber es waren jene, die beschrieben was ich heute noch fühlte, wenn ich and diesen Kuss zurückdachte. Und eigentlich erinnerte ich mich bis heute gerne zurück an diesen Moment zwischen Robin und mir in Neapel, auch wenn er all das zwischen uns eigentlich nur noch trauriger machte.
Ich nahm die Flasche, stellte die nächste Aufgabe und drehte sie. Aber eigentlich war ich ab diesem Zeitpunkt nur noch halb im Spiel integriert. Physisch war ich anwesend, aber psychisch war ich irgendwo anders. Mit dieser Beschreibung hatte ich gerade die Wunde zwischen mir und Robin wieder aufgerissen. Es tat nicht weh, aber die Blicke die Robin und ich im restlichen Verlauf des Spiels teilten waren gemischt mit Traurigkeit und all den Sachen, die gerade wieder anfingen zwischen uns zu brennen, obwohl sie während des ganzen Streits verschwunden gegangen waren. Ichsehnte mich nach Zeit mit ihm zu zweit. Ich wusste nicht ob das eine gute Ideewar und ob es auch das war, was er wollte, aber in mir stieg der Wunsch ihmwieder nah sein zu können, so wie wir es bei jenem Kuss waren.
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