Why not?
Wir waren nun schon die ganze Nacht geflogen und es war bereits schon wieder später Nachmittag, als die Adler beschlossen, dass es Zeit war zu landen. Thorin war die ganze Zeit ohne Bewusstsein gewesen, was mir echt Sorgen machte, auch wenn es im Film genauso gewesen war. Wir hatten ja schon früh genug gemerkt, dass unsere Anwesenheit vieles änderte.
Jedenfalls steuerten alle Alder nun einen felsigen Berg an, der in einem bewaldeten Tal stand. Einer nach den anderen landeten sie auf der Spitze und ließen uns absteigen.
„Toll, da hätten sie uns auch gleich zum Berg fliegen können", grummelte Erik, doch darauf achtete ich nicht. Mein Blick lag auf Gandalf, der sich besorgt über Thorin gebeugt hatte und nun irgendwelche Zaubersprüche murmelte.
Der Rest von uns blieb währenddessen mit etwas Abstand zu den beiden stehen um sie nicht zu bedrängen.
Schließlich schlug Thorin die Augen auf und ich atmete erleichtert aus.
Gott sei Dank so wie im Film.
„L-laura", murmelte er heiser und ich zuckte zusammen. Er sagte meinen Namen... weil ich ihn gerettet hatte? Oder hätte er ihn auch so gesagt?
Ein wissendes Lächeln erschien auf Gandalfs Gesicht, was mich etwas verwirrte.
„Keine Sorge", sagte er, „Laura geht es gut. Sie ist wohlauf." Jaaa, abgesehen von den Kopfschmerzen und dem Nasenbluten war alles paletti.
Mit Mühe kam Thorin auf die Füße und sein Blick traf meinen.
„Du!", rief er aus und ich zuckte nochmals zusammen, „Was hast du getan?"
Momentchen mal, seit wann waren wir denn beim Du? Ach ja, ich war schon an der Klippe aus Versehen zum Du übergegangen.
Den Gedanken erstmal verdrängend, öffnete ich den Mund um auf seine Frage zu antworten, doch Thorin sprach schon weiter und kam langsam auf mich zu.
„Das hätte dich das Leben kosten können!", sagte er aufgebracht. Bildete ich mir das ein oder war da ein Hauch Besorgnis?
„Wenn ich nicht eingegriffen hätte, hätte es dein Leben gekostet!", widersprach ich, als er direkt vor mir zum Stehen kam, „Sie wollten dich umbringen."
„Dennoch hättest du dich nicht in solche Gefahr begeben sollen", sagte er kopfschüttelnd. Na wenn er erst mit dem Kopf durch die Wand ging und sich fast töten ließ in seinem Ich-Will-Azog-Endlich-Töten-Wahn, konnte ich auch nichts dafür!
„Und wer hätte dich dann gerettet?", fragte ich und legte den Kopf leicht schräg.
Einen Moment sah er mich noch mit undefinierbaren Blick an, als plötzlich ein Lächeln auf seinem Gesicht erschien und er mit einer Hand eine blonde Haarsträhne aus meinem Gesicht strich.
„Danke", murmelte er und ich spürte wie ich rot wurde. Hatte er mein Gespräch mit Bofur doch gehört oder was sollte jetzt diese Geste?
Noch ehe ich mir den Kopf darüber zerbrechen konnte, fiel mein Blick auf Bilbo, der etwas abseits stand und betrübt in die Ferne schaute. Oh, das hatte ich ja total vergessen!
„Nicht nur mir solltest du danken", sagte ich und blickte wieder zu Thorin, der mich nun fragend ansah, „Wäre Bilbo nicht gewesen, wären wir beide gestorben, er hat alleine die Orks auf Abstand gehalten bis die anderen zu Hilfe kamen."
Thorin drehte sich zu dem Hobbit, welcher uns überrascht anstarrte.
„Du warst das?", fragte Thorin ungläubig und ich verkniff mir ein Augenverdrehen. Musste er einem immer erst Angst machen, bevor er zum Punkt kam?
„Hatte ich nicht gesagt, du wärest eine Last? Dass du in der Wildnis nicht überlebst? Dass du niemals zu uns gehören wirst?" Wie bei mir vorher, war Thorin nun auch auf Bilbo zu gekommen und jeder meine Freunde wusste, was jetzt geschehen würde.
„Ich habe mich noch nie so getäuscht! In meinem ganzen Leben!", sagte Thorin und umarmte den sichtlich perplexen Hobbit und ich biss mir leicht neidisch auf die Unterlippe. Warum hatte er mich nicht auch umarmt? War das in dieser Welt nicht üblich, oder was?
Schließlich löste er sich von Bilbo, welcher ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen hatte.
„Verzeih meine Zweifel an dir", sagte Thorin, doch Bilbo widersprach ihm.
„Nein, ich hätte genauso an mir gezweifelt..." Während Bilbo redete, gesellte ich mich zu meinen Freunden, die offenbar alle Mühe hatten, nicht laut loszulachen.
„Was ist so witzig?", flüsterte ich verwirrt.
„Du hättest dein Gesicht sehen müssen, als Thorin Bilbo umarmt hat", antwortete Lily leise und kicherte. Ich verzog beleidigt das Gesicht.
„Leute, das ist ernst!", sagte ich verärgert und verschränkte die Arme.
„Hi Ernst", kam es von Resi und wieder lachten sie. Ich verengte nur die Augen.
Das würde so eine Rache geben, oh ja. Ich freute mich schon darauf, wenn wir Legolas begegnen würden, dann war Lily dran. Bei Erik und Isy musste ich mir noch was einfallen lassen. Und Resi... naja ich könnte ihr ja erzählen, was sie in Bruchtal angestellt hatte. Ja, das war ein guter Plan.
„Was guckst du denn so komisch?", fragte Erik skeptisch und ich sah ihn direkt an.
„Ich glaube, sie versucht zu töten", sagte Isy und nun war ich dran mit Grinsen.
„Besser", sagte ich nur und wandte meine Aufmerksamkeit wieder den Zwergen zu, die alle gebannt auf den Erebor starrten, der am Horizont aufragte.
„Unsere Heimat", sagte Thorin und ich trat neben ihn um eine bessere Sicht zu haben.
„Ein Rabe!", rief da Oin alle Blicke schnellten zu einem Vogel, der zwitschernd an uns vorbeiflog, „Die Vögel kehren zum Berg zurück."
Seit wann konnten Raben denn zwitschern?
„Wenn das ein Rabe ist, dann bin ich Thranduil", murmelte Erik und hob die Augenbrauen.
„Das, mein lieber Oin, ist eine Drossel", verbesserte Gandalf lächelnd.
„Aber wir sehen es als ein Zeichen an. Als gutes Omen", sagte Thorin und blickte kurz zu mir und Bilbo, der zu meiner linken stand.
„Zu recht", sagte der Hobbit, „Das schlimmste liegt hinter uns, würde ich sagen."
Hahahaha... haha, der war gut.
„Wir sollten von dem Berg steigen, bevor die Sonne untergeht", sagte Lily schließlich und die anderen stimmten zu. Gemeinsam wagten wir nun vorsichtig den Abstieg. Ein schmaler Weg, wie bei den Schluchten mit den Felsriesen, führte nach unten, allerdings war dieser hier um einiges breiter.
Ich lief mit Thorin an der Spitze und Resi und Lily waren direkt hinter uns. Ich hatte mir innerlich vorgenommen ein Auge auf Thorin zu haben, denn ich bezweifelte, dass Gandalfs „Vulnera Sanentur" alles geheilt hatte, schließlich waren seine Wunden im Gesicht noch deutlich zu sehen.
Doch Thorin machte nicht den Anschein als hätte er Schmerzen, zumindest am Anfang.
Gerade als wir unten ankamen, sah ich wie seine Hand zu seiner Brust schnellte und er kurz das Gesicht verzog.
„Thorin?", fragte ich besorgt.
„Mir geht es gut", winkte er ab und ging weiter Richtung Wald, der den Berg von dem wir kamen umgab.
„Sollten wir nicht rasten und uns ausruhen?", fragte Lily und blieb stehen, sowie der Rest der Gemeinschaft.
„Wir gehen weiter! Bis zum Sonnenuntergang dauert es noch!", rief Thorin ohne stehen zu bleiben. Ich eilte ihm hinterher und griff seinen Arm.
„Thorin, du musst dich ausruhen! Du bist verletzt!", sagte ich eindringlich.
„Ich brauche nichts. Gandalf hat mich geheilt", sagte Thorin ohne mich anzusehen. Ich lief etwas schneller und stellte mich ihm in den Weg.
„Ach wirklich? Und was ist dann das?" Bevor er mich daran hindern konnte, schob ich seinen Pelzmantel beiseite und gab somit den Blick auf seinen blauen Wams frei, auf dem sich auf Brusthöhe Blutflecken gebildet hatten. Schnell zog Thorin seinen Mantel wieder darüber, doch was ich gesehen hatte, reichte mir.
„Wir rasten hier!", rief ich den anderen zu, welche sich darauf daran machten ein Lager zu errichten.
„Wir gehen weiter!", widersprach Thorin energisch und wollte an mir vorbeigehen, doch ich stellte mich wieder in den Weg. Wie stur konnte ein Zwerg denn sein?
„Wir lagern! Und du ruhst dich gefälligst aus!", sagte ich fest.
„Seit wann erteilst du mir Befehle?", rief er verärgert und ich wich reflexartig einen Schritt zurück, als ich seinem Blick begegnete.
„Ich... ähem.", stotterte ich, „Ich befehle dir nichts, ich versuche nur dir zu helfen."
„Ich brauche keine Hilfe!", sagte er und stieß mich unsanft zur Seite. Was zur Hölle war denn los mit ihm?
Da stöhnte er plötzlich schmerzvoll auf und ging in die Knie.
„Thorin!", rief ich besorgt und rannte zu ihm. Genau in dem Moment als ich ihn erreichte, brach er zusammen.
Schnell drehte ich ihn auf den Rücken und zog erneut den Pelzmantel zur Seite. Die Blutflecken waren größer geworden.
„GANDALF!", schrie ich über die Schulter und keine zehn Sekunden später war der Zauberer neben mir angekommen.
„Wir müssen die Blutung stoppen. Bringen wir ihn ins Lager!", sagte er, nachdem er einen kurzen Blick auf die Wunden geworfen hatte.
Daraufhin trugen wir ihn zum Lager zurück, wo Gandalf zusammen mit Oin seine Wunden versorgte, nachdem er mir versichert hatte, dass Thorin nicht in Lebensgefahr schwebte.
Ich ließ mich währenddessen am gerade entfachten Lagerfeuer nieder, direkt neben Resi, die mal wieder verträumt ins Feuer starrte.
„Wieder geistig bei Kili?", fragte ich grinsend und sie zuckte zusammen.
„Vielleicht", murmelte sie und sah mich an.
„Wie geht's Thorin?"
„Gandalf und Oin kümmern sich um ihn", sagte ich knapp und blickte nochmals besorgt zu Thorin's Krankenbett.
„Mhm", murmelte Resi etwas desinteressiert und blickte wieder ins Feuer.
Okay, jetzt war die Zeit gekommen, es ihr zu sagen.
„Erinnerst du dich immer noch nicht an die Nacht in Bruchtal?", fragte ich und hatte Mühe dabei ernst zu bleiben.
„Nein", jammerte Resi und fuhr sich durchs Haar.
„Soll ich dir erzählen, was passiert ist?", fragte ich und sie sah mich ungläubig an.
„Echt?" Ich nickte.
„Oh bitte! Bitte! Bitte!", bettelte sie und ich schmunzelte.
„Okay, also.", ich senkte die Stimme, damit niemand etwas mitbekam, „Du warst wirklich sturzbetrunken und konntest halt kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Kili hat dich davor bewahrt, dass du dich noch irgendwie ernsthaft verletzt. Und dann hast du in seinen Armen mit uns am Feuer gesessen bis er..." Ich zögerte kurz.
„Bis er was?!", fragte Resi ungeduldig. Ich hob eine Augenbraue.
„So ungeduldig?", fragte ich provozierend.
„Ungeduldig? Ich?! Nein!", sagte sie schnell, zu schnell.
„Ich denke schon", sagte ich lachend.
„Boah jetzt diskutier nicht und komm zum Punkt!", meckerte sie und ich seufzte. Sie hatte es ja nicht anders gewollt.
„Bis er dich geküsst hat", endete ich schließlich.
„ER HAT WAS?!", rief sie aus und sprang auf, wobei sie sämtliche Töpfe und Rucksäcke umschmiss, die zu ihren Füßen gestanden hatten. Diese verursachten dadurch ein lautes Klirren und aus manchen Rucksäcken, die offen waren fielen nun sämtliche Sachen heraus.
„Du hast aber auch ein Talent wie ein Kachelofen, Resi", kam es gelassen von Erik, der etwas weiter weg saß.
Resi antwortete ihm nicht, sondern stürmte einfach davon.
„Was ist denn mit ihr los?", fragte Lily, die sich zusammen mit Isy daran machte, das von Resi verursachte Chaos zu beseitigen.
„Ich hab sie nur über ihr Blackout aufgeklärt, keine Ahnung warum sie so erschrocken ist", sagte ich und hob scheinheilig die Hände.
„Oh, das erklärt natürlich einiges", sagte Isy schmunzelnd und ich grinste.
„Vielleicht sollte ihr jemand hinterher gehen", sagte Lily besorgt, doch Erik schüttelte den Kopf.
„Die kommt schon zurecht. Ich kann hier nicht weg, schließlich gibt's gleich Essen", sagte er und ich konnte nur den Kopf schütteln.
„Also ich bin dafür, dass du Resi fragst wie es ihr geht, Erik", sagte Lily und verschränkte die Arme.
„Ich auch", sagten Isy und ich zeitgleich.
„Seh ich aus wie die Post oder was?", fragte Erik und funkelte uns böse an.
Ich schnaubte gespielt entsetzt.
„Ich bitte dich! Dein Gesicht auf einer Briefmarke und die Post geht pleite", sagte ich und musste im nächsten Moment einem kommenden Pfeil ausweichen, der knapp über meinem Kopf hinweg sauste.
„Sag mal, spinnst du?!", rief ich aus und blickte Erik geschockt an, der seinen Bogen wieder wegsteckte, „Das hätte ins Auge gehen können!"
„Jetzt mach mal nicht so einen Aufstand! Der war noch nicht mal in der Nähe", sagte er schulterzuckend und ich blickte ihn ungläubig an.
„Wenn ich mich nicht geduckt hätte, wäre ich jetzt tot!", schrie ich ihn an, doch er verdrehte nur die Augen.
„Jetzt beruhige dich doch mal, Laura", sagte Lily ruhig und hob leicht die Hände.
„Beruhigen?! Er hätte mich töten können!"
„Das war aber auch nicht wirklich nett, was du zu ihm gesagt hast", sagte Lily und hob die Augenbrauen.
„Und deswegen darf er mich gleich mit Pfeilen an die Wand nageln?!", rief ich aus. Die Zwerge starrten uns nur schweigend an, offenbar nicht mutig genug dazwischen zu gehen.
„Hey Leute! Das reicht jetzt! Erik, mach sowas nie wieder, das kann wirklich gefährlich ausgehen und du Laura beruhigst dich jetzt bitte", sagte Isy und trat zwischen uns. Ich presste nur wütend die Lippen aufeinander und widerstand dem Drang nach Ithildae zu greifen und Erik damit zu attackieren. Stattdessen wandte ich mich ab und breitete etwas abseits meine Schlafmatte aus. Doch schlafen konnte ich trotzdem nicht.
Bestimmt bis Mitternacht lag ich wach und brütete darüber, was nur mit Erik los war. Und mit Lily! Sie hatte ihn ja auch noch verteidigt.
Kopfschüttelnd setzte ich mich auf und sah mich im Lager um. Nur noch wenige waren wach. Erik und Lily waren nicht darunter.
Da entdeckte ich Gandalf der Pfeife rauchend auf einem Felsen saß. Langsam lief ich auf ihn zu. Er bemerkte mich natürlich sofort.
„Ist alles in Ordnung bei dir und den anderen?", fragte er ohne aufzublicken und ich blieb neben ihm stehen.
Ich überlegte ernsthaft ihn von meinen Bedenken zu erzählen, aber... vielleicht überbewertete ich das Ganze auch. Außerdem hatte Gandalf echt dringendere Probleme.
„Ja... ja. Wir hatten nur einen kleinen Streit. Nichts Ernstes."
Daraufhin schwieg der Zauberer.
„Wie geht es Thorin?", durchbrach ich schließlich die Stille.
„Er ist vorerst versorgt, ist aber noch nicht bei Bewusstsein. Da fällt mir ein... seine Verbände müssten gewechselt werden. Könntest du einem alten Mann helfen und das für mich machen?", fragte er und blickte mich an. Perplex starrte ich ihn an. Wie zum Teufel wechselte man einen Verband?
„Ähm, ich hab noch nie einen Verband gewechselt", gestand ich und wurde leicht rot.
„Das ist nicht schwer. Du nimmst ihm einfach die alten Verbände ab, reinigst mit einem feuchten Tuch die Wunden und legst einen neuen an. Es liegt schon alles da, was du brauchst", erklärte er kurz und zwinkerte mir noch zu, ehe er sich wieder abwandte.
Na toll. Wirklich. Wirklich. Großartig. Wieso sollte ich das machen und nicht Oin? Was wenn ich etwas falsch machte und Thorin deswegen starb?! Na gut, das war übertrieben, aber trotzdem!
Unsicher lief ich zu Thorin hinüber, der geschützt an dem Felsberg lag. Eine einzelne Fackel, die neben ihm in der Erde steckte, bot Licht.
Und da lag er. Umgeben von sämtlichen Erste-Hilfe-Utensilien lag Thorin auf seiner Schlafmatte. Am Oberkörper trug er außer dem Verband nichts, was mich noch nervöser machte.
Okay, ich musste ihm einfach nur den Verband wechseln. Das würde ich ja hoffentlich hinkriegen.
Leise ließ ich mich neben ihm sinken und sandte noch ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, dass er um Gottes Willen nicht aufwachen würde.
Vorsichtig löste ich seinen Verband und gab somit den Blick auf mehrere rote Löcher (und seine Muskeln) frei, die sich quer über seinen Bauch zogen. Da hatte der Warg anscheinend zugebissen. Sehr vorsichtig führte ich das Prozedere durch, was Gandalf mir erklärt hatte, ohne dass Thorin sich auch nur rührte. Zum Glück.
Ich machte den frischen Verband noch fest, als mir auffiel wie glühend heiß seine Haut war. Ich runzelte die Stirn und fasste an seine Stirn. Hatte er Fieber?
Schnell griff ich nach einem neuen Tuch und tauchte es in die Wasserschale neben mir, um es dann sanft über seine Stirn zu streichen. Ich zog einen Bogen von seiner Stirn über seine Wangenknochen hinunter zu seinem Kinn. Dies wiederholte ich einige Male, als Thorin plötzlich erschrocken die Augen aufschlug und blitzschnell mein Handgelenk griff. Ich erstarrte in meiner Bewegung und sah ihn ebenso erschrocken an wie er mich. Stunden schienen zu vergehen bis ich schließlich den Mut fasste, etwas zu sagen.
„Ich habe nur deine Verbände gewechselt", murmelte ich nervös. Einen Moment sah er mich noch an, ehe er seufzte und mich losließ. Schnell zog ich meine Hand zurück und legte das Tuch weg. Irgendwann kriegte ich nochmal einen Herzinfarkt.
Thorin brauchte anscheinend ein paar Augenblicke um sich wieder zu sammeln und seinen Atem zu beruhigen.
„Welche Stunde haben wir?", fragte er nach kurzem Schweigen und schloss wieder die Augen.
„Der Mond erreicht bald seinen Höchststand", antwortete ich und blickte nach oben.
„Verdammt", murmelte er und ich blickte ihn verwirrt an, „Ich wollte vor Sonnenuntergang eigentlich diesen Wald verlassen haben", fügte er auf meinen Blick hin hinzu.
„Ich glaube daraus wird nichts mehr", sagte ich lächelnd und er schmunzelte.
„Nein, wohl nicht. Es sei denn du kann die Zeit zurückdrehen."
„Ich kann vielleicht in die Zukunft sehen, aber die Zeit kann ich noch lange nicht beeinflussen."„, sagte ich und lachte leicht.
„Vielleicht hilft ja Magie. Ob Gandalf irgendeinen Zauber kennt?" Fragend sah er mich an, doch ich schmunzelte nur.
„Ich bezweifle, dass es irgendeinen Zauber gibt, der die Zeit zurückdreht", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Es seid denn man hatte Hermines Zeitumkehrer.
Apropos Magie! Isys Zaubereinlage hatte ich ja total vergessen! Darüber musste ich noch dringend mit ihr reden!
„Verdammt", wiederholte Thorin und riss mich somit aus meinen Gedanken.
„Und selbst wenn, würde ich jedes Mal auf's Neue verhindern, dass du dich umbringst, weil du deine Widerstandsfähigkeit überschätzt", sagte ich, ehe ich darüber nachdachte und begegnete seinem erstaunten Blick.
„Wieso?", fragte er und ich spannte mich an. Oh je, oh je. Verplappert!
„Naja.", sagte ich gedehnt, „Was nützt es denn, wenn ich dir das Leben rette und du dich danach doch noch in den Tod stürzt?", versuchte ich mich rauszureden.
„Und warum hast du mich nicht gleich beim ersten Mal sterben lassen? Du schuldest mir nichts", sagte er und ich spürte wie sich mein Herzschlag beschleunigte.
„Wieso sollte ich dich sterben lassen?", murmelte ich leise.
„Wieso nicht?", antwortete er ebenso leise. Ich biss mir schmerzhaft auf die Unterlippe. Er trieb mich absichtlich in die Enge...
„Laura! Hilf mir mal!", ertönte da plötzlich Resis Stimme und ich fuhr herum zu ihr.
Das konnte doch nicht ihr Ernst sein!
„Wobei?", fragte ich ungehalten.
„Ich kriege das Feuerholz allein nicht getragen! Die anderen schlafen schon!", sagte sie und kam zu mir, um mich auf die Füße zu ziehen.
Ich warf ihr den tödlichsten Blick zu, den ich drauf hatte, doch sie wackelte nur provozierend mit den Augenbrauen.
„Du solltest dich ausruhen, Thorin", sagte ich noch und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, ehe Resi mich wegzog.
Kaum waren wir außer Sichtweite ließ sie mich los.
Ich seufzte.
„Es gibt gar kein Feuerholz, stimmt's?", fragte ich und Resi grinste.
„Jap, sieh es als Revanche dafür an, dass ihr mir das mit Kili so lange verschwiegen habt!" Na danke.
„Naja, wenigstens bringt mich deine Revanche nicht um, im Gegensatz zu der von manch anderen Leuten..." Ich warf einen bösen Blick auf die schlafende Silhouette von Erik.
„Ach ja, was war denn da eigentlich los zwischen euch? Erik war ja irgendwie verdammt sauer auf dich."
Daraufhin schilderte ich ihr ausführlich was passiert war und sie sah mich ungläubig an.
„Sag mal, hat der noch alle Nadeln an der Tanne?", fragte sie mit gerunzelter Stirn.
„Das habe ich mich auch schon gefragt. Und mich wundert es auch, dass Lily ihn auch noch verteidigt hat", sagte ich nachdenklich.
„Das ist echt seltsam. Wir sollten das wirklich morgen früh klären", sagte sie und ich nickte.
Natürlich war es klar, dass es nicht so einfach werden würde...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro