*13 Five
"Hey, Five. Schläfst du?", fragte Will. Ich drehte mich zu ihm. "Wie soll ich bitte innerhalb von 5 Minuten eingeschlafen sein?", stellte ich die Gegenfrage. Will ging darauf nicht ein. "Wir müssen aufstehen. Amelia ist gerade aufgewacht." Ich seufzte und gähnte müde. Wir hatten die restlichen 2 Stunden nach der Markierung nicht mehr geschlafen. "Ich bin aber müde... Weißt du was? Sex ist anstrengend.", sagte ich und Will lachte los. "Ja, da hast du wohl recht.", meinte er und rollte sich aus dem Bett. Ich dagegen setzte mich vorsichtig auf und zuckte zusammen. Mein ganzer Unterleib schmerzte höllisch. Will sah mich besorgt an und kam zu meiner Betthälfte. Dann bot er mir seine Hand an. "Tut es so sehr weh?" Ich nahm seine Hand entgegen und grummelte: "Nächstes mal bist du Bottom!" Will lachte und nahm zwei Boxershorts aus seinem Schrank heraus. Er gab mir eine, die ich umständlich anzog. Bei jeder kleinsten Bewegung zog sich alles in mir krampfhaft vor Schmerz zusammen. Ich knurrte frustriert. So ein Mist. Will kam lächelnd auf mich zu und fuhr langsam mit seinen Händen über meinen Brustkorb. "Ich liebe deine Tattoos." Sofort vergaß ich die Schmerzen und sah in seine bernsteinfarbenen Augen. Unsere Lippen fanden sich zu einen gefühlvollen Kuss. In diesem Moment ging die Tür auf. "Will, bist du schon- Oh." Wir lösten uns und ich sah an Will vorbei zur Tür. "Guten Morgen, Amelia.", wünschte ich lächelnd und gab meinen Gefährten nochmal einen Kuss. "Florian! Du bist wieder da!", freute sie sich und kam zu mir um mich zu umarmen. Will seufzte. "Guten Morgen, Schwesterherz." Amelia kicherte und ließ mich los. Dann gab sie Will einen Kuss auf die Wange. "Guten Morgen, Herr Alpha! Schön, dass sie jeden informiert haben, dass ihr Gefährte wieder da ist!", meinte sie sarkastisch und fast schon vorwurfsvoll. Dann drehte sie sich zu mir um. "Seit wann bist du wieder da? Und was sind das überhaupt für Tattoos?" Stirnrunzelnd musterte sie meine Brust. "Das ist mein Wächterkristall, meine Zahl, die 5, und ein Anhänger mit Schutzzauber. Wieder da bin ich seit heute Nacht.", beantwortete ich ihre Fragen. Amelia nickte langsam. Wahrscheinlich war ihr gerade erst wieder so richtig klar geworden, dass ich ein Wächter war. Dann sah sie abwechselnd mich und Will an. "Irgendwas ist anders an euch... Ihr riecht anders als sonst." Ohne den Kontext, dass wir Werwölfe waren, klänge dieser Satz ziemlich seltsam. Amelia sah wieder zu Will und entdeckte endlich den großen, schon fast verheilten Biss an seiner Schulter. Es war nicht nur ein Abdruck meines Gebisses: Während der Markierung prallt der eigene innere Wolf auf den des anderen und hinterlässt ein einzigartiges Mal innerhalb der Zahnabdrücke. Bei uns bildete sich innerhalb der Gebissabdrücke jeweils eine faustgroße, runde Narbe, die von hellen Striemen durchzogen war. Ich war begeistert von der Schönheit, die eine Narbe zeigen konnte. Amelia quickte auf. "Ihr habt euch markiert! Wartet, oh mein Gott! Ihr habt miteinander geschlafen!" Wir sahen uns an, ich wurde mal wieder gegen meinen Willen rot. Wer hatte eigentlich bestimmt, dass ich der Subdominante in der Beziehung war?! "Und? Wie wars? Wann eigentlich? Oh mein Gott, es war heute Nacht, habe ich recht? Fühlt ihr euch jetzt irgendwie anders?" "Nur überfordert, im Moment.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Und peinlich berührt.", fügte Will hinzu. "Oh, äh, sorry..." Amelia strich sich eine zerzauste Strähne hinter ihr Ohr, dann räusperte sie sich. "Ähm, ich bin auf jeden Fall froh, dass du wieder da bist, Fl- äh, ich meine natürlich Five. Ach ja, was das angeht hatten wir noch was zu klären!" Wie schnell sie von einem Thema zum anderen wechselte..."Könnten wir erstmal was frühstücken?", fragte Will hoffnungsvoll und ich sah ihn dankbar an. Amelia murrte und wir verließen das Zimmer. Die Treppen legte ich nur langsam und auf das Geländer gestützt zurück, da ich kam einen Schritt tun konnte, ohne dass mein Hintern weh tat. Als wir, nachdem ich eine Ewigkeit für die Stufen gebraucht hatte, ins Wohnzimmer kamen, erwarteten uns schon Jay, Luke und Dia. Sie alle starrten mich überrascht an. "Du bist wieder da?", fragte Luke erstaunt. Dann sah er an mir und Will herunter. "Äh, wir dachten eigentlich, dass alle außer Ami schlafen...", kommentierte Will im Bezug auf die Tatsache, dass wir nur Boxershorts trugen. Die anderen begannen zu grinsen, verkniffen sich aber, etwas zu sagen. "Jaja, lacht ruhig. Ich hol' schnell was zum anziehen.", sagte Will, gab mir einen schnellen Kuss und eilte die Treppe wieder hoch. Es frustrierte mich ein wenig, dass ich so lange für die Treppe gebraucht hatte und er in wenigen Sekundenoben war. "Hey, was sind das für Tattoos? Sowas habe ich ja noch nie-", begann Dia, doch kaum hatte sie sich mir ein wenig genähert, erkannte sie das Symbol des Kristalls und die römische Fünf. Ach stimmt, da war ja noch was... Auch Jay runzelte nun die Stirn. Ich seufzte und unterdrückte ein Gähnen. "Ich weiß, dass ich was zu erklären habe. Auch euch, denen ich schon von mir erzählt habe." Jay ging zur Couch und setzte sich darauf. "Okay. Ich habe Zeit." Die anderen nahmen seine indirekte Einladung an und setzten sich ebenfalls. Da kam schon Will wieder, mit zwei Jogginghosen und zwei weißen Shirts. Wir zogen uns schnell (ich versuchte die Schmerzen in Gegenwart von den anderen zu ignorieren) an und setzten uns den anderen gegenüber (Aua.). Alle sahen mich abwartend an. In diesem Moment kam Kyle hinzu, so wie auch die restlichen Deltas. "Whoa. Ist das hier sowas wie ne Versammlung?", fragte Leo. Doch Kyle hatte schon verstanden, worum es ging. "Setzt euch einfach.", sagte er und jeder befolgte den Befehl. Ich atmete tief durch.
Du musst das nicht jetzt machen, das weißt du?
, fragte Will nochmal nach.
Doch, muss ich. Es wird viel auf mich zu kommen in nächster Zeit, und es ist besser, wenn bis dahin alles geklärt ist.
Kurz blieb es still in meinem Kopf, dann fragte Will:
Wie viel Zeit bleibt noch, bis ihr in den Kampf zieht?
Eine Woche.
Und kann ich mit?
Nein. Dafür liebe ich dich zu sehr.
Und wenn du verletzt wirst? Oder sogar getötet?
Ich sah zu ihm.
Ich bin ein Wächter, Will. Obwohl ich nie wieder einer sein wollte. Aber Wächter sind zäh. Wir sind nicht so leicht umzubringen, wie manche vielleicht denken.
Mir gefällt nur der Gedanke nicht, dich alleine in einen Rudelkrieg zu schicken.
Das ist kein Rudelkrieg, und es war vermutlich auch nie einer. Deshalb bin ich auch dafür zuständig. Aber du wirst auch nicht tatenlos daneben sitzen, glaub mir. 'Jeder wird seinen Platz in diesem Krieg finden' hat der Ratsälteste gesagt. In deinem Fall ist das Passiv, indem du mir Halt gibst, in meinem Fall ist das Aktiv.
Damit sah ich wieder die Gruppe vor mir an. "Ich habe euch angelogen. Über mehrere Wochen. Aber ihr könnt beruhigt sein, ich habe auch mich angelogen. Über zwei Jahre. Ich bin Five, der 5. Wächter des Waldes, manche von euch kennen meine Geschichte schon. Aber das wichtige ist eigentlich, wohin meine Geschichte führt: Ich wurde vor drei Tagen von der 2. und 7. Wächterin hier gefunden, weil ich gebraucht werde. In einem Kampf gegen wilde Wölfe, die nach mir und allen anderen Wächtern suchen." Ich machte eine kurze Pause und sah dann einmal kurz zu Will, um festzustellen, dass sein Blick schon die ganze Zeit auf mir lag. Die bernsteinfarbenen Augen brachten mich kurz aus dem Konzept. "Ich...ähm... Als Noah getötet wurde habe ich meine Familie verloren. Allerdings war ich in einer Ziehfamilie untergebracht, weil mein Vorgänger getötet wurde als ich noch ein Kleinkind war. Also bekam ich im Alter von 3 den Schutzkristall und das offizielle Wächteramt, ohne zu wissen, was meine Aufgabe ist. Um mir eine normale Kindheit zu ermöglichen wurde ich in ein anderes Rudel gegeben und sollte mit 17 wieder zurück zu den Wächtern gebracht werden." Ich senkte den Blick auf meine Hände. "Aber ich wollte kein Wächter mehr sein, will es eigentlich immernoch nicht. Damals ist meine ganze Familie gestorben, nur weil ich aus Zufall in dem Rudel gelandet war! Ich will das nicht nochmal. Egal wo ich hin komme, egal was ich mache, im Moment sind alle um mich herum in Gefahr, und ich habe eine Verantwortung, die ich nicht tragen will." Ich schluckte und sah die vor mir wieder an. "Aber es tut wahnsinnig gut wieder ein Wächter zu sein.", flüsterte ich mit einen kleinen Lächeln. Auch Amelia begann dann zu lächeln, die anderen nickten langsam "Ich verstehe dich jetzt, aber das beantwortet nicht diese eine Frage, die ich noch hab: Was passiert jetzt?", fragte Kyle. Ich sah zu Will. Er antwortete: "Five wird in den Kampf ziehen müssen, und wir werden uns auf mögliche Angriffe vorbereiten. Wenn die Wächter zurückgedrängt werden sollten, kommen sie in unser Revier, und ab da geht es uns auch was an. Wenn wir helfen können, dann werden wir das auch tun." Ich schüttelte schnell den Kopf. "Das werdet ihr nicht tun! Es ist zu gefährlich, mit in den Kampf zu ziehen! Wir schaffen das auch alleine, wir sind gut gerüstet und haben die Wächtergarde um uns herum." Will wandte sich direkt an mich. "Das kannst du mir nicht ausreden! Ich lasse dich ganz sicher nicht alleine." "Du lässt mich ja auch nicht alleine! Du bist überhaupt der Grund, wieso ich zurück zu den Wächtern bin! Ich will dich beschützen können!" "Aber ich werde nicht tatenlos daneben sitzen!" Ich sah ihn ernst an. "Gut, dann formuliere ich es anders:" Ich ließ meine Augen rot aufleuchten. "Ihr werdet euch alle nicht einmischen! Anweisung des 5. Wächters des Waldes! Das... Das ist ein Befehl und diesem ist Folge zu leisten!" Will und ich lieferten uns ein Blickduell, doch ich gewann schließlich. Er stand frustriert auf und ging nach draußen. Ich sah ihm kurz nach. "Lass ihn. Er sorgt sich doch nur um dich.", sagte Amelia beruhigend. "Ich weiß. Aber das tue ich doch auch!"
Ich liebe dich. Vergiss das nicht.
,teilte ich Will über unseren Link mit und bekam ein Seufzen zurück.
Ich weiß.
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