Water, Barrels and Fishes
Keinen Moment später tauchte Bilbo Luft schnappend wieder an die Oberfläche und klammerte sich an den Rand des Fasses von Nori, welches ihm am nächsten war.
„Gut gemacht, Meister Beutlin!", sagte Thorin und lächelte kurz, was der Hobbit mit einem leicht desorientierten Nicken abwinkte, „Weiter!"
Zitternd schlang ich die Arme um meinen Brustkorb als Thorin sich neben mir leicht vorbeugte und mit den Händen im Wasser ruderte, damit wir vorwärts kamen.
Es war echt verdammt kalt!
„Es ist so kalt!", sprach Resi meine Gedanken aus, während die Strömung des Wassers nun zunahm und wir auf den Ausgang der Höhle zu trieben.
„Ich glaube das ist wohl gerade unsere geringste Sorge", sagte Isy, den Blick starr auf den Ausgang der Höhle gerichtet. Ich blickte ebenfalls dorthin und riss die Augen auf. Die Höhle endete in einem Wasserfall!
„FESTHALTEN!", schrie Thorin den anderen zu und ich klammerte mich an den Rand des Fasses, als dieses den Wasserfall hinunterglitt und wieder mal kurz Unterwasser tauchte.
Hustend kamen wir wieder an die Oberfläche nur um festzustellen, dass wir uns nun in gefährlichen Stromschnellen befanden, wo das Wasser unheimlich schnell zwischen vielen Felsen hindurchfloss.
„Oh bitte nicht", murmelte ich und umklammerte das Fass fester.
„Wer von uns wollte nochmal immer Wildwasserbahn in Freizeitparks fahren?", fragte Erik und kauerte sich in seinem Fass zusammen.
„Ich, aber da war auch die Wahrscheinlichkeit niedriger, dass wir ertrinken", sagte Resi und schloss die Augen, als sie auch schon mit Kili als erstes in die Fluten trieb.
Ich holte nochmal tief Luft, als auch unser Fass in die Strömung geriet und gegen sämtliche Felsen schlug. Dabei krachte ich mehrmals mit meinem empfindlich gewordenen Rücken gegen die Fasswand und als wäre das nicht schlimm genug schluckte ich auch noch Unmengen Wasser.
Da hörten die Stromschnellen so schnell auf, wie sie gekommen waren und etwas langsamer trieben wir den Fluss weiter hinab, während ich röchelnd versuchte wieder Luft zu bekommen.
„Alles in Ordnung?", fragte Thorin besorgt und strich mein Haar, welches mir im Gesicht klebte, beiseite.
Ich nickte nur schwach und atmete tief ein und aus.
Da ertönte plötzlich das laute Dröhnen eines Horns und erschrocken sah ich auf.
„Die Elben!", fluchte Thorin.
„Sie haben es bemerkt!", sagte auch Lily und ich blickte auf die Steinbrücke vor uns, unter der sich ein noch geöffnetes Gittertor befand, welches sich jedoch schloss als ein Elb auf der Brücke an einem Hebel zog.
„Nein!", rief Thorin aus, als sämtliche Fässer unserer Vorläufer dagegen krachten und wir an diese andockten, so dass wir direkt bei den Elben am Ufer zum Stehen kamen.
„Wir sitzen in der Falle!", rief Fili, als die Elben ihre Waffen zogen.
„Hm, vielleicht können wir uns ganz schnell zu Wasserlebewesen entwickeln", sagte Resi kleinlaut und ich warf ihr einen ungläubigen Blick zu. Selbst in dieser Situation schaffte sie es noch, solche Kommentare zu bringen.
„Super Plan, Resi! Dann setz ihn gleich mal um!", sagte Isy sarkastisch.
„Das Gehirn eines Fischs hat sie ja schon", sagte Erik mit hochgezogenen Augenbrauen, als plötzlich ein Pfeil durch die Luft schnellte und einen der Elben auf der Brücke traf, welcher darauf tot umfiel.
Keine Sekunde später zeigte sich der Schütze, in Form eines monströs schreienden Orks. Und er war nicht allein.
„Oh scheiße!", murmelte ich, als mehrere dieser Biester auf der Brücke erschienen und die Elben niederstachen.
„Passt auf!"
„Vorsicht!"
„Das sind Orks!", riefen die Zwerge durcheinander, als Gerangel auf der Brücke entstand und immer wieder Orks und Elben zwischen den Fässern ins Wasser fielen.
„Gorid! Zib! Goridug! (Tötet sie! Bis auf den letzten Mann!)", vernahm ich da einen orkischen Schrei und mein Blick schnellte zu einem weißen vernarbten Ork, der auf einem Hügel stand begleitet von zahlreichen anderen Artgenossen.
Bei dem Anblick gefror mir das Blut in den Adern.
Das war Bolg... Der Ork der Thorin- Nein! Bloß nicht daran denken!
„Unter die Brücke!", riss mich Thorin aus meiner Starre und ich sah, wie er versuchte die Fässer vor sich irgendwie nach vorne zu schieben, damit wir unter den schützenden Stein gelangen konnten. Erfolglos.
Da begannen die Orks absichtlich auf unsere Fässer zu springen und so gut wie es ohne Waffen ging, wehrten wir uns gegen die Biester.
Ich hatte gerade einem Ork meinen Ellbogen ins Gesicht gerammt als ein heller Ruf mich aufblicken ließ.
„Nein! Kili! Tu das nicht! Nein!", rief Resi angsterfüllt und ich sah wie der Braunhaarige aus dem Fass stieg und ans Ufer sprang."KILI!" Resi machte Anstalten ebenfalls aus dem Fass zu steigen, doch Lily, die im Benachbarten saß, hinderte sie daran.
Ich wusste genau, warum Resi so aufgebracht war. Kili würde versuchen den Hebel zu betätigen und dabei gefährlich verwundet werden.
Kaum hatte Kili festen Boden betreten, wurde er auch schon von Orks attackiert, gegen die er sich jedoch gekonnt verteidigen konnte. Dwalin warf ihm noch ein Schwert zu, welches er gerade einem Ork abgenommen hatte und somit sah es noch ganz gut für den Braunhaarigen aus.
Da sah ich wie Erik ebenfalls aus seinem Fass an Land stieg und dem Zwerg den Rücken freihielt, welcher nun die Treppen zum Hebel erklomm. Besorgt sah ich zu, wie die beiden weitere Orks ausschalteten.
„KILI! NEIN! PASS AUF! ER WIR DICH ERSCHIESSEN!", schrie sich Resi da die Seele aus dem Leib und mein Blick schnellte zu Bolg, der auf der anderen Seite des Ufers stand und mit einem Bogen auf Kili zielte. Ich holte entsetzt Luft als er den Pfeil losließ und schloss kurz die Augen. Ich konnte förmlich hören wie der Pfeil durch die Luft surrte und auf Fleisch traf. Bolg hatte getroffen.
Ich merkte wie Thorin neben mir scharf Luft einsog und angsterfüllt schlug ich die Augen wieder auf.
Doch auf das, was ich sah war ich keinesfalls gefasst gewesen.
Kili stand noch genau da, wo ich ihn eben noch gesehen hatte. An der Treppe. Und er war unverletzt. Jedoch starrte er genauso entsetzt wie alle anderen auf Erik, welcher vor ihm auf die Knie gesunken war, mit einer Hand den Pfeil umgriffen, der sich in sein linkes Schultergelenk gebohrt hatte. Er hatte sich offenbar dazwischen geworfen.
„ERIK!", rief ich geschockt als Gerufener schmerzerfüllt das Gesicht verzog und den Pfeil mit einem Ruck wieder herauszog. Dabei merkte er nicht, dass wieder Orks auf ihn und Kili zukamen, und zwar so viele, dass sie sich unmöglich dagegen verteidigen konnten.
Doch kurz bevor diese die beiden erreichten schossen erneut Pfeile durch die Luft und töteten mehrere Orks. Ich blickte zu dem Schützen und atmete erleichtert auf, als ich Tauriel erkannte, die schnellen Schrittes und mit gezücktem Boden auf die Orks zu kam und einen nach dem anderen tötete.
Da löste sich auch Kili aus seiner Starre und fuhr zum Hebel herum um ihn endlich zu betätigen.
Knarrend ging da das Eisentor im Wasser auf und die Fässer trieben langsam weiter.
„Erik!", rief Lily besorgt, als Kili direkt von der Brücke wieder in sein Fass sprang, wo Resi ihm aufgelöst um den Hals fiel.
Ich sah wie Erik sich mühsam aufrichtete und es ebenfalls schaffte, in sein Fass zurückzuspringen, als dieses auch schon den nächsten Wasserfall, welcher sich hinter dem Tor befand, hinunterfiel.
Da verloren auch die restlichen Fässer den Halt und ich klammerte mich instinktiv an Thorin fest, als wir zum dritten Mal Unterwasser tauchten.
Inzwischen war mir so kalt, dass ich noch nicht mal mehr meinen Rücken spürte, was der einzige Vorteil an der Sache war.
Nun befanden wir uns inmitten von Stromschnellen, Orks und Elben und ich verlor jegliche Orientierung, während ich mich fester an Thorin klammerte, welcher stetig in Bewegung war und sämtliche Orks aufschlitzte, die uns zu nah kamen.
Bestimmt fünf Minuten verbrachten wir in dieser Situation bis Thorin seine Waffe schließlich Dwalin zu schmiss, der hinter uns trieb, ehe er einem aggressiven Ork wieder ein Schwert abluchste und das Vieh anschließend ins Wasser schmiss.
Wär ich alleine im Fass, wäre ich schon genau dreimal ertrunken, zehn Mal von Orks getötet worden und hätte 4 Mal wegen einer anscheinend ausweglosen Situation Selbstmord begangen., schoss es mir durch den Kopf.
„Schlagt den Baumstamm durch!", rief Thorin aus und ich blickte auf. Ich sah einen großen Stamm vor uns, auf dem zahlreiche Orks standen.
Thorin holten mit dem Schwert aus und schlug beim Vorbeitreiben dagegen und die Zwerge hinter ihm taten es ihm nach, so dass das Ding schließlich durchbrach und die Orks in der reißenden Strömung verschwanden.
Ich blickte wieder nach vorne und konnte noch geradeso sehen, wie ein Pfeil, der in dem Fass von Bombur, welcher fast neben uns war, steckte, an einem Felsen hängen blieb und den dicken Zwerg somit in die Luft katapultierte.
Da versteh mal einer die Physik dahinter.
Das Fass flog kurz durch die Luft, ehe es wie ein Flummi am Ufer aufprallte und sich wieder in die Lüfte erhob, so dass es parallel mit uns am Ufer entlang hüpfte.
Doch das seltsamste daran war, dass das Holzstück mit dem Zwerg, sämtliche Orks die im Weg standen, wie eine Bowlingkugel, platt walzte.
Das ging mehrere zehn Meter so bis das Fass schließlich zum Liegen kam.
„Strike!", hörte ich Isy, passend zu meinen Gedanken mit der Bowlingkugel, belustigt rufen, ehe ich Bombur aus den Augen verlor als unser Fass weitertrieb.
Da erblickte ich Legolas, welcher mit einem beherzten Sprung direkt Richtung Fluss sprang und mit je einem Fuß auf den Köpfen von Dwalin und Dori landete, um von dort aus auf die Orks zu schießen.
Wie war das nochmal mit der Physik? Oder hatte ich vergessen, dass es sowas banales in Mittelerde nicht gab?
Leichtfüßig machte der Elb eine 180°-Drehung in der Luft und landete wieder auf den Köpfen der Zwerge, die sehr wenig davon begeistert waren.
Da kam plötzlich ein großer Fels, der den Fluss in zwei teilte und Legolas stellte sich prompt (immer noch auf Dwalins Kopf) auf ein Bein, um munter weiter zu schießen.
Also sowas wollte ich auch können.
Schließlich sprang der Elb von Dwalin ab und balancierte über mehrere Fässer zurück ans Ufer. Auch bei unserem kam er kurz vorbei, allerdings trat er auf den Fassrand und nicht auf unsere Köpfe, worüber ich ihm sehr dankbar war.
Er tötete an Land noch einige Orks bis schließlich keine mehr in Reichweite waren und er auf einem erhöhten Felsen stehen blieb, während er uns nachsah.
Da erblickte ich einen noch übrig gebliebenen Ork, der plötzlich hinter ihm auftauchte, bevor ich jedoch schreien konnte, sah ich wie Lily mit ihrem Schwert was sie ergattert hatte, ausholte und auf das Vieh warf. Ihrer elbischen Motorik sei Dank, traf sie auch und der Ork sackte leblos in sich zusammen, was Legolas mit einem überraschten Blick quittierte.
Erleichtert atmetet ich aus, während die Orks, die uns noch verfolgten hinter uns immer kleiner wurden, da wir durch die Strömung zu schnell für sie waren.
Langsam löste ich meine Umklammerung um Thorin und merkte wie er hörbar Luft schnappte, jedoch sagte er nichts. Anscheinend war mein Griff so fest gewesen, dass ich ihm leicht die Luft abgedrückt hatte.
Warum hatte er denn nichts gesagt?! Kopfschüttelnd griff ich wieder an den Fassrand, als die Strömung allmählich nachließ und das Wasser sich beruhigte.
„Ist irgendetwas hinter uns?", fragte Thorin und blickte in die besagte Richtung.
„So weit ich sehe nicht", antwortete Balin und ich schaute ebenfalls prüfend nach hinten. Kein Lebewesen in Sicht.
„Ich glaube wir haben die Orks abgehängt!", sagte Bofur erleichtert und ich nickte.
Gott sei Dank.
„Nicht für Lange ohne Strömung", erwiderte Thorin nur und sah nochmals misstrauisch über die Wälder hinter uns.
„Bombur ist halb ertrunken", rief Dwalin besorgt.
„Und Resi fast erfroren!", sagte auch Kili. Da war sie nicht die Einzige.
„Und Erik verletzt!", fügte Lily hinzu und erschrocken blickte ich zu dem Blonden. Das hatte ich ja total verdrängt.
Erik saß zusammen gesunken in seinem Fass und sein Gesicht war gefährlich blass, jedoch schien er noch bei Bewusstsein zu sein.
„Alle zum Ufer!", befahl Thorin und ich machte mich daran mit den Händen Richtung Land zu rudern.
Vor Kälte war schon fast alles in mir taub, doch das kleine Stück würde ich jetzt auch noch schaffen.
Da spürte ich wie der Boden des Fasses endlich den flachen Grund streifte und unbeholfen kroch ich aus dem Fass ins vielleicht 50 cm tiefe Wasser.
Ich wollte mich gerade daran machen, weiter zu kriechen, als ein Paar Hände unter meine Arme griff und mich ins Trockene und auf die Beine zog.
Ich schwankte leicht als ich wieder auf eigenen Füßen stand, doch fand ich mein Gleichgewicht schnell wieder.
Ich erkannte Thorin vor mir, der mich prüfend von Kopf bis Fuß musterte.
„Mir gehts gut.2, sagte ich, bevor er fragen konnte, „Hilf den anderen." Kurz sah er mich noch an, ehe er nickte und dem Rest zusammen mit Dwalin aus den Fässern half.
Suchend blickte ich mich nun nach Erik um, der sich etwas abseits auf einen Stein niedergelassen hatte.
Schnell lief ich zu ihm und ging vor ihm in die Knie.
„Bist du denn nur bescheuert?", fing ich an und warf ihm einen bösen Blick, ehe den zerrissenen Stoff auf seiner Wunde etwas beiseite zog, um sie zu untersuchen.
„Nein, Erik", grummelte er zur Antwort und verzog das Gesicht als ich die Wunde vorsichtig berührte.
Ich verdrehte nur die Augen.
„Was hast du dir dabei gedacht! Das hätte ins Auge gehen können!", meckerte ich und zog aus meiner Hosentasche eine durchnässte Packung Taschentücher.
„Oder ins Knie", erwiderte Erik und ich musste trotz der Situation kurz grinsen.
„Du wolltest also nur verhindern, dass Kili einen Pfeil ins Knie bekommt?", fragte ich belustigt, als ich ein Taschentuch nahm und damit einen Großteil des Blutes weg wischte, welches die Verletzung größer erscheinen ließ, als sie eigentlich war.
„Jap", sagte Erik und ich seufzte.
„Wenn du an diesem scheiß Pfeil stirbst bring ich dich um", sagte da Isy und trat neben uns.
„Ich auch", sagte ich nickend und begann die restlichen Taschentücher aneinander zu knoten, damit ein provisorischer Verband entstand.
„Stellt euch hinten an", kam es von Resi und auch sie trat gefolgt von Kili zu uns.
„Also von dir hätte ich ja etwas mehr Dankbarkeit erwartet", sagte Erik und hob eine Augenbraue, den Blick auf Resi gerichtet.
„Ich bin dankbar, aber das hält sich in Grenzen. Es wäre besser gewesen, keiner von euch beiden, wäre getroffen wurden", murmelte Angesprochene und Kili legte ihr einen Arm um die Schulter.
„Das Leben ist kein Wunschkonzert", sagte Erik und wollte mit den Schultern zucken, was sich als nicht so schlau erwies, da er kurz darauf schmerzvoll aufstöhnte.
„Halt still. Ich versuch dich jetzt zu verbinden", sagte ich und legte vorsichtig den Anfang der Taschentücher-Kette auf die Wunde.
„Steht auf! Wir müssen weiter", kam es da plötzlich sehr ungehalten von Thorin und ich sah kurz zu ihm. Er stand etwas abseits und musterte uns verärgert. Was war denn ihm über die Leber gelaufen.
„Erik ist verwundet. Er muss versorgt werden", sagte Kili verwirrt und sah ebenfalls zu seinem Onkel.
„Eine Orkmeute folgt uns! Wir haben für sowas keine Zeit!", knurrte Thorin zur Antwort und ich seufzte. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er eifersüchtig war, aber das war Wunschdenken.
„Thorin, bitte! Er könnte verbluten, wenn wir die Wunde nicht verbinden", sagte ich und sah ihn bittend an.
Der Schwarzhaarige schnaubte kurz und verschränkte die Arme.
„Ihr habt zwei Minuten", sagte er schließlich und drehte uns den Rücken zu.
Ich runzelte verwirrt die Stirn, ehe ich mich daran machte Eriks Schulter fertig zu verbinden.
„Ta da", sagte ich triumphierend und stand auf, dabei fiel mein nasses Haar von meinem Rücken über meine Schultern.
„Oh mein Gott!", rief da Lily entsetzt hinter mir und ich drehte mich fragend zu ihr.
„Was?", fragte ich und begegnete ihrem geschockten Blick.
„Laura! Bist du des Wahnsinns? Ich dachte, dir wäre nichts passiert!", hörte ich es da genauso entsetzt von Isy, der ich gerade den Rücken zu gedreht hatte.
Da wurde es mir klar. Durch das Wasser war meine Bluse, die hinten sowieso etwas dünner war, leicht durchsichtig geworden und man konnte nun die Peitschenhiebe wieder erkennen.
Schnell drehte ich mich so, dass keiner meinen Rücken sehen konnte.
„Mir gehts auch gut!", sagte ich schnell, als sich alle Blicke auf mich richteten, „Das sind nur ein paar Kratzer von den Fässern."
„Hör auf zu lügen, Laura! Das waren Peitschenhiebe! Thranduil hat dich gefoltert!", sagte Lily aufgebracht und kam langsam auf mich zu.
„Nein!", rief ich aus und verdrängte die schaurige Erinnerung, die durch ihre Worte wieder hochkam.
„Zeig es uns!", forderte Isy und ich fühlte mich von meinen eigenen Freunden in die Enge getrieben.
„Ihr könnt euch später immer noch unterhalten!", ging Thorin plötzlich dazwischen und stellte sich neben mich, „Jetzt müssen wir erstmal hier weg." Ich spürte, wie er mir etwas schweres über die Schultern legte und blickte an mir hinunter. Sein Mantel.
So verhinderte er, dass die anderen meinen Rücken sehen konnten. Dankbar sah ich den Schwarzhaarigen an, welcher mir zunickte.
Die anderen warfen mir noch teils besorgte teils skeptische Blicke zu, ehe sie sich schließlich abwandten.
Da fiel mein Blick plötzlich auf eine dunkle Gestalt, die auf einem erhöhten Felsen stand und mit Pfeil und Bogen auf Ori zielte, der gerade am Fluss seinen Stiefel ausschüttete.
„Thorin!", sagte ich warnend und Angesprochener folgte meinem Blick.
„Dwalin!", rief er dem Zwerg zu, der Ori am nächsten stand. Dwalin begriff schnell und hob einen großen Ast vom Boden auf um damit bedrohlich auf den Schützen zu zu kommen.
Dieser bemerkte das jedoch sofort und schoss einen Pfeil direkt in den Ast hinein. Kili sprang im selben Moment auf und holte mit einem Stein in der Hand aus, welcher ihm jedoch ebenfalls mit einem Pfeil aus der Hand gerissen wurde.
„Macht das nochmal und ihr seid tot!", sagte der Mann, dessen Gesicht ich durch die Sonne hinter ihm immer noch nicht erkennen konnte.
Kurz herrschte angespannte Stille.
„Verzeihung, aber", fing da Balin zögerlich an und der Mann richtete den Bogen auf ihn, „Ihr seid wohl aus der Seestadt, wenn ich nicht irre. Dieser Kahn den ihr da habt, der wäre nicht zufälligerweise... zu mieten?"
Langsam ließ der Mann den Bogen sinken und blickte kurz auf sein genanntes Boot, dann wieder zu uns. Dabei drehte er sich leicht zur Seite, so dass ich sein Gesicht erkennen konnte.
Das war Bard! Aber... irgendwie sah er... jünger aus als im Film. Viel jünger.
Seltsam.
Bard wandte sich von uns ab und machte sich daran die Fässer auf seinen Kahn zu heben. Wir liefen ihm zögerlich hinterher und sahen dabei zu.
„Sah der schon immer so gut aus?", hörte ich Isy leise flüstern und ich sah sie erschrocken an. Normalerweise schwärmte sie nur von irgendwelchen Asiaten und jetzt plötzlich von diesem Bogenschützen, den sie fünf Minuten kannte?
„Wie kommt ihr darauf, dass ich euch helfen würde?", fragte er schließlich als auch die letzten Fässer an Bord waren.
„Eure Stiefel haben schon bessere Tage gesehen. Wie auch euer Mantel. Und zweifellos müsst ihr hungrige Mäuler stopfen", sagte Balin und schmunzelte, „Wie viele Bälger?" Ich dachte kurz nach.
Waren das nicht... ein Junge und zwei Mädchen? Ja, genau.
Bard hielt kurz inne, ehe er zu uns aufsah.
„Ich habe keine Kinder, nur einen kleinen Bruder, den ich versorgen muss", antwortete er schließlich und ich konnte geradeso noch ein perplexes Hä? zurückhalten. Was zum Geier war denn jetzt kaputt?
Erst sah der Kerl viel jünger aus als im Film und jetzt hatte er noch nicht mal keine Kinder? Was zum Teufel?
„Und eure Frau denk ich mir ist eine Schönheit", sprach Balin weiter und gespannt horchte ich auf.
„Ja.", murmelte Bard, „Das war sie." Okay, das stimmte wieder.
„Uh, er ist noch zu haben, Isy", hauchte Resi neben mir und ich stieß ihr meinen Ellbogen in die Rippen.
„Sei nicht so taktlos", zischte ich und sie zog einen Schmollmund als sie sich mit einer Hand die getroffene Stelle rieb.
„T-Tut mir leid, es war nicht meine Absicht-", fing Balin an, der nun gemerkt hatte, dass er ins Fettnäpfchen getreten war.
„Oh komm hör auf!", unterbrach ihn da Dwalin, „Schluss mit den Höflichkeiten!"
„Warum so eilig?", fragte Bard interessiert und stützte sich auf eines der Fässer.
„Was geht euch das an?", fragte Dwalin ungehalten.
Ich seufzte. Es konnte sich ja nur noch um Stunden handeln.
„Ich wüsste gern, wer Ihr seid und was euch in diese Gegend verschlägt", sagte Bard misstrauisch.
„Wir sind einfache Kaufleute aus den Blauen Bergen, begleitet von drei Waldläufern, unterwegs zu unseren Verwandten in den Eisenbergen", erklärte Balin frei heraus und ich war beeindruckt wie schnell er an Lily, Isy und Erik gedacht hatte.
„Einfache Kaufleute sagt ihr?", fragte Bard nach und drehte uns den Rücken zu.
„Wir brauchen Essen, Wasser, Vorräte, Waffen.", sagte da Thorin und trat vor, „Trockene Kleidung", fügte er mit einem Blick auf mich hinzu, „Könnt Ihr uns helfen?"
Bard sagte nichts, sondern nahm nun die Fässer näher in Augenschein, welche durch den Orkangriff ziemlich malträtiert waren.
„Ich weiß, woher diese Fässer stammen", murmelte er und strich mit einem Finger über ein Einschussloch.
„Und wenn schon", erwiderte Thorin nur.
„Ich weiß nicht, was Ihr mit den Elben zu schaffen hattet. Gut ausgegangen ist es nicht..." Ich biss mir angespannt auf die Lippe. Er war verdammt schlau.
„Ihr braucht die Erlaubnis des Bürgermeisters um in die Seestadt zu kommen. Sein ganzer Reichtum stammt aus dem Handel mit dem Waldlandreich. Er legt euch eher in Ketten als dass er den Zorn Thranduils weckt", sagte Bard und band das Seil was das Boot am Steg hielt los.
„Biete ihm mehr!", zischte Thorin Balin zu, welcher aber nur mit einem Du-hast-leicht-reden-Blick antwortete. Kurz dachte der alte Zwerg nach.
„Man kommt doch auch bestimmt unbemerkt in die Stadt", sagte da Isy und Bard drehte sich überrascht zu ihr.
„Ja", sagte er und lächelte ihr kurz zu, „Aber dafür bräuchtet Ihr einen Schmuggler."
„Und dem bezahlen wir das Doppelte!", sagte Balin schnell und sah Bard eindringlich an.
„Na schön", sagte der Bogenschütze schließlich, „40 Münzen und ihr könnt mitkommen."
„Einverstanden", sagte Thorin nickend und endlich konnten wir das Boot betreten.
Erschöpft ließ ich mich in einer Ecke fallen und die anderen taten es mir nach, als sich der Kahn in Bewegung setzte.
„Weißt du, „, begann da Lily und setzte sich neben mich, „Du hättest uns das da nicht verschweigen müssen." Sie deutete auf meinen Rücken, der immer noch von Thorins Mantel verdeckt wurde.
„Sie hat recht, Laura", sagte auch Isy und setzte sich auf meine andere Seite.
Ich nickte leicht.
„Ich weiß. Ich wollte nur nicht, dass ihr euch unnötig Sorgen macht", murmelte ich.
Lily schmunzelte.
„Unsere Sorge wäre vieles gewesen, aber bestimmt nicht unnötig", sagte sie und ich lachte leise.
„Vielleicht", erwiderte ich nur, als sich auch Erik neben uns fallen ließ und erschöpft die Augen schloss.
„Was ein scheiß Tag", murmelte er und ich gab ein zustimmenden Laut von mir.
„Blutet es schlimm?", fragte Resi, die in Kilis Armen vor sich hin zitterte.
„Es geht", antwortete Erik ohne die Augen zu öffnen.
„Erik, ich schwöre dir, wenn du an diesem Mist stirbst-", fing Lily an.
„Dann bringst du mich um?", unterbrach er sie amüsiert, „Die Schlange wird immer länger."
Ich schüttelte nur den Kopf, als sich plötzlich dichter Nebel um den Kahn bildete und es so kalt wurde, dass im Wasser sogar kleine Eisbrocken schwammen.
Ich schlang Thorins nun halbwegs trockenen Mantel enger um mich und kam nicht umhin den Geruch in mir aufzunehmen, den ich auch immer bei Thorin wahrnahm, wenn ich nah bei ihm war. Eine Mischung aus Wald, Leder, Pfeifenkraut und Lagerfeuerrauch.
„VORSICHT!", schrie Bofur plötzlich und erschrocken sah ich auf, als ein rieisger Fels vor uns auftauchte. Gerade noch so lenkte Bard das Schiff daran vorbei.
Genervt stieß ich Atem aus. So langsam war ich es Leid mich ständig zu erschrecken.
„Was habt ihr vor? Wollt Ihr uns ertränken?", fragte Thorin ungehalten.
„Ich bin in diesen Gewässern geboren und aufgewachsen, Meister Zwerg", erwiderte Bard, „Wollt ich euch ertränken, würde ich es nicht hier tun."
„Sehr beruhigend", murmelte Lily, während Isy den Bogenschützen einfach nur verträumt musterte, was mich leicht lächeln ließ. Jetzt waren wir ja bestens versorgt, was Männer anging.
„Ha, dieser vorlaute Seemensch", grummelte Dwalin, „Ich sage, wir werfen ihn über Bord dann ist Ruhe!"
Bilbo seufzte genervt.
„Bard! Der Mann heißt Bard", sagte der Hobbit kopfschüttelnd.
„Woher weißt du das?", fragte Bofur interessiert.
„Ähm, ich hab ihn gefragt", antwortete Bilbo schlicht.
„Ist mir egal, wie er heißt. Ich kann ihn nicht leiden!", sagte Dwalin missmutig.
„Wir müssen ihn nicht leiden können", sagte Balin, der bereits dabei war, das Geld zusammen zu suchen, „Wir müssen ihn nur bezahlen. Na los, Jungs und Mädels. Krempelt eure Taschen um." Daraufhin griff jeder nochmal in seine Taschen. Ich konnte leider nichts geben, da ich erstens mein Portmonee in meiner Tasche gehabt hatte, die jetzt noch bei den Elben lag und zweitens immer noch alles in Euro hatte. Echt blöd, dass es hier keine Money Changer gab, oder?
„Es gibt da eine kleine Schwierigkeit", murmelte Balin, „Uns fehlen zehn Münzen." Oh je.
„Hier. Hab ich vor einer Ewigkeit in Bruchtal mitgehen lassen", sagte da Resi und legte einen Haufen silberner Münzen auf den Tisch, wo Balin sortierte.
Da blickten plötzlich alle Zwerge auf und starrten gebannt auf etwas hinter mir. Ich kämpfte mich auf die Füße und folgte ihren Blick.
Als ich es sah musste ich lächeln. Erebor.
Zum ersten Mal sah ich den Berg aus dieser Nähe mit eigenen Augen.
„Das Geld!", sagte da Bard plötzlich und trat zu uns, „Schnell! Her damit!"
„Wir werden euch erst bezahlen, wenn wir unsere Vorräte haben", antwortete Thorin kühl.
„Wenn euch die Freiheit lieb ist, tut ihr was ich sage", sagte Bard angespannt, „Dort vorne stehen Wachen." Daraufhin liefen wir alle eilig zum Buck, um eine bessere Sicht zu haben und tatsächlich standen an dem noch etwas entfernten Steg bewaffnete Männer.
„Nehmt es!", sagte Thorin darauf ungehalten und deutete auf den Münzenhaufen vor Balin.
Bard holte hastig einen Beutel hervor und ließ das Geld darin verschwinden.
„Und jetzt versteckt euch in den Fässern, während ich Den Rest regle", sagte er knapp zu uns und ging wieder ans Steuer.
„Na super", seufzte ich. Jetzt durfte ich mich schon wieder in ein Fass zwängen.
Schneller als ich gucken konnte, waren die anderen in den Fässern verschwunden, nur Thorin sah mich abwartend an. Ich atmete tief durch und kletterte mit seiner Hilfe ebenfalls in das Fass, wo wir uns zusammen kauerten, was deutlich enger war, als vorhin, da wir ja nun sitzen und nicht stehen mussten.
Was im Klartext bedeutet, dass ich schon fast auf Thorins Schoß saß, was mein Körper natürlich mal wieder mit Schmetterlingen kommentierte.
Ich gab mir alle Mühe den Schwarzhaarigen möglichst nicht direkt anzusehen.
„Seid gegrüßt, Bard", ertönte, da plötzlich eine tiefe Stimme und ich merkte, wie das Boot zum Stillstand kam.
„Guten Morgen", sagte Bard freundlich und ich hörte wie er das Boot verließ.
„Ich kann ihn sehen", ertönte da Bilbos gedämpfte Stimme, „Da ist ein Loch im Fass."
„Was tut er?", fragte Dwalin leise.
„Er spricht mit jemandem", antwortete Bilbo, „Jetzt zeigt er direkt auf uns! Jetzt geben sie sich die Hand!"
„Was?", fragte Thorin verärgert.
„Verräter. Er will uns ausliefern!", zischte Dwalin, doch ich schüttelte nur den Kopf.
„Er hat doch gar keinen Grund dazu. Ich bin mir sicher, er hat einen Plan wie er uns sicher in die Stadt bringt", sagte ich beruhigend, als plötzlich ein Eimer über uns erschien und ein Wasserfall an Fischen auf uns niederregnete. Erschrocken zuckte ich zusammen als die klitschigen Viecher die Tonne nach und nach füllten, bis sie ganz voll war.
Ich verzog angeekelt das Gesicht und versuchte irgendwie zu atmen. Gut, dass ich keine Platzangst hatte, aber das war gerade das weniger Schlimme.
Ich versuchte nicht zu würgen, aber ein angewiderter Laut entkam meinen Lippen.
„Alles in Ordnung?", hörte ich Thorin leise fragen.
„Ich hasse Fisch", murmelte ich und schluckte hart, „Das halte ich nicht aus. Dieser Geruch..." Ich hustete leicht.
Kurz war es still, bis ich plötzlich Thorins Hand an meiner Hüfte spürte.
„Komm her", flüsterte er und zog mich an sich heran. Ich ertastete zwischen dem schleimigen Fisch seine Schulter und vergrub hilfesuchend mein Gesicht darin.
Ich versuchte mich einzig und allein auf seinen Geruch zu konzentrieren und den des Fisches auszublenden.
Ich hörte gedämpfte Stimmen um mich herum, doch konnte ich nicht hören, was sie sagten.
Eine gefühlte Ewigkeit verging, während ich nur versuchte tief ein- und auszuatmen.
„Wir können raus", sagte da Thorin endlich und stand vorsichtig mit mir im Arm auf.
Hektisch schnappte ich nach Luft, als wir aus dem Fischberg tauchten. Thorin half mir noch aus dem Fass als die Übelkeit auch schon in mir hochstieg.
Schnell stürzte ich zum Rand des Bootes und übergab mich. Gott sei Dank hatte ich ohnehin nicht viel im Magen. Ich spürte wie jemand mein Haar zurückhielt, als sich mein Magen wieder beruhigte und ich mich langsam aufrichtete.
Da fiel mein Blick auf Resi, die sich ebenfalls über den Rand gebeugt hatte und leichenblass war.
„Verdammter Fisch", murmelte sie und ich nickte schwach. Ich blickte zu Thorin, der mein Haar nun losließ und für den Bruchteil einer Sekunde über meinen Hinterkopf strich, ehe er seine Hand ganz sinken ließ.
„Kommt, wir müssen weiter", sagte da Bard, der anscheinend gerade den Hafenmeister bestochen hatte und lief davon. Wir folgten ihm zögerlich.
Erik hatte recht gehabt. Das hier war ein verdammter scheiß Tag.
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