*42 Im Weg
Mehr oder weniger witzige Anekdote: Es ist 01:29 nachts und ich hab endlich einen Plan vom neuen Kapitel. Applaus für euren durchorganisierten, kreativen Alpha.
Am nächsten Morgen weckte mich mein innerer Wolf, der aufgeregt und nervös war. Das kam von Will, der nur Sekunden später in mein Zimmer stürzte. "Five! Schnell!" Verwirrt und mit brummendem Kopf und flauem Magen sah ich ihn an. "Wieso so aufgeregt? Was ist los?", fragte ich alarmiert. Kaum hatte Will mich erreicht, schob er die Decke weg und half mir, mich aufzurichten. Ich brauchte kurz, bis mein Kreislauf sich an das Sitzen gewöhnt hatte, und Will zog mich behutsam auf die Beine. "Geht's?" Ich nickte und klammerte mich an seinen Arm. So verließen wir das Zimmer, ich immernoch verwirrt und inzwischen auch sehr unruhig, Will aufgeregt und hektisch. Nach den Treppen konnte man laute Stimmen aus dem Keller hören, Stimmen, die ich eindeutig Kyle und Jay zuordnen konnte. Moment, Jay?
"Das kannst du nicht machen, Jay! Du kannst sie mir nicht wieder wegnehmen! Das-" "Das hast du nicht zu entscheiden!" "Doch, das habe ich wohl!" "Five ist der Vormund, er entscheidet. Aber so ist das kein ehrenhafter Tod, und das weißt du! Denk' bitte rational!" "Nein, ich will und kann nicht rational denken!" "Hey!", schrie Will laut, als wir in den Raum im Keller kamen, in dem Jay seine ganzen "magischen Utensilien" aufbewahrte. "Was ist denn hier los?", fragte ich, um einiges leiser als die anderen. Jay seufzte resigniert. "Noah. Sie wird instabil, ich kann sie nicht länger hier behalten." Ich sah ihn einige Sekunden still an. "Wie sieht es mit ihrem Charakter, ihrem Wesen aus?", fragte ich dann nach. "Verloren. Es gibt Verbindungen aber ihre Seele gehört hier nicht mehr her. Deshalb wird sie nie wieder so sein, wie sie war, außer im Jenseits." Ich nickte kurz und studierte den grauen Boden. Das Licht in dem Raum war spärlich, die grauen Wände wurden von Regalen voller Flaschen, Büchern oder Schalen mit geheimnisvollem Inhalt geziert. In einer Ecke stand eine deckenhohe Glasröhre, in der meine Schwester saß, in sich zusammengefallen und grau. "Ihr wurde das genommen, was sie ausmacht...", murmelte ich leise und ging zu dem Glas. Vorsichtig, als könnte es zerbrechen, berührte ich es mit meiner Hand. Die schwarzen Adern schimmerten durch meine Haut. "... aber sie ist noch da. Weil ich sie nicht gehen lassen konnte. Ich bin im Weg..." Erstarrt verstummte ich kurz, als ich es erkannte. "Nein." Ich drehte mich zu Kyle um. "Du kannst sie nicht gehen lassen. Du bist im Weg." Kyle schimmerten Tränen in den Augen. Er senkte seinen Blick. "Ich weiß.", flüsterte er. "Sie ist ein Teil von mir. Mein innerer Wolf hält sie hier fest. Er versucht, auch den Rest von ihr hier her zu bekommen, aber er ist nicht stark genug." Jay zog scharf die Luft ein, als hätte er eine Art Offenbarung. "Oh mein... Das ist es!" Plötzlich überrollte mich ein großer Schmerz.
Meine Sicht verschwamm langsam, ich begann zu taumeln. Aber ich wollte wissen, was Jay meinte. "Ich weiß jetzt, wie wir-" Da unterbrach etwas in mir alle meine Sinne, ich hörte nichts mehr, sah nichts mehr, spürte nurnoch, wie ich umkippte, aber nicht mehr, wie ich aufkam. Mein innerer Wolf kam frei, doch ich war mir nicht sicher, ob ich mich verwandelt hatte, oder nicht. "Hallo?", wollte ich fragen. "Hört mich jemand?" Aber mir fehlte die Luft dazu. Das Einzige, was noch zu funktionieren schien, war mein Gehirn, denn meine Gedanken begannen zu rasen. Was ist passiert? Was passiert gerade? Bin ich ohnmächtig? Was hat Jay gemeint? Was passiert jetzt mit Noah? Sterbe ich gerade? Habe ich Will heute schon gesagt, dass ich ihn liebe? Ich versuchte, meine Links zu benutzen, aber ich spürte sie nicht mehr. Wie isoliert aus meinem eigenen Körper versuchte ich, mich zu erinnern, wie es sich anfühlte, Glieder zu haben. Zu liegen. Zu gehen. Ein Wolf zu sein. Aber keine der Empfindungen kamen wirklich bei mir an, ich konnte es mir nur vorstellen. Plötzlich hatte ich das schlechte Gefühl, dass wir den Magier, der uns angriff, unterschätzt hatten und er dabei war, die ersten von uns zu töten. Und ein noch schlechteres Gefühl sagte mir, dass ich gerade selbst dabei war, zu sterben. Ich bekam Panik, was seltsam war, weil ich meinen Herzschlag nicht spüren konnte, der sich verschnellert hätte. Die Angst, Will nie wieder sehen zu können, übermannte mich fast in der selben Sekunde. Der hohe Rat hatte mir Kinder für Will und mich versprochen, er hatte gesagt, dass er mir diesen Wunsch erfüllen würde. Will und ich hätten eine Familie gründen können, wir hätten zusammen alt werden können, zu Großvätern mit grauem Fell (eine Eigenschaft, die unsere menschliche Hälfte verursacht: In "fortgeschrittenem Alter" verfärbt sich unser Fell grau). Wir hätten einander lieben können, Liebe schenken und erhalten und machen. Ich liebte es zu sehr, wie er mich berührte oder wie er mich so liebevoll ansah, dass mein Herz schneller schlug. Ich liebte es, mich in seinen Augen oder unseren Küssen zu verlieren, die von zart über intensiv bis hin zu heiß variierten.
Mir fiel auf, dass meine letzten Gedanken vor dem endgültigen Schluss alle Will galten und Traurigkeit, aber auch Liebe, übermannte mich. Genau in diesem Moment kamen meine Sinne zurück, doch einen Herzschlag konnte ich dennoch nicht finden. Fast schon hastig schlug ich meine Augen auf und fand mich vor dem Tor zur Jenseits wieder. Neben mir tauchten Ceithre, Julian und Jana auf. Doch wir starrten alle nur das Tor an, das von einem grünen Schleier umgeben war. Im stillen Einverständnis, noch auf die anderen zu warten, wagte es keiner, sich nur ansatzweise zu bewegen. Dennoch drängten sich Tränen in meine Augen, die allem galten, was ich im Reich der Lebenden zurückließ: Amelia und Luke, Kyle, die Deltas, Jay, Elvira und Paul, meine Welpen, Dennis und Marik. Und natürlich Will. William. Mein Gefährte, meine große Liebe. Leise rannen vereinzelt Tränen über meine Wangen und tropften ins Unendliche unter uns. Rechts von mir tauchte Elena auf, ebenfalls weinend. Sie sah sich verängstigt und besorgt um, sorgte sich sicherlich um ihre Kinder. Kinder. Jetzt, wo ich endlich die Chance gehabt hätte, Kinder mit Will zu bekommen.
Ich bemerkte nicht mehr, wie Hannah und Septim ankamen. Ich bemerkte nur, dass das Tor vor uns plötzlich aufschwang und wir instinktiv die Hände ausstreckten, um und gegenseitig an die Hand zu nehmen. Wieso auch immer. Es schenkte uns Mut, Mut uns dem Fluch geschlagen zu geben und alles hinter uns zu lassen. Das Tor stand ganz offen. Der grüne Schleier verschlang uns.
~~
Unkontrolliert!
Nein, das ist nicht das Ende! Lasst euch doch einfach überraschen!
Wollt ihr lieber ein Neujahrsspecial mit Kindern oder ohne? (mit Kindern müsstet ihr länger warten, bis Will die Kids bekommt.)
AOF
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