(*49) Epilog
Der Wagen rüttelte mich sanft hin und her. Mein Blick schweifte aus dem Fenster über die Landschaft. "Nervös?", fragte Ceithre und sah mich über den Rückspiegel an. Ich nickte und seufzte. "Quatsch! Er denkt sicher nur an heute Nacht!", lachte Septim, die neben mir saß und ich zwang mir auch ein kurzes Lachen auf. Hannah zog Septim zu sich. "Vielleicht solltest du lieber an heute Nacht denken...", grinste sie anzüglich und ich sah Septim rot werden. "Leute, bitte!", beschwerte Ceithre sich seufzend. Schmunzelnd sah ich wieder aus dem Fenster. Ich dachte an Romée und Mason, die mit ihren Großeltern schon lange vor gefahren waren.
Vor drei Jahren wurden Will und ich zum hohen Rat gerufen. Der Wald hatte sich dazu entschieden, uns ein Kind zu schenken. Aufgeregt sah ich Will an, während der hohe Rat uns darauf hinwies, dass wir uns der Verantwortung bewusst sein mussten. Will nahm meine Hand und lächelte liebevoll. Der Ratsälteste klopfte auf den Tisch. "He! Hört ihr zu?" Ich zuckte zusammen. "Natürlich!", versicherte ich und Will verkniff sich, so wie ich auch, das Lachen. Eine Tür öffnete sich und eine junge Frau kam herein. Sie trug ein Stoffbündel im Arm. Mein Herz schlug, aufgeregt drückte ich Will's Hand. Und er lachte nun doch und küsste mich. "Ich liebe dich. Ganz ruhig!" Ich wurde leicht rot. Die junge Frau lächelte uns an. "Herzlichen Glückwunsch zu eurem Jungen!", sagte sie und übergab Will unseren Sohn. Überglücklich betrachtete ich ihn und Will schien es genauso zu gehen. Wir spürten sofort, dass wir ihn liebten. Er gehörte zu uns, als wäre er unser leiblicher Sohn, obwohl er ein Waldkind war. Aber das war das Geheimnis der Waldkinder. Wir nannten ihn Mason Grace. Mein Nachname. Will meinte, dass die Kinder immer den Nachnamen ihrer Mutter bekamen und ich stieß ihm dafür meinen Ellenbogen in die Rippen. Ein Jahr später kam Romée dazu uns vervollständigte unsere kleine Familie. Mason sah Will unglaublich ähnlich, während Romée eher mir glich. Das Geheimnis von Waldkindern.
Inzwischen waren die beiden zwei und drei Jahre alt. Romée hatte früh zu sprechen begonnen, während Mason ihr inzwischen fast ein wenig hinterher war. Aber das machte nichts. Sie machten uns täglich zu den glücklichsten Werwölfen der Welt, zerrten manchmal an unseren Nerven, aber waren trotzdem das wertvollste Geschenk, das wir jemals erhalten hatten.
Das Auto hielt an einer roten Ampel. "Wie lange noch?", fragte ich und suchte eine Uhr. "Wir sind bald da. Keine Sorge, wir sind gut in der Zeit!", sagte Ceithre und ich nickte. Meine Nervosität legte mich flach. Ich konnte weder großartig reden, noch essen, noch schlafen. Der Link zu Will war immernoch versperrt. Er zog das voll durch. "Wie lange habt ihr euch jetzt nicht mehr gesehen?", fragte Hannah. "Eine Woche.", antwortete ich knapp und konzentrierte mich weder auf die Landschaft. "Eine Woche?", wiederholte Septim. "Und wo war er so lange?" Ich seufzte. "Bei seiner Schwester."
Ein halbes Jahr nach der Geburt ihrer Kinder waren Luke und Amelia in eine Wohnung in der Nachbarschaft gezogen. Will und ich begannen dann, unser Haus zu renovieren. Die unteren beiden Gästezimmer wurden zu einem Kinderzimmer mit Abgrenzung durch einen Vorhang und Loch in der Decke, durch das die zwei mit einer Leiter hoch oder mit Hilfe der Rutschstange wieder runter konnten. Natürlich waren sie im Moment noch zu klein, um das nutzen zu können, aber sie würden ja wachsen. Das Zimmer darüber war eine Art Spielzimmer mit Spielzeug, Büchern und einer Ecke, in der viel Holz zum Nagen lag. Wenn Romée irgendwann alt genug ist, werden sie noch einen Fernseher dazu bekommen. Nebenan lag dann unser Schlafzimmer. Das war gleich geblieben, wir hatten nur ein Babyfon rein gestellt, damit wir unsere Kids hören konnten. Am Anfang hatten wir nicht viel geschlafen, vor allem, als dann Romée dazu kam. Immer, wenn sie aufwachte und schrie, wachte auch Mason auf und schrie. Dann waren wir meist alle wach und setzten uns gemeinsam auf die Couch, tranken Milch, und zwar alle vier, und schliefen dort auch meist ein, ich mit einem Kind im Arm, Will mit einem Kind und mir im Arm. Besseren Schlaf hatte ich noch nie bekommen!
Das Auto hielt. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich die riesige Kapelle sah. "Wow.", sagte Septim und rüttelte aufgeregt an meinem Arm. "Du heiratest, ich kann es kaum glauben!" Ich lächelte leicht. "Ja. Schon komisch." Ceithre öffnete mir die Tür und grinste mich an. "Aussteigen, Herr Bräutigam." Ich schnallte mich ab und stieg aus. Es herrschte ein wunderbares Frühlingswetter, die Sonne schien, alles blühte. Aufgeregt biss ich auf meine Lippe. "Wir gehen schon mal rein, ja?", fragte Hannah und umarmte mich fest. "Das schaffst du!" Auch Septim umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann kam Ceithre. "Hier. Bevor wir es vergessen:" Er heftete ein kleines Abzeichen mit dem Wappen der Wächter auf meinen weißen Anzug. "Danke.", sagte ich und er nickte. Die drei verschwanden in der Kapelle und ich blieb nervös zurück. Langsam ging ich Richtung Eingang. Der weiße Anzug war Wills Idee gewesen. Zu einem Kleid hatte ich mich nicht überreden lassen, dafür hatte Romée angeboten, für mich ein Hochzeitskleid zu tragen, was ich natürlich erleichtert angenommen hatte.
"Daddy!" Ich wirbelte herum und sah meine Kinder auf mich zu rennen. "Hey!" Ich ging in die Hocke und nahm beide in den Arm. "Was macht ihr zwei denn hier draußen? Warum seid ihr nicht bei Oma?" Elvira und Paul hätten die beiden eigentlich mit an den Platz nehmen sollen. "Wir wollten zu dir!", sagte Mason mit breitem Grinsen. "Wir sind abgehauen!", lachte Romée. Sie trug wirklich ein weißes Kleid und sah darin fast schon wie eine Große aus. "Und wo ist euer Vater?" Jemand verdeckte mir von hinten die Augen und die Kinder begannen zu kichern. Wills Duft stieg mir in die Nase und ich begann zu schmunzeln. "Will." Er nahm die Hände weg und zog mich hoch. "Ich weiß, ich weiß. Es bringt Pech, sich vor der Hochzeit zu sehen. Aber..." Er sah mich nervös an und grinste schief. "... ich bin aufgeregt." Ich lachte leise. "Ich auch. Darf ich anmerken, dass du fantastisch aussiehst?", fragte ich dann und musterte ihn erneut. Er strich über meine Wange. "Du auch... Wo ist dein Brautstrauß? Hat Ami dich nicht überredet, einen zu nehmen?" Ich nickte kichernd. "Ja, schon. Aber sie hat ihn auch mitgenommen." Grinsend zog Will ihn hinter seinem Rücken hervor. "Bittesehr." Ich schmunzelte und zog ein paar Blumen heraus. "Ro, komm her!" Sie kam mit Kastanien in der Hand angerannt. "Guck mal, Daddy! Die liegen noch da!" Ich steckte sie in die Hosentasche, machte Romées Finger sauber und gab ihr die Blumen. "Hier, dann hast du auch einen Brautstrauß." Sie kicherte und sprang damit herum. Ich stellt mich wieder gerade hin. "Sie machen sich ganz schmutzig...", meinte ich ud Will küsste meine Wange. "Es sind Kinder." Ich nickte seufzend. "Ja. Unsere Kinder." Er sah auf die Uhr. "Ich muss rein, noch fünf Minuten. Soll ich Mason mitnehmen?" Ich nickte und rief unsere Kinder her. "Mason, komm, wir gehen rein.", bot Will an und nahm ihn an die Hand. "Tschüss, Daddy! Ich gehe mit Dad rein!" Ich nickte und winkte lachend. Dann hob ich Romée hoch und gab ihr einen Kuss. "Hast du das Kissen mit den Ringen mitgenommen?" Sie nickte und spielte an den Blumen herum. "Danke, Maus." Sie lachte. "Ich bin keine Maus, ich bin ein Wolf!" Sie knurrte und ihre Augen wurden so dunkel, wie Wills wölfische Augen. Dann lachte sie wieder. "Doch, du bist meine kleine Maus!", antwortete ich und machte noch ein bisschen Quatsch mit ihr, bis die Glocken zu läuten begannen. Aufgeregt stellte ich sie wieder auf den Boden und nahm ihre Hand. Ihr junger innerer Wolf spürte meine Aufregung und sie wurde auch aufgeregt. "Heiraten du und Dad jetzt?" Ich nickte und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. "Komm. Wir gehen rein." Sie nickte und die Türen wurden geöffnet. Alle Gäste standen auf und sahen Romée und mich an. Aber mein Blick fesselte sich an Will, der mich ebenso aufgeregt ansah. Wir lächelten und ich kam mit Romée an der Hand zu ihm. Unsere Tochter drückte sich nahe an mich ran, weshalb ich zu stolpern drohte und sie dann einfach auf den Arm nahm. All lachten und als ich vorne bei Will stand kam Elvira, um Mason und Romée mit an ihren Platz zu nehmen. Aufgeregt nahm ich Wills Hand.
Ich liebe dich.
Ich dich auch!
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