*35 Menschen
Als wir ausstiegen waren meine Gedanken verstummt. Ich griff wortlos nach dem Rucksack und Will's Hand und ließ mich von meinen Beinen aus dem Zug auf den Bahnsteig bringen. Dort blieb ich stehen. "Will?" Er blieb ebenfalls stehen, als Kyle ihn ansprach. "Ja?" Der Beta spannte seine Muskeln an. "Wir müssen uns beeilen." Ich runzelte die Stirn, doch Will hatte schon verstanden und rannte auf einmal mit Kyle los. Kurz wurde ich mitgerissen, bis ich dann selber zu rennen begann und wieder aufholte. Der Rucksack wurde hin und her geschleudert.
Was ist denn los?
, fragte ich über den Link und Will verstärkte den Griff um meine Hand ein wenig.
Keine Ahnung.
, antwortete er mir. Will vertraute seinen Betas blind. Auch wenn sie mal scheiße bauten blieb er ihnen immer treu und kam ihnen mit vollem Vertrauen entgegen. Das bewunderte ich sehr, denn mit Wills Verantwortung kam auch ein hoher Preis hinzu, sollte einer seiner Betas das Vertrauen missbrauchen. Aber daran schien Will nicht mal einen Gedanken zu verschwenden.
Nach einem Sprint von etwa 5 Minuten, unter normalen Umständen hätten wir 20 gebraucht, kamen wir an dem Fachwerkhaus an. Davor hatte sich eine riesiger Tumult gebildet, der nur aus Menschen bestand. Ich konnte keinen Wolf riechen oder spüren. Das laute Stimmengewirr ließ mich langsamer werden, und auch Kyle und Will bremsten langsam verwundert ab. Wir betrachteten schnell atmend das Bild, das sich uns bot. Die Menschen drängten zu den Fenstern und der Tür, hielten Aufnahmegeräte und Kameras in den Händen und sprachen wild durcheinander. Ein paar Mütter mit ihren Kindern hatten sich auch darum herum versammelt und tuschelten aufgeregt. Ich lauschte heimlich bei dem Gespräch zweier Mütter in unserem nahen Umfeld. "Ist es wahr?" "Was soll wahr sein?" "Dass sie hier gesehen wurden!" "Ja, ein Freund der Nachbarn meiner Schwester hat es anscheinend mit eigenen Augen mit angesehen!" "Wie schrecklich! Stimmt es, dass sie Menschen fressen?" "Wer weiß, aber wenn die Gerüchte stimmen, dann gab es Übergriffe, ja..." "Mein Gott! Was wird aus unseren Kindern?" "Ich weiß es nicht, aber ich habe Angst." "Das geht mir genauso! Wie schrecklich!"
Ich kicherte (sehr männlich, ich weiß). Auf Will's fragenden Blick nickte ich einmal in die Richtung der zwei Frauen, die ihr Gespräch nun fortsetzten. Auf sein Gesicht schlich sich nun auch ein Grinsen. Es gab immer wieder kurze Zeitspannen, in denen die Menschen dachten, sie wüssten über Werwölfe Bescheid. Aber diese Aufruhr legte sich meist nach wenigen Tagen oder auch mal ein paar Wochen wieder. Dann verschwanden die wilden Ideen mit den grausamen Gerüchten wieder. Will verdrehte die Augen und drückte meine Hand kurz, bevor wir zu unserem Haus gingen. Kaum quetschten wir uns durch die Menschenmasse, wurde es kurzzeitig völlig still. "Was wollen Sie alle vor unserem Haus?", fragte Will und versuchte den belustigten Unterton aus seiner Stimme zu verdrängen. "Stimmt es, dass die Bewohner dieses Hauses Werwölfe sind?", fragte eine Pressesprecherin ziemlich weit vorne und zückte einen Stift. Überrascht musterte Will sie. "Werwölfe? Entschuldigen Sie meine Verwunderung, aber sind das nicht Fabelwesen?" Wie förmlich seine Sprache auf einmal war. Ich verkniff mir das Kichern und fing mir Kyle's Ellenbogen ein. Gespielt beleidigt rieb ich mir meine schmerzenden Rippen. "Es gab Sichtungen! Diesmal können Sie sich nicht rausreden!", kommentiert ein Mann und bekam lauthals Zuspruch. Will lachte kurz. "So etwas wie Werwölfe gibt es nicht. Und selbst wenn, würde ich doch davon wissen, wenn von dieser Sorte welche in meinem Haus wohnen!" "Sie sind er 17, woher sollen sie auch Ahnung von der Welt haben!", meinte ein Mann. Will kniff die Augen zusammen. "Ich bin erst 20, das lasse ich Ihnen. Aber in diesem Haus wohnen meine Schwester, ihr Freund, dessen Bruder und mein Freund. Also werde ich darüber wohl Bescheid wissen!" Ich hatte das Gefühl, auch etwas sagen zu müssen und grinste in mich hinein. Dann legte ich eine genervte Miene auf und schnalzte einmal mit der Zunge. "Tz, nur weil wir schwul sind!" Dazu schnippte ich einmal sehr maskulin neben meinem Kopf und verdrehte die Augen. Darauf verstummten die Stimmen verwundert. Will drehte sich zur Tür, schloss auf, wir gingen rein, schlossen die Tür, sahen uns an und begannen lauthals zu lachen. Will zog mich zu sich und küsste mich kurz, bevor wir wieder lachten. "Diese Antwort- war- genial!", lachte Kyle und ich verbeugte mich ganz kurz. Durch unser Lachen angelockt kamen Amelia und Luke aus dem Wohnzimmer und sahen uns verwirrt an. Ich minderte das Lachen in Kichern und zog Schuhe und Jacke aus. Kyle und Will taten es mir gleich, worauf hin das Gelächter ganz verstummte. "Hey, Schwesterchen.", begrüßte Will Amelia immernoch grinsend. "Lässt der werte Alpha sich also auch mal Zuhause blicken, ja?" Will verdrehte die Augen und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange. Ich schnappte mir wieder seine Hand und wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer. Ich wollte mich erst neben meinen Freund setzten, doch er zog mich auf seinen Schoß und hielt mich sanft aber bestimmt dort fest. Amelia und Luke setzten sich neben uns, Kyle holte Getränke. "Was war denn eben los?", fragte Luke. "Habt ihr von den Gerüchten gehört, dass hier Werwölfe leben sollen?", fragte Will gespielt verwundert. Amelia stieg darauf ein. "Was? Oh Gott, wie schrecklich!" Wir lachten wieder. "Nein, ernsthaft.", beruhigte Amelia sich dann schnell. "Sie denken schon wieder, dass sie hinter unser Geheimnis gekommen sind?" Will nickte und nahm von Kyle eine Cola an. "Sie sind fest davon überzeugt, so wie es aussieht... Habt ihr nicht mitbekommen, wie sich die Menschen vor unserem Haus versammelt haben?" Amelia und Luke schüttelten die Köpfe. "Nein, nichts." Luke grinste. "Wir waren auch mit anderem beschäftigt." Amelia lief rot an und stieß ihren Gefährten in die Seite. Will verzog das Gesicht. "Danke, keine Details!" Ich lachte und rutschte ein wenig auf seinem Schoß herum, damit es bequemer wurde. Will spannte sich ein wenig an, was mir aber auffiel und ich rutschte provokant weiter.
"Wie war das Wächtertreffen? Irgendwas Neues?", fragte Luke dann. Ich erstarrte und räusperte mich kurz. "Ähm, nein. Und selbst wenn, wisst ihr doch, dass ich darüber nicht reden darf. Es sind Wächterangelegenheiten..." Amelia seufzte. "Ja, ich weiß. Gab es sonst irgendwas? Außerhalb des Treffens?" Will begann zu reden, ich rutschte wieder unauffällig auf seinem Schoß herum. "Elena hat zwei Söhne, Dennis und Marik. Die beiden sind sehr nett. Und ich konnte mich gut mit der Gefährtin des 4. Wächters unterhalten." Er sog scharf die Luft ein, als ich mit Nachdruck meinen Hintern an seine Mitte drückte und dann provokant ein wenig bewegte. "Alles in einem war es gut.", schloss Will schnell seine Erzählungen ab.
Was soll das werden?
, fragte er, kurz davor, darauf einzugehen.
Ich weiß nicht, wonach sieht es denn aus?
, antwortete ich frech und rutschte weiter. Luke sah prüfend zu Kyle. "Alles geklärt?" Kyle nickte ohne zu zögern. "Ja, alles wieder okay. Wann wird die Beerdigung stattfinden?" Amelia seufzte. "Morgen Nachmittag. Ich habe alles vorbereitet." Will konnte sich nicht mehr auf das Gespräch konzentrieren. Ohne irgendeine Vorwarnung stand er auf, wodurch er mich auch zum Aufstehen zwang und sagte: "Ich bin müde, lass uns schlafen gehen." Er sah mich mit dunklen Augen an. Ich schmunzelte. "Na gut, war ja auch anstrengend. Nacht, Leute!" "Gute Nacht!" Amelia zwinkerte mir kurz zu, dann gingen wir schnell die Treppe rauf in unser Zimmer. Diesmal stieß ich die Tür zu und drückte Will gegen die Wand. Ich wusste, wie er darauf stand. "Na gut, Wächter. Dann zeig mir mal, was du kannst.", forderte Will. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen, sondern drückte mich gegen ihn, um ihn intensiv zu küssen. Diese Nähe hatte mir gefehlt. Und das wollte ich ihn spüren lassen. Solange ich es noch konnte.
~~
Ich weiß nicht genau, was ich von dem Kapitel halten soll...
Unkontrolliert!
AOF
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