*44 Danach
Langsam kam das Gefühl in meinen Gliedern wieder. Ich holte tief Luft, testete mein Lungenvolumen aus, als hätte ich Jahre nicht mehr geatmet. Dann spürte ich mein Herz wieder. Kräftig und unnachlässig begann es zu schlagen, als wäre das alles, worauf mein Herz gewartet hatte. Meine rechte Hand begann zu kribbeln und kurz darauf spürte ich eine fremde Hand darin. Warm und sanft. Weiche Haut. Diese Hand drückte leicht zu und ich hatte sofort das Verlangen, den Druck zu erwidern. Vorsichtig beugte ich meine Finger. In diesem Moment kam mein Gehör mit einem unangenehmen, langen Fiepen zurück und ich vernahm eine Geräuschkulisse, die man sonst nur im Krankenhaus hörte. Wo bin ich? Ich schnappte erneut nach Luft und öffnete meine Augen. Es brauchte unnatürlich lang, bis sich mein Sichtfeld klärte und ich ein bekanntes Gesicht über mir sah. Auch wenn ich im Moment keinen Namen dazu wusste. Mein Gehirn schien die Geschwindigkeit verloren zu haben, als hätte ich es jahre nicht benutzt. Dann kam mein Geruchssinn zurück und ein wundervoller Geruch steig in meine Nase. Bekannt und vermisst. Plötzlich war mir klar, dass der Typ an meinem Bett diesen Geruch versprühte. Ich fixierte ihn mit meinem Blick, während langsam Erinnerungen in mein Gedächtnis schossen, Erinnerungen mit ihm. Sofort schlug mein Herz schneller. Will. Ich spürte meinen inneren Wolf zum Leben erwachen. Er erzählte mir eine Geschichte, in der Will mich gerettet hatte. Sofort glaubte ich ihm. "Ich liebe dich." Meine Stimme klag mir fremd, doch ich sah, wie Will Tränen in die Augen traten. "Five.", murmelte er leise und beugte sich zu mir vor, um mich zu küssen.
Er küsste mich. Täglich. Immer, wenn er zu mir kam, und das war meist schon früh morgens. Kurz nach dem Aufwachen stand er schon unten vor meinen Bett und betrachtete mich lächelnd. Dann weckte er mich gegen später und ich ließ Jay's Untersuchungen über mich ergehen. Immer mehr der Geräte wurden entfernt, bis ich nach fünf Tagen ganz ohne irgendeins im Bett saß und fröhlich mit Will redete. Er erzählte von den anderen Wächtern, die inzwischen alle wieder wach waren, und von dem Rat, der alle am kommenden Montag zu sich gerufen hatte. Er erzählte von Will und Luke und Ami, die zwar mindestens einmal täglich zu mir kamen, aber meist nicht die Dinge erzählten, die Will mir anschaulich schilderte. Jay war während dessen mehr als zufrieden, sodass ich von Samstag auf Sonntag schon wieder mit Will in einem Bett in unserem Zimmer schlafen durfte.
Und dann kam der Montag.
"Hey, Five. Steh auf, Babe!" Müde schlug ich die Augen auf. Ich lächelte, als ich Will sah. "Morgen.", flüsterte ich "Morgen.", antwortete er und küsste mich sanft. Keine Kopfschmerzen, keine anderweitigen Beschwerden, mir ging es mehr als gut. "Wie viel Uhr ist es?", fragte ich gähnend und streckte mich. "Halb 10. Komm schon, um 12 müssen wir beim Rat sein, und wir brauchen mindestens zwei Stunden!", lachte Will und schob mich zur Bettkante. Ich schmollte. "Was gibt's da zu la-" in diesem Moment plumpste ich aus dem Bett auf den Boden. Kurz erschrak Will und sah nach, ob es mir gut ging. Als sich das aber als wahr erwies, begann er zu lachen. Ich schmunzelte und stand auf. Gespielt böse knurrte ich ihn an und kam bedrohlich geduckt auf ihn zu. Will stieg grinsend darauf ein, bis wir nahe beieinander standen, knurrend und mit wölfischer Augenfarbe. "Leg dich nicht mit einem Alpha an!", warnte Will grinsend und ich spürte, wie sein innerer Wolf gefallen an dem Spiel fand. "Ich bin ein Wächter, ich mache was ich will!", knurrte ich frech und sprang ihn als Wolf an. Will wurde zu Boden geworfen, kam dort ebenfalls als Tier an und kniff mir spielerisch mit den Zähnen in die Schulter. Ich jaulte kurz erschrocken und rangelte mit ihm. Innerlich lachten wir.
In diesem Moment ging die Tür auf und Amelia kam herein. "Guten Morg- Wha! Was...?" Doch wir beachteten sie nicht. Schnell schlüpfte ich durch die Tür und sprang die Treppen runter. Ich hörte Will hinter mir bellen.
Ich krieg' dich!
Ich lachte und rannte auf vier Beinen durch die Wohnung zum Wohnzimmer mit Glasfront. Auf der Couch saß Luke und sah mich belustigt an. "Morgen, Five!"
Morgen!
Ich hetzte zur Tür und kratzte wild am Glas, als ich Will hinter mir kommen hörte. Meine Pfoten rutschten über das Laminat, als ich umdrehte und versuchte, ihm zu entkommen. Aber: Falsch gedacht. Will hatte mich schon eingeholt und jagte mich in eine Ecke, in die ich mich dann rein drückte und den Schwanz einzog.
Gewonnen!
, meinte Will überheblich und wir wurden zu Menschen. "Ich sag ja, leg' di-", setzte mein Freund an, doch schon schubste ich ihn von mir weg und versuchte, lachend erneut zu fliehen. Doch Will schlang seine Hände um meinen Bauch und zog mich, obwohl ich mich, immer wieder lachend, wehrte, an sich. Schließlich ließ ich dann doch locker. Ich drehte mich in seinen Armen schmollte leicht. "Gut du hast gewonnen!", gab ich dann zu. Will lachte nun auch und zog grinsend eine Augenbraue hoch. "Und was bekomme ich?" Ich rollte mit den Augen, verschränkte meine Unterarme in seinem Nacken und küsste ihn. Sanft bewegte er seine Lippen und ließ seine Hände auf meine Hüften rutschen. Ich seufzte glücklich und löste mich von ihm. "Hast du wieder an der Glastür gekratzt?", fragte er mich und ich wehrte schnell mit viel zu hoher Stimme ab: "Was? Ich ich nicht!" Misstrauisch sah er an mir vorbei zu Luke, der uns grinsend beobachtete. "Hat er an der Glastür gekratzt", fragte Will ihn. Luke nickte. "Jep, hat er." Ich seufzte. Will seufzte auch. "Babe, du weißt, dass das Kratzer gibt!" Ich verdrehte meine Augen. Dann beugte ich mich vor und sagte mit gedrückter Stimme: "Wenn ich dir den Rücken zerkratze, weil ich komme, macht dir da auch nichts!" Grinsend ließ ich von ihm ab und ging zur Küche, um mir die fertigen Boxen zu holen, in die wir uns gestern was zum Essen eingepackt hatten. Für den Weg. Als ich, immernoch grinsend, wieder bei Will ankam, hatte er sich keinen Millimeter bewegt. "Na komm, wir müssen los!", sagte ich lachend und schnappte sein Handgelenk. "Tschüss Ami! Tschüss Jay! Tschüss Kyle! Tschüss Luke!", rief ich lauthals durch das Haus und trat dann mit Will nach draußen. Es war ein kalter, aber heller Herbstmorgen. Die Sonne schien, der Wind wehte sanft und die bunten Blätter leuchteten. Obwohl sich nachts schon Frost an den Blättern festfror und sie auch am Tag nicht wieder los ließ...
Nach fast zwei Stunden kamen wir bei den Wächtern an. Aufgeregt trabte ich vor Will auf den Platz und wurde dann zum Mensch. Will folgte mir mit zufriedenem Lächeln. Zuerst sah ich Hannah und Septim auf mich zu rennen. "Five!" Septim fiel mir um den Hals und ich drückte sie fest an mich. "Hey.", sagte ich leise und lächelte. Sie ließ mich langsam wieder los, woraufhin Hannah mich in ihre Arme zog. "Gott, zum Glück bist du da!", nuschelte sie und ich lachte leise. "Ich bin so froh euch zu sehen!" Wir gingen zu den anderen, die schon im Konferenzraum waren. Ich griff nach Will's Hand.
Du kommst mit, oder?
Natürlich! Solange der Rat das erlaubt wirst du mich nicht los!
Es erstaunte mich immer wieder, wie viel Ehrfurcht Will für diesen Ort und den hohen Rat empfand. Für mich war es Gewohnheit. In dem großen Saal herrschte eine aufgeregte, fröhliche, aber sentimentale Stimmung. Ich begrüßte jeden, auch alle Gefährten. Elena hatte Marik und Dennis mitgebracht, weil die Zwillinge stellvertretend für ihren menschlichen Vater um ihre Mutter gekämpft hatten. Sie sahen immernoch sehr mitgenommen aus. "Wir sind okay.", versicherte Dennis und. Dann sah er zu Marik. "Oder Miki?" Der Angesprochene nickte schnell und sagte dann: "Wir stecken das schon weg!" Will blieb noch bei ihnen, während ich mich zu Jana gesellte. Dann betrat der hohe Rat den Raum und alles wurde schlagartig still. Sie ehrten die Gefährten und auch Marik und Dennis wegen dem herausragenden Kampf gegen schwarze Magie und der Rettung der Wächter. Außerdem erhielten Septim, Marik und Dennis eine besondere Auszeichnung, weil sie noch unter 16 waren. Will und ich lehnten uns irgendwann zurück und verbrachten den Rest der Zeit, in der der weitere Verlauf besprochen wurde, damit, uns über den Link schmutzige Sachen zu sagen, sodass wie beide abends mit einer Erektion nach Hause gingen.
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Unkontrolliert!
Extra langes Update!
Leute ich hab privat so einen Stress gehabt... Eigentlich sollte das Kapitel mal traurig werden, weil ich jemand wichtiges verloren habe, aber naja... So gefällt es mir ganz gut!
AOF
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